Die gestrige Landung der kühlschrankgroßen Sonde Philae, die zusammen mit der europäischen Kometensonde Rosetta zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko gereist war, war mal wieder eine spannende Angelegenheit und konnte von Millionen von Menschen Live im Internet verfolgt werden. Nach dem anfänglichen Jubel, nach der geglückten Landung kurz nach 17 Uhr im Raumflugkontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt, machte sich schon sehr bald etwas Ernüchterung breit. Offenbar haben die zwei Harpunen, die die Sonde auf dem Kometen fixieren sollte, nicht gezündet, so dass Philae wieder von der Kometenoberfläche abgeprallt war. Schon vor der Landung am 12. November 2014 funktionierte die Landedüse nicht, die Philae ursprünglich gegen die Oberfläche des Kometen drücken sollte. Nach dem 1. Kontakt um 16:33 Uhr am Landepunkt Angilkia, stieg die Landeeinheit bis in 1 km Höhe über der Oberfläche wieder auf. Der 2. Kontakt mit der Kometenoberfläche erfolgte ungefähr 1 km vom 1. Landepunkt entfernt um 18:26 Uhr. Anschließend prallte Philae abermals ab und kam dann nach 7 Minuten Schwebens endgültig zum Stehen. Philae ist gestern also insgesamt 3 Mal auf dem Kometen gelandet.
Auf den Bildern der Pressekonferenz von heute Nachmittag sah man, dass das Landegerät nun schräg, in der Nähe einer Klippe und einer großen Felswand, befindet. Eines der drei Beine des Landers zeigt offenbar nach oben. Auch ist fraglich, ob der Bohrer in dieser Lage überhaupt benutzt werden kann. Leider liefern die Solarzellen an diesem Standort – nahe der Region B, die ebenfalls als Landepunkt für die Sonde in Betracht gezogen wurde – nicht genügend Energie, so dass der Lander nur 1,5 anstatt 6 Stunden Sonnenlicht erhält, um die Batterien wieder aufzuladen, die für die Durchführung aller Experimente notwendig sind. Nun versucht die Bodenkontrolle, das Problem so gut wie es eben geht zu beheben und eventuell die Sonde für eine bessere Energieversorgung neu auszurichten. Die Hauptsache ist aber, dass Philae zurzeit wissenschaftliche Daten zur Erde sendet.
Trotz dieser Panne gilt die Landung als großer Erfolg. Denn schließlich ist man zum 1. Mal in der Geschichte der Raumfahrt auf einem Kometen gelandet. Die Landung galt auch aus technischer Sicht als schwierig, da der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko, aufgrund seiner Masse, nur eine geringe Schwerkraft besitzt. Die Kometensonde Rosetta, die nach dem berühmten Stein von Rosetta benannt ist, wurde am 21. März 2004 mit einer Ariane 5 Rakete in Kourou (Französisch-Guayana) gestartet. Nach 10 Jahren Flug und mehr als 6,5 Mrd. Kilometern erreichte die Sonde am 6. August 2014 den Kometen und wird ihn noch bis Ende 2015 untersuchen.
Weiterführende Links:
Rosetta-Blog der ESA
Jan Hattenbach „Himmelslichter“: Philae Live-Blog
Florian Freistetter „Astrodicticum simplex“: Der große Erfolg einer holprigen Landung
Spiegel Online: Landung auf Komet Tschuri: „Philae“ liegt gekippt zwischen Felsblöcken
Tagesschau.de: „Philae“ nach Landehopsern auf Sendung