Zu Besuch beim Hoba Meteoriten

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Am 21. Mai 2018 fuh­ren wir vom Eto­sha Natio­nal­park aus zum Hoba Meteo­ri­ten. Die­ser befin­det sich nur 20 Kilo­me­ter west­lich von Groot­font­ein im Nor­den Nami­bi­as. Die fast vier­stün­di­ge Fahrt war recht abwechs­lungs­reich und ging von der C38 erst­mal in Rich­tung Süden nach Out­jo und wei­ter nach Otji­wa­ron­go, wo wir anschlie­ßend auf die B1 Rich­tung Osten abbo­gen. Der Vor­teil die­ser Rei­se­rou­te war, dass wir vor­wie­gend auf asphal­tier­ten Stra­ßen unter­wegs waren und stel­len­wei­se durch recht hüb­sche Land­schaf­ten, wie zum Bei­spiel den Ota­vi-Ber­gen, fuh­ren. Nur auf den letz­ten 20 Kilo­me­tern muss­ten wir eine Schot­ter­pis­te nut­zen, die aller­dings mit unse­rem gemie­te­ten T6 Klein­bus recht gut zu bewäl­tig­ten war. Mit von der Par­ty waren auch unser Astro­kol­le­ge Mario und sei­ne Freun­din, die sich am Ben­zin­geld betei­lig­ten und auf der Rück­bank Platz genom­men hatten.

Ota­vi-Ber­ge

Den Stand­ort des Meteo­ri­ten, auf der Farm Hoba-West, fin­det man recht ein­fach, da einem Schil­der den Weg zu die­ser bekann­ten Tou­ris­ten­at­trak­ti­on wei­sen. Wir kamen schließ­lich gegen Mit­tag an. Der Besu­cher­park­platz ist recht groß und wir waren zum Zeit­punkt unse­res Besuchs, neben zwei Süd­afri­ka­nern, glück­li­cher­wei­se die ein­zi­gen Besu­cher vor Ort. Ein gro­ßes Schild am Ein­gang warnt davor unter Straf­an­dro­hun­gen, ein­zel­ne Stü­cke des Meteo­ri­ten zu ent­fer­nen und mit­zu­neh­men. Das recht hübsch ange­leg­te Besu­cher­zen­trum gibt es aller­dings noch nicht all zu lan­ge. Nach­dem wir unse­ren Ein­tritt von 45 Nami­bi­sche $ bezahlt hat­ten, geneh­mig­ten wir uns erst­mal ein küh­les Getränkt. Im Shop sel­ber gibt es auch eini­ge typi­sche nami­bi­sche Andenken sowie Info­ma­te­ri­al über den Hoba Meteo­ri­ten, zum Teil auf Deutsch, zu kaufen.

Info­ta­feln am Eingang

Der zur­zeit größ­te bekann­te Meteo­rit fiel vor rund 80.000 Jah­ren und wur­de von der Erd­at­mo­sphä­re so weit abge­bremst, dass er nur noch mit deut­lich nied­ri­ger Fall­ge­schwin­dig­keit zur Erde stürz­te. Aus die­sem Grund ent­stand auch kein grö­ße­rer Kra­ter am Ort des Gesche­hens. Der even­tu­ell beim Kon­takt mit dem Erd­bo­den ent­stan­de­ne klei­ne Kra­ter wur­de inner­halb von weni­gen Jahr­zehn­ten durch Pflan­zen­be­wuchs und Ver­wit­te­rung so weit ero­diert, das des­sen Spu­ren heut­zu­ta­ge nicht mehr zu erken­nen sind. Der Eisen­me­teo­rit lag nur 2 Meter in der Erde, wo er dann im Jahr 1920 beim Flü­gen des Fel­des vom Eigen­tü­mer der Farm gefun­den wur­de. Kur­ze Zeit spä­ter wur­de der Meteo­rit voll­stän­dig frei­ge­legt und von Jaco­bus Her­ma­nus Brits beschrie­ben. Sein wis­sen­schaft­li­cher Bericht über den Fund wur­de noch im sel­ben Jahr ver­öf­fent­licht und ist heu­te im Groot­font­ein-Muse­um zu bestau­nen. Ins­ge­samt wiegt der Bro­cken rund 50 bis 60 Ton­nen. Sei­ne ursprüng­li­chen Abmes­sun­gen betra­gen 2,7x2,7x0,9 Meter. Im Lau­fe der Jahr­zehn­te wur­den aller­dings ein­zel­ne Stü­cke vom Meteo­ri­ten, zum Zweck wis­sen­schaft­li­cher Unter­su­chun­gen oder durch Van­da­lis­mus, abge­trennt. So fin­det man über­all auf des­sen Ober­flä­che noch zahl­rei­che Schnit­te und Schlagspuren.

Weg zum Meteoriten

Wis­sen­schaft­ler gehen davon aus, dass der Meteo­rit ein Alter von 200 bis 400 Mil­lio­nen Jah­ren besitzt. Die Haupt­mas­se des spä­ter auf der Erde gefun­de­nen Him­mels­kör­pers ent­stand wahr­schein­lich bei einer Kol­li­si­on mit einem ande­ren Aste­ro­iden im Aste­ro­iden­gür­tel zwi­schen Mars und Jupi­ter. Die Fol­ge die­ser Kol­li­si­on war, dass ein Stück vom Aste­ro­iden abge­sprengt wur­de und die­ses Stück dann auf eine Bahn zur Erde gelang­te, wo es schließ­lich vor 80.000 Jah­ren nie­der­ging. Che­mi­sche Ana­ly­sen wei­sen nach, dass der Meteo­rit zu 82% aus Eisen, 16% Nickel und 0,76% aus Kobalt besteht. Es sind noch ande­re Ele­men­te wie Koh­len­stoff, Schwe­fel, Chrom, Kup­fer, Zink, Gal­li­um und Ger­ma­ni­um ent­hal­ten, die aller­dings nur in Spu­ren vor­han­den sind. Meteo­ri­te mit einem Nickel­ge­halt von über 15% wer­den als Ata­xi­te bezeich­net. Wenn man einen Ata­xi­ten poliert und des­sen Ober­flä­che mit Sal­pe­ter­säu­re anätzt, zeigt die­ser, im Gegen­satz zu ande­ren Eisen­me­teo­ri­ten, kei­ner­lei Wid­man­stät­ten-Struk­tu­ren. Der Hoba Meteo­rit gehört somit zu den sel­tens­ten Meteo­ri­ten der Welt. Bis­her wur­de noch kein Fall eines Ata­xi­ten dokumentiert.

„Vor­sicht vor her­ab­fal­len­den Meteoriten“

Der Hoba Meteo­rit wur­de im März 1955 zum natio­na­len Denk­mal erklärt und das Gelän­de im Jahr 1987 dem Rat für Denk­mä­ler geschenkt, wo man dann ein sehr gepfleg­tes Besu­cher­zen­trum mit Grill­plät­zen errich­te­te. Vom Kas­sen­häus­chen aus gese­hen läuft man durch einen schön ange­leg­ten Gar­ten hin­über zu einem „Natur­lehr­pfad“, wo ein Schild auf Deutsch und Eng­lisch vor „her­ab­fal­len­den Meteo­ri­ten“ warnt. Am Ende des Weges befin­det sich das so genann­ten „Amphi­thea­ter“ in dem sich der Meteo­rit in 2 Metern tie­fe befin­det. Hier hat man dann die Gele­gen­heit, die­sen mäch­ti­gen Bro­cken aus dem All auch mal anzu­fas­sen. Es ist fas­zi­nie­rend sich vor­zu­stel­len, dass die­ser Stein aus dem All mal Teil eines grö­ße­ren Aste­ro­iden gewe­sen und Jahr­mil­lio­nen ein­sam durch das All getrie­ben ist. Die Ober­flä­che sieht schwarz-grau bis braun-röt­lich aus, ein Zei­chen der star­ken Ver­wit­te­rung. Vor allem auf der Ober­sei­te erkennt man noch ganz gut die schwar­ze Schmelz­krus­te, die auf­grund der Rei­bungs­hit­ze, wäh­rend des Durch­gangs durch unse­re Atmo­sphä­re, ent­stan­den ist. Am Ein­gang zum Gelän­de kön­nen sich Besu­cher über die Geschich­te des Meteo­ri­ten infor­mie­ren. Denn dort gibt es an einer Wand Info­ta­feln in den Spra­chen Afri­kaans, Eng­lisch und Deutsch.

Amphi­thea­ter

Ein Besuch und Umweg mit dem Auto lohnt auf jeden Fall. Denn wann hat man schon die Gele­gen­heit, einen ech­ten Eisen­me­teo­ri­ten – der auch noch der größ­te der Welt ist – zu besu­chen? Wir als Hob­by­as­tro­no­men haben jeden­falls die Gele­gen­heit genutzt. Der Hoba Meteo­rit hat sich auch bei nicht Astro­no­men zu einer belieb­ten Sehens­wür­dig­keit ent­wi­ckelt und ist heut­zu­ta­ge in jedem Rei­se­füh­rer über Nami­bia enthalten.

Unse­re Rei­se­grup­pe am Hoba Meteoriten

P.S. Wer kurz vor dem Heim­flug die Haupt­stadt Wind­hoek besucht, soll­te sich zur Post Street Mall bege­ben. Denn dort sind Meteo­ri­te aus­ge­stellt, die vor 13.000 bis 30.000 Jah­ren in Gibe­on, im Süden Nami­bi­as, nie­der­gin­gen und im Jahr 1836, auf einem 20.000 km² gro­ßen Streu­feld – übri­gens dem größ­ten der Welt gefun­den wurden.

Bil­der­ga­le­rie

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

2 Kommentare:

  1. Ein Foto der Gibe­on Meteo­ri­te in der Bis­marck­stra­ße in Wind­hoek (Nami­bia)

    Gibeon Meteorite

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