Ein kleine Impression von den Polarlichtern vom 17. März 2015

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Am 17. März 2015 gab es über­ra­schen­der­wei­se mal wie­der Polar­lich­ter auch von Mit­tel­eu­ro­pa aus zu sehen. Was war pas­siert? Am 17. März traf gegen 4:30 Uhr UT ein erd­ge­rich­te­ter CME des C9.1 Fla­re vom 15. März das Erd­ma­gnet­feld und lös­te einen mitt­le­ren geo­ma­gne­ti­schen Sturm der Klas­se G1 aus, der sich in den fol­gen­den Stun­den noch ver­stärk­te und schließ­lich auf G4 hoch­ge­stuft wur­de. Für mehr als 9 Stun­den war die­ser schwe­re geo­ma­gne­ti­sche Sturm der stärks­te des aktu­el­len Son­nen­zy­klus. Star­ke Polar­licht­ak­ti­vi­tät zeig­ten sich vor allem in Skan­di­na­vi­en und sogar auf der Süd­halb­ku­gel der Erde in Neu­see­land. Schließ­lich bekam auch ich am frü­hen Diens­tag­abend eine 1. War­nung vor mög­lich sicht­ba­ren Polar­lich­tern via Twit­ter. In mei­ner Solar-Moni­tor App sah ich dann auch, dass der Kp-Wert zu die­sem Zeit­punkt bei 9 lag, was nor­ma­ler­wei­se bedeu­tet, dass auch von Deutsch­land aus, mit 50 pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit, Polar­lich­ter zu sehen sein wer­den. Auch nahm der Bz-Index deut­lich zwei­stel­li­ge Wer­te an (bis ‑20 nT), gepaart mit einen hohen Geschwin­dig­keit des Son­nen­win­des (um 600 km/s). Das bedeu­te­te eine deut­li­che Abwei­chung des Erd­ma­gnet­fel­des in Rich­tung Süden, was die Chan­ce auf Polar­lich­tern für unse­re Brei­ten ver­stärk­te. Des­halb infor­mier­te ich via Rund­mail unse­re Süd­kur­ven­mit­glie­der in unse­rem Forum und setz­te eini­ge Mel­dun­gen in ver­schie­de­nen Foren und sozia­len Netz­wer­ken wie Twit­ter und Face­book ab. Eine ers­te Reak­ti­on ließ auch nicht lan­ge auf sich war­ten. Des wei­te­ren beob­ach­tet ich das AKM-Forum – die ers­te 1. Anlauf­stel­le und Infor­ma­ti­ons­quel­le für Polarlichter.

Polar­licht am 17. März 2015 kurz vor Mit­ter­nacht © Frank Köh­ler / astrofanweb.de

Nach­dem ich mit Uwe tele­fo­niert und ihn gera­ten hat­te, mal raus aufs Feld zu fah­ren, wuchs auch bei mir die Span­nung jede Minu­te. Kurz nach 20:00 Uhr schrieb mir Uwe via Nach­rich­ten-App, dass er wahr­schein­lich ein schwa­ches Polar­licht in der Nähe von Fins­ter­wal­de auf den Chip sei­ner Kame­ra ban­nen konn­te. Und tat­säch­lich zeig­te sich ein ver­däch­ti­ger roter Schim­mer auf dem Foto. Nun hol­te auch ich mei­ne Kame­ra raus und lehn­te sie ein­fach auf das Fens­ter­brett im Bade­zim­mer. Auch ich konn­te ein schwa­ches foto­gra­fi­sches Polar­licht nach­wei­sen und vert­wit­ter­te das Bild sogleich im Inter­net. Nun ging alles ziem­lich schnell und ein 1. Maxi­mum der Polar­licht­ak­ti­vi­tät zeig­te sich kurz vor 21 Uhr mit einem visu­ell wahr­nehm­ba­ren Schim­mer mit ein­zel­nen Bea­mern. Auf dem Foto waren die­se natür­lich noch bes­ser zu sehen. Lei­der hat­te ich an die­sem Abend auch Nacht­dienst, so dass ich das Schau­spiel nicht wei­ter ver­fol­gen konnte.

Anschlie­ßend fuhr ich eine hal­be Stun­de frü­her zur Arbeit und konn­te dann noch von Fal­ken­berg (Oder-Spree) aus ein roten Vor­hang in Rich­tung Nor­den foto­gra­fie­ren, der Rich­tung Hori­zont eine grün­li­che Far­be annahm. Mit blo­ßem Auge war zu die­sem Zeit­punkt lei­der nichts zu sehen. Wie schon ver­mu­tet, stei­ger­te sich die Polar­licht­ak­ti­vi­tät aber­mals kurz vor bis eine hal­be Stun­de nach Mit­ter­nacht. Auf der Web­cam des Atmo­sphä­ren­ob­ser­va­to­ri­um in Küh­lungs­born (Rügen) war um 23:45 Uhr ein hel­les und deut­lich sicht­ba­res Polar­licht nach­weis­bar. Auch tru­del­ten Mel­dun­gen in den Foren der übli­chen Ver­däch­ti­gen ein, dass die Auro­ra jetzt leicht mit blo­ßem Auge zu sehen sei und Bea­mer bis hoch in Rich­tung des Stern­bilds Klei­ner Bär reich­ten. Lei­der konn­te ich von mei­ner Arbeits­stel­le aus nichts erken­nen, da hohe Bäu­me eine unge­trüb­te Sicht in Rich­tung Nor­den verhinderten.

Trotz all­dem war die Polar­licht­nacht des 17. März ein unbe­schreib­lich und span­nen­des Erleb­nis für mich. Beson­ders die Bil­der, die um Mit­ter­nacht von ver­schie­de­nen Beob­ach­tern an der Küs­te bis nach Ober­ös­ter­reich auf­ge­nom­men wur­den, zeig­ten die Polar­lich­ter in den typi­schen Far­ben Grün, Rot und Vio­lett recht deut­lich und ein­drucks­voll. Am nächs­ten mach­te auch die Auro­ra auch in den Medi­en ihre Run­den und man­che Stern­freun­de, die die Polar­lich­ter an die­sem Abend ver­passt hat­ten, ver­fluch­ten die Medi­en, nicht frü­her dar­über infor­miert wor­den zu sein.

Wei­ter­füh­ren­de Links:

Polar­licht­war­nung im AKM-Forum
Polar­licht­sich­tung vom 17. März im AKM-Forum
Polar­lichtt­read im Astrotreff-Forum
Polar­licht­th­read im Astronomie.de Forum
Polar­licht­vor­her­sa­ge und Abschätzung
Polar­licht­vor­her­sa­ge für Deutschland

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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