Nachgeführte Sternfeldaufnahmen mit „Billigobjektiven“ – Teil 2

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Nun kommt der zwei­te Teil mei­nes Arti­kels über Stern­feld­auf­nah­men mit preis­güns­ti­gen Objek­ti­ven. Auf­ge­nom­men wur­den die Bil­der wäh­ren des 12. HTT in der Nacht vom 24. auf den 25. Sep­tem­ber 2011. Wäh­ren der Auf­nah­me der zwei­ten Bil­der­se­rie, wur­de der Him­mel von der Durch­sicht her ein wenig bes­ser. Nach dem Aus­flug in die Milch­stra­ßen­re­gi­on ent­lang des Som­mer­drei­ecks, dreh­te ich die Kame­ra anschlie­ßend zenit­nah in Rich­tung Kas­sio­peia und Andro­me­da. Für die Auf­nah­me der nach­fol­gen­den zwei Bil­der ver­wen­de­te ich mein neu­es, lei­der auch dezen­trier­tes und mitt­ler­wei­le aus­ge­tausch­tes Canon EF 28mm/1:2,8 Objektiv.

Andromeda

Regi­on Andro­me­da und Kassiopeia


Auf die­sem Bild, mit dem Blick raus aus unse­rer Gala­xis, sind gleich drei Gala­xien unse­rer Loka­len Grup­pe ver­tre­ten: Zum einen die 2,3 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fern­te Andro­me­da­ga­la­xie M 31, die 3 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fern­te Drei­ecks­ga­la­xie M 33 und am lin­ken Bild­rand unse­re eige­ne Gala­xie, die Milch­stra­ße. Außer­dem ent­deckt man noch den gro­ßen offe­nen Stern­hau­fen NGC 752 und an der lin­ken unte­ren Ecke den berühm­te Dop­pel­stern­hau­fen h und Chi im Per­seus (NGC 884/ NGC 869) sowie ganz schwach die Nebel­re­gi­on IC 1805 / IC 1848. Hier lohnt es sich sicher mal, auch mit grö­ße­rer Brenn­wei­te draufzuhalten.

Milchstraße 3

Dun­kel­wol­ken im Fuhrmann


Das Stern­bild Fuhr­mann hat­te kurz nach Mit­ter­nacht schon genü­gend Höhe erreicht, um hier eben­falls eine hal­be Stun­de mit dem 28 mm Objek­tiv zu belich­ten. Nach der Bild­be­ar­bei­tung schäl­te sich ein auf­fäl­li­ger Dun­kel­ne­bel­kom­plex in den Stern­bil­dern Fuhr­mann und Stier her­aus. Die­ser Nebel­kom­plex wird auch als Bar­nard 7 bezeich­net. Der hells­te Stern links im Bild ist der Haupt­stern Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann. Auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te leuch­tet der röt­li­che Alde­ba­ran im Stier, mit dem offe­nen Stern­hau­fen der Hya­den. Zwi­schen Alde­ba­ran und Elnath gele­gen, gibt es mit NGC 1746 und NGC 1647 noch zwei wei­te­re recht gro­ße offe­ne Stern­hau­fen. Obwohl mei­ne Kame­ra nicht für H‑Alpha modi­fi­ziert ist, sticht der Cali­for­ni­an­ebel NGC 1499 am obe­ren Bild­rand beson­ders deut­lich her­vor. Selbst der Emis­si­ons­ne­bel NGC 1893 im Fuhr­mann ist erkenn­bar. Lei­der war es mir nicht mög­lich, die mar­kan­te Dun­kel­wol­ke links oben, die die Form eines lau­fen­den Man­nes besitzt, zu identifizieren.
Milchstraße 4

Der „Nörd­li­che Kohlensack“

Als letz­te Auf­nah­me, mit dem Canon EF 50mm 1:1.8 II Objek­tiv, muss­te die Dun­kel­wol­ke Le Gen­til 3 her­hal­ten, die neben dem Cyg­nus Rift – der nörd­li­che Teil der lang­ge­zo­ge­nen Dun­kel­wol­ke süd­lich von Deneb im Schwan, eben­falls als „Nörd­li­cher Koh­len­sack“ bekannt ist. Hier sieht man recht deut­lich, wie der Nebel das Licht der dahin­ter­lie­gen­den Ster­ne abschwächt und rötet. Der gro­ße Was­ser­stoff­ne­bel süd­lich des Gra­nat­sterns wird als IC 1396 geführt. Auch Bar­nard 169–71, nord­west­lich des Nebels gele­gen, ist auf­fäl­lig und erscheint wie ein Art Loch inmit­ten der Milch­stra­ße. Selbst der ova­le Nebel­bo­gen Shar­pless 129, süd­west­lich von IC 1396, ist noch gut erkenn­bar. Gute Beob­ach­ter ent­de­cken links oben, am Ende der lang gezo­ge­nen Dun­kel­wol­ke Bar­nard 168, noch den win­zi­gen Kokon­ne­bel IC 5146. Lei­der habe ich den Nord­ame­ri­ka- und den Peli­kan­ne­bel nicht mehr ganz erwischt, der eben­falls links unten im Bild deut­lich her­aus sticht.

Alles in allem staun­te ich nicht schlecht, was mit erschwing­li­chen Objek­ti­ven zwi­schen 100 € und 230 € mög­lich ist – vor­aus­ge­setzt man blen­det etwas ab. Her­aus­ge­kom­men sind doch recht ansehn­li­che Stern­feld­auf­nah­men. Selbst rudi­men­tä­re Bild­be­ar­bei­tungs­kennt­nis­se und eine unmo­di­fi­zier­te Kame­ra rei­chen aus, um zahl­rei­che bekann­te Deep Sky-Objek­te und vor allem die Stern­wol­ken und Dun­kel­ne­bel ent­lang der Som­mer­milch­stra­ße her­vor­tre­ten zu las­sen. Trotz­dem wür­de es mich mal rei­zen, mit einer für Astro­auf­nah­men modi­fi­zier­ten Kame­ra zu fotografieren.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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