Wie schon im vorhergehenden Artikel zum 24. Herzberger Teleskoptreffen versprochen, reiche ich nun die Himmelsaufnahmen nach, die Dank des hervorragenden Wetters in der Nacht vom 15. auf den 16. September 2023 in Jeßnigk entstanden sind. Dafür hatte ich 4 DSLRs im Einsatz, wobei die astromodifizierten Kameras zur Langzeitbelichtung von Sternenfeldern genutzt wurden. Diese wurden auf meiner AstroTrac bzw. dem älteren Modell der Skywatcher Staradventurer auf zwei stabilen Berlebach-Stativen nachgeführt.
Strichspuraufnahme am Standort unserer Südkurve
Die Bearbeitung des Bildes gestaltete sich komplizierter als gedacht. Zuerst wandelte ich die RAW-Dateien mit Hilfe der freien Stacking-Software Fitswork in TIF-Dateien um, die dann mit dem kostenlosen Programm StarStaX kombiniert wurden. Leider hatte ich vergessen, während oder nach der Aufnahme, ein Dunkelbild anzufertigen, so dass ich das nachträglich in meinem Kühlschrank erlediegen musste. Auf dem Bild sieht man den Standort unserer Südkurve und Stephans astronomische Gerätschaften. Er hat zum gleichen Zeitpunkt Aufnahmen des Sternhimmels angefertigt. Im Gegensatz zu mir, hatte er leider einige technische Probleme. Meine Canon EOS 100D, mit dem Irix 15 mm Weitwinkel-Objektiv, stand zu diesem Zweck auf dem Dach meines Toyotas. Leider waren nach nur 15 Aufnahmen Schluss, da der Akku schlapp machte. Aus diesem Grund werde ich für Sternfeldaufnahmen in Zukunft einen Akku-Dummy verwenden, um länger belichten zu können. Die kleine Lücke in den Strichspuren der Sterne rührt von einer kurzen Belichtungspause her.
Das Sommerdreick verschwindet im Nordwesten
Nach dem Ende der nachgeführten Belichtungen mussten noch Dunkelbildaufnahmen angefertigt werden. Um die Wartezeit kurz vor 3 Uhr morgens zu überbrücken, dokumentierte ich die Stimmung in Form von Fotos auf dem Platz. Im unteren Bild sieht zum Beispiel man den Untergang des Sommerdreicks mit der Milchstraße in Richtung des Fliegerhorstes Holzdorf. Das Sommerdreick besteht aus den drei Hauptsternen Atair im Adler, Wege in der Leier und Deneb im Schwan. Verwendung fand hier die Canon EOS 6D mit dem 24–105 mm Kit-Objektiv. Bearbeitet wurde das Bild mit Adobe Photoshop CC und seiner neuen Entrauschfunktion. Damit ist es möglich, nahezu rauschfreie Bilder auch mit ISO-3200 zu erhalten. 🙂 Die Sommermilchstraße im Sternbild Schwan war auch Ziel der nachgeführten Himmelsaufnahmen bei den nachfolgenden Bildern.
Die Milchstraße im Sternbild Schwan
Das letzte tiefe Himmelsaufnahme liegt auch wieder ein Jahr zurück. Aus diesem Grund hatte ich vor, beim diesjährigen HTT die Canon EOS 600Dfs auf die Sommermilchstraße in Richtung des Sternbilds Schwan zu richten. Diese astronomisch sehr interesantes Gebiet in der Cygnus-Star ‑Cloud ist die von mir am meisten fotografierte Region am Himmel. Als Aufnahmeoptik diente das Canon EF 50 mm STM Objektiv. Mit 5,1 Stunden Gesamtbelichtungszeit auf der Staradventurer ist es gleichzeitig meine am längsten belichtete Himmelsaufnahme. 😀 Im fertigen Bild sieht man zahlreiche Wasserstoff- und Gasnebel um den „Nördliche Kohlensack“ entlang des so genannten Cygnus-Rift. Neben dem Nordamerika- und Pelikannebel, dem Gamma-Cygni-Nebel und der HII-Region Sharpless 119, erkennt man weitere Sternentsehungsregion in der nördlichen Milchstraße. Die Bilder wurden zunächst mit Astro Pixel Processor gestackt, vorgestreckt und das fertige Summenbild in Photoshop CC weiterverarbeitet.
Galaktische Nebel um den „Nördlichen Kohlensack“
Der „Nördliche Kohlensack“ (LDN 896) ist eine Dunkelnebelregion in der Nähe von Deneb im Sternbild Schwan. Bei dieser Aufnahme wurde die Canon EOS 1000Da auf der Astrotrac verwendet. Als Aufnahmeoptik diente das Samyang 135 mm f2.0 Objektiv. Beeindruckend sind die Strukturen innerhalb der Dunkelwolke und die zahlreichen roten Wasserstoffnebel. Leider wurde der Nordamerikanebel (NGC 7000) abgeschnitten, weil durch den Crop nicht das gesamte Gebiet, mitsamt dem Gamma-Cygni-Nebel (IC 1318), auf den Chip der Kamera passt. Auch diese Himmelsaufnahme wurde mit der selben Software wie weiter oben bearbeitet. Ein weiterer Dunkelnebel wird oft mit dem „Nördlichen Kohlensack“ verwechselt bzw. gleichgesetzt, nämlich „Le Gentil 3“, der unter einem dunklen Landhimmel selbst dem bloßen Auge als auffällige dunkle Stelle inmitten der Sommermilchstraße erscheint. Dieser Dunkelnebel befindet sich im Übersichtsbild direkt an der linken oberen Ecke.
Die Umgebung des Kokon-Nebels
Die letzte nachgeführte Aufnahme des Himmels zeigt den Kokon-Nebel (IC 5146), am Ende der zigarrenförmigen Dunkelwolke Barnard 168. Dieser befindet sich im nordöstlichen Bereich des Sternbilds Schwan, direkt an der Grenze zum Sternbild Eidechse. Leider ist diese interessante Himmelsregion, nordöstlich des Nordamerikanebels, nicht mehr auf dem Übersichtsfoto des Sternbilds Schwan weiter oben abgebildet. Die interessantere Region, südlich des Kokon-Nebels, habe ich leider nicht ganz getroffen. Zumindest ist Sharpless 124, als schwacher rötlicher Wasserstoffnebel im linken unteren Bildbereich zu erahnen. In der Nähe dieses Nebels erkennt man auch die markante Dunkelwolke Barnard 164. Im rechten oberen Bildteil befindet sich der ausgedehnte Sternhaufen NGC 7243 in der Eidechse. Das Foto wurde mit dem selben Equipment wie weiter oben aufgenommen. Die Bearbeitung gestaltete sich aufgrund der hohen Sternenzahl dieser Himmelsregion als ziemlich schwierig.