Beobachtungszeit 15. April 2009, 23:00 Uhr MESZ
Im Norden
Der Große Wagen (Teil des Sternbilds Großer Bär) befindet sich jetzt in seiner höchsten Stellung im Zenit. Die beiden hinteren Kastensterne fünfmal nach unten verlängert zeigen auf den Polarstern, mit dessen Hilfe die Nordrichtung bestimmt werden kann. Der Kasten des Kleinen Bären wird in den nächsten Stunden ebenfalls immer höher steigen. Rechts davon schlängeln sich die Sterne des Drachen um diesen herum. Auf der gegenüberliegenden Seite können aufmerksame Beobachter die schwachen Sterne der Giraffe entdecken.
Unterhalb des Polarsterns steht noch der Kepheus in seiner tiefsten Stellung über dem Nordhorizont. Links davon befinden sich auch das Sternbild Kassiopeia und im Nordwesten der Perseus. Im Nordosten steigen langsam die Sommersternbilder Schwan und Leier, mit ihren hellen Sternen Deneb und Wega, immer höher.
Im Osten
Das Halbrund des Sternbilds nördliche Krone befindet sich zu unserer Standardbeobachtungszeit in mittlerer Höhe über dem Osthorizont. Darunter befindet sich der Kopf der Schlange, die vom Schlangenträger unterbrochen wird. Dessen Sterne befinden sich aber noch zum größten Teil unter dem Horizont. Allerdings sind zwei sehr helle Sterne in dieser Himmelsgegend sehr viel auffälliger: Zum einen ist das der orange-rötliche Arktur im Sternbild Bärenhüter, hoch im Südosten, und die weiß erscheinende Wega im Sternbild Leier, tief über dem Nordost-Horizont.
Zwischen Leier und Nördliche Krone erkennt man auch das Sternbild Herkules, welches nun vollständig aufgegangen ist. Rechts Oberhalb des Bärenhüter bemerkt man auch das Haar der Berenike, mit dem auffälligen und schön aufgelösten Sternhaufen Melotte 111 und, genau zwischen der Deichsel des Großen Wagens und des Haar der Berenike, das eher unauffällige Sternbild Jagdhunde.
Im Süden
Die Frühlingssternbilder haben nun endlich den gesamten Südhimmel übernommen. Als Erstes fällt die helle und weiß leuchtende Spica im Sternbild Jungfrau auf. Darüber ist das Haar der Berenike erkennbar. In großer Höhe über dem Südhorizont thront auch das eindrucksvolle Sternbild des Löwen, mit dem Ringplaneten Saturn an seinem unteren Ende. Man muss schon einige Mühen aufwenden, um die schwachen Sterne des unscheinbare Sternbild des Kleinen Löwe oberhalb des Löwenkopfes aufzuspüren. Ebenfalls genau im Süden, und ziemlich niedrig über dem Horizont, erkennt man auch den Becher und links daneben das auffälligere Sternbild des Raben.
Das größte Sternbild des Himmels, die Wasserschlange, schlängelt sich unterhalb des Krebses im Südwesten, bis hinunter zum Südosthorizont. Schwierig zu erkennen ist auch das unscheinbare Sternbild Sextant, dass sich unterhalb der Vorderpranken des Löwen und nordöstlich des hellsten Sterns der Wasserschlange befindet.
Im Westen
Im Westen stehen noch einige Sterne des Winterhimmels über dem Horizont. Zum einen sind es die Zwillinge, mit den beiden auffälligen Sternketten, an dessen oberen Ende sich die beiden Hauptsterne Castor und Pollux befinden. Rechts daneben bereitet sich auch der Fuhrmann, mit der hellen und gelblich leuchtenden Kapella, zum Untergang vor. In Richtung Südwesten erkennt man noch Prokyon, den Hauptstern im Kleinen Hund, und knapp darüber das unscheinbare Sternbild Krebs.
Niedrig über dem Westhorizont, und unterhalb der Zwillinge und des Fuhrmanns, fallen bei guter Horizontsicht zwei helle rötliche Sterne auf. Es handelt sich dabei um den linken Schulterstern des Orion (Beteigeuze) und den Hauptstern des Stiers (Aldebaran), die in der nächsten halben Stunde unter dem Horizont verschwinden werden. In großer Höhe und oberhalb der Sternbilder Krebs, Zwillinge und Fuhrmann, befindet sich noch die schwachen Sterne des unscheinbaren Sternbild Luchs.
Der Mond
Der zunehmende Mond steht am Abend des 5. April nur 3° südlich von Regulus im Löwen. In der Nacht darauf zieht er nur 6° südlich am Saturn vorbei. Vollmond ist schließlich am Nachmittag des 9. April und in der darauf folgenden Nacht, befindet er sich in der Nähe von Spica in der Jungfrau.
Am frühen Morgen des 13. April, bekommt Antares Besuch vom abnehmenden Mond. Unser Erdtrabant steht dabei nur 5° westlich des rötlichen Hauptsterns im Skorpion. Zwischen dem 19. und 20. des Monats passiert er Jupiter. Schließlich kann er in der fortgeschrittenen Morgendämmerung des 22. April, in der Nähe von Mars und Venus aufgefunden werden. Am Morgen des 25. April ist schließlich die Neumondphase erreicht.
Am 26. kann die nur 40 Stunden alte Mondsichel recht günstig am Abendhimmel gesehen werden. Südwestlich davon, in einem Abstand von rund 2°, erkennt man Merkur und in ca. 1° Abstand nordöstlich des Mondes, den offenen Sternhaufen der Plejaden.
Die Planeten
Merkur steht am 26. April mit 20,4° Winkelabstand in größter östlicher Elongation. Durch die steil aufragende Ekliptik, ist nun die günstigste Abendsichtbarkeit des ganzen Jahres erreicht. Ab dem 11. April kann versucht werden, den flinken Planeten eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang tief über dem Westhorizont aufzuspüren. Danach verbessern sich die Beobachtungsbedingungen zusehends. Am Abend des 26. April ergibt sich für Fotografen ein schönes Motiv, wenn sich die 40 Stunden alte Mondsichel zu Merkur gesellt. Merkur bleibt dann noch bis in den Mai hinein am Abendhimmel sichtbar. Der ‑1,3 mag helle Planet geht am 11. des Monats um 21:09 Uhr Sommerzeit unter. Bis zum 16. nimmt die Helligkeit um eine halbe Größenklasse ab. Am Ende des Monats beträgt seine Helligkeit nur noch 1 mag und die Untergänge verspäten sich auf 22:31 Uhr Sommerzeit.
Venus, nach ihrer unteren Konjunktion im März, wechselt im April langsam an den Morgenhimmel. Am 15. des Monats beendet der Planet auch ihre Rückläufigkeit und wird wieder rechtläufig. In der ersten Monatshälfte präsentiert sie sich im Teleskop noch als schmale Sichel. Ihr Winkeldurchmesser nimmt aber rasch ab, von Anfangs 59″ auf 40″ am Ende des Monats. Ihr Helligkeit steigt dabei von ‑4,1 mag auf ‑4,5 mag an. Am 1. geht unser Nachbarplanet um 05:41 Uhr auf, am 15. um 04:56 Uhr und am letzten Tag des Monats schon um 04:21 Uhr.
Mars zeigt sich im April immer noch nicht am Morgenhimmel, obwohl er weiterhin seinen westlichen Winkelabstand zur Sonne auf 34 Grad vergrößert. Dies ist noch zu wenig um den Planeten am Morgenhimmel zu sichten. Am Monatsende kann allerdings versucht werden, ihn in der späten Morgendämmerung und tief im Südosten aufzuspüren. Zur Mitte des Monats wechselt der Planet vom Sternbild Wassermann in die Fische. Im letzten Monatsdrittel überschreitet er außerdem den Himmelsäquator von Süden nach Norden. Am 21. steht Mars dann mit 1,381 AE (206,7 Mio. km) im Perihel.
Jupiter baut seine Morgensichtbarkeit aus und wandert rechtläufig durch den Steinbock. Seine Helligkeit steigt leicht auf ‑2,2 mag an. Am 1. des Monats geht der Riesenplanet um 05:13 Uhr und am 30. schon um 03:29 Uhr Sommerzeit auf.
Der 0,7 mag helle Saturn steht, nach seiner Opposition im Vormonat, immer noch günstig am Nachthimmel und wandert rückläufig durch den Löwen. Allerdings wird er zunehmend ein Objekt der ersten Nachthälfte und seine Untergänge verfrühen sich von Anfangs 06:22 Uhr am Monatsersten zu 04:25 Uhr Uhr am Monatsletzten. Seine Ringe sind im April nur zu 4 Grad geöffnet und erscheinen als schmale Striche. Die Ringkantenstellung wird im September erreicht. Leider steht dann der Saturn in Konjunktion zur Sonne.
Uranus im Sternbild Fische stand im Vormonat in Konjunktion mit der Sonne und baut seinen westlichen Winkelabstand weiter aus. Leider reicht es im April nicht ganz für eine Sichtbarkeit am Morgenhimmel.
Neptun, rechtläufig im Steinbock, ist theoretisch in diesem Monat tief im Südosten am Morgenhimmel sichtbar. Seine Helligkeit beträgt in dieser Zeit nur 7,9 mag und der Planet geht immer früher auf. Allerdings ist der Himmel noch so aufgehellt, dass es nicht für eine Sichtung mit einem kleinen Teleskop ausreicht.
Der Zwergplanet Pluto wird am 4. April im Schützen stationär und setzt zu seiner Oppositionsschleife an. Er kulminiert zu Beginn der Morgendämmerung tief im Süden. Seine Helligkeit beträgt nur 14 mag.
Helle Kometen und Planetoiden
Komet C/2007 N3 Lulin wird rasch schwächer und geht von Anfangs 8,5 auf 10 mag zurück. Anfang des Monats reicht noch ein lichtstarkes Fernglas um den Kometen im Sternbild Zwillinge aufzuspüren. Später sind dann kleine bis mittlere Fernrohre nötig. Ende Mai wird er dann mit einer Helligkeit von 12 mag außer Sicht verschwinden.
Komet 144P/Kushida wird ebenfalls schnell schwächer. Zu Beginn des Monats sinkt er schließlich unter 10 mag und bleibt dann noch bis Ende April in mittleren Teleskopen sichtbar. Kushida bewegt sich dabei vom Sternbild Zwillinge kommend in den Krebs.
Die immer früher einsetzende Morgendämmerung wird die Beobachtung des ziemlich tief stehenden Kometen C/2006 W3 Christensen im Sternbild Pegasus sehr erschweren. Die Helligkeit bleibt nahezu konstant bei 9,6 Magnituden. Im Sommer erreicht der Komet voraussichtlich die 8. Größenklasse.
Komet 22P/Kopff konnte seine Helligkeitsentwicklung nicht beibehalten, so dass erst im letzten Monatsdrittel die 10. Größenklasse überschritten wird. Allerdings soll der Komet noch bis bis in den September hinein am Morgenhimmel sichtbar bleiben. Aktuelle Prognosen gehen jetzt davon aus, dass die Maximalhelligkeit zwischen 9 und 10 Magnituden betragen wird.
Auch Komet C/2008 T2 (Cardinal) ist mit rund 11 mag viel schwächer als erwartet. Bis Mai soll er noch etwas heller werden. Zwischen dem 14. / 15. April und zwischen dem 17. / 18. April streift der Komet den hellen Sternhaufen M 38 und M 36 im Sternbild Fuhrmann.
(1) Ceres beendet am 17. April ihre Oppositionsperiode im Löwen und wird stationär. Die Helligkeit sinkt auf 8,0 Größenklassen ab. Am 1. kulminiert der Zwergplanet um 22:59 Uhr, am 15. um 22:01 Uhr und am 30. schon um 21:04 Uhr Sommerzeit.
(2) Pallas wandert vom Sternbild Orion in das Einhorn. Die Helligkeit sinkt von Anfangs 8,7 mag auf 8,9 mag ab. Der Kleinplanet geht Anfang April um 23:47 Uhr und Ende April um 23:19 Uhr unter.
Eine Beobachtung von (4) Vesta im Sternbild Stier lohnt sich nur bis zur Monatsmitte. Anfang April sinkt der 8,5 mag helle Kleinplanet um 23:37 Uhr und Mitte des Monats um 23:14 Uhr unter dem Horizont.
(8) Flora kommt am 19. April in der Jungfrau in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,8 mag. Sie kulminiert Mitte April um 01:39 Uhr.
(14) Irene kommt am 20. April, ebenfalls in der Jungfrau, in Opposition und erreicht 8,9 mag Helligkeit. Anfang April beträgt ihre Helligkeit 9,2 mag und sie kulminiert um 02:56 Uhr im Süden. Ende des Monats erreicht sie schon um 00:38 Uhr den Meridian. Ihre Helligkeit ist dann wieder auf 9,0 mag gefallen.
(15) Eunomia erreicht am 8. April, im Grenzgebiet der Sternbilder Wasserschlange und Rabe, die Opposition zur Sonne. Sie wird dabei 9,8 mag hell werden. Zum Oppositionszeitpunkt kulminiert sie um 00:41 Uhr.
(29) Amphitrite im Sternbild Jungfrau wird im letzten Monatsdrittel wieder schwächer als 10 mag. Anfang April ist sie noch 9,5 mag hell und erreicht um 00:21 Uhr und zur Monatsmitte um 23:10 Uhr ihren höchsten Punkt im Süden.
Meteorströme
Der Meteorstrom der Virginiden erreicht am 10. April ihr Maximum. Vereinzelte Meteore dieses schwachen Stroms sind dann noch bis in das erste Maidrittel hinein zu verfolgen.
Vom 14. bis 24. April können die Lyriden beobachtet werden. Der Radiant liegt in der Leier, rund 7° südwestlich der hellen Wega. Es handelt sich dabei um relativ schnelle Meteore, die mit rund 50 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Das nicht sehr ausgeprägte Maximum in den europäischen Mittagsstunden, mit 10 – 20 Meteoren pro Stunde, ist am 22. April zu erwarten. Kurz vor der Morgendämmerung am Maximumstag, steht der Radiant aber schon genügend hoch um gute Meteorraten zu liefern.
Der Ursprungskörper für die Lyriden ist der Komet C/1861 G1 Thatcher, der eine Umlaufzeit von mehr als 400 Jahren besitzt.
Im letzten Aprildrittel tauchen auch die ersten Eta-Aquariden auf.