Der Lauf des Mondes
Nur einen Tag nach Neumond können wir zu Beginn des Monats versuchen, die sehr schmale, zunehmende Mondsichel über dem nordwestlichen Horizont zu entdecken. Nur einen Abend später, am 2. Mai, gelingt uns das deutlich besser, weil unser Erdtrabant nun etwas höher über dem Horizont steht. Gleichzeitig befindet sich die Mondsichel direkt östlich des Planeten Merkur und den Plejaden. Mond, Merkur, die Plejaden und der Stern Aldebaran im Stier, bilden dabei eine gerade Linie, die parallel zum Horizont verläuft. Nach dieser interessanten Zusammenkunft wandert der zunehmende Mond weiter durch die Sternbilder Stier und Zwillinge. In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai wandert unser stiller Begleiter südlich an Pollux in den Zwillingen vorbei. Nachdem der Mond das Sternbild Krebs durchlaufen hat, befindet er sich am 9. Mai im ersten Viertel im Sternbild Löwe und nördlich von Regulus. Am 11. des Monats hat der Mond bereits die Jungfrau erreicht, wo wir ihn dann in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai oberhalb von Spica entdecken können. Am Morgen des 13. Mai wird gegen 3:06 Uhr der 2,8 mag helle Stern Porrima (Gamma Vir) von der unbeleuchteten Seite des Mondes bedeckt. Beim Austritt gegen 3:51 Uhr an der beleuchteten Seite steht der Erdtrabant noch 6 ½ Grad hoch im Westen. Am 16. Mai wird schließlich die Vollmondphase im Sternbild Waage durchlaufen. Gegen Morgen findet auch eine totale Mondfinsternis statt, die von Mitteleuropa aus leider nicht in ihrer vollen Länge sichtbar ist. Zu Beginn der Totalität, um 5:30 Uhr, ist der Vollmond vielerorts bereits unter dem Horizont verschwunden. Allerdings kann der Eintritt in den Kernschatten in der Morgendämmerung verfolgt werden. Nach der Vollmondnacht wird der Erdtrabant nach und nach ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Am 17. Mai können wir den noch fast vollen Mond nur 3 Grad nordwestlich von Antares im Sternbild Skorpion auffinden. In den Folgenächten wandert der Mond weiter Richtung Osten durch die Sternbilder Schlangenträger, Schütze und Steinbock. In der Morgendämmerung des 22. Mai befindet sich der Mond im letzten Viertel und knapp 6 Grad südwestlich des Ringplaneten Saturn. Nachdem unser stiller Begleiter das Sternbild Wassermann hinter sich gelassen hat, finden wir ihn am Morgen des 24. Mai knapp 4 Grad südlich von Mars und am 25. nur 4 Grad südlich von Jupiter in den Fischen. In der Morgendämmerung des 27. Mai können wir eine sehr enge Konjunktion zwischen der schmalen Sichel des Mondes und dem Morgenstern Venus beobachten. Dabei steht der Mond etwas mehr als 1 Grad südlich unseres Nachbarplaneten. Nur einen Morgen später können wir die sehr schmale Mondsichel zum letzten mal im Osten aufgehen sehen, bis am 30. Mai schließlich die Neumondphase durchlaufen wird. Am letzten Abend im Mai taucht die dünne, zunehmende Mondsichel, knapp 34 Stunden nach Neumond wieder in der Abenddämmerung auf.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur kann, nach seiner größten östlichen Elongation im Vormonat, noch in den ersten Maitagen niedrig am Abendhimmel aufgespürt werden. Am 1. Mai erfolgt der Untergang des innersten Planeten unseres Sonnensystems um 6:05 Uhr Sommerzeit. Erst gegen 20:30 Uhr ist es dunkel genug, um Merkur dicht über dem nordwestlichen Horizont mit bloßem Auge zu erkennen. Er steht zu diesem Zeitpunkt noch gut 8 Grad hoch im Nordwesten. An diesem Tag kann Merkur auch nahe der Plejaden im „Goldenen Tor der Ekliptik“ beobachtet werden und steht nur 2 Grad östlich des Sternhaufens. Am 2. Mai gesellt sich die schmale, zunehmende Mondsichel hinzu: ein schönes und überaus seltenes Fotomotiv. Nur eine halbe Stunde später verschwindet der Planet in den Dunstschichten des Horizonts. Bis zum 9. Mai verfrühen sich die Untergangszeiten des Planeten nur unwesentlich auf 15 Minuten. Seine Helligkeit geht in dieser Zeit von anfangs 0,4 auf 2,1 mag stark zurück. Am 11. Mai kommt Merkur zum Stillstand und bewegt sich immer schneller auf die Sonne zu. Am 21. des Monats steht er dann in unterer Konjunktion mit unserem Zentralgestirn. Danach entfernt er sich wieder in westlicher Richtung von der Sonne. Am 27. Mai erreicht Merkur noch das Aphel seiner Bahn und befindet sich dann 69,8 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Unser Schwesterplanet Venus bleibt Morgenstern und kann vor Sonnenaufgang niedrig über dem Osthorizont aufgefunden werden. Sie bewegt sich durch die Sternbilder Walfisch und Fisch und wechselt Ende Mai in das Sternbild Widder. Die Aufgänge des ‑4,0 mag hellen Morgensterns verfrühen sich von anfangs 4:30 Uhr auf 3:37 Uhr Sommerzeit. Am 23. Mai zeigt sich das Venusscheibchen ¾ beleuchtet und mit einer scheinbaren Größe von 14,5 Bogensekunden. Am 1. Mai befindet sich die Venus sehr nahe beim Jupiter und zeigt sich zusammen mit dem Riesenplaneten als heller „Doppelstern“ in der Morgendämmerung. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt nur 20 Bogenminuten! Beide Planeten stehen sich zu Beginn der bürgerlichen knapp 5 Grad hoch über dem Horizont. Dabei ist die Venus ‑4,1 mag und der Jupiter ‑2,1 mag hell. Am 27. Mai steht die abnehmende Mondsichel nur 1 Grad unterhalb des Morgensterns!
Unser roter Nachbar Mars ist ein Objekt für den Morgenhimmel. Er bewegt sich rechtläufig durch den Wassermann und wechselt am 19. Mai in die Fische. Ende Mai überschreitet der Rote Planet den Himmelsäquator und wechselt an den Nordhimmel. Am 1. Mai geht Mars um 4:05 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Mai verfrühen sich seine Aufgänge auf 2:45 Uhr Sommerzeit. Anfang Mai steht Mars, zu Beginn der Morgendämmerung, bereits 8 ½ Grad hoch über dem östlichen Horizont. Ende Mai beträgt seine Horizonthöhe bereits 14 Grad. Seine Helligkeit nimmt leicht zu von anfangs 0,9 auf 0,7 Größenklassen. Für eine teleskopische Beobachtung ist es aber noch zu früh, weil Mars Ende Mai nur eine scheinbare Größe von 6,4 Bogensekunden erreicht. Am 25. Mai kann der abnehmende Halbmond südöstlich des Roten Planeten aufgefunden werden. Und am 29. Mai kommt es zu einer engen Begegnung mit dem Jupiter. Mars zieht an diesem Tag, in einem Abstand von nur 35 Bogenminuten, südlich am Riesenplaneten vorbei.
Der Riesenplanet Jupiter ist am Morgenhimmel zu sehen und wandert rechtläufig durch das Sternbild Fische. Am 25. Mai wechselt Jupiter auf die nördliche Seite des Himmels. Und Ende des Monats steht der Planet, zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung, bereits 15 Grad hoch im Südosten. Am 1. Mai geht Jupiter um 4:28 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Mai verfrühen sich seine Aufgangszeiten auf 2:40 Uhr Sommerzeit. In dieser Zeit nimmt seine Helligkeit nur leicht zu und beträgt Ende Mai ‑2,2 Magnituden. Im Teleskop präsentiert sich Jupiter dann als 37 Bogenminuten großes Scheibchen. Am 1. Mai wandert die Venus sehr dicht am Riesenplaneten vorbei und am 25. Mai kann der abnehmende Mond in der Nähe von Jupiter und Mars aufgefunden werden. Am 29. des Monats steht dann noch der Mars 0,6 Grad südlich des Riesenplaneten. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,7 mag, ist Mars allerdings deutlich lichtschwächer als Jupiter.
Der Ringplanet Saturn wird im Mai zum Planeten für die zweite Nachthälfte und bremst seine rückläufige Bewegung durch den Steinbock deutlich ab. Die scheinbare Helligkeit Saturns nimmt im Laufe des Monats leicht zu und beträgt Ende Mai 0,7 Größenklassen. Damit besitzt er die gleiche Helligkeit wie Mars, der ebenfalls am Morgenhimmel zu sehen ist. Am 1. Mai geht Saturn um 3:29 Uhr im Südosten auf. Am 31. Mai überschreitet der Ringplanet bereits um 1:34 Uhr Sommerzeit die Horizontlinie. Bei Einbruch der Morgendämmerung befindet sich Saturn, zum Monatsende hin, bereits 20 Grad hoch über dem Horizont. Ende Mai beträgt sein scheinbarer Äquatordurchmesser 17 und sein Ringdurchmesser 39 Bogensekunden. Im Fernrohr erkennt man, dass sein beeindruckender Ring immer noch recht weit geöffnet ist. Am 22. des Monats erhält Saturn Besuch vom abnehmenden Mond. Im nächsten Monat beginnt Saturn schließlich seine Oppositionsperiode und ist dann die gesamte Nacht zu sehen.
Uranus steht am 5. Mai im Sternbild Widder in Konjunktion mit unserem Zentralgestirn und bleibt im gesamten Monat Mai unsichtbar. Am Tag der Konjunktion steht Uranus 3.099 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Der äußere Planet unseres Sonnensystems Neptun wandert zunächst rechtläufig durch den Wassermann und wechselt am 3. Mai in das Sternbild Fische. Aufgrund seiner Konjunktion mit der Sonne im Vormonat, reicht es aufgrund seiner Helligkeit von 7,8 mag in diesem Mai noch nicht für eine Sichtung des äußeren Planeten unseres Sonnensystems am Morgenhimmel.
Der Zwergplanet (134340) Pluto kann kurz vor Beginn der Morgendämmerung im Sternbild Schütze aufgefunden werden. Dabei erreicht er Ende Mai eine Höhe von nur 10 Grad über dem südöstlichen Horizont. Aufgrund seiner scheinbaren Helligkeit von 14,3 Größenklassen, ist der ferne Himmelskörper nur ein Objekt für sehr große Teleskope. Seine Aufgänge verfrühen sich von anfangs 2:35 Uhr Sommerzeit auf zwei Stunden.
Helle Kometen und Planetoiden
Der kurzperiodische Komet 19P/Borrelly wandert vom Sternbild Fuhrmann in den Luchs und kann noch am Abendhimmel aufgesucht werden. Mit einer scheinbaren Helligkeit um 12 Größenklassen, ist der Schweifstern ein Objekt für mittlere bis große Teleskope.
Der Komet C/2017 K2 (PanSTARRS) zieht im Mai vom Sternbild Adler in das Sternbild Schlangenträger und ist demzufolge ein Objekt für den Morgenhimmel. Er entwickelt sich helligkeitsmäßig momentan etwas schwächer als erwartet. Seine Helligkeit steigt im Laufe des Mai von 10,0 auf 9,5 Größenklassen, so dass der Schweifstern bereits in lichtstarken Feldstechern oder kleineren Teleskopen beobachtet werden kann. Im Sommer wird er zu einem hübschen Fernglaskometen.
Der Komet C/2019 L3 (ATLAS) kann noch bis in die Monatsmitte hinein im Sternbild Zwillinge am Abendhimmel aufgesucht werden. Mit einer Helligkeit um 11 Größenklassen benötigt man für die Sichtung diesen Schweifstern ein mittelgroßes Teleskop.
Der Komet C/2021 O3 (PanSTARRS) wird im Mai immer besser am Nachthimmel sichtbar und nach der 1. Maiwoche sogar zirkumpolar. Der Komet wandert sehr schnell in Richtung Norden vom Sternbild Stier kommend, weiter durch den Perseus, in die Giraffe. Ende des Monats läuft er, in nur 10 Grad Abstand, am nördlichen Himmelspol vorbei. Leider taucht der Komet erst Anfang Mai in der Abenddämmerung auf und hat sein Helligkeitsmaximum bereits hinter sich. Im Laufe des Mai steht er aber immer höher über dem Nordhorizont und ist dann auch immer besser am dunklen Nachthimmel zu beobachten. In den ersten Maitagen kann der Schweifstern, mit rund 6 Größenklasse Helligkeit, nordwestlich der Plejaden im Sternbild Stier aufgefunden werden. Zu Beginn der nautischen Dämmerung beträgt seine Höhe über dem westlichen Horizont gerade einmal 5 bis 10 Grad. Aus diesem Grund benötigt man für die Sichtung ein lichtstarkes Fernrohr. Bis zum Monatsende geht seine scheinbare Helligkeit wieder auf 10,5 Größenklassen zurück. Mitte Mai beträgt seine Helligkeit noch 8 mag, so dass er noch in lichtstarken Ferngläsern und kleinen Teleskopen beobachtet werden kann.
Der Zwergplanet (1) Ceres wandert durch den Stier und wechselt am 16. Mai in das Sternbild Zwillinge. Mit einer Helligkeit von 9,0 mag ist Ceres kein lohnendes Objekt mehr, weil er kurz nach Mitternacht bereits untergehen wird. Am 1. Mai sinkt Ceres um 0:44 Uhr unter die westliche Horizontlinie und am 31. Mai bereits um 23:44 Uhr Sommerzeit.
(10) Hygiea kann im Sternbild Jungfrau aufgesucht werden und ist ein Objekt für den Abendhimmel. Zu Beginn des Monats beträgt ihre scheinbare Helligkeit noch 9,3 mag. Ende Mai ist diese bis auf 9,9 Größenklassen abgesunken. Ihre Kulminationszeiten verfrühen sich von anfangs 0:46 Uhr auf 22:25 Uhr Sommerzeit.
Der Asteroid mit der Nummer (13) Egeria steht am 4. Mai 2022 in Opposition zur Sonne und erreicht nur wenige Tage, mit 10,0 Größenklassen, fast ihre größtmögliche Helligkeit. Sie steht dabei rund 1 Grad vom Hauptstern der Waage (Alpha Librae, 2,8 mag) entfernt. Zu Beginn des Monats erreicht Egeria um 1:20 Uhr ihren höchsten Punkt im Süden. Ende Mai steht der Himmelskörper bereits um 22:48 Uhr Sommerzeit im Meridian.
Die zu Beginn noch 10,5 mag helle (29) Amphitrite wird ab dem 25. Mai wieder heller als 10 mag und wandert durch das Sternbild Skorpion. Leider steht sie mit ‑32 Grad Deklination, für mitteleuropäische Verhältnisse, recht weit südlich, so dass sie mit 6 ½ Grad keine große Höhe über dem Südhorizont erreicht. Die Meridiandurchgänge von Amphitrite verfrühen sich im Laufe des Monats. Am 1. Mai steht sie um 3:54 Uhr im Meridian. Am 31. Mai erreicht der 9,8 mag helle Himmelskörper bereits um 1:33 Uhr Sommerzeit die größte Höhe im Süden. Am 30. Mai kann der 5,0 mag helle Stern SAO 208324 als Aufsuchhilfe dienen. Beide Objekte befinden sich dann 3,0 Bogenminuten voneinander entfernt.
Meteorströme
Zwischen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aquariden (auch Mai-Aquariden genannt) sichtbar. Ihre maximale Aktivität wird am Morgen des 6. Mai erwartet, wenn unter optimalen Bedingungen zwischen 60 und 70 Meteore pro Stunde sichtbar sind. Für Beobachter im Mittelmeerraum und auf der Südhalbkugel der Erde gehört dieser Strom zu den aktivsten des Jahres. Die Anzahl an sichtbaren Meteoren wird in unseren Breiten allerdings nicht erreicht, da sich der Radiant, vor Beginn der Morgendämmerung gegen 3 Uhr, in Horizontnähe aufhält und sich gegen 1:30 Uhr sogar noch unter dem Horizont befindet. Die Aktivität des Sternschnuppenstroms ist von Jahr zu Jahr recht variabel. Zuletzt kam es im Jahr 2013 zu einer deutlich höheren Aktivität mit über 100 Meteoren pro Stunde. Durch den niedrigen Radiantenstand, im Nordteil des Sternbilds Wassermann, zeigen die Sternschnuppen, die mit 66 km/s in die Erdatmosphäre eindringen, sehr lange Leuchtspuren. Eine südliche Position, z.B. auf den Kanarischen Inseln oder besser auf der Südhalbkugel der Erde, ist für die erfolgreiche Beobachtung dieses Meteorstroms unabdingbar, weil der Radiant dann höher über dem Horizont steht und auch die Nacht länger dauert. Für einen südlicheren Standort sind dann rund 20 bis 40 Sternschnuppen pro Stunde zu erwarten. Der zunehmende Mond wird die Beobachtunng des Meteorstroms nicht stören, weil dieser kurz vor 2 Uhr untergehen wird. Der Ursprungskörper der Mai-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley!
Der relativ unbekannte Strom der Tau-Herculiden könnten dieses Jahr interessant werden. Der Ursprungskörper des Meteorstroms, der Komet 73P/Schwassmann-Wachmann 3, kommt am 25. August 2022 wieder in Sonnennähe. In den letzten Jahren wurde sein Zerfall in einzelne Fragmente beobachtet, so dass die Erde eventuell am 31. Mai gegen 7 Uhr Sommerzeit eine Staubspur durchqueren könnte. Somit könnte es in diesem Jahr zu einer erheblich höheren Aktivität kommen. Der letzte Ausbruch, mit deutlich höheren Raten, fand im Jahr 1930 statt. Der Meteorstrom ist zwischen dem 19. Mai bis 19. Juni aktiv und zeigt, mit eine stündlichen Zenitrate von gerade einmal 2 Sternschnuppen, in de Regel nur eine sehr geringe Aktivität. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 15 km/s, handelt es sich bei den Tau-Herculiden um sehr langsame Sternschnuppen.
Vom 5. bis 14. Mai sind die Eta-Lyriden sichtbar, dessen Radiant sich rund 8 Grad nordöstlich von Wega befindet. Der Ausstrahlungspunkt der Eta-Lyriden befindet sich die ganze Nacht über dem Horizont und steht, besonders in den Stunden nach Mitternacht, hoch an unserem Himmel. Das schwach ausgeprägte Maximum wird am 10. Mai durchlaufen. Dann sind rund 3 bis 5 Meteore pro Stunde sichtbar, die mittlere Geschwindigkeiten von 43 km/s aufweisen. Als Mutterkörper der Eta-Lyriden gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Araki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vorbeigezogen ist.
Die im ganzen Jahr sichtbaren und von der Anzahl her geringen ekliptiknahen Meteore der Anthelionquelle kommen aus einer Region etwas östlich des Gegensonnenpunktes. Im Mai wandert der Radiant vom Sternbild Waage in den Skorpion und Schlangenträger. Die Meteore der Anthelionquelle besitzen Eintrittsgeschwindigkeiten um 30 Kilometer pro Sekunde, so dass sie sich leicht von den übrigen Meteorströmen in diesem Monat unterscheiden.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Zu unserer Standardbeobachtungszeit hat das Sternbild Großer Bär, das im Volksmund auch als Großer Wagen bekannt ist, seine höchste Stellung im Zenit gerade überschritten und wird bis zum Morgengrauen hin langsam wieder in Richtung Nordwesthorizont hinabsteigen. Verlängern wir die beiden hinteren Sterne des Wagenkastens um das Fünffache, finden wir auch den Polarstern, der exakt die Nordrichtung angibt und gleichzeitig den letzten Deichselstern des Sternbilds Kleiner Bär markiert. Der Wagenkasten des Kleinen Bären befindet sich nun fast in seiner höchsten Stellung über dem Nordhorizont. Der Drache, der sich entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn um den Kleinen Bären herumschlängelt, steht ebenfalls hoch am Nordhimmel. Das Sternbild Kassiopeia, auch als „Himmels W“ bekannt, durchläuft gerade ihre untere Kulmination über dem Nordpunkt. Der Kepheus, zwischen Polarstern, Drache und Kassiopeia gelegen, befindet sich nun in mittlerer Höhe. Niedrig im Nordwesten können wir noch die nördlichen Ausläufer des Sternbilds Perseus erkennen. Weiter westlich funkelt die gelblich leuchtende Capella im Sternbild Fuhrmann gemächlich vor sich hin. Oberhalb von Perseus und Fuhrmann stehen die nur aus schwachen Sternen bestehende Giraffe und ein Teil des unscheinbaren Sternbilds Luchs.
Im Osten
In Richtung Osten sind schon einige typische Sternbilder der kommenden Sommermonate aufgegangen. Am auffälligsten sind die Hauptsterne Wega in der Leier und Deneb im Schwan, die sich beide über dem nordöstlichen Horizont befinden. Bei guter Horizontsicht, dicht über dem Osthorizont, entdecken wir auch Atair im Sternbild Adler. Die drei Sterne bilden zusammen das so genannte Sommerdreieck. Genau im Osten, in mittlerer Höhe über dem Horizont, steht oberhalb des Sommerdreiecks der unscheinbare Herkules, wo wir in ein dunkle Nacht den Kugelsternhaufen Messier 13 schon mit bloßen Auge als diffusen Lichtfleck erkennen können. Rechts oberhalb vom Herkules funkelt das Halbrund der Nördlichen Krone und noch weiter höher, können wir den mächtigen Bärenhüter, mit dem hellen und orange gefärbten Hauptstern Arktur, beobachten. Blicken wir auf die weiter östlich liegende Seite des Ostpunkts, befindet sich hoch im Nordosten das Sternbild des Drachen. Wir kehren wieder zum Sternbild Herkules zurück. Rechts unterhalb des Sternbilds entdecken wir, niedrig im Südosten, den Schlangenträger mit der Schlange. Diese beiden Sternbilder sind soeben vollständig über dem Horizont erschienen und werden im Laufe der Nacht noch weiter an Höhe gewinnen.
Im Süden
Der Süden wird immer noch von einem Großteil der Frühlingssternbilder dominiert, in dem sich auch die reichen Galaxienfelder des Frühlingshimmels befinden. Das Sternbild Jungfrau, mit ihrem hellen und weiß erscheinenden Hauptstern Spica, hat gerade die höchste Stellung im Süden eingenommen. Östlich der Jungfrau entdecken wir die Waage und darunter den Kopf des Sternbilds Skorpion. Vom Sternbild Jungfrau ausgehend steht oberhalb dieses Sternbilds der Bärenhüter, mit seinem hellen orange-farbenen Hauptstern Arktur. Weiter östlich vom Bärenhüter befindet sich die Nördliche Krone. Westlich vom Bärenhüter entdecken wir auch das unscheinbare Sternbild Haar der Berenike und noch weiter höher die Jagdhunde. In mittlerer Höhe im Nordwesten befindet sich der mächtige Löwe, der seinen höchsten Punkt im Süden aber schon längst überschritten hat. Er wird in den kommenden Stunden zum Westhorizont hinab sinken und zum Morgengrauen hin schließlich untergehen. Unterhalb von Jungfrau und Löwe entdecken wir die schwachen Sterne der mächtigen Wasserschlange, den Becher und den Raben, die den Meridian schön längst überschritten haben. Sie werden in den nächsten Stunden ebenfalls unter dem südwestlichen Horizont verschwinden.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun auch die letzten Sterne des Winterhimmels unter dem Horizont. Prokyon, im Sternbild des Kleinen Hundes, steht wahrscheinlich schon zu tief über dem Westhorizont, um ihn sicher erkennen zu können. Deutlich auffälliger sind die beiden Sternenketten der Zwillinge, mit den beiden Hauptsternen Kastor und Pollux. Noch weiter in Richtung Nordwesten steht der Fuhrmann, mit der hell leuchtenden Capella. Ebenfalls schon tief im Westen können wir auch den unscheinbaren Krebs entdecken, der sich zwischen Löwe und Zwillinge befindet. Oberhalb vom Löwen steht das unscheinbare Sternbild des Kleinen Löwen und noch etwas höher, das Sternbild Großer Bär. Der Asterismus des Großen Wagens, der ein Teil des Großen Bären ist, befindet sich noch nahe des Zenits und demzufolge in einer ausgezeichneten Beobachtungsposition. Deutlich schwieriger auszumachen ist der unscheinbare Luchs, der sich unterhalb der Vorderpfoten des Bären, in mittlerer Höhe über dem Horizont, befindet und nur unter einem wirklich dunklen Himmel zu erkennen ist. Nahezu parallel und niedrig über dem südwestlichen Horizont sehen wir noch den Kopf der mächtigen Wasserschlange.
Weitere Informationen zum aktuellen Sternhimmel gibt es auf der Seite Sternhimmel.