Der Sternhimmel im Mai 2022

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Der Lauf des Mondes

Nur einen Tag nach Neu­mond kön­nen wir zu Beginn des Monats ver­su­chen, die sehr schma­le, zuneh­men­de Mond­si­chel über dem nord­west­li­chen Hori­zont zu ent­de­cken. Nur einen Abend spä­ter, am 2. Mai, gelingt uns das deut­lich bes­ser, weil unser Erd­tra­bant nun etwas höher über dem Hori­zont steht. Gleich­zei­tig befin­det sich die Mond­si­chel direkt öst­lich des Pla­ne­ten Mer­kur und den Ple­ja­den. Mond, Mer­kur, die Ple­ja­den und der Stern Alde­ba­ran im Stier, bil­den dabei eine gera­de Linie, die par­al­lel zum Hori­zont ver­läuft. Nach die­ser inter­es­san­ten Zusam­men­kunft wan­dert der zuneh­men­de Mond wei­ter durch die Stern­bil­der Stier und Zwil­lin­ge. In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai wan­dert unser stil­ler Beglei­ter süd­lich an Pol­lux in den Zwil­lin­gen vor­bei. Nach­dem der Mond das Stern­bild Krebs durch­lau­fen hat, befin­det er sich am 9. Mai im ers­ten Vier­tel im Stern­bild Löwe und nörd­lich von Regu­lus. Am 11. des Monats hat der Mond bereits die Jung­frau erreicht, wo wir ihn dann in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai ober­halb von Spi­ca ent­de­cken kön­nen. Am Mor­gen des 13. Mai wird gegen 3:06 Uhr der 2,8 mag hel­le Stern Porri­ma (Gam­ma Vir) von der unbe­leuch­te­ten Sei­te des Mon­des bedeckt. Beim Aus­tritt gegen 3:51 Uhr an der beleuch­te­ten Sei­te steht der Erd­tra­bant noch 6 ½ Grad hoch im Wes­ten. Am 16. Mai wird schließ­lich die Voll­mond­pha­se im Stern­bild Waa­ge durch­lau­fen. Gegen Mor­gen fin­det auch eine tota­le Mond­fins­ter­nis statt, die von Mit­tel­eu­ro­pa aus lei­der nicht in ihrer vol­len Län­ge sicht­bar ist. Zu Beginn der Tota­li­tät, um 5:30 Uhr, ist der Voll­mond vie­ler­orts bereits unter dem Hori­zont ver­schwun­den. Aller­dings kann der Ein­tritt in den Kern­schat­ten in der Mor­gen­däm­me­rung ver­folgt wer­den. Nach der Voll­mond­nacht wird der Erd­tra­bant nach und nach ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Am 17. Mai kön­nen wir den noch fast vol­len Mond nur 3 Grad nord­west­lich von Ant­ares im Stern­bild Skor­pi­on auf­fin­den. In den Fol­ge­näch­ten wan­dert der Mond wei­ter Rich­tung Osten durch die Stern­bil­der Schlan­gen­trä­ger, Schüt­ze und Stein­bock. In der Mor­gen­däm­me­rung des 22. Mai befin­det sich der Mond im letz­ten Vier­tel und knapp 6 Grad süd­west­lich des Ring­pla­ne­ten Saturn. Nach­dem unser stil­ler Beglei­ter das Stern­bild Was­ser­mann hin­ter sich gelas­sen hat, fin­den wir ihn am Mor­gen des 24. Mai knapp 4 Grad süd­lich von Mars und am 25. nur 4 Grad süd­lich von Jupi­ter in den Fischen. In der Mor­gen­däm­me­rung des 27. Mai kön­nen wir eine sehr enge Kon­junk­ti­on zwi­schen der schma­len Sichel des Mon­des und dem Mor­gen­stern Venus beob­ach­ten. Dabei steht der Mond etwas mehr als 1 Grad süd­lich unse­res Nach­bar­pla­ne­ten. Nur einen Mor­gen spä­ter kön­nen wir die sehr schma­le Mond­si­chel zum letz­ten mal im Osten auf­ge­hen sehen, bis am 30. Mai schließ­lich die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen wird. Am letz­ten Abend im Mai taucht die dün­ne, zuneh­men­de Mond­si­chel, knapp 34 Stun­den nach Neu­mond wie­der in der Abend­däm­me­rung auf.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur kann, nach sei­ner größ­ten öst­li­chen Elon­ga­ti­on im Vor­mo­nat, noch in den ers­ten Mai­ta­gen nied­rig am Abend­him­mel auf­ge­spürt wer­den. Am 1. Mai erfolgt der Unter­gang des inners­ten Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems um 6:05 Uhr Som­mer­zeit. Erst gegen 20:30 Uhr ist es dun­kel genug, um Mer­kur dicht über dem nord­west­li­chen Hori­zont mit blo­ßem Auge zu erken­nen. Er steht zu die­sem Zeit­punkt noch gut 8 Grad hoch im Nord­wes­ten. An die­sem Tag kann Mer­kur auch nahe der Ple­ja­den im „Gol­de­nen Tor der Eklip­tik“ beob­ach­tet wer­den und steht nur 2 Grad öst­lich des Stern­hau­fens. Am 2. Mai gesellt sich die schma­le, zuneh­men­de Mond­si­chel hin­zu: ein schö­nes und über­aus sel­te­nes Foto­mo­tiv. Nur eine hal­be Stun­de spä­ter ver­schwin­det der Pla­net in den Dunst­schich­ten des Hori­zonts. Bis zum 9. Mai ver­frü­hen sich die Unter­gangs­zei­ten des Pla­ne­ten nur unwe­sent­lich auf 15 Minu­ten. Sei­ne Hel­lig­keit geht in die­ser Zeit von anfangs 0,4 auf 2,1 mag stark zurück. Am 11. Mai kommt Mer­kur zum Still­stand und bewegt sich immer schnel­ler auf die Son­ne zu. Am 21. des Monats steht er dann in unte­rer Kon­junk­ti­on mit unse­rem Zen­tral­ge­stirn. Danach ent­fernt er sich wie­der in west­li­cher Rich­tung von der Son­ne. Am 27. Mai erreicht Mer­kur noch das Aphel sei­ner Bahn und befin­det sich dann 69,8 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Son­ne entfernt.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus bleibt Mor­gen­stern und kann vor Son­nen­auf­gang nied­rig über dem Ost­ho­ri­zont auf­ge­fun­den wer­den. Sie bewegt sich durch die Stern­bil­der Wal­fisch und Fisch und wech­selt Ende Mai in das Stern­bild Wid­der. Die Auf­gän­ge des ‑4,0 mag hel­len Mor­gen­sterns ver­frü­hen sich von anfangs 4:30 Uhr auf 3:37 Uhr Som­mer­zeit. Am 23. Mai zeigt sich das Venus­scheib­chen ¾ beleuch­tet und mit einer schein­ba­ren Grö­ße von 14,5 Bogen­se­kun­den. Am 1. Mai befin­det sich die Venus sehr nahe beim Jupi­ter und zeigt sich zusam­men mit dem Rie­sen­pla­ne­ten als hel­ler „Dop­pel­stern“ in der Mor­gen­däm­me­rung. Ihr gegen­sei­ti­ger Abstand beträgt nur 20 Bogen­mi­nu­ten! Bei­de Pla­ne­ten ste­hen sich zu Beginn der bür­ger­li­chen knapp 5 Grad hoch über dem Hori­zont. Dabei ist die Venus ‑4,1 mag und der Jupi­ter ‑2,1 mag hell. Am 27. Mai steht die abneh­men­de Mond­si­chel nur 1 Grad unter­halb des Morgensterns!

Unser roter Nach­bar Mars ist ein Objekt für den Mor­gen­him­mel. Er bewegt sich recht­läu­fig durch den Was­ser­mann und wech­selt am 19. Mai in die Fische. Ende Mai über­schrei­tet der Rote Pla­net den Him­mels­äqua­tor und wech­selt an den Nord­him­mel. Am 1. Mai geht Mars um 4:05 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Mai ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf 2:45 Uhr Som­mer­zeit. Anfang Mai steht Mars, zu Beginn der Mor­gen­däm­me­rung, bereits 8 ½ Grad hoch über dem öst­li­chen Hori­zont. Ende Mai beträgt sei­ne Hori­zont­hö­he bereits 14 Grad. Sei­ne Hel­lig­keit nimmt leicht zu von anfangs 0,9 auf 0,7 Grö­ßen­klas­sen. Für eine tele­sko­pi­sche Beob­ach­tung ist es aber noch zu früh, weil Mars Ende Mai nur eine schein­ba­re Grö­ße von 6,4 Bogen­se­kun­den erreicht. Am 25. Mai kann der abneh­men­de Halb­mond süd­öst­lich des Roten Pla­ne­ten auf­ge­fun­den wer­den. Und am 29. Mai kommt es zu einer engen Begeg­nung mit dem Jupi­ter. Mars zieht an die­sem Tag, in einem Abstand von nur 35 Bogen­mi­nu­ten, süd­lich am Rie­sen­pla­ne­ten vorbei.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter ist am Mor­gen­him­mel zu sehen und wan­dert recht­läu­fig durch das Stern­bild Fische. Am 25. Mai wech­selt Jupi­ter auf die nörd­li­che Sei­te des Him­mels. Und Ende des Monats steht der Pla­net, zu Beginn der bür­ger­li­chen Däm­me­rung, bereits 15 Grad hoch im Süd­os­ten. Am 1. Mai geht Jupi­ter um 4:28 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Mai ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gangs­zei­ten auf 2:40 Uhr Som­mer­zeit. In die­ser Zeit nimmt sei­ne Hel­lig­keit nur leicht zu und beträgt Ende Mai ‑2,2 Magni­tu­den. Im Tele­skop prä­sen­tiert sich Jupi­ter dann als 37 Bogen­mi­nu­ten gro­ßes Scheib­chen. Am 1. Mai wan­dert die Venus sehr dicht am Rie­sen­pla­ne­ten vor­bei und am 25. Mai kann der abneh­men­de Mond in der Nähe von Jupi­ter und Mars auf­ge­fun­den wer­den. Am 29. des Monats steht dann noch der Mars 0,6 Grad süd­lich des Rie­sen­pla­ne­ten. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 0,7 mag, ist Mars aller­dings deut­lich licht­schwä­cher als Jupiter.

Der Ring­pla­net Saturn wird im Mai zum Pla­ne­ten für die zwei­te Nacht­hälf­te und bremst sei­ne rück­läu­fi­ge Bewe­gung durch den Stein­bock deut­lich ab. Die schein­ba­re Hel­lig­keit Saturns nimmt im Lau­fe des Monats leicht zu und beträgt Ende Mai 0,7 Grö­ßen­klas­sen. Damit besitzt er die glei­che Hel­lig­keit wie Mars, der eben­falls am Mor­gen­him­mel zu sehen ist. Am 1. Mai geht Saturn um 3:29 Uhr im Süd­os­ten auf. Am 31. Mai über­schrei­tet der Ring­pla­net bereits um 1:34 Uhr Som­mer­zeit die Hori­zont­li­nie. Bei Ein­bruch der Mor­gen­däm­me­rung befin­det sich Saturn, zum Monats­en­de hin, bereits 20 Grad hoch über dem Hori­zont. Ende Mai beträgt sein schein­ba­rer Äqua­tor­durch­mes­ser 17 und sein Ring­durch­mes­ser 39 Bogen­se­kun­den. Im Fern­rohr erkennt man, dass sein beein­dru­cken­der Ring immer noch recht weit geöff­net ist. Am 22. des Monats erhält Saturn Besuch vom abneh­men­den Mond. Im nächs­ten Monat beginnt Saturn schließ­lich sei­ne Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode und ist dann die gesam­te Nacht zu sehen.

Ura­nus steht am 5. Mai im Stern­bild Wid­der in Kon­junk­ti­on mit unse­rem Zen­tral­ge­stirn und bleibt im gesam­ten Monat Mai unsicht­bar. Am Tag der Kon­junk­ti­on steht Ura­nus 3.099 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von der Erde entfernt.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun wan­dert zunächst recht­läu­fig durch den Was­ser­mann und wech­selt am 3. Mai in das Stern­bild Fische. Auf­grund sei­ner Kon­junk­ti­on mit der Son­ne im Vor­mo­nat, reicht es auf­grund sei­ner Hel­lig­keit von 7,8 mag in die­sem Mai noch nicht für eine Sich­tung des äuße­ren Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems am Morgenhimmel.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to kann kurz vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung im Stern­bild Schüt­ze auf­ge­fun­den wer­den. Dabei erreicht er Ende Mai eine Höhe von nur 10 Grad über dem süd­öst­li­chen Hori­zont. Auf­grund sei­ner schein­ba­ren Hel­lig­keit von 14,3 Grö­ßen­klas­sen, ist der fer­ne Him­mels­kör­per nur ein Objekt für sehr gro­ße Tele­sko­pe. Sei­ne Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von anfangs 2:35 Uhr Som­mer­zeit auf zwei Stunden.

Helle Kometen und Planetoiden

Der kurz­pe­ri­odi­sche Komet 19P/Borrelly wan­dert vom Stern­bild Fuhr­mann in den Luchs und kann noch am Abend­him­mel auf­ge­sucht wer­den. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit um 12 Grö­ßen­klas­sen, ist der Schweif­stern ein Objekt für mitt­le­re bis gro­ße Teleskope.

Der Komet C/2017 K2 (Pan­STARRS) zieht im Mai vom Stern­bild Adler in das Stern­bild Schlan­gen­trä­ger und ist dem­zu­fol­ge ein Objekt für den Mor­gen­him­mel. Er ent­wi­ckelt sich hel­lig­keits­mä­ßig momen­tan etwas schwä­cher als erwar­tet. Sei­ne Hel­lig­keit steigt im Lau­fe des Mai von 10,0 auf 9,5 Grö­ßen­klas­sen, so dass der Schweif­stern bereits in licht­star­ken Feld­ste­chern oder klei­ne­ren Tele­sko­pen beob­ach­tet wer­den kann. Im Som­mer wird er zu einem hüb­schen Fernglaskometen.

Der Komet C/2019 L3 (ATLAS) kann noch bis in die Monats­mit­te hin­ein im Stern­bild Zwil­lin­ge am Abend­him­mel auf­ge­sucht wer­den. Mit einer Hel­lig­keit um 11 Grö­ßen­klas­sen benö­tigt man für die Sich­tung die­sen Schweif­stern ein mit­tel­gro­ßes Teleskop.

Der Komet C/2021 O3 (Pan­STARRS) wird im Mai immer bes­ser am Nacht­him­mel sicht­bar und nach der 1. Mai­wo­che sogar zir­kum­po­lar. Der Komet wan­dert sehr schnell in Rich­tung Nor­den vom Stern­bild Stier kom­mend, wei­ter durch den Per­seus, in die Giraf­fe. Ende des Monats läuft er, in nur 10 Grad Abstand, am nörd­li­chen Him­mels­pol vor­bei. Lei­der taucht der Komet erst Anfang Mai in der Abend­däm­me­rung auf und hat sein Hel­lig­keits­ma­xi­mum bereits hin­ter sich. Im Lau­fe des Mai steht er aber immer höher über dem Nord­ho­ri­zont und ist dann auch immer bes­ser am dunk­len Nacht­him­mel zu beob­ach­ten. In den ers­ten Mai­ta­gen kann der Schweif­stern, mit rund 6 Grö­ßen­klas­se Hel­lig­keit, nord­west­lich der Ple­ja­den im Stern­bild Stier auf­ge­fun­den wer­den. Zu Beginn der nau­ti­schen Däm­me­rung beträgt sei­ne Höhe über dem west­li­chen Hori­zont gera­de ein­mal 5 bis 10 Grad. Aus die­sem Grund benö­tigt man für die Sich­tung ein licht­star­kes Fern­rohr. Bis zum Monats­en­de geht sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit wie­der auf 10,5 Grö­ßen­klas­sen zurück. Mit­te Mai beträgt sei­ne Hel­lig­keit noch 8 mag, so dass er noch in licht­star­ken Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen beob­ach­tet wer­den kann.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres wan­dert durch den Stier und wech­selt am 16. Mai in das Stern­bild Zwil­lin­ge. Mit einer Hel­lig­keit von 9,0 mag ist Ceres kein loh­nen­des Objekt mehr, weil er kurz nach Mit­ter­nacht bereits unter­ge­hen wird. Am 1. Mai sinkt Ceres um 0:44 Uhr unter die west­li­che Hori­zont­li­nie und am 31. Mai bereits um 23:44 Uhr Sommerzeit.

(10) Hygiea kann im Stern­bild Jung­frau auf­ge­sucht wer­den und ist ein Objekt für den Abend­him­mel. Zu Beginn des Monats beträgt ihre schein­ba­re Hel­lig­keit noch 9,3 mag. Ende Mai ist die­se bis auf 9,9 Grö­ßen­klas­sen abge­sun­ken. Ihre Kul­mi­na­ti­ons­zei­ten ver­frü­hen sich von anfangs 0:46 Uhr auf 22:25 Uhr Sommerzeit.

Der Aste­ro­id mit der Num­mer (13) Ege­ria steht am 4. Mai 2022 in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und erreicht nur weni­ge Tage, mit 10,0 Grö­ßen­klas­sen, fast ihre größt­mög­li­che Hel­lig­keit. Sie steht dabei rund 1 Grad vom Haupt­stern der Waa­ge (Alpha Librae, 2,8 mag) ent­fernt. Zu Beginn des Monats erreicht Ege­ria um 1:20 Uhr ihren höchs­ten Punkt im Süden. Ende Mai steht der Him­mels­kör­per bereits um 22:48 Uhr Som­mer­zeit im Meridian.

Die zu Beginn noch 10,5 mag hel­le (29) Amphi­tri­te wird ab dem 25. Mai wie­der hel­ler als 10 mag und wan­dert durch das Stern­bild Skor­pi­on. Lei­der steht sie mit ‑32 Grad Dekli­na­ti­on, für mit­tel­eu­ro­päi­sche Ver­hält­nis­se, recht weit süd­lich, so dass sie mit 6 ½ Grad kei­ne gro­ße Höhe über dem Süd­ho­ri­zont erreicht. Die Meri­di­an­durch­gän­ge von Amphi­tri­te ver­frü­hen sich im Lau­fe des Monats. Am 1. Mai steht sie um 3:54 Uhr im Meri­di­an. Am 31. Mai erreicht der 9,8 mag hel­le Him­mels­kör­per bereits um 1:33 Uhr Som­mer­zeit die größ­te Höhe im Süden. Am 30. Mai kann der 5,0 mag hel­le Stern SAO 208324 als Auf­such­hil­fe die­nen. Bei­de Objek­te befin­den sich dann 3,0 Bogen­mi­nu­ten von­ein­an­der entfernt.

Meteorströme

Zwi­schen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aqua­ri­den (auch Mai-Aqua­ri­den genannt) sicht­bar. Ihre maxi­ma­le Akti­vi­tät wird am Mor­gen des 6. Mai erwar­tet, wenn unter opti­ma­len Bedin­gun­gen zwi­schen 60 und 70 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar sind. Für Beob­ach­ter im Mit­tel­meer­raum und auf der Süd­halb­ku­gel der Erde gehört die­ser Strom zu den aktivs­ten des Jah­res. Die Anzahl an sicht­ba­ren Meteo­ren wird in unse­ren Brei­ten aller­dings nicht erreicht, da sich der Radi­ant, vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung gegen 3 Uhr, in Hori­zont­nä­he auf­hält und sich gegen 1:30 Uhr sogar noch unter dem Hori­zont befin­det. Die Akti­vi­tät des Stern­schnup­pen­stroms ist von Jahr zu Jahr recht varia­bel. Zuletzt kam es im Jahr 2013 zu einer deut­lich höhe­ren Akti­vi­tät mit über 100 Meteo­ren pro Stun­de. Durch den nied­ri­gen Radi­an­ten­stand, im Nord­teil des Stern­bilds Was­ser­mann, zei­gen die Stern­schnup­pen, die mit 66 km/s in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen, sehr lan­ge Leucht­spu­ren. Eine süd­li­che Posi­ti­on, z.B. auf den Kana­ri­schen Inseln oder bes­ser auf der Süd­halb­ku­gel der Erde, ist für die erfolg­rei­che Beob­ach­tung die­ses Mete­or­stroms unab­ding­bar, weil der Radi­ant dann höher über dem Hori­zont steht und auch die Nacht län­ger dau­ert. Für einen süd­li­che­ren Stand­ort sind dann rund 20 bis 40 Stern­schnup­pen pro Stun­de zu erwar­ten. Der zuneh­men­de Mond wird die Beob­ach­tunng des Mete­or­stroms nicht stö­ren, weil die­ser kurz vor 2 Uhr unter­ge­hen wird. Der Ursprungs­kör­per der Mai-Aqua­ri­den ist kein gerin­ge­rer als der Komet 1P/Halley!

Der rela­tiv unbe­kann­te Strom der Tau-Her­cu­li­den könn­ten die­ses Jahr inter­es­sant wer­den. Der Ursprungs­kör­per des Mete­or­stroms, der Komet 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann 3, kommt am 25. August 2022 wie­der in Son­nen­nä­he. In den letz­ten Jah­ren wur­de sein Zer­fall in ein­zel­ne Frag­men­te beob­ach­tet, so dass die Erde even­tu­ell am 31. Mai gegen 7 Uhr Som­mer­zeit eine Staub­spur durch­que­ren könn­te. Somit könn­te es in die­sem Jahr zu einer erheb­lich höhe­ren Akti­vi­tät kom­men. Der letz­te Aus­bruch, mit deut­lich höhe­ren Raten, fand im Jahr 1930 statt. Der Mete­or­strom ist zwi­schen dem 19. Mai bis 19. Juni aktiv und zeigt, mit eine stünd­li­chen Zeni­tra­te von gera­de ein­mal 2 Stern­schnup­pen, in de Regel nur eine sehr gerin­ge Akti­vi­tät. Mit einer Ein­tritts­ge­schwin­dig­keit von 15 km/s, han­delt es sich bei den Tau-Her­cu­li­den um sehr lang­sa­me Sternschnuppen.

Vom 5. bis 14. Mai sind die Eta-Lyri­den sicht­bar, des­sen Radi­ant sich rund 8 Grad nord­öst­lich von Wega befin­det. Der Aus­strah­lungs­punkt der Eta-Lyri­den befin­det sich die gan­ze Nacht über dem Hori­zont und steht, beson­ders in den Stun­den nach Mit­ter­nacht, hoch an unse­rem Him­mel. Das schwach aus­ge­präg­te Maxi­mum wird am 10. Mai durch­lau­fen. Dann sind rund 3 bis 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar, die mitt­le­re Geschwin­dig­kei­ten von 43 km/s auf­wei­sen. Als Mut­ter­kör­per der Eta-Lyri­den gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Ara­ki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vor­bei­ge­zo­gen ist.

Die im gan­zen Jahr sicht­ba­ren und von der Anzahl her gerin­gen eklip­tik­na­hen Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le kom­men aus einer Regi­on etwas öst­lich des Gegen­son­nen­punk­tes. Im Mai wan­dert der Radi­ant vom Stern­bild Waa­ge in den Skor­pi­on und Schlan­gen­trä­ger. Die Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le besit­zen Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten um 30 Kilo­me­ter pro Sekun­de, so dass sie sich leicht von den übri­gen Mete­or­strö­men in die­sem Monat unterscheiden.

Der abendliche Fixsternhimmel

Sternhimmel
Der Stern­him­mel am 15. Mai 2022 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat das Stern­bild Gro­ßer Bär, das im Volks­mund auch als Gro­ßer Wagen bekannt ist, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit gera­de über­schrit­ten und wird bis zum Mor­gen­grau­en hin lang­sam wie­der in Rich­tung Nord­west­ho­ri­zont hin­ab­stei­gen. Ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Ster­ne des Wagen­kas­tens um das Fünf­fa­che, fin­den wir auch den Polar­stern, der exakt die Nord­rich­tung angibt und gleich­zei­tig den letz­ten Deich­selstern des Stern­bilds Klei­ner Bär mar­kiert. Der Wagen­kas­ten des Klei­nen Bären befin­det sich nun fast in sei­ner höchs­ten Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont. Der Dra­che, der sich ent­ge­gen­ge­setzt dem Uhr­zei­ger­sinn um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt, steht eben­falls hoch am Nord­him­mel. Das Stern­bild Kas­sio­peia, auch als „Him­mels W“ bekannt, durch­läuft gera­de ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on über dem Nord­punkt. Der Kepheus, zwi­schen Polar­stern, Dra­che und Kas­sio­peia gele­gen, befin­det sich nun in mitt­le­rer Höhe. Nied­rig im Nord­wes­ten kön­nen wir noch die nörd­li­chen Aus­läu­fer des Stern­bilds Per­seus erken­nen. Wei­ter west­lich fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb von Per­seus und Fuhr­mann ste­hen die nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Giraf­fe und ein Teil des unschein­ba­ren Stern­bilds Luchs.

Im Osten

In Rich­tung Osten sind schon eini­ge typi­sche Stern­bil­der der kom­men­den Som­mer­mo­na­te auf­ge­gan­gen. Am auf­fäl­ligs­ten sind die Haupt­ster­ne Wega in der Lei­er und Deneb im Schwan, die sich bei­de über dem nord­öst­li­chen Hori­zont befin­den. Bei guter Hori­zont­sicht, dicht über dem Ost­ho­ri­zont, ent­de­cken wir auch Ata­ir im Stern­bild Adler. Die drei Ster­ne bil­den zusam­men das so genann­te Som­mer­drei­eck. Genau im Osten, in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont, steht ober­halb des Som­mer­drei­ecks der unschein­ba­re Her­ku­les, wo wir in ein dunk­le Nacht den Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 schon mit blo­ßen Auge als dif­fu­sen Licht­fleck erken­nen kön­nen. Rechts ober­halb vom Her­ku­les fun­kelt das Halb­rund der Nörd­li­chen Kro­ne und noch wei­ter höher, kön­nen wir den mäch­ti­gen Bären­hü­ter, mit dem hel­len und oran­ge gefärb­ten Haupt­stern Ark­tur, beob­ach­ten. Bli­cken wir auf die wei­ter öst­lich lie­gen­de Sei­te des Ost­punkts, befin­det sich hoch im Nord­os­ten das Stern­bild des Dra­chen. Wir keh­ren wie­der zum Stern­bild Her­ku­les zurück. Rechts unter­halb des Stern­bilds ent­de­cken wir, nied­rig im Süd­os­ten, den Schlan­gen­trä­ger mit der Schlan­ge. Die­se bei­den Stern­bil­der sind soeben voll­stän­dig über dem Hori­zont erschie­nen und wer­den im Lau­fe der Nacht noch wei­ter an Höhe gewinnen.

Im Süden

Der Süden wird immer noch von einem Groß­teil der Früh­lings­stern­bil­der domi­niert, in dem sich auch die rei­chen Gala­xien­fel­der des Früh­lings­him­mels befin­den. Das Stern­bild Jung­frau, mit ihrem hel­len und weiß erschei­nen­den Haupt­stern Spi­ca, hat gera­de die höchs­te Stel­lung im Süden ein­ge­nom­men. Öst­lich der Jung­frau ent­de­cken wir die Waa­ge und dar­un­ter den Kopf des Stern­bilds Skor­pi­on. Vom Stern­bild Jung­frau aus­ge­hend steht ober­halb die­ses Stern­bilds der Bären­hü­ter, mit sei­nem hel­len oran­ge-far­be­nen Haupt­stern Ark­tur. Wei­ter öst­lich vom Bären­hü­ter befin­det sich die Nörd­li­che Kro­ne. West­lich vom Bären­hü­ter ent­de­cken wir auch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Bere­ni­ke und noch wei­ter höher die Jagd­hun­de. In mitt­le­rer Höhe im Nord­wes­ten befin­det sich der mäch­ti­ge Löwe, der sei­nen höchs­ten Punkt im Süden aber schon längst über­schrit­ten hat. Er wird in den kom­men­den Stun­den zum West­ho­ri­zont hin­ab sin­ken und zum Mor­gen­grau­en hin schließ­lich unter­ge­hen. Unter­halb von Jung­frau und Löwe ent­de­cken wir die schwa­chen Ster­ne der mäch­ti­gen Was­ser­schlan­ge, den Becher und den Raben, die den Meri­di­an schön längst über­schrit­ten haben. Sie wer­den in den nächs­ten Stun­den eben­falls unter dem süd­west­li­chen Hori­zont verschwinden.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun auch die letz­ten Ster­ne des Win­ter­him­mels unter dem Hori­zont. Pro­kyon, im Stern­bild des Klei­nen Hun­des, steht wahr­schein­lich schon zu tief über dem West­ho­ri­zont, um ihn sicher erken­nen zu kön­nen. Deut­lich auf­fäl­li­ger sind die bei­den Ster­nen­ket­ten der Zwil­lin­ge, mit den bei­den Haupt­ster­nen Kas­tor und Pol­lux. Noch wei­ter in Rich­tung Nord­wes­ten steht der Fuhr­mann, mit der hell leuch­ten­den Capel­la. Eben­falls schon tief im Wes­ten kön­nen wir auch den unschein­ba­ren Krebs ent­de­cken, der sich zwi­schen Löwe und Zwil­lin­ge befin­det. Ober­halb vom Löwen steht das unschein­ba­re Stern­bild des Klei­nen Löwen und noch etwas höher, das Stern­bild Gro­ßer Bär. Der Aste­ris­mus des Gro­ßen Wagens, der ein Teil des Gro­ßen Bären ist, befin­det sich noch nahe des Zenits und dem­zu­fol­ge in einer aus­ge­zeich­ne­ten Beob­ach­tungs­po­si­ti­on. Deut­lich schwie­ri­ger aus­zu­ma­chen ist der unschein­ba­re Luchs, der sich unter­halb der Vor­der­pfo­ten des Bären, in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont, befin­det und nur unter einem wirk­lich dunk­len Him­mel zu erken­nen ist. Nahe­zu par­al­lel und nied­rig über dem süd­west­li­chen Hori­zont sehen wir noch den Kopf der mäch­ti­gen Wasserschlange.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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