Objekte des Monats: Der Kugelsternhaufen Messier 14

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Mes­sier 14 (NGC 6402) ist ein hel­ler Kugel­stern­hau­fen im äqua­tor­na­hen Stern­bild Schlan­gen­trä­ger (Ophiu­chus). Er wur­de am 1. Juni 1764, nur zwei Tage nach der Ent­de­ckung von M 9 und M 10, von dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Charles Mes­sier auf­ge­fun­den. Er nahm alle drei Objek­te anschlie­ßend in sei­ne berühm­te Lis­te der kome­ten­haf­ten Objek­te auf. M 14 gilt als eine der ers­ten Ent­de­ckun­gen von Charles Mes­sier. Mes­sier beschrieb ihn als nicht beson­ders gro­ßen, run­den und schwa­chen Nebel ohne Ster­ne. Erst der deutsch-bri­ti­sche Astro­nom Fried­rich Wil­helm Her­schel konn­te den Kugel­stern­hau­fen im Jahr 1783 mit sei­nem 20 Fuß gro­ßen Reflek­tor voll­stän­dig in sei­ne Ein­zel­ster­ne auf­lö­sen. Er beschrieb ihn als extrem hel­len und leicht auf­lös­ba­ren Sternhaufen.

Ein sehr massereicher Kugelsternhaufen in großer Entfernung

Der 11 Bogen­mi­nu­ten gro­ße Kugel­stern­hau­fen erscheint dem Beob­ach­ter leicht ellip­tisch geformt. Er ist mit einer Kon­zen­tra­ti­ons­klas­se von VIII noch rela­tiv locker zum Zen­trum hin kon­zen­triert. Gleich­zei­tig weist er kei­ne scharf defi­nier­te Zen­tral­ver­dich­tung auf. Mes­sier 14 befin­det sich 30.300 Licht­jah­re von der Erde ent­fernt und besitzt einen wah­ren Durch­mes­ser von etwa 106 Licht­jah­ren. Ande­re Quel­len geben für die Ent­fer­nung sogar 55.000 Licht­jah­re an. Die­se Ent­fer­nung wür­de sogar einen Durch­mes­ser von 180 Licht­jah­ren impli­zie­ren und ihn zu den größ­ten Objek­ten sei­ner Klas­se machen. Der Stern­hau­fen besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 7,9 Grö­ßen­klas­sen. Somit ist M 14 bereits in licht­star­ken Fern­glä­sern als unschar­fes und licht­schwa­ches Stern­chen erkenn­bar. Er ist nach Mes­sier 10 und Mes­sier 12 der dritt­hells­te Kugel­stern­hau­fen im Stern­bild Ophiu­chus, die ein paar Grad west­lich von ihm zu fin­den sind. Das Objekt steht aber auch dop­pelt so weit ent­fernt wie die bei­den ande­ren Kugel­stern­hau­fen des Trios.

Messier 14
Mes­sier 14 im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger – Auf­nah­me von Bern­hard Hubl, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

M 14 ent­hält etwa 150.000 Mit­glieds­ster­ne, wobei die hells­ten Ster­ne die 14. Grö­ßen­klas­se nicht über­schrei­ten. Abso­lut gese­hen besitzt der Hau­fen eine Gesamt­leucht­kraft von unge­fähr 1,2 Mil­lio­nen Son­nen. M 14 ist von den fünf Mes­sier-Kugel­stern­hau­fen im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger (M 9, M 10, M 12, M 14 und M 107) der mas­se­reichs­te. Lei­der ist er durch Extink­ti­on von inter­stel­la­rem Staub der Milch­stra­ße stark gerö­tet und um rund 2 Grö­ßen­klas­sen in sei­ner Hel­lig­keit gedämpft. Er befin­det sich nur 13.000 Licht­jah­re vom galak­ti­schen Zen­trum ent­fernt und 8.000 Licht­jah­re über der galak­ti­schen Ebe­ne. Sein Alter wird auf 13 Mil­li­ar­den Jah­re geschätzt. Damit gehört M 14 auch zu den ältes­ten Kugel­stern­hau­fen unse­res Milchstraßensystems.

Veränderliche Sterne, eine Nova und ein Kohlenstoffstern

Der Stern­hau­fen ist mit einer Gesamt­zahl von 70 reich an ver­än­der­li­chen Ster­nen. Die meis­ten davon gehö­ren der Klas­se der so genann­ten W‑Vir­gi­nis-Ster­ne an. Das ist eine Unter­klas­se der Cep­hei­den und gel­ten als wich­ti­ge Stan­dard­ker­zen für die Ent­fer­nungs­be­stim­mung mit­tels Peri­oden-Leucht­kraft-Bezie­hung. Sie besit­zen Pul­sa­ti­ons­pe­ri­oden zwi­schen 10 und 20 Tagen. Auch eine beträcht­li­che Anzahl RR Lyrae Ster­ne wur­den gefun­den. Im Jahr 2012 wur­den 71 neue varia­ble Ster­ne in dem Kugel­stern­hau­fen iden­ti­fi­ziert. Im Jahr 1938 erschien eine Nova im Hau­fen. Die­se wur­de aller­dings erst 1964 auf 8 foto­gra­fi­schen Plat­ten als Stern der 16. Grö­ßen­klas­se ent­deckt. Die Plat­ten wur­den zwi­schen dem 21. und 28. Juni 1938 von der kana­di­schen Astro­no­min Helen Sawy­er Hogg, mit einem 72-Zoll-Reflek­tor am David Dun­lop Obser­va­to­ri­um in Kana­da, aufgenommen. 

Messier 14 (INAF)
Das Zen­trum des Kugel­stern­hau­fens Mes­sier 14 – Cre­dit: NASA, ESA, and F. D’An­to­na (INAF, Osser­va­to­rio Astro­no­mico di Roma); Image Pro­ces­sing: Gla­dys Kober;

Die Nova erreich­te eine maxi­ma­le Hel­lig­keit von 9,2 Grö­ßen­klas­sen. Sie war mehr als fünf­mal hel­ler, als der hells­te „nor­ma­le“ Stern des Hau­fens. Neben T Scor­pii, die 1860 im Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 80 auf­leuch­te­te, war es erst die zwei­te bekannt gewor­de­nen klas­si­sche Nova in einem kugel­för­mi­gen Stern­hau­fen. Des Wei­te­ren war es die ers­te foto­gra­fisch auf­ge­nom­me­ne Nova über­haupt. Selbst mit dem Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop gelang es spä­ter nicht mehr, den Vor­läu­fer­stern der Nova zu iden­ti­fi­zie­ren. Im Jahr 1997 wur­de ein „metall­ar­mer“ Koh­len­stoff­stern der Spek­tral­klas­se CN – ein Stern mit star­ken Koh­len­stoff­li­ni­en in sei­nem Spek­trum – ent­deckt. Die­ser Stern hat wahr­schein­lich sei­ne äuße­ren Schich­ten bei einer engen Begeg­nun­gen mit ande­ren Hau­fen­mit­glie­dern ver­lo­ren. Somit reicht sein koh­len­stoff­rei­cher ehe­ma­li­ge Kern nun bis an die Ober­flä­che des Sterns. Bis­her wur­den in M 14 kei­ne Blau­en Nach­züg­ler-Ster­ne gefun­den. In unmit­tel­ba­rer Nähe zu Mes­sier 14 steht noch der deut­lich licht­schwä­che­re kugel­för­mi­ge Stern­hau­fen NGC 6366 (9,5 mag), der sich knapp 3° süd­lich von M 14 befindet.

Beobachtung

Mes­sier 14 ist nicht so leicht auf­zu­lö­sen, wie sei­ne bei­den Vet­tern, die Kugel­stern­hau­fen M 10 und M 12. Somit erscheint er in klei­nen Tele­sko­pen noch nicht auf­ge­löst, son­dern eher wie eine ellip­ti­sche Gala­xie, mit einem deut­lich schwä­cher wer­den­den Außen­rand. Und selbst in Fern­glä­sern ist er, ent­ge­gen sei­ner Hel­lig­keit, kein ein­fa­ches Objekt. Unter guten Sicht­be­din­gun­gen erscheint M 14 in einem 10x50 Feld­ste­cher wie ein leicht unscharf gestell­tes blas­ses Stern­chen der 8. Grö­ßen­klas­se. Im 16x70 Fuji­non erscheint M 14 eben­falls blass und rund, mit einem etwas hel­le­rem Zen­tral­be­reich. Mit 3 bis 4 Zoll gro­ßen Refrak­to­ren und 40-facher Ver­grö­ße­rung ist unter einem dunk­len Him­mel ein zum Zen­trum hin hel­ler wer­den­des dif­fu­ses Fleck­chen erkenn­bar. Die­ses erscheint in Ost-West-Rich­tung leicht oval. Unter guten Bedin­gun­gen kann man im 4‑Zöller, unter hohen Ver­grö­ße­run­gen um 100-fach, einen Ver­dacht auf eine gewis­se Kör­nig­keit erah­nen. Ab 6 Zoll Öff­nung erschei­nen die Außen­be­rei­che des Hau­fens bereits leicht gra­nu­liert. Eine zen­tra­le Ver­dich­tung zum Zen­trum hin ist aller­dings nicht wahr­zu­neh­men. Mit einem 8 Zoll New­ton und 133-facher Ver­grö­ße­rung tau­chen bei indi­rek­tem Sehen bereits die ers­ten Ster­ne in den Rand­ge­bie­ten auf. Der Hau­fen erscheint nun blass­gelb. Der Kern fast stel­lar, mit einer oran­gen Far­be. Aber erst ab 10 bis 12 Zoll Öff­nung und 150 bis 200-facher Ver­grö­ße­rung ist der Kugel­stern­hau­fen schon deut­lich bes­ser in Ein­zel­ster­ne auf­ge­löst. Sei­ne ellip­ti­sche Form wird ab die­ser Öff­nung auch immer bes­ser sicht­bar. Mit noch grö­ße­rer Öff­nung, jen­seits der 14 Zoll, wirkt das Hau­fen­zen­trum von M 14 stark gespren­gelt. Im Süd­os­ten erscheint eine dunk­le­re Regi­on. Eini­ge Ster­nen­ket­ten que­ren dabei sein Zen­trum von Nord­os­ten nach Südwesten.

Aufsuchkarte Messier 14
Auf­such­kar­te für Mes­sier 14 – erstellt mit SkytechX

Der Kugel­stern­hau­fen ist am bes­ten im spä­ten Früh­jahr bis in den Som­mer hin­ein beob­acht­bar. Er ist im öst­li­chen Teil des Schlan­gen­trä­gers nicht gera­de leicht zu fin­den. Denn in die­sem Gebiet gibt es nur wenig hel­le Ster­ne. Mes­sier 14 befin­det sich fast auf einer Linie und etwa auf 1/3 des Weges von Gam­ma Ophiuchi (3,8 mag) zu Sabik (Eta Oph, 2,4 mag). Um M 14 auf­zu­su­chen, gehen wir aber am bes­ten von der Ver­bin­dungs­li­nie zwi­schen Cebal­rai (Beta Oph, 2,8 mag) und Gam­ma Oph aus. Wir schwen­ken das Tele­skop unge­fähr 7° in Rich­tung Süden, bis M 14 im Gesichts­feld des Suchers erscheint. Nur 2° süd­lich von Gam­ma Oph befin­det sich ein Stern der 6. Grö­ßen­klas­se. Die­ser Stern ist Mit­glied eines Drei­ecks aus Ster­nen glei­cher Hel­lig­keit, deren Spit­ze in Rich­tung Süd­wes­ten weist. M 14 befin­det sich knapp ein Grad vom unters­ten Stern die­ses Drei­ecks ent­fernt. Eine ande­re Mög­lich­keit ist es, den Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 10 in die Sucher­mit­te ein­zu­stel­len. Die­ser befin­det sich sich unge­fähr auf der­sel­ben Dekli­na­ti­on wie M 14. Man war­tet nun knapp 40 Minu­ten, bis M 14 im Gesichts­feld des Fern­rohrs auftaucht.

Auf­such­kar­te Mes­sier 14 (57,6 KiB, 294 hits)

Steckbrief für Messier 14

Objekt­na­meMes­sier 14
Kata­log­be­zeich­nungNGC 6402, GCL 72
TypKugel­stern­hau­fen, VIII
Stern­bildSchlan­gen­trä­ger (Ophiu­chus)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)17h 37m 36,1s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)-03° 14′ 43″
V Hel­lig­keit7,6 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung11,0′
Durch­mes­ser106 Licht­jah­re
Ent­fer­nung30.300 Licht­jah­re
Beschrei­bungB,vL,R,eRi,vgmbM; Many vF stars 14…
Ent­de­ckerCharles Mes­sier, 1764
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 12
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 55
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1321–1322 (Vol III)
Pocket Sky Atlas: Chart 56
Sky Atlas 2000: Chart 15
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 106

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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