Am Freitag, dem 8. April 2016, herrschten eher schlechte Wetterprognosen – eigentlich wie immer bei astronomischen Ereignissen. An diesem Abend sollte aber kurz nach Sonnenuntergang, die nur 31 Stunden alte Mondsichel über dem Westhorizont erscheinen. Nur 6 Grad weiter nordwestlich des Mondes, sollte man auch Merkur erkennen können. Merkur ist nämlich derjenige Planet, der von allen schon in der Antike bekannten Planeten am seltensten zu sehen ist, weil er sich stets in der Nähe der Sonne aufhält. So nicht an diesem Abend! Am 18. April 2016 erreicht Merkur eine größte östliche Elongation von der Sonne. Zeitgleich steht die Ekliptik in der Abenddämmerung steil über dem westlichen Horizont, so dass sich von unseren Breiten aus in den nächsten Tagen die günstigste Gelegenheit ergibt, Merkur am Abendhimmel aufzuspüren.
Kurz nach Sonnenuntergang traf ich im Lübbener Ortsteil Treppendorf ein und baute die Canon EOS 600D mit dem Canon EF‑S 55–250 STM Objektiv auf meinem Reisestativ auf. Ich musste eine Weile warten, bis ich die Mondsichel in der fortgeschrittenen Dämmerung auf einem Testfoto erkennen konnte. Sie versteckte sich zu diesem Zeitpunkt noch hinter einem dicken Wolkenstreifen. Je weiter allerdings die Dämmerung voran schritt, desto tiefer sank auch der Mond in Richtung Horizont herab. Endlich erkannte ich mit meinem Taschenfernglas, dass immer im Auto liegt, auch den sonnenahen Merkur hinter dem Wolkenstreifen. Die Kamera hatte ich schon vorher auf Zeitautomatik gestellt und so entstanden in der folgenden halben Stunde einige hübsche Aufnahmen dieser weiten Konjunktion.
Ein Teil der Mitglieder unserer Südkurve versuchten ebenfalls, Merkur von verschiedenen Standorten in Sachsen, Brandenburg und Berlin zu sichten, hatten aber im Gegensatz zu mir weniger Glück mit dem Wetter. Außerdem stellte ich fest, dass es relativ wenig Aufnahmen dieser interessanten Konstellation im Internet gab. Vor allem aus Deutschland sind mir nur wenige Fotos bekannt. In den kommenden Tagen steigt Merkur nun immer höher über den Horizont, so dass sich weitere Gelegenheiten ergibt. Das beste Sichtbarkeitsfenster, den Planeten aufzufinden, liegt zwischen dem 10. bis 19. April. Wahrscheinlich zum letzten Mal können wir ihn dann am Abend des 25. April über dem Westhorizont erkennen.
Am 9. Mai erreicht der flinke Planet schließlich seine untere Konjunktion zu unserem Zentralgestirn. Zeitgleich steht er auch im absteigenden Knotens seiner Bahn, so dass er ab dem frühen Nachmittag vor der Sonnenscheibe vorüber ziehen wird. Ein Merkurtransit findet statt. Auch unsere Südkurve wird sich an diesem Nachmittag zusammenfinden, um den Merkurdurchgang zu beobachten.