Meine Beobachtungsstatistik besagt, dass ich überwiegend im Frühling, Sommer und Herbst beobachte, weil die Nächte zu diesen Jahreszeiten noch erträglich sind. Wirklich milde und klare Nächte sind in den Wintermonaten eher selten. Das ist schade, denn der winterliche Sternenhimmel hat viele interessante Deep-Sky-Objekte zu bieten. Deshalb nahm ich mir in meinem Urlaub vor, auch mal im Winter das Teleskop auszupacken. Von den vielen Berichten über den nun auch von Deutschland aus sichtbaren Kometen C/2013 US10 (Catalina) und vom Wetterbericht animiert, entschied ich mich den Kometen am Morgen des 10. Dezember 2015 abzulichten.
Am Mittwoch, dem 9. Dezember, war der Himmel den ganzen Tag noch bedeckt und so befürchtet ich schon, das Vorhaben mit der Astroausrüstung raus zu fahren begraben zu müssen. Allerdings sagte der Wetterbericht eine klaren Himmel kurz vor Mitternacht voraus. Deshalb packte ich vorsichtshalber meine Ausrüstung schon am Nachmittag zurecht. Gegen 23:00 Uhr schaute ich aus dem Fenster und sah, dass der Himmel mittlerweile frei von Wolken war. Daraufhin wurde die Ausrüstung schnell im Auto verstaut. Kurz nach Mitternacht traf ich an meinem Beobachtungsstandort ein und baute in aller Ruhe die Astrotrac auf. Als erstes Fotomotiv mussten die Gürtelsterne des Orions herhalten. Danach fotografierte ich die Umgebung um den Rosettennebel im Sternbild Einhorn. Denn der Komet Catalina sollte erst gegen Morgen über dem östlichen Horizont erscheinen. Die Zeit bis zum Aufgang vertrieb ich mir mit visueller Deep-Sky-Beobachtung von Sternhaufen und Nebeln des Winterhimmels.
Neben Catalina, sind zur Zeit noch zwei weitere helle Kometen an unserem Himmel sichtbar. Die Helligkeit des Kometen C/2013 X1 (PanSTARRS) stieg erst vor wenigen Tagen über die 10 mag Marke. Das Auffinden des gerade einmal 25 Grad über dem Horizont stehenden Schweifsterns gestaltete sich relativ einfach, hielt er sich doch in der Nähe des Sterns Mirach in der Andromeda auf. Mit dem 26 mm Okular erschien der Komet allerdings nur als rundes und ca. 3′ großes diffuses Wölkchen (Kondensationsgrad der Koma DC 3). Ich schätzte die Helligkeit auf 9,9 mag. Nun schwenkte ich hinüber zu einem weiteren Kometen, der ebenfalls den Namen PanSTARRS trug. C/2014 S2 ist zur Zeit zirkumpolar und in Richtung Norden im Sternbild Drache zu finden. Dieser Komet, nahe eines Sterns der 7. Größenklasse, war überraschenderweise deutlich besser zu sehen und zeigte einen deutlichen und rund 10′ langen Schweifansatz. Die Koma maß rund 5′ (DC 6–7). Innerhalb der stark kondensierten Koma erkannte ich bei rund 120-facher Vergrößerung ein sternartiges Zentrum, einen so genannten false nuclei, der ungleich schwächer war, als ein in der Nähe stehender Stern. So bestimmte ich die Helligkeit des Kometen auf gut 8,7 mag, was ungefähr 0,5 mag heller war, als die typischen Helligkeitsangaben der Kometenbeobachter im Internet.
Die zweite Nachthälfte war von einer hohen Luftfeuchtigkeit geprägt, weil es am Tage ab und zu mal geregnet hatte. Trotz der niedrigen Temperaturen bildete sich keinerlei Nebel. Die Wintermilchstraße spannte sich als deutlich sichtbarer Streifen über den Himmel. Mein SQM‑L zeigte gegen 3 Uhr, im Bereich der Sternbilder Kleiner Bär und Drache, einen Wert von 21,33 mag/arcsec² an, was einen überdurchschnittlich guten Himmel für meinen Standort bedeutet. Noch besseren Himmel gibt es in der Regel in den Frühlingsmonaten. Auf den Instrumenten sowie auf dem Beobachtungstisch, hatte sich mittlerweile auch schon eine kleine Reifschicht gebildet. Die Temperatur lag bei frostigen ‑2°C. Der Dunst in Richtung Horizont hielt sich ebenfalls in Grenzen. So konnte das gerade im Süden kulminierende Sternbild des Großen Hundes vollständig erfasst werden. Das Seeing war eher schlecht, was sich vor allem am Planeten Jupiter, der schon hoch im Osten über dem Horizont stand, bemerkbar machte.
Nachdem ich die Dunkelbilder der vorausgehenden Belichtungsserie im Kasten hatte, schwenkte ich die Kamera endlich auf den Kometen C/2013 US10 (Catalina), der mittlerweile schon gut 20 Grad hoch über dem Osthorizont stand. In unmittelbarer Nähe befand sich auch der Morgenstern Venus, die die Himmelsgegend sichtbar aufhellte. Im Teleskop war eine relativ große, helle und gut kondensierte Koma von knapp 10′ Ausdehnung sichtbar (Kondensationsgrad DC 4–5). Die Helligkeit des Kometen schätzte ich auf 6,3 mag. Bei genauerem Hinsehen war bei geringer Vergrößerung ein ca. 1 Grad langer dünner Gasschweif sowie gut 120 Grad abgewinkelt, ein deutlich kurzer aber breiter Staubschweif sichtbar. Leider gelangen mir nur 15 Aufnahmen á 120 Sekunden, bis sich die hereinbrechenden Morgendämmerung kurz nach 6 Uhr störend bemerkbar machte. Beobachtungsende war dann um 6:30 Uhr. Schnell wurde die Ausrüstung wieder im Auto verstaut und der Heimweg angetreten.
Aufgrund des unruhigen Hintergrundes – ich hatte mit einem ziemlich großen Gradienten zu kämpfen – gestaltete sich die Bildbearbeitung mit Fitswork und Photoshop nicht gerade einfach. Trotzdem ist mir ein, wie ich finde, ein sehr schönes Bild des Kometen Catalina gelungen, was sich vor den anderen Bildern im Netz nicht zu verstecken braucht. Sein breiter und spitz zulaufender Staubschweif ist deutlich zu erkennen. Der Gasschweif zeigt einige Strukturen. Im Gasschweif selber ist noch eine kleine Hintergrundgalaxie (NGC 5493) zu erkennen. Weitere Galaxien (NGC 5468, NGC 5426/5427) befinden sich im oberen rechten Bildbereich. Der helle Stern direkt östlich des Schweifsterns, ist der 4,0 mag helle Stern Iota in der Jungfrau.
In den nächsten Tagen und Wochen wird Komet Catalina immer besser sichtbar werden und an Helligkeit eventuell sogar noch etwas zulegen. Ab Mitte Januar wird er die Erdnähe erreichen und deutlich günstiger positioniert am Abendhimmel stehen. Ein von mir eigens zur Beobachtung des Kometen erstelltes Infoblatt, mit Ephemeriden und Aufsuchkarten, kann hier heruntergeladen werden. Jan Hattenbach hat in seinem Blog „Himmelslichter“ die weitere Sichtbarkeit des Kometen dokumentiert.