Nach über vier Jahren Abstinenz, kommen wir in den Vormittags- und Mittagsstunden des 20. März 2015 wieder in den Genuss einer Sonnenfinsternis. Diese totale Sonnenfinsternis ist von Mitteleuropa und vom deutschen Sprachraum aus gesehen partiell und geht mit einem hohen Bedeckungsgrad sowie mit einem spürbaren Helligkeitsabfall mitten am Tage einher. Die Zone der totalen Verfinsterung zieht sich in einem Bogen zwischen Grönland und Island im Nordatlantik entlang und trifft leider nicht das europäische Festland. In Hamburg werden 79% und in Berlin immerhin noch 74% der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt. In Zürich sind es 69% und in Wien noch 63%. Es handelt sich um die letzte vom deutschsprachigen Raum aus beobachtbare Sonnenfinsternis bis zum 10. Juni 2021! Erst im August 2026 wird der Kernschatten des Mondes abermals Europa treffen und es wieder eine totale Sonnenfinsternis geben.
Die Finsternis beginnt von meinem Heimatstandort Lübben aus gesehen mit dem 1. Kontakt um 9:38 Uhr MEZ und endet mit dem 4. Kontakt um 11:58 Uhr. Die Sonnenhöhe wird zwischen 30 und 40 Grad betragen, so dass die Sonne in guter Beobachtungsposition stehen wird.
Verlauf
Die partielle Phase der Finsternis ist von Neufundland über Grönland, Island, den Norden Afrikas, ganz Europa, Nordwestasien und bis in die Arktis hinein sichtbar. Sie ist die 61. Finsternis des 120. Saros-Zyklus, der insgesamt 71 Sonnenfinsternisse umfasst. Dieser Zyklus begann am 27. Mai 933 und wird am 7. Juli 2197 enden. Die Größe der Finsternis beträgt das 1,045 fache des scheinbaren Sonnendurchmessers.
Die Sonnenfinsternis beginnt global gesehen am 20. März mit dem 1. Kontakt um 8:41 Uhr am Ort 23°13′ westlicher Länge und 20°14′ nördlicher Breite und endet mit dem 4. Kontakt um 12:50 Uhr am Ort 94°04′ östlicher Länge und 56°06′ nördlicher Breite. Die Kernschattenzone des Mondes berührt erstmals im Nordatlantik die Erdoberfläche und wandert dann zwischen Island und den Britischen Inseln hindurch über die Färöer Inseln hinweg zum norwegischen Svalbard-Archipel auf Spitzbergen und berührt zum letzten Mal die Erdoberfläche im nördlichen Eismeer. Dabei erreicht der Kernschatten eine maximale Breite von 463 Kilometer. Das Maximum der totalen Verfinsterung, mit 2 Minuten und 47 Sekunden Länge, wird um 10:46 Uhr am Ort 5°39′ westlicher Länge und 64°26′ nördlicher Breite erreicht. Dieser Ort liegt mitten im Nordatlantik zwischen Island und Skandinavien. Spitzbergens Hauptstadt Longyearbyen liegt fast genau auf der Zentrallinie. Dort wird die 11 Grad hoch stehende Sonne 2 Minuten und 31 Sekunden vollständig vom Mond bedeckt.
Leider sind die Wetterumstände für diese Finsternis denkbar ungünstig, da es zu dieser Jahreszeit, vor allem im Nordatlantik, zu starker Wolkenbildung kommt. Auf Spitzbergen wird ein Wolkenbedeckungsgrad von 70 bis 80% vorausgesagt. Auch Mitteleuropa kommt nicht besonders gut weg, da hier ebenfalls ein durchschnittlicher Bedeckungsgrad zwischen 60 und 70% erwartet wird. Deutlich bessere Wetterbedingungen gibt es in fast ganz Spanien und Portugal sowie im nördlichen Afrika.
Die Finsternis beobachten
Die Sonne sollte man nie ungeschützt beobachten, da sonst schwere Augenschäden die Folge sein können! Nur in den wenigen Minuten der vollständigen Totalität, wenn der Mond die gleißende Sonnenscheibe komplett abdeckt, ist eine gefahrlose Beobachtung mit dem ungeschütztem Auge möglich. Im astronomischen Fachhandel gibt es aber geeignete Filter (z.B. Sonnenfilterfolie oder Glasfilter), die man vor der Öffnung eines Teleskops, Teleobjektivs oder Fernglases befestigt kann. Diese Filter blocken über 99,5% des sichtbaren Lichts und die nicht minder gefährliche unsichtbare Infrarotstrahlung ab. Bauanleitungen für einen Objektivsonnenfilter aus Baader-Solarfolie gibt es zum Beispiel auf dieser Seite. Beobachtet man ohne optische Hilfsmittel, sollte man die Augen mit einer geeigneten Sonnenfinsternisbrille schützen, die ebenfalls für wenig Geld im Optik- bzw. Astronomiefachhandel erhältlich ist. Völlig ungefährlich ist hingegen die Projektionsmethode mit Hilfe eines Fernglases oder Fernrohres, wobei die Sonne auf ein weißen Karton bzw. ein weißes Blatt Papier im entsprechenden Abstand hinter dem Okular projiziert wird. Das hat auch den Vorteil, dass mehrere Beobachter gleichzeitig das Ereignis verfolgen können. Am besten beobachtet man aber mit erfahrenden Sternfreunden, die die passende Ausrüstung zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung ohnehin schon besitzen. Auch viele Astronomievereine, wissenschaftliche Organisationen und Volkssternwarten werden an diesem Tag öffentliche Beobachtungen und Führungen anbieten, so dass das Ereignis für Jedermann zum Erlebnis wird.
Auch für uns, die HTT-Südkurve, steht das astronomische Ereignis ganz oben auf unserer Agenda. Wir werden und zu einem gemeinsamen Treffen in Finsterwalde (Elbe-Elster) verabreden und die Finsternis im Weiß- und H‑Alpha-Licht beobachten. Natürlich werden wir wieder – ähnlich wie beim Venusdurchgang 2012, wo wir unheimliches Glück mit dem Wetter hatten – das Ereignis fotografisch dokumentieren. Ein entscheidender Punkt zum Gelingen dieses Unternehmens ist natürlich wieder einmal das deutsche Wetter. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir bei schlechtem Wetter wenigstens ab und zu die vom Mond verfinsterte Sonne durch eine Wolkenlücke erhaschen können.
Der deutschlandweite Astronomietag am 21. März
In diesem Jahr lautet das überaus passende Motto des Astronomietages „Schattenspiele im All“. Am Freitag, zur Sonnenfinsternis, werden viele Volkssternwarten und Planetarien zum gemeinsamen Beobachten aufrufen, so dass dieses Ereignis in der Öffentlichkeit ein breites Interesse findet. Gleichzeitig kann dann auf den Astronomietag am Samstag, der alljährlich von der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) ausgetragen wird, aufmerksam gemacht werden. Denn am Abend des 21. März gegen 21 Uhr wird der Jupitermond Io vor der Scheibe des Riesenplaneten vorbeiziehen und seinen Schatten auf den Planeten werfen, so dass potentielle Beobachter auf Jupiter ebenfalls eine Sonnenfinsternis erleben können. 🙂
Neben Jupiter, kann kurz nach Sonnenuntergang auch unser Schwesterplanet Venus als Abendstern im Westen aufgefunden werden. Noch weiter in Richtung Westhorizont steht noch unser roter Nachbarplanet Mars, der pünktlich zum Astronomietag Besuch von der sehr schmale Mondsichel erhält. Besonders beeindruckend ist es den Erdschein auf der unbeleuchteten Seite des Mondes zu beobachten. Des Weiteren sollte man noch einen Blick auf den Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) im Sternbild Kassiopeia erhaschen können, der immer noch sehr leicht in Ferngläsern und kleinen Teleskopen aufgefunden werden kann und bei Einbruch der Dunkelheit in einer guten Beobachtungsposition steht.
Weitere Informationen zum Astronomietag und zu astronomischen Veranstaltungen in der Nähe, gibt es auf der Seite der VdS.
Weiterführende Links:
NASA Eclipse Website
Sonnenfinsternis.info – Schatten über dem Nordmeer
Astroinfo – Sonnenfinsternis 20. März 2015
Wikipedia.de – Sonnenfinsternis vom 20. März 2015
Ort | Beginn | Mitte / Höhe | Ende | Größe |
---|---|---|---|---|
Berlin | 9:38 Uhr | 10:47:22 Uhr / 34° | 11:58 Uhr | 78.8% |
Basel | 9:25 Uhr | 10:33:18 Uhr / 35° | 11:45 Uhr | 75.9% |
Frankfurt/Main | 9:30 Uhr | 10:38:23 Uhr / 34° | 11:49 Uhr | 78.9% |
Genf | 9:21 Uhr | 10:29:27 Uhr / 35° | 11:41 Uhr | 74.9% |
Graz | 9:33 Uhr | 10:42:48 Uhr / 39° | 11:54 Uhr | 68.6% |
Hamburg | 9:36 Uhr | 10:44:41 Uhr / 32° | 11:55 Uhr | 82.8% |
Innsbruck | 9:29 Uhr | 10:37:45 Uhr / 30° | 11:49 Uhr | 72.4% |
Köln | 9:29 Uhr | 10:37:34 Uhr / 33° | 11:48 Uhr | 81.4% |
München | 9:30 Uhr | 10:39:11 Uhr / 37° | 11:51 Uhr | 73.6% |
Rostock | 9:39 Uhr | 10:47:49 Uhr / 33° | 11:58 Uhr | 82.0% |
Salzburg | 9:31 Uhr | 10:40:39 Uhr / 38° | 11:52 Uhr | 71.8% |
Stuttgart | 9:28 Uhr | 10:37:06 Uhr / 35° | 11:48 Uhr | 76.5% |
Wien | 9:36 Uhr | 10:45:41 Uhr / 39° | 11:57 Uhr | 69.7% |
Zürich | 9:26 Uhr | 10:34:12 Uhr / 36° | 11:46 Uhr | 74.9% |