In der vorletzten Märzwoche kamen zur Abwechslung mal Urlaub, Neumond und perfektes Beobachtungswetter zusammen. So nutzte ich die in letzter Zeit schon selten gewordene Gelegenheit, mich intensiv meinem Hobby Astronomie zu widmen. Eine Beobachtungsnacht mit meinem Dobson war sowieso schon fest eingeplant, da in jener Woche auch der 10. Tag der Astronomie stattfinden sollte. Aufgrund der günstigen Witterung wurden daraus gleich vier, mehr oder weniger, lange Beobachtungsnächte. Und auch die Planeten Jupiter und Venus, die nach wie vor am Abendhimmel präsent sind, konnte ich zusammen mit dem zunehmenden Mond wieder auf den Kamerachip bannen.
Am 19. März 2012 stand ich mit meinen beiden Astro-Kumpels Mario und Uwe in Finsterwalde auf dem Acker. Dort konnte ich auch zum ersten Mal meinen 10x70 Fujinon-Feldstecher am Sternenhimmel ausprobieren. Neben den am Abendhimmel sichtbaren Planeten wurden noch einige Deep Sky-Objekte des Winter- und Frühlingshimmels beobachtet. Außerdem wurde zu Test- und Vergleichszwecken Sternfeldaufnahmen mit feststehender Kamera und Weichzeichnerfilter angefertigt. Obwohl unser Standort von der Dunkelheit des Himmels nicht optimal erschien – besonders in Richtung Innenstadt störten hier und da einige Lichterglocken – war es immerhin die erste echte Beobachtungsnacht des Jahres 2012.
Der gesamte Freitag zeigte sich von seiner sonnigen Seite, so dass ich mich schon am Nachmittag dafür entschied, mit dem Dobson raus zu meinem Beobachtungsort zu fahren. Bei sehr gutem Seeing und dunklem Himmel widmete ich mich wieder den Planeten. Außerdem wurde der zurzeit zirkumpolare Kometen Garradd beobachtet und eine von mir zuvor erstellte Liste an interessanten Deep Sky-Objekten abgearbeitet. In dieser Nacht konnte ich auch zum ersten Mal die 13 mag helle Supernova SN 2012aw in der Galaxie M 95 im Löwen sicher identifizieren. Gegen 22 Uhr heulten dann plötzlich die Sirenen im Nachbarort und es gab einen größeren Feuerwehreinsatz.
Der Himmel war an diesem Abend mit 21,46 mag/arcsec² deutlich besser als in Finsterwalde. Leider musste ich dann vorzeitig aufbrechen, weil es unangenehm kalt wurde und ich schon klamottentechnisch auf Frühling eingestellt war.
Während der Beobachtung mit meinem Dobson bemerkte ich unter anderem auch einen deutlich sichtbaren Hof um helle Sterne. Demnächst werde ich wohl meinen Hauptspiegel reinigen müssen. Denn seit dem Jahr 2006 hat sich schon eine dicke Schicht an Staub und Pollen auf dem Spiegel angesammelt. Eine Reinigung werde ich vielleicht im kommenden Sommer in Angriff nehmen.
Am 24. März gab es den 10. deutschlandweiten Astronomietag, den ich in Doberlug-Kirchhain bei den Kirchhainer Sternfreunden verbrachte. Zur „Langen Nacht der Planeten“ kamen auch wieder sehr viele Besucher zur Sternwarte, so dass besonders die Vorträge gut besucht waren. Unsere bereitgestellten Teleskope wurden von den Gästen ebenfalls regelrecht in Beschlag genommen. Mein 8 Zoll Dobson war, neben dem 14-Zöller in der Sternwartenkuppel, das zweitgrößte Instrument auf dem Platz. So war es auch kein Wunder, dass sich besonders an meinem Gerät bei Dämmerungsbeginn eine Menge Besucher eingefunden hatten. Im Blickpunkt des Interesses standen die Planten am Abendhimmel und die dünne, zunehmende Mondsichel über dem westlichen Horizont.
Weil das Wetter einfach nicht schlechter werden wollte, fand ich mich am nächsten Abend abermals an meinem Beobachtungsstandort in Radensdorf wieder. Es sollte einer der längsten Beobachtungsnächte der zurückliegenden Jahre werden. Noch in der frühen Dämmerung baute ich das Teleskop auf und widmete mich erstmal fotografisch Jupiter, Venus und dem Mond. Bei zu Beginn recht windigen Verhältnissen, gelangen auch wieder einige hübsche Aufnahmen der Planetenkonjunktion. Auch hatte ich zufällig das Glück, eine Sternbedeckung am dunklen Mondrand zu verfolgen. Anschließend unternahm ich wieder eine Galaxientour durch den Frühlingshimmel und konnte auch viele neue Objekte zum ersten Mal beobachten. Darunter waren vor allem Galaxien der 11. bis 12. Größenklasse in den Sternbildern Löwe, Kleiner Löwe, Krebs und Jagdhunde.
Besonders stolz bin ich auf die Beobachtung der Galaxie NGC 5023 in den Jagdhunden, die als extrem schwache und dünne Lichtnadel im Okular erschien. Die Software Eye & Telescope gibt für mein Instrumentarium eher schlechte Aussichten auf eine erfolgreiche Sichtung an. Trotzdem konnte ich die Galaxie eindeutig als solche identifizieren. Der Himmel präsentierte sich nämlich an diesem Abend wieder von seiner besten Seite. Die letzte durchgeführte Messung mit dem SQM‑L zeigte 21,57 mag/arcsec² an, was für meinen Standort optimale Beobachtungsbedingungen bedeutet. Im Sternbild Kleiner Bär konnte ich im Wagenkasten zwei dicht beieinander stehende Sterne identifizieren, die eine scheinbare Helligkeit von 6,8 bis 6,9 mag aufwiesen, so dass die Grenzhelligkeit in dieser Nacht bei 6,9 mag gelegen haben muss!
Der anschließende Montagabend war von den Beobachtungsbedingungen her nicht mehr ganz so optimal. So packte ich nur meine Canon EOS 600D ins Auto. Außerdem sollte der Mond erst nach Mitternacht untergehen. Am Himmel zeigte sich auch eine hohe, dünne kaum sichtbare Wolkenschicht. So benötigte ich diesmal keinen Weichzeichner für die Planetenkonstellation, weil die Natur das schon für mich tat. Aber eigentlich war ich ganz froh darüber, nach der Schönwetterkatastrophe der vergangenen Tage nicht noch einmal „rausfahren zu müssen“. Schließlich ist so eine Beobachtungsnacht am Teleskop auf lange Sicht doch ziemlich anstrengend.
Die einzelnen Berichte zur Schönwetterkatastrophe gibt es demnächst auf meiner Homepage.