Spechtelnacht in Finsterwalde

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Lan­ge ist es her, dass ich mit mei­nen Astro­kum­pels gespech­telt habe. Zum letz­ten Mal wäh­rend des 11. HTT im Sep­tem­ber 2010. Des­halb fuhr ich letz­ten Sams­tag nach Fins­ter­wal­de, um mich dort mit Mario und Uwe zu tref­fen. Nach dem Kaf­fee und einer net­ten Gesprächs­run­de mit Mario und sei­ner Frau, ging es kurz vor 20 Uhr zum neu­en Beob­ach­tungs­stand­ort süd­lich von Fins­ter­wal­de, der direkt neben einem Solar­park in einem ehe­ma­li­gen Tage­bau­ge­biet liegt. Auch Ste­fan von den Kirch­hai­ner Stern­freun­den hat­te sich uns angeschlossen.
Wir fuh­ren einen stau­bi­gen und mit Schlag­lö­chern nur so über­sä­ten Wald­weg ent­lang – der sicher­lich nicht gera­de för­der­lich für diver­se New­to­nop­ti­ken gewe­sens ist – und tra­fen kurz nach 20 Uhr am Beob­ach­tungs­stand­ort ein. Lei­der waren die Sicht­be­din­gun­gen nicht so wie erhofft. Am Him­mel zeig­te sich leich­ter Dunst. Auch war das See­ing grot­tig. Unse­re Beob­ach­tungs­wie­se, mit sehr guter Rund­um­sicht, liegt direkt am Wald­rand und ist durch einen Zaun vom angren­zen­den Solar­park getrennt. Auch in Rich­tung Wald gibt es einen Zaun, so dass Beob­ach­ter hier kei­ne nächt­li­chen Besu­cher zu fürch­ten haben. 

Nach dem Auf­bau der Tele­sko­pe – mei­nes hat­te ich dies­mal nicht mit­ge­nom­men – wur­den eini­ge Stan­dard­ob­jek­te beob­ach­tet. Neben dem Ori­on­ne­bel, stan­den auch eini­ge hel­le Gala­xien des Früh­lings­him­mels in den Stern­bil­dern Löwe, Haar der Bere­ni­ke, Jagd­hun­de und Gro­ßer Bär auf dem Beob­ach­tungs­pro­gramm. Die Whirl­pool­ga­la­xie in den Jagd­hun­den und NGC 2403 in der Giraf­fe zeig­ten, trotz der nicht idea­len Bedin­gun­gen, schon andeu­tungs­wei­se ihre Spi­ral­struk­tur. Am beein­dru­ckends­ten fand ich aber den Emis­si­ons­ne­bel NGC 2359 im Stern­bild Gro­ßer Hund, der auch als „Thor’s Helm“ bekannt ist. Der Pla­ne­ta­ri­sche Nebel NGC 2438 im Stern­hau­fen Mes­sier 46 im Ach­ter­deck und der Roset­ten­ne­bel, mit sei­nem ein­ge­bet­te­ten Stern­hau­fen NGC 2244, im Stern­bild Ein­horn, waren eben­falls nett anzusehen.
Wir beob­ach­ten über­wie­gend mit Mari­os 8 Zoll New­ton­te­le­skop, da Ste­fan lei­der sein Strom­ka­bel für die LXD75 Mon­tie­rung zu Hau­se ver­ges­sen hat­te und Uwes zusam­men­ge­lö­te­tes Kabel nicht an den Strom­an­schluss der Mon­tie­rung pass­te. So bug­sier­te Ste­fan nach dem Auf­bau aus Frust kur­zer­hand sein Tele­skop wie­der ins Auto.
Ich muss doch immer wie­der stau­nen, wie gut das Go-To bei Mari­os EQ‑6 Pro funk­tio­niert. Bekannt­lich habe ich schon von Anfang an mit mei­ner LXD55 Mon­tie­rung Pro­ble­me. Das Go-To mei­ner Mon­tie­rung konn­te erst durch ein Update des Auto­stars im letz­ten Jahr etwas ver­bes­sert wer­den. Trotz­dem bin ich nach wie vor noch nicht zufrie­den mit dem Teil. Irgend­wann muss sicher­lich eine neue Mon­tie­rung her.

Stern­spu­ren um den nörd­li­chen Him­mels­pol – 58 x 30 Sek., ISO-400 bei f/4, 18 mm Brennweite

Zwi­schen der Beob­ach­tung nahm ich noch eini­ge kurz belich­te­te Bil­der mit fest­ste­hen­der Kame­ra auf. Weil der Him­mel­hin­ter­grund auf den Bil­dern, die meh­re­re Minu­ten am Stück belich­tet wur­den, immer etwas hell und leicht röt­lich erscheint, beson­ders wenn leich­ter Dunst oder Licht­ver­schmut­zung die Sicht ein wenig trü­ben, belich­te­te ich eini­ge Dut­zend Bil­der mit ISO-400, vol­ler Blen­den­öff­nung und 30 Sekun­den in Rich­tung des nörd­li­chen Him­mels­pols und Ori­on. Spä­ter zu Hau­se setz­te ich die Auf­nah­men mit Hil­fe des kos­ten­los erhält­li­chen Tools Star­trails zusam­men. So erhielt ich recht ansehn­li­che Strichspur­auf­nah­men. Lei­der gab es weit und breit kein geeig­ne­tes Vor­der­grund­ob­jekt, so dass die Auf­nah­men doch etwas lang­wei­lig erscheinen.

Die Umge­bung der Stern­bil­der Ori­on, Gro­ßer Hund und Stier – 30 x 30 Sek., ISO-400 bei f/4, 18 mm Brennweite 

Nach­dem auch Uwe am Beob­ach­tungs­ort ein­traf, wur­den die Bedin­gun­gen immer noch nicht bes­ser – eher schlech­ter. In der Zwi­schen­zeit konn­te man wenigs­tens mal einen Blick auf den Saturn im Stern­bild Jung­frau wer­fen, der auf­grund sei­ner Hori­zont­nä­he und des schlech­ten Seeings kei­ner­lei Struk­tu­ren zeig­te. Aller­dings hat sich sein Ring, nach der letz­ten Beob­ach­tung des Pla­ne­ten im Früh­jahr 2010, ein klein wenig mehr geöff­net. Lei­der woll­te Uwe nicht sei­nen neu­en Taka­ha­shi aus­pa­cken, den ich noch nie in Akti­on gese­hen hat­te. Aber für einen abschlie­ßen­den Ver­gleich mit einem New­ton waren die Bedin­gun­gen ein­fach zu schlecht. Auch hät­ten wir noch etwas war­ten müs­sen, bevor sich der Ring­pla­net wei­ter aus den Dunst­schich­ten her­aus­ge­ar­bei­tet und eine Beob­ach­tung sich gelohnt hät­te. So konn­te ich wenigs­tens Mal einen Blick durch sein neu­es Tele­Vue Pan­op­tic 35 werfen.

Nach über zwei Stun­den auf dem Feld, wur­de es auch mir unan­ge­nehm kalt, so dass die Beob­ach­tung ein­fach kei­nen Spaß mehr mach­te. So ver­ab­schie­de­ten Ste­fan und ich uns kurz nach 22:30 Uhr von den bei­den ande­ren Beob­ach­tern, die noch etwas län­ger aus­harr­ten. Beim nächs­ten Mal wer­den ich sicher­lich, bei hof­fent­lich etwas ange­neh­me­ren Tem­pe­ra­tu­ren, etwas mehr Zeit und Geduld mitbringen. 🙂

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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