Der lauf des Mondes
Am ersten Tag im Monat April ist Neumond. Aufgrund der flachen Ekliptiklage am Abendhimmel können wir in der Abenddämmerung des 2. April versuchen, die dünne, zunehmende Mondsichel dicht über dem westlichen Horizont zu entdecken. Am Abend des 3. April finden wir die Mondsichel nur 0,3 Grad südöstlich des Planeten Uranus, was in lichtstarken Ferngläsern und Teleskopen beobachtbar ist. Nur einen Abend später steht unser stiller Begleiter im „Goldenen Tor der Ekliptik“, das durch die beiden offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden im Sternbild Stier flankiert wird. Am 5. April befindet sich die Mondsichel rechts oberhalb von Aldebaran, dem Hauptstern des Stier. An diesem Abend werden auch gleich mehrere Sterne von der unbeleuchteten Seite des Mondes bedeckt. Die beiden Sterne Kappa‑1 Tau (4,2 mag) und Ypsilon Tau (4,3 mag) verschwinden kurz hintereinander, um 23:08 Uhr und 23:50 Uhr Sommerzeit, hinter dem Mondrand. Die Bedeckungszeiten sind abhängig vom Beobachtungsstandort. An einigen Standorten findet diese Bedeckung auch streifend statt. An den Folgeabenden wandert der Mond weiter durch die Sternbilder Stier und Zwillinge. Am 9. des Monats wird das erste Viertel erreicht. In der Nacht vom 9. auf den 10. April können wir den Halbmond unterhalb von Pollux in den Zwillingen aufspüren. Am 10. April entdecken wir ihn oberhalb des offenen Sternhaufens der Praesepe (Messier 44) im Sternbild Krebs. danach wandert der Mond weiter durch den Löwen, oberhalb an Regulus vorbei, und weiter durch das Sternbild Jungfrau. Am Abend des 16. April befindet sich der Vollmond nur 5 Grad westlich von Spica, dem Hauptstern in der Jungfrau. Nach der Vollmondphase wird unser Mond nach und nach ein Objekt für die zweite Nachthälfte und durchläuft nacheinander die Sternbilder Waage und Skorpion. Am 20. April geht er erst nach Mitternacht auf. Nur einen Morgen später finden wir ihn bereits im Schützen. Am 23. des Monats wird das letzte Viertel durchlaufen. Unser Erdtrabant reiht sich in den kommenden Tagen in die Planetenkette am Morgenhimmel ein. In der Morgendämmerung des 25. April steht der abnehmende Mond nur 5 ½ Grad unterhalb des Ringplaneten Saturn im Sternbild Steinbock. Am 26. April finden wir ihn 5 Grad unterhalb unseres roten Nachbarn Mars, der allerdings nur sehr schwer in der fortgeschrittenen Morgendämmerung zu erkennen ist. In der Morgendämmerung des 27. April können wir die Mondsichel nur 4 ½ Grad von der Venus und 5 ½ Grad von Jupiter entfernt zum letzten Mal vor Neumond beobachten, bis am letzten Tag im April abermals die Neumondphase durchlaufen wird.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur steht am 3. April in oberer Konjunktion zu unserem Zentralgestirn und ist nicht beobachtbar. Danach nimmt sein östlicher Winkelabstand von der Sonne schnell zu, so dass er ab dem letzten Monatsdrittel günstig am Abendhimmel sichtbar wird. Er steht in seiner beste Abendsichtbarkeit des Jahres 2022 und kann zwischen dem 21. April bis zum Monatsende, nach dem Ende der bürgerlichen Dämmerung, gut 10 Grad hoch im Westen aufgefunden werden. Am 29. April 2022 erreicht er mit 20°36′ Abstand auch in seiner größten östliche Elongation von der Sonne. Aber bereits ab dem 15. April kann man versuchen, den innersten Planeten unseres Sonnensystems aufzuspüren. Der an diesem Abend ‑1,2 mag helle Planet befindet sich rund 6 Grad hoch über dem Horizont. Sein Untergang erfolgt um 21:24 Uhr. Die beste Sichtbarkeit ergibt sich zwischen dem 20. bis 25. April. Seine Helligkeit nimmt bis zum 25. April auf ‑0,3 mag ab. An diesem Tag zeigt sich Merkur im Teleskop als 7,1 Bogensekunden großes und halb beleuchtetes Scheibchen. Die so genannte Dichotomie tritt ein. Bis zum Monatsende verspäten sich seine Untergangszeiten auf 22:37 Uhr Sommerzeit. Seine Helligkeit ist zu diesem Zeitpunkt auf 0,4 mag zurückgegangen. Interessant sind die Begegnungen mit Uranus, in 2,1 Grad Abstand, sowie mit den Plejaden im Sternbild Stier, wobei Merkur in nur 1 ½ Grad Entfernung am Sternhaufen vorbeiziehen wird. Aufgrund der hellen Abenddämmerung benutzt man am besten ein Teleskop. Am 13. April steht Merkur im Perihel seiner Bahn und befindet sich dann 46 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Unser Schwesterplanet Venus ist nach wie vor als Morgenstern am Morgenhimmel auffindbar. Leider verschlechtern sich ihre Sichtbedingungen über dem südöstlichen Horizont im Laufe des Aprils spürbar. Die die Sonne immer früher auf, obwohl auch die Venus immer früher über dem Horizont erscheint. Aufgrund der immer kürzer werdenden Nacht, ist die Venus zum Monatsende nur noch eine halbe Stunde lang sichtbar. Am 1. April erfolgt ihr Aufgang um 5:16 Uhr und am 30. April um 4:32 Uhr Sommerzeit. Zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung des 1. April steht sie nur 8 Grad hoch über dem Horizont und befindet sich 3 ½ bzw. 6 Grad nordöstlich der Planeten Saturn und Mars. Die scheinbare Helligkeit des Morgensterns geht im Laufe des Aprils leicht zurück von ‑4,4 auf ‑4,1 mag. Der Morgenstern nähert sich im Lauf des Aprils dem Jupiter, wo es zum Monatswechsel hin zu einer engen Konjunktion mit dem Riesenplaneten kommt. Dabei zieht sie gegen 21 Uhr in nur 15 Bogenminuten Abstand, und somit nur eine halbe Vollmondbreite, am Riesenplaneten vorbei. Leider ist diese enge Konjunktion der beiden Himmelskörper nicht beobachtbar. An jenem Morgen beträgt ihr Abstand zu Jupiter noch 43 Bogenminuten. Die extrem enge Begegnung mit dem äußeren Planeten Neptun (25 Bogensekunden Abstand), am Morgen des 27. April, ist aufgrund der hellen Dämmerung ebenfalls nicht zu beobachten. Im Laufe des Monats nimmt das Venusscheibchen von 21,7 auf 16,8 Bogensekunden weiter ab. Dagegen wächst der Beleuchtungsgrad von anfangs 55% auf 67%.
Unser roter Nachbar Mars, rechtläufig im Steinbock, kann am Morgenhimmel beobachtet werden, ist aber durch seine Horizonthöhe und der immer kürzer werdenden Nacht ein schwieriges Objekt. Am 11. April tritt er in das Sternbild Wassermann über. Zu Beginn des Monats steht er in der Nähe des Morgensterns, der als Aufsuchhilfe dienen kann. Die Helligkeit des Roten Planeten nimmt weiter leicht zu und beträgt zum Monatsende 0,9 Größenklassen. Im Fernrohr ist Mars noch kein lohnendes Objekt, da sein scheinbarer Durchmesser Ende April nur 5,7 Bogensekunden beträgt. Mit 9 Grad steht er auch nicht sehr hoch über dem östlichen Horizont. Der Rote Planet kann aber im April, zusammen mit Venus, Jupiter und Saturn, über dem östlichen Horizont beobachtet werden und geht am 1. April um 5:18 Uhr im Osten auf. Bis zum 30. April verfrühen sich seine Aufgangszeiten auf 4:07 Uhr Sommerzeit. Am 5. April steht Mars nur 19 Bogenminuten südlich von Saturn. Am 24. April kann die dünne Mondsichel in der Nähe unseres Nachbarplaneten beobachtet werden.
Der Riesenplanet Jupiter stand zu Beginn des Vormonats in Konjunktion mit unserem Zentralgestirn. Im April nimmt sein westlicher Winkelabstand von der Sonne wieder zu, so dass er gegen Ende des Monats, mit ‑2,1 mag Helligkeit, wieder am Morgenhimmel sichtbar wird. Davor wandert er rechtläufig durch den Wassermann und wechselt am 14. April in das Sternbild Fische. Zum Ende des Monats erreicht er zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung eine Höhe von 5 Grad über dem Horizont. Die Aufgangszeiten des Riesenplaneten verfrühen sich von anfangs 6:15 Uhr auf 4:32 Uhr Sommerzeit. Sein scheinbarer Äquatordurchmesser wächst leicht von 33,4 auf 34,7 Bogensekunden. Am 30. April kommt es zu einer sehr engen Begegnung mit dem Morgenstern Venus, wobei die Venus nur 43 Bogenminuten südlich von Jupiter beobachtet werden kann.
Saturn bewegt sich rechtläufig durch den Steinbock und kann immer besser am Morgenhimmel aufgespürt werden. Der Ringplanet reiht sich mit seiner scheinbaren Helligkeit von 0,8 Größenklassen in die Planetenparade am Morgenhimmel ein. Am 1. April geht Saturn um 5:22 Uhr im Südosten auf. Bis zum 30. April verfrühen sich seine Aufgangszeiten auf 3:33 Uhr Sommerzeit. Im Teleskop erkennt man, dass der 36 Bogensekunden breite Ring noch zu 13 Grad geöffnet ist. Der Äquatordurchmesser des Planetenscheibchens beträgt 16 Bogensekunden. Am Morgen des 5. April kann Mars in nur 0,3 Grad Abstand in der Nähe des Saturn aufgefunden werden. Am besten beobachtet man die enge Konjunktion der beiden Himmelsköper mit einem lichtstarken Feldstecher oder Teleskop. Am 25. des Monats steht die abnehmende Mondsichel südlich des Ringplaneten.
Uranus bewegt sich weiter rechtläufig durch den Widder und nähert sich seiner Konjunktion mit der Sonne, die er Anfang Mai auch erreicht. Am Abendhimmel ist der ferne Planet nur noch ein schwieriges Objekt und geht zu Beginn des Monats um 22:32 Uhr unter. Bis zum Monatsende verfrühen sich seine Untergangszeiten auf 20:47 Uhr Sommerzeit. Allerdings ist es bereits nach dem 5. April schwierig, den Planeten überhaupt aufzuspüren, selbst mit lichtstarken Optiken. In der zweiten Monatshälfte wird der Planet schließlich unsichtbar. Als Aufsuchhilfe kann am 3. April die zunehmende Mondsichel dienen. Denn der Erdtrabant zieht nur 0,9 Grad südlich am 5,9 mag hellen Planeten vorbei. Gleichzeitig befindet er sich nur 11 ½ Grad südöstlich von Alpha Ari (2,0 mag). Auch mit hoher Vergrößerung ist nur ein 3,4 Bogensekunden großes grün-blaues Scheibchen wahrnehmbar, was keinerlei Einzelheiten zeigt.
Der äußerste Planet unseres Sonnensystems Neptun stand im Vormonat in Konjunktion mit der Sonne und ist mit seiner scheinbaren Helligkeit von 7,9 mag noch nicht am Morgenhimmel zu beobachten.
Der 14,3 mag helle Zwergplanet (134340) Pluto wird am 30. April im Sternbild Schütze stationär und setzt zu seiner Oppositionsschleife an. Allerdings ist der ferne Zwergplanet nur ein Objekt für große Teleskope. Sein Aufgang erfolgt am Morgen des 30. April um 2:39 Uhr Sommerzeit. Gegen 4 Uhr morgens steht Pluto, kurz vor Beginn der Morgendämmerung, gerade einmal 8 Grad hoch über dem südöstlichen Horizont. Am 20. Juli 2022 erreicht er dann in Opposition zur Sonne und ist am besten zu beobachten.
Helle Kometen und Planetoiden
Der kurzperiodische Komet 19P/Borrelly zieht im April vom Sternbild Perseus in den Fuhrmann und kann noch zu Beginn der Nacht in mittleren Teleskopen aufgespürt werden. Im Laufe des Monats sinkt seine scheinbare Helligkeit von 10,5 auf 11,5 Größenklassen.
Der kurzperiodische Komet 104P/Kowal ist momentan etwas heller als erwartet und zieht vom Sternbild Zwillinge weiter in den Krebs. Er ist somit ein Objekt überwiegend für die 1. Nachthälfte. Mit einer Helligkeit um 11 mag kann der Komet bereits in mittleren Teleskopen aufgespürt werden.
Der Komet C/2017 K2 (PanSTARRS) ist ein Objekt für den Morgenhimmel und zieht einen kleinen Bahnbogen im Sternbild Adler. Zu Beginn der Morgendämmerung erreicht PanSTARRS bereits eine Höhe von 40 Grad über dem Horizont. Die Helligkeit des Schweifsterns steigt von 10,0 auf 9,0 mag, so dass er bereits in kleineren Teleskopen und größeren Ferngläsern aufgesucht werden kann. Bis zum Sommer wird er dann ein leichtes Fernglasobjekt.
Der Komet C/2019 L3 (ATLAS) wandert weiter durch die Zwillinge und kann bereits zu Beginn der Nacht noch hoch im Westen aufgesucht werden. Seine scheinbare Helligkeit bleibt um 10 Größenklasse fast nahezu konstant. Somit ist der Komet noch ein Objekt für kleinere bis mittlere Teleskope.
Der Zwergplanet (1) Ceres bewegt sich rechtläufig durch das Sternbild Stier. Die Helligkeit geht nur leicht zurück von 9,0 auf 9,1 mag. Die Untergangszeiten des Zwergplaneten verfrühen sich von anfangs 1:40 Uhr auf 0:46 Uhr Sommerzeit. Am 9. April befindet sich Ceres nur 6 Bogenminuten von 98 Tau (5,8 mag) entfernt, der als Aufsuchhilfe dienen kann.
Der Asteroid (7) Iris wandert weiter durch die Zwillinge und ihre scheinbare Helligkeit sinkt bereits zu Beginn des Monats unter die 10. Größenklasse. Am 1. April geht Iris um 3:29 Uhr unter. Bis zum 30. April verfrühen sich ihre Untergangszeiten auf 2:03 Uhr Sommerzeit. Am 4. April kann der 5,3 mag helle Stern 68 Gem als Aufsuchhilfe dienen. Iris befindet sich an diesem Tag nur 9 ½ Bogenminuten vom Stern entfernt.
Der Asteroid mit der Nummer (8) Flora steht am 12. April 2021 der Sonne genau gegenüber und erreicht im Sternbild Jungfrau eine Helligkeit von gerade einmal 9,8 mag. Zu Beginn des Monats ist sie noch 10 mag hell. Bis Ende April sinkt ihre scheinbare Helligkeit auf 10,2 Größenklassen. Am 1. April steht Flora um 2:16 Uhr im Süden. Am 30. April erreicht der Asteroid bereits um 23:49 Uhr Sommerzeit den Meridian.
(10) Hygiea wandert zunächst rückläufig durch die Waage und wechselt ab dem 22. April in das Sternbild Jungfrau. Am 29. April steht sie in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,3 mag. Anfang April beträgt ihre scheinbare Helligkeit noch 9,9 Größenklassen. Ihre Meridiandurchgangszeiten verfrühen sich von anfangs 3:04 Uhr auf 0:51 Uhr Sommerzeit.
(15) Eunomia erreicht am 9. April bereits ihre maximale Helligkeit von 10 Größenklassen und kommt am 17. April 2022 im Sternbild Wasserschlange in Opposition zur Sonne. In diesem Jahr fällt ihre Opposition sehr ungünstig aus, weil neben ihrer geringen Helligkeit, der Himmelskörper bei ihrem Meridiandurchgang nur eine maximale Höhe von 12 Grad über dem Südhorizont erreicht. Am 1. April steht der Asteroid um 1:52 Uhr und am 30. April bereits um 23:28 Uhr Sommerzeit im Süden.
Meteorströme
Vom 16. bis 25. April tauchen die Lyriden auf, deren Ausstrahlungspunkt sich rund 7 Grad südwestlich von Wega im Sternbild Leier befindet. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 49 km/s in die Erdatmosphäre, handelt es sich bei den Lyriden um mittelschnelle Meteore, mit einem nicht sehr ausgeprägten Maximum am 22. April gegen 21 Uhr. Der Maximumszeitpunkt kann natürlich auch um mehrere Stunden abweichen. Die beste Beobachtungszeit des Meteorstroms ist in den Stunden zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens, wenn der Radiant der Lyriden in guter Beobachtungshöhe am Himmel steht. Zum Maximum sind im Schnitt etwa 10 bis 20 Sternschnuppen zu erwarten – darunter auch einige helle Exemplare. Der abnehmende Mond wird die Beobachtung der Lyriden erst in der zweiten Nachthälfte stören. Die Lyriden ist auch immer wieder für Überraschungen gut: Im Jahr 1982 wurden zum Beispiel 90 Meteore pro Stunde beobachtet. Ein weiterer Ausbruch fand im Jahr 1922 statt, als 100 Sternschnuppen pro Stunde registriert wurden. Als Ursprungskörper der Lyriden gilt der langperiodische Komet C/1861 G1 Thatcher, der eine Umlaufzeit von 415 Jahren besitzt.
Vom 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aquariden zu beobachten. Hierbei handelt es sich um einen mittelstarken Strom, der vor allem von südlicheren Breiten aus zu beobachten ist. Für Mitteleuropa steht der Radiant des Stroms nur sehr niedrig über dem Horizont, mit einem kurzen Zeitfenster für die Beobachtung kurz vor Beginn der Morgendämmerung. Das Maximum wird am 5. Mai erwartet, wobei der zunehmende Mond nicht stören wird. Dann sind zum Beispiel von Namibia aus zwischen 50 und 65 sehr schnelle Meteore sichtbar, die Eintrittsgeschwindigkeiten von 66 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre zeigen. Im Jahr 2003 wurde sogar eine Zenitrate von 100 registriert. In Mitteleuropa schrumpft diese, aufgrund der geringen Horizonthöhe, auf nur 10 bis 15 Sternschnuppen pro Stunde. Diese zeigen aber, durch ihren flachen Eintrittswinkel in die Erdatmosphäre, mitunter sehr lange Bahnen am Himmel. Der Ursprüngskörper ist kein geringerer als der Halleysche Komet.
Die sporadischen Meteore aus der Ekliptikregion, auch Anthelionquelle genannt, sind ebenfalls im gesamten Monat April zu beobachten. Die Radiantenposition bewegt sich in diesem Monat vom Sternbild Jungfrau in die Waage. Aufgrund der südlichen Deklination des Radianten sind im Schnitt nicht mehr als 1 bis 2 Meteore pro Stunde sichtbar, die Eintrittsgeschwindigkeiten von 30 km/s besitzen.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Zu unserer Standardbeobachtungszeit hat der Große Wagen, der Teil des Sternbilds Großer Bär ist, bereits den Zenit erreicht und prangt hoch über unseren Köpfen. Um den Polarstern aufzufinden – und damit die Nordrichtung zu bestimmen – verlängern wir die beiden hinteren Kastensterne des Wagens um das Fünffache. Der Polarstern ist Teil des Sternbilds Kleiner Bär, dessen Wagenkasten in der nächsten Stunde ihre höchste Stellung im Norden einnehmen werden. Weiter östlich schlängelt sich das Sternbild Drache um den Kleinen Wagen herum. Weiter westlich vom Kleinen Bären gelegen können aufmerksame Beobachter noch die schwachen Sterne der unscheinbaren Sternbilder Giraffe und Luchs ausmachen. Unterhalb des Polarsterns hat soeben der Kepheus seine tiefste Stellung über dem Nordhorizont, die auch untere Kulmination genannt wird, überschritten. Westlich vom Kepheus entdecken wir die Kassiopeia, das „Himmels‑W“, das noch nicht ganz ihre tiefste Stellung über dem Nordhorizont erreicht hat. Im Nordwesten steht der Perseus und etwas oberhalb dieses Sternbilds der helle Stern Capella im Fuhrmann. Im Nordosten steigen die Sommersternbilder Schwan und Leier, mit den hellen Hauptsternen Deneb und Wega, ebenfalls langsam wieder höher und aus dem Horizontdunst hervor.
Im Osten
In mittlerer Höhe im Osten befindet sich das Sternbild Bärenhüter, dessen rötlicher Hauptstern Arktur der auffälligste Stern in diesem Himmelsabschnitt ist. Er ist auch ein Wegweiser für die Frühlingssternbilder in diesem Teil des Himmels. Vom Bärenhüter ausgehend steht oberhalb dieses Sternbilds die Figur des Großen Wagens, dessen Deichsel nun genau in Richtung Ostpunkt zeigt. Die Kastensterne des Großen Bären befinden sich noch weiter höher im Zenit. Rechts von der Deichsel ausgehend stehen die Jagdhunde und noch weiter im Südosten, westlich von Arktur gelegen, das Haar der Berenike. In diesem Sternbild, das nur aus schwachen Sternen besteht, kann man in einer klaren mondlosen Nacht den Coma-Sternhaufen (Melotte 111) mit bloßem Auge erkennen. Unterhalb des Bärenhüters befinden sich das Halbrund des Sternbilds Nördliche Krone, der unscheinbare Herkules, die Leier, mit der Wega, sowie direkt im Osten der Kopf der Schlange, die vom mächtigen Schlangenträger getragen wird. Die Sterne des Schlangenträgers befinden sich aber noch zum größten Teil unter dem Osthorizont. Direkt über dem Südosthorizont geht soeben das Sternbild Waage auf. Die Sterne dieses Sternbilds stehen aber noch überwiegend im Horizontdunst.
Im Süden
Die Frühlingssternbilder haben zu unser Standardbeobachtungszeit endlich den gesamten Südhimmel eingenommen. Der hellste Stern in diesem Himmelsabschnitt ist der Stern Arktur im Sternbild Bärenhüter, hoch im Südosten. Verlängern wir die Figur des Bärenhüters über Arktur hinaus, zeigt dieser direkt auf einen weiteren hellen Stern in geringer Höhe über dem Südosthorizont. Hierbei handelt es sich um den weiß leuchtende Hauptstern Spica im Sternbild der Jungfrau. Das auffälligste Sternbild in diesem Himmelsabschnitt ist aber der mächtige Löwe, der soeben seinen höchsten Punkt im Süden eingenommen hat. Die zahlreichen Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens, etwas weiter östlich vom Schwanz des Löwen gelegen, befinden sich nun ebenfalls in optimaler Beobachtungsposition fast im Meridian. Oberhalb des Löwen steht der unscheinbare Kleine Löwe. In mittlerer Höhe im Südwesten, und rechts vom Löwen gelegen, sind die schwachen Sterne des Krebses nur unter einem wirklich dunklen Himmel auszumachen. Oberhalb der Jungfrau und östlich vom Löwen, können wir noch das unscheinbare Sternbild Haar der Berenike, mit dem Coma-Sternhaufen, entdecken. Noch weiter höher in Richtung Zenit befinden sich die unscheinbaren Jagdhunde. Blicken wir in Richtung Südhorizont, direkt unterhalb der Sternbilder Jungfrau und Löwe, erkennen wir das Sternbild Becher und westlich davon den Raben. Das eher unscheinbare und nur aus schwachen Sterne bestehende aber sehr ausgedehnte Sternbild der Wasserschlange schlängelt sich von mittlerer Höhe im Südwesten ausgehend, in Richtung Südosthorizont herab.
Im Westen
Im Westen stehen noch einige helle Sterne und Sternbilder des Winterhimmels über dem Horizont. Zu den auffälligsten Sternbildern gehören die Zwillinge, mit den beiden Hauptsternen Castor und Pollux, die in der nächsten Stunde den Westhorizont erreichen werden. Rechts von den Zwillingen gelegen bereitet sich auch der Fuhrmann, mit der hellen und gelblich leuchtenden Capella, zum Untergang vor. Bei optimaler Horizontsicht fallen noch Beteigeuze, der linke Schulterstern des Orion, sowie Aldebaran und der offene Sternhaufen der Plejaden im Stier auf. Im Nordwesten sinkt nun endlich auch der Perseus langsam zum Horizont herab. Auf der anderen Seite des Westpunktes erkennt man noch Prokyon im Sternbild Kleiner Hund und darüber den Krebs. Hier können wir in einer mondscheinlosen Nacht den Sternhaufen der Praesepe (Messier 44), auch Krippe genannt, erkennen, der einen herrlichen Anblick in jedem Fernglas bietet. Oberhalb vom Krebs befindet sich der Kopf des mächtigen Löwen. In Zenitnähe können wir das Sternbild Großer Bär ausmachen. Zwischen Zwillinge, Fuhrmann und Großer Bär befindet sich noch die unscheinbare Sternenkette des nur aus schwachen Sternen bestehenden Sternbild des Luchs.
Weitere Informationen zum aktuellen Sternhimmel gibt es auf der Seite Sternhimmel.