Messier 51 (NGC 5194/5195) im Sternbild der Jagdhunde (Canes Venatici) gehört sicher zu den berühmtesten und beeindruckendsten Spiralgalaxien an unserem Himmel und zu den ersten „Nebeln“, bei der eine Spiralstruktur nachgewiesen wurde. Die Welteninsel ist auch als Whirlpoolgalaxie oder Strudelgalaxie bekannt und befindet sich nahe der Grenze zum Sternbild Großer Bär. Sie wurde am 13. Oktober 1773 von dem französischen Astronomen Charles Messier während einer Kometenbeobachtung entdeckt, der das Objekt als sehr schwachen Nebel ohne Sterne unterhalb des Schwanzes des Großen Bären beschrieb. Ihr Begleiter, NGC 5195, wurde erst am 20. März 1781 von Messier Freund und Kollegen Pierre Méchain aufgefunden. Messier beschrieb den Doppelkern mit Nebel, die sich gegenseitig berührten, später in einer Notiz zur 3. Auflage seines berühmten Nebelkatalogs. Der deutsche Astronom Johann Erlert Bode entdeckte die Galaxie am 5. Januar 1775 unabhängig von Messier und bemerkte einen kleinen, schwach leuchtenden Nebel von länglicher Form, was auch ungefähr dem Anblick in einem kleinen Amateurteleskop entspricht. Am 26. April 1830 beobachtete der englische Astronom John Herschel – der Sohn Wilhelm Herschels – M 51 und sah einen hellen runden Kern, der von einem nebligen Ring umgeben war. Diese Beobachtung Herschels gilt als erster Hinweis auf die Spiralstruktur der Galaxie und er vermutete, dass die Milchstraße von außen ähnlich aussehen könnte. Im Frühjahr des Jahres 1845 beobachtete und zeichnete der irische Astronom William Parson, der 3. Earl of Rosse, den Nebel durch sein 72 Zoll Riesenteleskop Leviathan in Birr Castle und beschrieb eine spiralförmige Struktur sowie eine Art Verbindung zu NGC 5195. Als der amerikanische Astronom Edwin Hubble in einigen dieser Spiralnebel Cepheiden-Veränderliche beobachten konnte, war der Nachweis schließlich erbracht, dass es sich bei dieser Art von Objekten um eigenständige Galaxien, ähnlich der unserer Milchstraße, handelte.
Eine Grand-Design-Spirale in Wechselwirkung
Messier 51 ist das dominierende Mitglied einer kleinen Gruppe von Galaxien in 27 Millionen Lichtjahren Entfernung, zu denen auch die berühmte Sonnenblumengalaxie (Messier 63) im selben Sternbild sowie die Galaxien NGC 5023, NGC 5229, UGC 8313, UGC 8331 und UGC 8683 gezählt werden. Mit einer Helligkeit von 8,4 mag und einer Ausdehnung von 11,2 x 6,9 Bogenminuten am Himmel, ist die Whirlpoolgalaxie bereits in einem Fernglas als schwacher ovaler Nebelfleck erkennbar. Die Galaxie gehört dem Hubble-Typ Sbc an, mit deutlich ausgeprägter Spiralstruktur, und zählt zu den Grand-Design-Spiralagalaxien, auf dessen Scheibe wir genau senkrecht von oben blicken. Mit einem Durchmesser von 87.000 Lichtjahre und einer Masse von 160 Milliarden Sonnen, ist M 51 ungefähr halb so große wie unsere eigene Galaxis.
Die Whirlpoolgalaxie besteht eigentlich aus zwei, miteinander in gravitativer Wechselwirkung stehender Galaxien. Messier 51 ist auch als Arp 85, im Atlas of Peculiar Galaxies von Halton Arp, bekannt und gehört zu den am besten untersuchten Beispielen für ein interagierendes Galaxienpaar. Die kleinere der beiden (NGC 5195) befindet sich nördlich der Hauptgalaxie. Zunächst als irreguläre Galaxie klassifiziert, ist sie nach neusten Erkenntnisse eine Balkenspirale vom Typ SB0pec, mit einem Durchmesser von 55.000 Lichtjahren, einer scheinbaren Helligkeit von 9,6 mag und einer Ausdehnung von 5,9 x 4,6 Bogenminuten. Sie umkreist NGC 5194, mit einer Neigung von 73 Grad zur galaktischen Ebene der Hauptgalaxie. Einer der staubreichen Spiralarme von NGC 5194, durch den die beiden Galaxien durch eine Art Gezeitenbrücke verbunden zu sein scheinen, schwächt das Licht von NGC 5195 um ungefähr zwei Größenklasse ab. Vor 500 bis 600 Millionen Jahren kam es zu einer engen Begegnung der beiden Partner, wobei die kleinere Galaxie durch die Scheibe der größeren stieß. Eine weitere Begegnung mit der Scheibe fand vor rund 70 Millionen Jahren statt.
Um M 51 herum sind auf lang belichteten Aufnahmen schwache und diffuse Gezeitenarme sichtbar, die aus Sternen bestehen, die während der Kollision auf lang gestreckten Bahnen aus der Galaxie heraus und weit in den intergalaktischen Raum geschleudert wurden. Heutzutage befindet sich NGC 5195, dessen eigene Scheibe 46 Grad gegen unsere Sichtlinie geneigt ist, rund eine halbe Millionen Lichtjahre hinter dem nördlichen Spiralarm von NGC 5194. Man vermutet, dass durch die engen Begegnung der beiden Galaxien in der Vergangenheit erst die auffällige Spiralstruktur in NGC 5194 entstanden ist. Aufgrund dieser Wechselwirkung kam es zu massiven Sternentstehungsprozessen (Starburst) in den durch die Gezeitenkräfte teilweise deformierten Spiralarmen, die noch weitere 200 bis 400 Millionen Jahre andauern werden. Einige der über 1.000 katalogisierten HII-Regionen und zahlreiche junge Sternhaufen, die nicht älter als 10 Millionen Jahre alt sind, sind als rote und blaue Knoten in den Spiralarmen der größeren Galaxie wahrnehmbar. Dort findet man überwiegend junge, blaue und massereiche Sterne, so dass die Spiralarme von M 51 auf Aufnahmen in einem bläulichen Licht erscheinen.
Auch NGC 5195 wurde aufgrund der Gezeitenkräfte komplett deformiert. In ihr fand ebenfalls ein intensiver Starburst statt, ähnlich wie bei Messier 82 im Großen Bären, wobei sie in der Zwischenzeit eine große Menge ihrer Gasmassen für die Sternenbildung aufgebraucht hat. Mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops (HST) fand man rund 50 Sternhaufen, mit einer Masse von bis zu 100.000 Sonnen und einem Durchmesser von 46 Lichtjahren. Die Sternhaufen besitzen ein Alter von nur 1 Milliarde Jahre, erscheinen rötlich und bildeten sich durch die Wechselwirkung mit der Hauptgalaxie. Sie konzentrieren sich auf eine langgestreckte Region, die fast senkrecht zum nördlichen Spiralarm von NGC 5194 verläuft. Der Kern von NGC 5195 ist vom LINER-Typ und enthält ein supermassereiches Schwarzes Loch.
Supernovae, ein aktiver Kern und ein extragalaktischer Planet
Messier 51 ist auch deshalb für die Wissenschaft so interessant, weil die Galaxie einen aktiven galaktischen Kern vom Seyfert-II-Typ, mit einem supermassereichen Schwarzen Loch in ihrem Zentrum, besitzt. Das Kerngebiet wird durch Gas und Staub teilweise verdeckt. Die aktive Region im Zentrum besitzt einen Durchmesser von 120 Lichtjahren. Dort wurde mit dem Hubble-Weltraumteleskop eine dunkle, X‑förmiger Struktur entdeckt, die auf die Absorption durch Staub zurückzuführen ist. Am Schnittpunkt der beiden Staubtorusse wird die Akkretionsscheibe des zentralen Schwarzen Lochs vermutet. Der Kern ist seit den 1960er Jahren auch als starke Radioquelle bekannt. Radiobeobachtungen zeigen eine bipolare Kernstruktur, mit einem nördlichen Bogen und einer südlichen Gaswolke, die wahrscheinlich durch einen Jet ionisierten Gases erhitzt wird. Man vermutet hier einen massereichen Sternhaufen, der das inneren Kerngebiet von 5 Lichtjahren Durchmesser, mit dem mehrere Millionen Sonnenmassen schweren Schwarzen Loch, umkreist. Die Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs besitzt eine Leuchtkraft von 1 Millionen Sonnen. Das gesamte Kerngebiet von M 51 besitzt sogar eine Gesamtleuchtkraft von über 100 Millionen Sonnen, 40 Millionen Sonnenmassen und einen Durchmesser von rund 2.000 Lichtjahren. Die Konzentration an Sternen im Zentralgebiet ist ungefähr 5.000 Mal höher als in der Nachbarschaft unserer Sonne. Das Kerngebiet enthält auch zahlreiche Rote Riesen, die nur 5 bis 8 Millionen Jahre alt sind, sowie zahlreiche junge Sternhaufen. Das Zentralgebiet ist umgeben von einer älteren Population an Sternen, mit einem Alter von mindestens 8 Milliarden Jahren.
Auf Bildern des HST fand man im Jahr 2002, entlang der vom Kern ausgehenden Spiralarme, 30 blaue Punktquellen. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um junge blaue Sterne mit bis zu 120 Sonnenmassen. Diese jungen und massereichen blauen Sterne in Messier 51 leben nur sehr kurz und so ist es kein Wunder, dass in den zurückliegenden Jahren gleich drei Supernovae in M 51 entdeckt wurden. SN 1994I wurde am 2. April 1994 durch die Amateurastronomen Jerry Armstrong und Tim Puckett gefunden und als Typ Ic klassifiziert. Der Vorläuferstern war sehr massereich und hatte vor der Supernova bereits einen Großteil seiner Masse verloren. Die Supernova erreichte eine Helligkeit von 12,9 Größenklassen und war in mittleren Amateurteleskopen beobachtbar. SN 2005cs war vom Typ II und wurde von dem deutschen Amateurastronomen Wolfgang Kloehr am 28. Juni 2005 entdeckt. Hierbei handelte es sich um eine Kernkollaps-Supernovae eines massereichen Sterns, dessen Überrest zu einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch kollabierte. Mit einer Helligkeit von 14 Größenklassen, war diese Supernova deutlich lichtschwächer. Die letzte Supernova in M 51 wurde am 31. Mai 2011 gefunden und war ebenfalls vom Typ II. SN 2011dh war mit einer maximalen Helligkeit von 12,1 mag ebenfalls in Amateurteleskopen mehrere Wochen lang sehr leicht zu beobachten. Diese Supernova zeigte ein blaues Kontinuum in der Wasserstoff-Balmer-Linie, das auf schnell expandierendes Material hinwies. Der Vorläuferstern war vermutlich ein gelber Überriese. Auch in der Begleitgalaxie NGC 5195 wurde am 6. April 1945 eine Supernova vom Typ I nachgewiesen. SN 1945A wurde von dem amerikanischen Astronomen Milton Humason nordwestlich des Kerngebiets von NGC 5195 gefunden. Sie erreichte eine scheinbare Helligkeit von 14,0 mag.
Im September 2020 gab es die ersten Belege für einen extragalaktischen Planeten in der Whirlpoolgalaxie mit der Bezeichnung M51-ULS-1b, der einen Röntgendoppelstern in M 51 umrundet und durch den Vorübergang und anschließender Bedeckung der Röntgenquelle nachgewiesen wurde. Bei der Röntgenquelle handelt es sich entweder um einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch, der einen blauen Überriesen vom Spektraltyp B umkreist. Der Planet ist etwas kleiner als der Saturn und umrundet seine Zentralmasse in einer Entfernung von einigen zehn Astronomischen Einheiten. Wenn sich der Fund bestätigt, wäre M51-ULS-1b das 1. Exemplar eines Planeten außerhalb unseres Milchstraßensystems!
Beobachtung
Für Amateurastronomen ist Messier 51 ein Paradestück des Himmels. Mit Hilfe eines 8x42 Feldstechers ist nur die größere und hellere der beiden Galaxien als ovaler Lichtfleck sichtbar. In einem 10x50 Feldstecher sieht man bereits beide Welteninseln als unterschiedlich große matte Nebelchen, die sich einander berühren. Am besten gelingt eine Sichtung von M 51 in einem höher vergrößernden 16x70 Fernglas. In einem 3 bis 4 Zoll Teleskop ist NGC 5194 als nahezu kreisrunder diffuser Fleck erkennbar, die ein helles und nahezu stellares Zentrum besitzt. Nur 6 Bogenminuten nördlich des Zentrums zeigt sich NGC 5195 als deutlich kleinerer, ovaler Nebel von einer Bogenminute Ausdehnung, mit nahezu gleicher Flächenhelligkeit und stellarem Zentrum. Am besten erscheinen die beiden Galaxien mit kleinen Vergrößerungen bis 60-fach. Die Außenbereiche der größeren Galaxie erscheinen diffus und lichtschwach, mit einer leichten Helligkeitszunahme zur Mitte. Die Scheibe selber erscheint bereits gemottelt, mit helleren und dunkleren Flächen. Um Ansätze der berühmte Spiralstruktur zu erhaschen, sind Öffnungen von 6 bis 8 Zoll sowie ein dunkler un dklarer Landhimmel erforderlich. Am besten beobachtet man hier mit einer Austrittspupille zwischen 2 und 3 mm. Der hellere der beiden Spiralarme beginnt südlich des Kerns und beschreibt eine Art Halbkreis um den Kern in Richtung Osten. Der hellste Teil befindet sich in rund 3 Bogenminuten Abstand zwischen Kern und NGC 5195. Dieser Spiralarm ist unter guten Beobachtungsbedingungen schon im 8‑Zöller und mittleren Vergrößerungen überraschend einfach wahrnehmbar. Ein weiterer Spiralarm beginnt im Westen, windet sich in Richtung Nordosten um das Zentrum herum und biegt dann in Richtung der Begleitgalaxie ab. Mit 10 Zoll Öffnung erkennt man dann auch eine Art Brücke zur Begleitgalaxie. Das Zentrum von M 51 erscheint mit dieser Öffnung deutlich flächenhaft und heller als die umgebene Scheibe. Wichtig dabei ist die optimale Vergrößerung zu finden, bei der sich die Spiralarme am deutlichsten vom Hintergrund abheben. Im Galaxienkörper selber sind auch einige recht auffällige Vordergrundsterne eingebettet, die nicht mit einer Supernova verwechselt werden sollten. Mit Teleskopen von 12 bis 16 Zoll stechen unter guten Bedingungen die Spiralarme regelrecht heraus. Mit noch größeren Teleskopen können auch die HII-Regionen, innerhalb der Spiralarme, detailliert beobachtet werden.
Die Whirlpoolgalaxie ist von unseren Breiten aus gesehen zirkumpolar und am besten in den Frühlingsmonaten beobachtbar. Von Namibia aus steht M 51 Mitte Mai sehr niedrig über dem nördlichen Horizont. Um Messier 51 aufzusuchen, stellt man den 1,9 mag hellen ersten Deichselstern des Großen Wagens (Alkaid, Eta Ursae Majoris) im Sucher ein. Zwei Grad westlich von diesem Stern befindet sich der 4,5 mag helle Stern 24 CVn. Von diesem aus schwenkt man nun 1,5° nach Süden, wo ein Dreieck aus annähernd gleich hellen Sternen der 7. Größenklasse im Gesichtsfeld erscheint. M 51 steht vom linken unteren Stern ausgehend knapp 20 Bogenminuten westlich davon. In einem 8x50 Sucher sollte die Galaxie schon direkt als ovaler Lichtfleck erkennbar sein. Mit einem Telrad ist die Whirlpoolgalaxie sogar noch leichter aufzuspüren: man stellt die Mitte der Zielkreise etwas westlich der Verbindungslinie und in ca. ¼ des Abstandes zwischen Eta UMa und Alpha Cvn ein. 24 UMa muss dabei auf dem äußeren Zielkreis zu liegen kommen. Nun sollte das Galaxienpaar bei geringer Vergrößerung im Okulargesichtsfeld auftauchen.
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Steckbrief für Messier 51 & NGC 5195
Objektname | Messier 51 NGC 5195 |
Katalogbezeichnung | NGC 5194, UGC 8493, PGC 47404, Arp 85 UGC 8494, PGC 47413, MCG 8–25-14, Arp 85 |
Eigenname | Whirlpoolgalaxie, Strudelgalaxie, Whirlpool Galaxy |
Typ | Galaxie, Sbc Galaxie, SB0‑a |
Sternbild | Jagdhunde (Canes Venatici) |
Rektaszension (J2000.0) | 13h 29m 52,6s 13h 29m 59,2s |
Deklination (J2000.0) | +47° 11′ 44″ +47° 16′ 03″ |
V Helligkeit | 8,1 mag 9,6 mag |
Flächenhelligkeit | 13,2 mag 12,4 mag |
Winkelausdehnung | 11,2′ x 6,9′ 5,9′ x 4,6′ |
Positionswinkel | 163° 79° |
Absolute Helligkeit | -20,577 mag |
Durchmesser | 87.000 Lichtjahre 55.000 Lichtjahre |
Entfernung | 27 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | !!!,Great spiral nebula; Whirlpool Gal;interacting pair;classic spiral B,pS,lE,vgbM,inv M51; H I 186;Interacting P w M 51;peculiar |
Entdecker | Pierre Méchain, 1791 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 4 & 5 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 20, 21 Millennium Star Atlas: Charts 589–590 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 43 Sky Atlas 2000: Chart 7 Uranometria 2nd Ed.: Chart 37 |