Der Lauf des Mondes
Am 1. Tag des Monats haben wir die Gelegenheit, die schmale Mondsichel letztmalig vor Neumond tief über dem östlichen Horizont in der Morgendämmerung aufzuspüren. Am 3. Mai ist dann schließlich auch die Neumondphase erreicht.
Am 4. Mai wir die nur 37 Stunden alte Mondsichel tief über dem westlichen Horizont sichtbar. Danach wandert der zunehmende Mond weiter durch die Sternbilder Stier, Zwillinge und Krebs und steht am Abend des 11. Mai 7 Grad südlich von Regulus im Löwen. Nur drei Abende später bildet der Erdtrabant mit dem Ringplaneten Saturn und dem Hauptstern Spika in der Jungfrau ein langgezogenes rechtwinkliges Dreieck. Der Mond befindet sich dabei nur 7 Grad westlich von Spika. Anschließend können wir den Vollmond in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 6 Grad westlich von Antares im Skorpion aufspüren.
Nach dem Vollmondtermin am 17. Mai wird der Mond zunehmenden ein Objekt für den Morgenhimmel und wandert weiter durch die Sternbilder Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Am Morgen des 29. Mai können wir die schmale Mondsichel nur 6 Grad nordwestlich von Jupiter entdecken. Bis zum letzten Tag des Monats verschwindet der immer schmaler werdende Mond schließlich in der Morgendämmerung.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur erreicht am 7. Mai mit 26°33′ seine größte westliche Elongation von der Sonne. Aufgrund der flachen Ekliptiklage reicht es in unseren Breiten allerdings nicht für eine Morgensichtbarkeit, da er 12 Grad südlicher als die Sonne steht und sein Höhenvorsprung zu ihr gerade einmal 5 Grad beträgt. Merkur bleibt im Mai deshalb unsichtbar.
Venus kann noch am Morgenhimmel erkannt werden. Allerdings ist sie kein auffälliges Objekt mehr. Am 17. Mai wandert sie vom Sternbild Fische in den Widder. Ab der Monatsmitte kommt es zu einer engen Begegnung mit Mars, Merkur und Jupiter, die aber nur in Ferngläsern sichtbar ist. Am 31. Mai begegnet die dünne Mondsichel unseren Nachbarplaneten. Im Teleskop erscheint die ‑3,8 mag helle und nahezu voll beleuchtet Venus knapp 11 Bogensekunden groß. Im Laufe des Monats nimmt der Beleuchtungsanteil von anfangs 88% auf 93% zu. Zu Beginn des Monats geht Venus um 4:56 Uhr auf. Am letzten Tag des Monats erscheint sie bereits um 4:07 Uhr Sommerzeit über der Horizontlinie.
Unser roter Nachbarplanet Mars wechselt am 10. Mai vom Sternbild Fische in den Widder. Bis Ende Mai wächst sein westlicher Winkelabstand von der Sonne auf knapp 25 Grad an. Das reicht für unsere Breiten aber immer noch nicht, um den 1,3 mag hellen Planeten am Morgenhimmel zu entdecken.
Jupiter stand im letzten Monat in Konjunktion zur Sonne und bewegt sich weiter rechtläufig durch die Fische. Durch seine Helligkeit von ‑2,1 mag, kann er ab Mitte des Monats über dem östlichen Horizont in der Morgendämmerung erkannt werden. Am 15. Mai geht der Riesenplanet um 4:21 Uhr Sommerzeit auf. Rund 15 Minuten später kann man versuchen, ihn visuell über dem Osthorizont zu entdecken. Bis zum Ende des Monats verfrühen sich seine Aufgänge um gut eine Stunde. Am 11. Mai kommt es zu einer engen Begegnung mit Venus und Merkur. Hier ist zumindest ein Fernglas erforderlich, um Jupiter und die anderen Planeten in der Morgendämmerung aufzuspüren.
Saturn, rückläufig in den Fischen, stand Anfang April in Opposition zur Sonne und ist optimal zu beobachten und fast die ganze Nacht über sichtbar. Im Mai steht er bei Einbruch der Dunkelheit hoch im Südosten und erreicht schon in der 1. Nachthälfte seine höchste Stellung im Süden. Die Helligkeit geht von anfangs 0,2 auf 0,7 mag leicht zurück. Sein Ringdurchmesser beträgt 42 Bogensekunden und die Ringneigung 7,2 Grad. Am 1. Mai geht Saturn um 5:10 Uhr Sommerzeit unter. Am 31. Mai verschwindet er bereits zwei Stunden früher unter der Horizontlinie. Am 14. Mai können wir den zunehmenden Mond in der Nähe des Ringplaneten entdecken.
Uranus bewegt sich weiter rechtläufig durch die Fische. Bis zum Monatsende wächst sein westlicher Winkelabstand von der Sonne auf 66 Grad an. Das reicht aber immer noch nicht für eine Morgensichtbarkeit des 5,9 Magnituden hellen und scheinbar 3,3 Bogensekunden großen Planeten. Am 31. Mai überschreitet Uranus zwar um 2:39 Uhr die Horizontlinie, bis zum Einsetzen der Morgendämmerung hat er sich aber noch nicht vollständig aus den horizontnahen Dunstschichten befreien können.
Der äußere Planet Neptun bewegt sich rechtläufig durch das Sternbild Wassermann und baut seine Morgensichtbarkeit bis zum Ende des Monats weiter aus. Am letzten Tag des Monats geht der 7,9 mag helle und scheinbare 2,4 Bogensekunden große Planet um 1:42 Uhr Sommerzeit auf und lässt sich mit etwas Glück kurz vor Beginn der Morgendämmerung beobachten.
Der 14 mag helle Zwergplanet (134340) Pluto bewegt sich rückläufig im Sternbild Schütze und erreicht im Mai bis zum Einsetzen der Morgendämmerung seine höchste Stellung im Süden. Seine Opposition erreicht der Zwergplanet aber erst am 28. Juni 2011.
Helle Kometen und Planetoiden
Komet C/2009 P1 Garradd erreicht zwar erst Ende 2011 das Perihel, taucht aber schon Ende Mai im Sternbild Wassermann tief am Morgenhimmel auf. Seine Helligkeit steigt von anfangs 11 auf 10 mag. C/2009 P1 Garradd ist demnach rund eine Größenklasse heller als erwartet.
C/2010 X1 Elenin lässt sich im Mai wahrscheinlich mit rund 12 Magnituden im Sternbild Löwe am Abendhimmel beobachten. Nach aktuellen Helligkeitsschätzungen verschiedener Beobachter ist der Komet momentan 3 Magnituden schwächer als erwartet. Ende September könnte er eine Helligkeit zwischen 4 bis 6 Magnituden erreichen.
Der kurzperiodische Komet 29P/Schwassmann-Wachmann bewegt sich im Mai durch das Sternbild Sextant und ist mit unter 14 Magnituden Helligkeit eher ein lichtschwaches Objekt. Mitunter zeigt der Komet überraschende Helligkeitsausbrüche, die den Schweifstern 10 bis 11 mag hell werden lässt.
(2) Pallas wird am 25. Mai im Sternbild Delphin stationär und setzt zu ihrer Oppositionsschleife an. Die Opposition zur Sonne erreicht der Asteroid aber erst Ende Juli. Bis zum Monatsende steigt die Helligkeit auf 10 Größenklassen. Die Aufgänge verfrühen sich von anfangs 23:33 Uhr auf 21:19 Uhr Sommerzeit.
(4) Vesta bewegt sich durch das Sternbild Steinbock und kann vor Dämmerungsbeginn am Morgenhimmel aufgespürt werden. Die Helligkeit steigt von anfangs 7,3 auf 6,9 mag. Damit ist Vesta schon in Ferngläsern sichtbar. Am 1. Mai geht der Asteroid um 2:52 Uhr auf. Am 31. Mai erscheint Vesta bereits um 1:22 Uhr Sommerzeit über der Horizontlinie. Am Morgen des 31. Mai läuft sie in nur 4,5 Bogenminuten Abstand am 4,3 mag hellen Stern Iota Capricorni vorbei.
(10) Hygiea kommt am 13. Mai im Sternbild Waage in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,1 Magnituden und einen Abstand von 1,7654 AE bzw. 264 Mio. Kilometern zur Erde. Am 1. Mai ist der Asteroid noch 9,4 mag hell und kulminiert um 1:54 Uhr. Bis zum Ende des Monats ist die Helligkeit wieder auf 9,5 mag zurückgegangen. Am Tag der Opposition geht Hygiea um 20:59 Uhr auf und überschreitet um 00:53 Uhr den Meridian. Am Morgen verschwindet der Asteroid wieder um 4:47 Uhr unter die Horizontlinie. Bis Ende Mai verfrühen sich ihre Kulminationszeiten auf 23:29 Uhr Sommerzeit.
Meteorströme
Anfang bis Mitte Mai sind die Eta-Aquariden (auch Mai-Aquariden genannt) sichtbar, die in diesem Jahr mit der Neumondphase zusammentreffen. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai erreicht der Meteorstrom sein breites Maximum. Unter optimalen Bedingungen sind rund 60 Meteore pro Stunde zu erwarten. Diese Anzahl wird in unseren Breiten allerdings nicht erreicht, da sich der Radiant kurz vor Beginn der Morgendämmerung in Horizontnähe aufhält. Durch den niedrigen Radiantenstand zeigen die Sternschnuppen, die mit 65 km/s in die Erdatmosphäre eindringen, sehr lange Leuchtspuren. Eine südliche Position, z.B. auf den Kanaren oder besser in den Tropen, ist für die erfolgreiche Beobachtung dieses Meteorstroms unabdingbar. Der Ursprungskörper der Mai-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley!
Vom 3. bis 12. Mai sind die Eta-Lyriden sichtbar, deren Radiant sich rund 8° nordöstlich von Wega befindet. Damit steht der Radiant die ganze Nacht über dem Horizont und besonders in den Stunden nach Mitternacht hoch an unserem Himmel. Das schwach ausgeprägte Maximum wird in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai erwartet. Dann sind rund 3 Meteore pro Stunde sichtbar, die mittlere Geschwindigkeiten von 43 km/s zeigen. Der zunehmende Mond erlaubt diesmal eine Beobachtung in den frühen Morgenstunden. Als Mutterkörper der Eta-Lyriden gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Araki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vorbeizog.
Der Ausstrahlungspunkt der wenigen Sternschnuppen der Anthelionquelle wandert im Monat Mai aus den Sternbildern Waage und Skorpion in das Sternbild Schütze. Mit 30 km/s handelt es sich dabei um eher langsame Meteore.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Blicken wir zu unserer Standardbeobachtungszeit senkrecht nach oben in den Zenit, entdecken wir den Großen Bären, der im Volksmund auch als Großer Wagen bekannt ist. Er hat seine höchste Stellung gerade überschritten und wird im Laufe der Nacht langsam wieder herabsteigen. Die beiden hinteren Kastensterne fünfmal verlängert zeigen auf den Polarstern, der gleichzeitig den letzten Deichselstern des Kleinen Bären markiert. Der Wagenkasten des Kleinen Bären befindet sich nun fast in seiner höchsten Stellung über dem Nordhorizont. Das Sternbild Drache, das sich entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn um den Kleinen Bären herumschlängelt, steigt jetzt immer höher. Das Sternbild Kassiopeia durchläuft gerade ihre untere Kulmination und befindet sich dicht über dem Nordhorizont. Zwischen Polarstern, Drache und Kassiopeia befindet sich noch der Kepheus.
Niedrig im Nordwesten können noch die nördlichen Ausläufer des Perseus erkannt werden. Noch weiter westlich funkelt die gelblich leuchtende Kapella im Sternbild Fuhrmann. Oberhalb dieser beiden Sternbilder steht das unscheinbare Sternbild Giraffe und ein Teil des Sternbild Luchs. Dicht über dem Nordost-Horizont sind die schwachen Sterne der Eidechse ebenfalls kaum zu erkennen.
Im Osten
In Richtung Osten sind schon einige typische Sternbilder des kommenden Sommers aufgegangen. Genau im Osten, in mittlerer Höhe über dem Horizont, entdecken wir das Sternbild Herkules. Oberhalb vom Herkules funkelt das Halbrund der Nördlichen Krone und noch weiter höher das Sternbild Bärenhüter, mit dem hellen, orangefarbenen und auffälligen Hauptstern Arktur. Links vom Herkules befindet sich das Sternbild des Drachen.
In Richtung Nordost-Horizont kann man schon das Sommerdreieck, gebildet aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, erkennen. Der Hauptstern des Adlers ist aber gerade erst aufgegangen und es bedarf einer sehr guten Horizontsicht, um ihn zu entdecken. Unterhalb des Herkules im Südosten ist auch der Schlangenträger mit der Schlange schon vollständig über dem Horizont erschienen.
Im Süden
Der Süden wird immer noch von einem Großteil der Frühlingssternbilder dominiert, in dem sich auch die reichen Galaxienfelder des Frühlingshimmels befinden. Das Sternbild Jungfrau, mit ihrem hellen und weiß erscheinenden Hauptstern Spika, hat gerade die höchste Stellung im Süden eingenommen. In diesem Sternbild entdecken wir auch den Ringplaneten Saturn, der mit einem weiteren Stern der Jungfrau einen auffälligen „Doppelstern“ bildet. Oberhalb der Jungfrau erkennt man den Bootes, mit dem hellen Stern Arktur und das eher unscheinbare Sternbild Haar der Berenike, mit dem Sternhaufen Melotte 111. Südlich der Deichsel des Großen Wagens stehen noch die unscheinbaren Jagdhunde.
Unterhalb der Jungfrau hat der westliche Teil der Wasserschlange, der Becher sowie der Rabe den Meridian schon längst überschritten und bereiten sich zum Untergang vor. Dicht über dem Südost-Horizont erkennt man schon das unscheinbare Sternbild Waage und den auffälligen nördlichen Teil des Sternbilds Skorpion.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun auch die letzten Sterne des Winterhimmels. Prokyon im Sternbild Kleinen Hund steht wahrscheinlich schon zu tief über dem Horizont, um ihn sicher zu erkennen. Rechts daneben befinden sich die Zwillinge mit den beiden Hauptsternen Kastor und Pollux. Im Nordwesten sinkt nun auch das Sternbild Fuhrmann, mit der hellen Kapella, immer tiefer zum Horizont herab. Oberhalb von Zwillinge und Fuhrmann befinden sich der unauffällige Luchs, sowie der westliche Teil des Sternbilds Großer Bär.
In halber Höhe im Südwesten neigt sich der Löwe langsam seinem Untergang entgegen. Rechts darunter sind die Sterne des Krebses schon etwas schwieriger auszumachen. Unter einem dunklen Himmel sollte noch der offene Sternhaufen der Praesepe, auch als Krippe im Krebs bekannt, erkannt werden. Links unterhalb des Krebs und nahezu parallel zum Horizont, erkennen wir den Kopf und den Hals der Wasserschlange.