NGC 3344 ist eine hübsche Balkenspiralgalaxie, im südlichen Bereich des Sternbilds Kleiner Löwe (Leo Minor). Sie wurde am 6. April 1785 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt. Herschel beschrieb das Objekt als ziemlich hell, diffus und groß, vor zwei sichtbaren Sternen.
Die hellste und größte Galaxie des Kleinen Löwen
Die Galaxie ist eine relativ isoliert stehende Balkenspirale vom Hubble-Typ SABbc und ein Juwel des Nordhimmels. Gleichzeitig ist sie die größte und hellste Galaxie im unscheinbaren Sternbild Leo Minor. Die Galaxie befindet sich 22,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen absoluten Durchmesser von gut 45.000 Lichtjahre. Das entspricht ungefähr 1/3 des Durchmessers unseres eigenen Milchstraßensystems. Sie ist in in der Größe vergleichbar mit der Spiralgalaxie Messier 33 im Sternbild Dreieck. Die Dreiecksgalaxie ist allerdings ein Mitglied unserer Lokalen Galaxiengruppe und steht uns 8 Mal näher. Auch die Leuchtkraft, von nur 4 Milliarden Sonnen, ist vergleichbar mit M 33. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,7 mag und einem Durchmesser von 7,1 x 6,5 Bogenminuten ist NGC 3344 schon sehr leicht in kleineren und mittleren Teleskopen beobachtbar.
NGC 3344 gehört zur so genannten „Leo Spur“, ist aber zu keiner Galaxiengruppe gehörig. Sie steht direkt im Vordergrund der Leo-Galaxiengruppe (M65/M66 & M95/M96). Dieser kleine Galaxienhaufen ist wiederum ein äußerer Teil des Virgo-Superhaufens, zu der auch unsere eigene lokale Galaxiengruppe zählt. Auf lang belichteten Aufnahmen ist der Balken von NGC 3344 nicht sehr ausgeprägt. Der Zentralteil, die Bulge, erscheint relativ groß. In den relativ moderat gewundenen Spiralarme erkennt man deutlich die rötlichen HII-Regionen und jüngere Sternhaufen, mit blauen leuchtkräftigen Riesensternen. So ähnlich müsste auch unsere eigene Galaxie erscheinen – ebenfalls eine Balkenspirale – wenn man sie aus einer Entfernung von knapp 23 Millionen Lichtjahren betrachten würde. Im Fall von NGC 3344 blicken wir mit 25° fast direkt von oben auf ihre Scheibe. Deshalb können wir die fein strukturierten Spiralarme sehr gut untersuchen. So konnte auch ein innerer und ein schwächerer äußerer Ring in der Galaxienscheibe entdeckt werden. Das Licht der beiden Ringe wird durch junge blaue Sterne und Sternentstehungsgebiete dominiert. Vom 0,5 Bogenminuten durchmessenden inneren Ring gehen die beiden Hauptarme der Galaxie aus, von dem weitere knotige Arme abzweigen. Der 3 Bogenminuten große äußere Ring, auch als Pseudoring bezeichnet, ist nicht auf den Kern zentriert sondern besitzt eine verbogene Struktur, einen so genannten Warp.
Untersuchungen belegen, dass NGC 3344 in der Vergangenheit eine Begegnung mit einer anderen Galaxie hatte. Die Sterne im Außenbereich verhalten sich dynamisch deutlich anders als die Sterne im Zentralbereich der Scheibe. Die Sterne in der Nähe der Bulge rotieren entgegengesetzt zur Umlaufrichtung der anderen Sterne in der Galaxienscheibe. Leider befinden sich zur Zeit keine weiteren Galaxien in unmittelbarer Nähe zu NGC 3344, die als Kandidat für diese Begegnung herhalten könnte. Astronomen gehen deshalb davon aus, dass die Ringstrukturen und der kleine Balken durch ein Akkretion intergalaktischen Gases entstanden sein könnte. Am 18. Oktober 2012 wurde die Supernova SN 2012fh in NGC 3344 entdeckt. Diese erreichte eine maximale Helligkeit von 15,2 Größenklassen. Hierbei handelte es sich um eine Kernkollaps-Supernova vom Typ Ic, wobei zusätzlich noch die Heliumhülle des Sterns abgestoßen wurde.
Beobachtung
Aufgrund ihrer Helligkeit und Größe ist die Galaxie unter einem dunklen Landhimmel schon im 10x50 Feldstecher zu erahnen. Deutlich besser ist sie aber in meinem 16x70 Fujinon Großfeldstecher erkennbar. Mit Teleskopen von 3 Zoll Öffnung und Vergrößerungen um 25-fach erkennt man einen kreisrunden Nebel, mit einem hellen Kerngebiet. Einige Bogensekunden südwestlich des Kerns befindet sich ein Stern der 9. Größenklasse. Im 4 bis 6 Zöller und mittleren Vergrößerungen ist das helle Kerngebiet deutlicher ausgeprägter und erscheint sternförmig. Der 9 mag Stern begrenzt dabei sehr gut den runden äußeren Halo von NGC 3344. Ein weiterer, deutlich schwächerer Stern befindet sich näher zum Zentrum. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung und Vergrößerungen um 100-fach erscheint der Halo immer noch strukturlos. Der Halo besitzt nun eine homogene Helligkeitsverteilung in Richtung des Zentrums. Nur 0,5 Bogenminuten südöstlich des Kerngebiets ist ein weitere Stern der 14. Größenklasse sichtbar. Dieser besitzt dieselbe Helligkeit wie das stellar erscheinende Kerngebiet. Er sollte nicht mit einer Supernova verwechselt werden. Alle drei Sternen werden durch einen großen Halo aus diffusem Licht eingeschlossen. In 12 bis 14 Zoll großen Teleskope zeigt sich die Galaxie leicht in Ost-West-Richtung elongiert aber nach wie vor strukturlos. Indirekt sind nun leichte Helligkeitsvariationen in der Scheibe wahrnehmbar. Das sind die ersten Andeutungen der Spiralstruktur. Das Kerngebiet erscheint dabei sehr klein, sein Zentrum ausgeprägt und nicht mehr stellar.
NGC 3344 ist am besten im Spätwinter bis in das Frühjahr hinein beobachtbar, wenn das Sternbild Leo bei uns hoch am Himmel steht. Die Galaxie befindet sich inmitten der Verbindungslinie zwischen 40 (5,5 mag) und 41 Leo Minoris (5,1 mag) und knapp 3° westlich von 54 Leonis. Sie ist demzufolge relativ leicht aufzufinden. Um NGC 3344 zu finden, gehen wir vom Sternbild Löwe aus. Wir stellen den 2,6 mag hellen Stern Zosma (Delta Leo) in die Suchermitte ein. Wir schwenken nun das Teleskop genau 6° in Richtung Nordwesten, zum 4,3 mag hellen Stern 54 Leo. Dieser Stern bildet mit zwei weiteren fast gleich hellen Sternen ein gleichschenkliges Dreieck, dessen Schenkel sich in Richtung Norden öffnet. Von dort aus schwenken wir abermals 2 ¾ Grad nach Westen, bis NGC 3344 im Gesichtsfeld eines niedrig vergrößernden Okulars auftaucht.
Aufsuchkarte NGC 3344 (69,1 KiB, 474 hits)
Steckbrief für NGC 3344
Objektname | NGC 3344 |
Katalogbezeichnung | UGC 5840, PGC 31968, MCG 4–25-46, ZWG 124.60 |
Typ | Galaxie, SBbc Ring |
Sternbild | Kleiner Löwe (Leo Minor) |
Rektaszension (J2000.0) | 10h 43m 30,9s |
Deklination (J2000.0) | +24° 55′ 22″ |
V Helligkeit | 9,7 mag |
Flächenhelligkeit | 13,9 mag |
Winkelausdehnung | 7,1′ x 6,5′ |
Positionswinkel | 18° |
Absolute Helligkeit | -19,502 mag |
Durchmesser | 45.000 Lichtjahre |
Entfernung | 22,5 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | cB,L,gbM,* inv,2 st f; H I 81 |
Entdecker | Wilhelm Herschel, 1785 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 4 & 10 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 34 Millennium Star Atlas: Charts 681–682 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 34 Sky Atlas 2000: Chart 6 Uranometria 2nd Ed.: Chart 73 |