In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 2013 war es klar, so dass ich die Gelegenheit nutzte, den Kometen C/2011 L4 PANSTARRS im reichen Sternenfeld des Sternbilds Kepheus auf den Aufnahmechip meiner DSLR zu bannen. Als Optik diente das 135/4 Zeiss Sonnar, was hervorragend für die Astrofotografie geeignet ist, sowie zu Testzwecken das 50/1.8 Zeiss Pentacon. Nachgeführt wurde die Canon EOS 1000Da mit der Astrotrac, die ich diesmal auf mein stabiles Berlebach Astro-Stativ montiert hatte. Gleichzeitig entstand in dieser Nacht auch eine Zeichnung des Kometen mit dem 8 Zoll GSO Dobson.
Das Berlebach-Stativ ist übrigens ein sehr stabiler Unterbau für die Astrotrac Nachführplattform. Normalerweise verwende ich das Stativ, dass mit einer Meade LXD55/75 Adapterplatte ausgerüstet ist, für meinen großen 10-Zöller. Um den 3D-Neigekopf auf die Platte zu montieren, habe ich mir vor kurzem von Berlebach eine Adapterplatte mit einer 1/3 Zoll Gewindeschraube kommen lassen. Auch für andere Montierungsplatten sind Adapter erhältlich, so dass die schweren Astrostative auch für die normale Fotografie mit Neiger und Kugelkopf eingesetzt werden können.
Der Aufbau und das Einnorden der Astrotrac erfolgten noch in der späten Abenddämmerung (ca. 22:00 Uhr) und ging relativ leicht von statten. Deutlich schwieriger war es, den Kometen mit dem Kamerasucher zu finden, hatte ich doch mit dem Sonnar Teleobjektiv ein relativ kleines Gesichtsfeld im Sucher. Ich wusste nur, dass der Komet einige Grad nördlich der knapp 3.000 Lichtjahre entfernten Nebelregion Sharpless 171 zu finden ist. Es waren deshalb einige kurz belichtete Testaufnahmen erforderlich, bis der 7,9 mag helle Komet annähernd im Zentrum des Bildfelds auftauchte. Mein 9x63 Revue-Fernglas, das immer im Kofferraum bereit liegt, war eine große Hilfe, um das betreffende Sternenfeld zu finden. Und tatsächlich war der Komet im Fernglas als ausgedehnter, aber relativ schwacher Lichtfleck sichtbar. Während der Belichtung beobachtete ich PANSTARRS auch noch mit meinem 8 Zoll Dobson und mit meinem Lieblingsokular, dem 17 mm Hyperion. Die Koma des Kometen befand sich in der Nähe eines hübschen Doppelsterns. Während der Beobachtung bewegte sich der Schweifstern merkbar weiter in Richtung Norden. Im Teleskop erschien die Koma recht hell, das Zentrum sternenförmig. Der Schweif konnte bis auf eine Länge von rund 15 Bogenminuten visuell verfolgt werden, blieb aber relativ schwach. Im rechten Winkel zum „Hauptschweif“ war ein weiterer, deutlich dünnerer und lichtschwächerer Schweif sichtbar. Dabei handelte es sich aber nicht um den Plasmaschweif, wie ich ursprünglich dachte, sondern um eine so genannte Syndyne, die durch Teilchen von 10 Mikrometern Größe im Schweif des Kometen verursacht werden.
Aber nicht nur den Kometen beobachte ich in dieser Nacht. Auch Galaxien in den Sternbildern Jagdhunde und Haar der Berenike standen auf der Beobachterliste.
Die erste Belichtungsreihe mit 12 Bildern á 5 Minuten Belichtungszeit und dem 135 mm Teleobjektiv bei ISO-800 und f/4.8 war nach einer Stunde im Kasten. Die zweite Reihe mit dem 50 mm Objektiv bei ISO-1600 verzögerte sich etwas, da in der Zwischenzeit von Süden her – und im regelrechten Schneckentempo – Zirren aufzogen. Bis diese verschwunden waren, dauerte es ca. 45 Minuten. Davor war die Durchsicht recht gut und ich konnte mit dem Sky Quality Meter einen Wert von 21.51 mag/arcsec bei 6°C Außentemperatur messen. Das Seeing war relativ schlecht, was sich besonders bei der Beobachtung des Saturns bemerkbar machte. Leider verschenkte ich rund eine halbe Stunde, da ich aus Versehen fast mit Offenblende fotografierte. Irgendwie verstellte sich die Blende am Objektiv beim Anbringen der Heizmanschette. Auf den Bildern selber machte sich demzufolge eine starke Koma bemerkbar, die besonders auf der linken Bildseite auffällig war. Dagegen ist das 135er Zeiss Teleobjektiv nahezu offenblendtauglich, bei fast nicht vorhandener Koma und etwas chromatischer Aberration an helleren Sternen. Auch mein Canon EF 50 mm f/1.8 ist von der Abbildung her deutlich besser. So blendete ich das Pentacon-Objektiv um mehr als 2 Blendenstufen ab. Erst dann war die Bildqualität akzeptabel. Nur eine leichte Dezentrierung des Objektivs ist noch erkennbar, was aber nur bei einer 1:1 Ansicht am Bildschirm auffällig wird. Während der Belichtung (gegen 2:40 Uhr) zog ein extrem langsamer Meteor von ‑1 mag Helligkeit von Nordosten kommend, mit einem langen Leuchtschweif, fast horizontnah in Richtung Nordwesten. Ich vermute, dass es sich hierbei um ein Meteor der Eta-Aquariden handelte, der hier für 4–5 Sekunden als so genannter Earthgrazer aufleuchtete. Leider musste ich dann die zweite Belichtungsreihe schon nach 45 Minuten abbrechen, weil die Morgendämmerung einsetzte und der Himmelhintergrund somit immer heller wurde.
Nach der Belichtung fertigte ich noch Flats und Dunkelbilder an. Beobachtungsende war gegen 4:00 Uhr bei schon deutlich fortgeschrittener Morgendämmerung.
Bearbeitet wurden die Bilder am nächsten Tag mit dem Programm Deep Sky Stacker, das ich hier zum ersten Mal für eine Kometenaufnahme verwendete, sowie Fitswork und Photoshop. DSS ist besonders für länger belichtete Kometenaufnahmen geeignet. Die Software zentriert gleichzeitig die Einzelbilder auf Sterne und Komet. Ansonsten würden entweder die Sterne oder der Komet zu Strichspuren auseinandergezogen. Bei der zweiten Belichtungsreihe stackte ich die Bilder mit Fitswork, da hier die Bewegung des Kometen, bei dieser Brennweite und bei der Kürze der Gesamtbelichtungszeit, gegenüber den Sternen nicht allzu schwer ins Gewicht fiel.