Beobachtungszeit 15. Januar 2010, 22:00 Uhr MEZ
Im Norden
Zu unserer Standardbeobachtungszeit finden wir den Großen Wagen (Teil des Sternbilds Großer Bär) fast genau senkrecht über dem Nordost-Horizont. Er wird im Laufe der Nacht langsam weiter in Richtung Zenit emporsteigen. Verlängert man die hinteren Kastensterne des Wagens um das Fünfache, trifft man auf den Polarstern, der exakt die Nordrichtung angibt. Der Polarstern befindet sich am Ende der Deichsel des Kleinen Wagens bzw. Kleinen Bären, dessen Kasten nun die tiefste Stellung über dem Nordhorizont – auch untere Kulmination genannt – durchschritten hat. Unterhalb des Kastens erkennt man den Drachen, dessen Kopf nun ebenfalls seine tiefste Stellung erreicht hat. Die übrigen Sterne des Drachen schlängeln sich entgegen dem Uhrzeigersinn um die Figur des Kleinen Wagens herum.
Links unterhalb des Drachens sollte bei guter Horizontsicht noch Deneb im Schwan erkennbar sein. Darüber steht das Sternbild Kepheus und noch weiter höher das „W“ der Kassiopeia. In der Zenitgegend sind die schwachen Sterne der Giraffe aber kaum auffällig.
Im Osten
Genau im Osten ist soeben das Frühlingssternbild Löwe vollständig aufgegangen. Darüber stehen nahezu senkrecht die schwachen Sterne des Kleinen Löwen und des Luchses. Östlich des Löwenkopfes erkennt man einen rötlichen „Stern“, der normalerweise dort nicht hingehört. Dabei handelt es sich um unseren roten Nachbarplaneten Mars. Rechts oberhalb von Mars sollte unter einem dunklen Himmel auch der unscheinbare Krebs erkennbar sein. Unterhalb des Krebs sind ebenfalls schon Kopf und Hals der Wasserschlange aufgegangen.
In mittlerer Höhe im Südosten finden wir dann Prokyon im Kleinen Hund. Darüber stehen die beiden Sternketten der Zwillinge, mit den Hauptsternen Castor und Pollux. Genau gegenüber im Nordosten steigt nun auch der Große Bär immer höher. Unterhalb der Deichsel des Großen Wagens ist das kleine Sternbild Jagdhunde allerdings kaum zu erkennen.
Im Süden
Das beeindruckende Wintersternbild Orion, mit seinem rötlichen Schulterstern Beteigeuze, den markanten Gürtelsternen und seinem bläulichweiß leuchtenden Rigel, hat soeben seine höchste Stellung über dem Südhorizont erreicht. Darunter steht der Hase und links daneben der hellste Stern des Himmels, Sirius im Großen Hund. Darüber sieht man – einen dunklen Standort vorausgesetzt – die schwachen Sterne des Einhorns. Hingegen sticht oberhalb des Einhorns der helle Stern Prokyon im Kleinen Hund regelrecht hervor.
Oberhalb des Himmelsjägers Orion, stehen noch weitere typische Wintersternbilder: Zum einen sind das die Zwillinge, das Sternbild Fuhrmann, mit Capella in Zenitnähe, sowie der Perseus. Darunter befindet sich der Stier, mit den beiden Offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden. Die hellsten Sterne dieser Himmelsregion bilden auch das so genannte Wintersechseck, das durch die Sterne Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux in den Zwillingen gebildet wird. Am rechten Fußpunkt des Orions schlängelt sich noch der Fluss Eridanus langsam zum Südhorizont herab.
Im Westen
Langsam verschwinden im Westen auch die letzten Sterne des Herbsthimmels. Das markante Pegasusquadrat befindet sich schon sehr niedrig über dem Westhorizont. Der Kopf des geflügelten Pferdes ist allerdings schon längst untergegangen. In halber Höhe schließt sich auch die Sternkette der Andromeda an. In einer dunklen Nacht erkennt man hier das entfernteste Objekt, welches man noch mit unbewaffneten Auge erkennen kann, die 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromedagalaxie. Links neben der Andromeda stehen noch die beiden Sternbilder Dreieck und Widder. Darunter erkennt man einige Sterne der Fische. Auch der Walfisch im Südwesten befindet sich noch halb über dem Horizont. Darüber steht der östliche Teil des Stiers, mit dem rötlichen Aldebaran und den beiden Offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden.
Hoch am Himmel und genau in Westen befindet sich das Sternbild Perseus. Rechts daneben und etwas weiter in Richtung Horizont versetzt, sinkt nun auch die Kassiopeia langsam zum Horizont herab. Zwischen Perseus und der Kassiopeia sollte in einer mondscheinlosen Nacht auch der Doppelsternhaufen h und Chi Per, als matter Lichtfleck inmitten der Milchstraße, zu erkennen sein. Rechts oberhalb des Pegasusquadrats steht auch das unscheinbare Sternbild Eidechse.
Der Mond
Nach dem Silvestervollmond mit partieller Mondfinsternis steht der noch nahezu volle Mond im Grenzgebiet der Sternbilder Zwillinge und Krebs. Am Abend des 3. Januar finden wir ihn dann südlich unseres roten Nachbarplaneten Mars und 4,5 Grad südwestlich von Regulus im Löwen. Danach wird unser Erdtrabant ein Objekt der zweiten Nachthälfte.
Am 6. Januar steht unser stiller Begleiter rund 9 Grad südwestlich des Ringplaneten Saturn am Morgenhimmel und am 8. rund 5 Grad südöstlich von Spika in der Jungfrau. Am 11. Januar können Frühaufsteher die Begegnung der schmalen Mondsichel mit Antares im Skorpion tief am südöstlichen Morgenhimmel verfolgen. Am 15. Januar ist dann schließlich auch die Neumondphase erreicht.
Zum ersten Mal können wir die schmale Mondsichel am Abend des 16. Januar gegen 17:30 beobachten, wenn diese nur einige Grad über dem WSW-Horizont steht. Hier wäre sicherlich ein Fernglas und gute Horizontsicht von Vorteil, um die blasse Mondsichel in der Abenddämmerung zu sichten. Am 18. Januar steht der zunehmende Mond 6 Grad nördlich des hellen Jupiter. Am 23. Januar passiert der Mond, in einem Abstand von rund 5 Grad, Alpha Ari im Widder und zwei Tage später den offenen Sternhaufen der Plejaden im Stier. Schließlich steht der Mond am 29. Januar westlich des Sternhaufens der Praesepe im Krebs. Auf der gegenüberliegenden Seite und nordöstlich dieses Sternhaufens, finden wir auch den Mars. Am vorletzten Tag des Monats ist dann schließlich Vollmond.
Die Planeten
Merkur steht am 4. Januar in unterer Konjunktion zur Sonne. Am 27. Januar befindet sich der flinke Planet schließlich mit 25 Grad und ‑0,1 mag Helligkeit in seiner größten westlichen Elongation. Weil die Ekliptik in diesem Monat recht flach zum Horizont verläuft, ergibt sich aber nur eine bescheidene Morgensichtbarkeit ab dem 16. Januar und bis zum Ende des Monats tief im Südosten. Merkur geht an diesem Tag um 6:35 Uhr auf. Ungefähr 20 Minuten später kann er dann in der Dämmerung – am besten mit Hilfe eines Fernglases – aufgefunden werden. Am 21. Januar präsentiert sich Merkur im Fernrohr als 7,5 Bogensekunden großes Scheibchen und halb beleuchtet. Danach nimmt der scheinbare Durchmesser ab und sein Beleuchtungsgrad zu.
Venus steht am 11. Januar in oberer Konjunktion zur Sonne und ist deshalb den ganzen Monat über unbeobachtbar und hält sich mit ihr am Taghimmel auf. Am 24. Januar durchläuft die Venus auch das Aphel ihrer Bahn.
Mars dominiert zum Jahresbeginn den Nachthimmel. Er wandert rückläufig durch den Löwen und steht ab 10. Januar im Sternbild Krebs. Am 29. Januar erreicht unser roter Nachbarplanet die Opposition zur Sonne und ist damit die ganze Nacht über sichtbar. Die Helligkeit beträgt stolze ‑1,3 mag mit einem scheinbaren Durchmesser von 14,1 Bogensekunden. Die Erdnähe wird aber schon am 27. Januar erreicht. Hierbei trennen uns 99,3 Millionen Kilometer vom Planeten. In einer Nacht mit ruhiger Luft kann man dann im Teleskop hellere und dunklere Gebiete auf seiner Oberfläche erkennen. Am Tag der Opposition geht Mars um 16:14 Uhr auf, erreicht um 0:28 Uhr den Meridian und geht am Morgen um 8:35 Uhr MEZ wieder unter.
Jupiter verschwindet langsam in der Abenddämmerung und ist noch tief im Südwesten, als 35 Bogensekunden großes und ‑2,1 mag helles Objekt, sichtbar. Am 5. Januar wechselt er aus dem Steinbock in den Wassermann. Bis zum Monatsende beendet der Riesenplanet schließlich seine Sichtbarkeitsperiode. Zu Monatsbeginn geht Jupiter um 20:08 Uhr unter und am letzten Tag des Monats bereits um 18:48 Uhr MEZ.
Saturn, im Sternbild Jungfrau, ist ein Objekt der zweiten Nachthälfte. In der Monatsmitte kommt der Ringplanet zum Stillstand und setzt zu seiner Oppositionsschleife an. Die Helligkeit steigt dabei leicht von 0,9 auf 0,7 Magnituden. Im Teleskop zeigt sich der Ring nur 5 Grad geöffnet und erscheint deshalb noch sehr schmal. Allerdings blicken wir seit September 2009 auf die Nordseite des Ringsystems. Der Durchmesser des Rings beträgt 40 Bogensekunden, der Durchmesser des Planeten selbst 18 Bogensekunden. Am 1. geht Saturn um 23:34 Uhr auf, zum Monatsende bereits um 21:35 Uhr MEZ.
Uranus wandert rechtläufig durch den Wassermann und wechselt am 15. Januar in die Fische. Er lässt sich noch am südwestlichen Abendhimmel beobachten. Seine Helligkeit beträgt 5,9 mag und sein Winkeldurchmesser 3,4 Bogensekunden. Am ersten Tag des Monats geht Uranus um 22:41 Uhr unter und am letzten Tag bereits um 20:49 Uhr MEZ.
Neptun, rechtläufig im Steinbock, beendet in diesem Monat seine Abendsichtbarkeit. Im Februar kommt der äußerste Planet schließlich in Konjunktion mit der Sonne. Der 8 mag helle Planet kann, wenn denn überhaupt, noch in den ersten Januartagen aufgefunden werden. Dabei kann der helle Jupiter als Aufsuchhilfe dienen. Neptun geht am 1. um 19:59 Uhr unter. Bis zum 15. verfrühen sich seine Untergänge auf 19:06 Uhr MEZ.
Der Zwergplanet Pluto stand im Dezember 2009 in Konjunktion mit der Sonne und ist deshalb den ganzen Monat über unbeobachtbar.
Helle Kometen und Planetoiden
Die Helligkeit des Kometen C/2007 Q3 Siding Spring bleibt diesen Monat nahezu konstant und bewegt sich zwischen 9,0 und 9,5 mag. Er wandert weiter durch das Sternbild Bärenhüter (Bootes) und ist nach Mitternacht in Richtung Osten schon günstig zu beobachten. Am 2. Januar läuft Siding Spring zuerst am Kugelsternhaufen M 3 in den Jagdhunden und am 9. Januar an NGC 5466 im Bärenhüter vorbei. Am 30. Januar hält er sich dann östlich von Gamma Boo auf.
Die Helligkeit des kurzperiodischen Kometen 81P/Wild steigert sich im Laufe des Monats zusehends, bis er Ende des Monats voraussichtlich die 10. Größenklasse überschreitet. Er bewegt sich nach wie vor durch das Sternbild Jungfrau entlang der Ekliptik und bleibt eher ein Objekt der zweiten Nachthälfte.
(4) Vesta bewegt sich weiter durch den Löwen in nordwestlicher Richtung. Die Helligkeit steigt von 7,2 mag zu Monatsanfang auf 6,4 mag zum Monatsende hin deutlich an. Damit ist sie schon sehr leicht in einem kleinen Feldstecher sichtbar. Der Planetoid kulminiert im Laufe des Monats immer früher. Am 1. überschreitet sie um 4:04 Uhr den Meridian, am 31. bereits um 1:58 Uhr MEZ.
(18) Melpomene bewegt sich durch den Walfisch. Die Helligkeit sinkt bis zum 11. Januar wieder auf 10 mag. Der Planetoid kulminiert zum Beginn des Monats um 19:04 Uhr und am Ende des Monats bereits um 17:50 Uhr MEZ.
(354) Eleonora kommt am 25. Januar im Sternbild Krebs in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,6 mag. Am Oppositionstag durchschreitet Eleonora kurz nach Mitternacht den Meridian, zu Beginn des Monats aber erst um 2 Uhr MEZ.
(532) Herculina bewegt sich durch das Sternbild Haar der Berenike. Die Helligkeit steigt im Laufe des Monats von anfangs 10 auf 9,4 mag an. Der Asteroid erreicht am 1. um 5:27 Uhr und am 31. um 3:51 Uhr MEZ den Meridian.
Meteorströme
Vom 1. bis 5. Januar 2010 sind die Quadrantiden aktiv, deren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Bärenhüter (Bootes) liegt – genauer zwischen Bärenhüter, Bootes und Drache an der Position RA 15h 20m und Dec +49°. Das spitze Maximum ist am 3. Januar gegen 20 Uhr MEZ zu erwarten. Dann sind bis zu 120 Meteore – manchmal sogar bis 200 Sternschnuppen – pro Stunde sichtbar, die mit mittleren Geschwindigkeiten von 41 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Allerdings sind die Beobachtungsbedingungen nicht optimal, da sich zum Maximumszeitpunkt der Radiant nur knapp über dem Horizont befindet. Deshalb wird die Meteorzahl, für den deutschsprachigen Raum, eher gering ausfallen. Bessere Meteorraten liefern die Morgenstunden des 4. Januar, wenn der Radiant auch höher steht. Leider stört zu diesem Zeitpunkt auch der abnehmende Mond die Beobachtung.
Der Ursprungskörper der Quadrantiden ist nicht bekannt. Allerdings wird seit 2003 vermutet, dass der Asteroid 2003 EH1 als Ursprung dieses Meteorstroms in Frage kommt und ein inaktiver Rest des zerfallenen Kometen C/1490 Y1 ist.
Zwischen dem 2. und 25. Januar sind die Delta-Cancriden aktiv. Dieser nicht sehr ausgeprägte Strom hat sein Maximum am 18. Januar. Allerdings sind nicht mehr 4 bis 6 Meteore zu erwarten, die aus dem Sternbild Krebs zu kommen scheinen und 30 km/s schnell sind.
In neueren Meteorlisten wird dieser Strom als Anthelion-Quelle – als jenes diffuse Radiantenbgebiet, welches aus der Ekliptikebene entstammen – zusammengefasst.