Der Sternhimmel im Monat Mai 2017

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Der Lauf des Mondes

Zu Beginn des Monats Mai fin­den wir den zuneh­men­den Mond im Stern­bild der Zwil­lin­ge. Am 2. Mai steht der Erd­tra­bant direkt unter­halb der Prae­sep­pe im Stern­bild Krebs und am 3. ist das Ers­te Vier­tel erreicht. Nur einen Abend spä­ter befin­det er sich süd­öst­lich des Haupt­sterns Regu­lus im Löwen. Am 7. Mai kommt es zu einer engen Begeg­nung mit dem Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter in der Jung­frau, wobei der Mond nur 2 Grad nörd­lich am Pla­ne­ten vor­bei­lau­fen wird. Nach­dem der Mond auch den Stern Spi­ca hin­ter sich gelas­sen hat, wird am 10. Mai die Voll­mond­pha­se in der Waa­ge erreicht.
Nach der Voll­mond­pha­se wird unser Erd­tra­bant mehr und mehr ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Er wan­dert wei­ter in Rich­tung Osten in süd­li­che­re Gefil­de des Tier­krei­ses und trifft nach­ein­an­der auf die Stern­bil­der Skor­pi­on und Schlan­gen­trä­ger, wobei er sich am 14. Mai nur 2 ½ Grad nord­öst­lich von Saturn auf­hält. Am 15. hat unser stil­ler Beglei­ter bereits den Schüt­zen erreicht und am 17. den Stein­bock. Am 19. des Monats steht der abneh­men­de Halb­mond (Letz­tes Vier­tel) im Was­ser­mann. Nur 3 Tage vor Neu­mond ergibt sich die Mög­lich­keit, die schma­le Mond­si­chel in der Mor­gen­däm­me­rung zum letz­ten Mal west­lich des Mor­gen­sterns Venus auf­zu­spü­ren. Am 25. des Monats wird dann schließ­lich die Neu­mond­pha­se erreicht.
Am Abend des 27. Mai taucht die 47 3/4 Stun­den alte dün­ne Mond­si­chel im Stern­bild Stier wie­der über dem west­li­chen Hori­zont auf. Sie wan­dert anschlie­ßend bis zum Monats­en­de wei­ter durch die Stern­bil­der Zwil­lin­ge und Krebs und befin­det sich am letz­tem Abend im Mai aber­mals 2 ½ süd­öst­lich von Regu­lus im Löwen.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur stand im Vor­mo­nat in einer unte­ren Kon­junk­ti­on zur Son­ne und ent­fernt sich nun wie­der schnell in west­li­cher Rich­tung von unse­rem Zen­tral­ge­stirn. Am 17. Mai steht Mer­kur mit 25,8 Grad Abstand in sei­ner größ­ten west­li­chen Elon­ga­ti­on. Lei­der reicht die­ser recht gro­ße Abstand nicht für eine Mor­gen­sicht­bar­keit des inners­ten Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems in unse­ren Brei­ten, da die Eklip­tik am Mor­gen­him­mel sehr flach über den Hori­zont ver­läuft. Gleich­zei­tig steht der Pla­net gut 11 Grad süd­li­cher als die Son­ne. Somit kann Mer­kur nur in süd­li­chen Län­dern und um die Monats­mit­te hin über dem öst­li­chen Hori­zont auf­ge­fun­den werden.

Die Venus ist nach wie vor Mor­gen­stern und wan­dert immer wei­ter in Rich­tung Nor­den durch das Stern­bild Fische. Ihr west­li­cher Win­kel­ab­stand wächst dabei von 39 auf fast 46 Grad. Ihr schein­ba­re Hel­lig­keit – Ende April strahl­te sie in ihrem größ­ten Glanz – geht von anfangs ‑4,8 mag auf ‑4,4 mag zum Monats­en­de hin leicht zurück. Damit ist die Venus nach dem Mond aber immer noch das auf­fäl­ligs­te Objekt am Nacht­him­mel. Am 1. Mai erfolgt der Venus­auf­gang um 4:18 Uhr und am 31. Mai bereits um 3:20 Uhr Som­mer­zeit. Damit ist sie knapp eine Stun­de vor Son­nen­auf­gang über dem öst­li­chen Hori­zont zu erken­nen. Ihr Beleuch­tungs­grad nimmt wei­ter zu von anfangs 27% auf 48%, so dass sie zum Monats­en­de schon fast zur Hälf­te beleuch­tet ist. Dage­gen schrumpft ihr schein­ba­rer Durch­mes­ser wei­ter von anfangs 38 auf 25 Bogen­se­kun­den. Am 22. Mai ergibt sich ein hüb­scher Anblick, wenn die Sichel des abneh­men­den Mon­des west­lich des Mor­gen­sterns auf­ge­fun­den wer­den kann.

Unser roter Nach­bar Mars kann zunächst noch in der spä­ten Abend­däm­me­rung tief im Nord­wes­ten im Stern­bild Stier auf­ge­fun­den wer­den und nähert sich wei­ter­hin der Son­ne. Zur Monats­mit­te hin wird der nur 1,6 mag hel­le Rote Pla­net unsicht­bar, weil es auch immer spä­ter dun­kel wird und er in der hel­len Däm­me­rung zuneh­mend ver­blasst. Am 7. des Monats zieht Mars in nur 6 Grad nörd­li­chen Abstand an Alde­ba­ran, dem Haupt­stern des Stiers, vor­bei und pas­siert gleich­zei­tig das Gol­de­ne Tor der Eklip­tik, zwi­schen den Stern­hau­fen Ple­ja­den und Hya­den. Die Unter­gangs­zei­ten des Mars ver­frü­hen sich nur unwe­sent­lich. Zu Beginn des Monats geht Mars um 22:56 Uhr Som­mer­zeit unter. Bis Monats­en­de geht der Pla­net gera­de ein­mal 15 Minu­ten eher unter. Im Tele­skop zeigt sich das Mars­scheib­chen nur 4 Bogen­se­kun­den groß, so dass selbst erfah­re­ne Beob­ach­ter kaum Ein­zel­hei­ten wahr­neh­men können.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter stand im Vor­mo­nat in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und ist mit einer Hel­lig­keit von ‑2,2 mag fast die gesam­te Nacht gut beob­acht­bar. Er bremst aber sei­ne Rück­läu­fig­keit in der Jung­frau wei­ter ab und kommt zum Monats­en­de fast zum Still­stand. Am 1. Mai geht Jupi­ter um 5:07 Uhr Som­mer­zeit unter und am 31. Mai bereits zwei Stun­den frü­her. Damit zieht sich der Rie­sen­pla­net mehr und mehr aus der 2. Nacht­hälf­te zurück. Im Tele­skop kann man sei­ne 4 hells­ten Mon­de, mit ihren Schat­ten­spie­len auf der Pla­ne­ten­ku­gel erken­nen. Auch sei­ne far­bi­gen Bän­der in der Jupi­ter­at­mo­sphä­re sowie der Gro­ße Rote Fleck sind selbst in klei­nen bis mitt­le­ren Tele­sko­pen beob­acht­bar. Dabei zeigt Jupi­ter einen schein­ba­ren Äqua­tor­durch­mes­ser von knapp 41 Bogen­se­kun­den. In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai wan­dert der zuneh­men­de und zu 92% beleuch­te­te Mond nörd­lich an Jupi­ter vorbei.

Der Ring­pla­net Saturn ist in süd­li­che­ren Him­mels­ge­fil­den unter­wegs und wan­dert rück­läu­fig durch das Stern­bild des Schüt­zen. Am 18. des Monats wech­selt der Pla­net in das Stern­bild Schlan­gen­trä­ger und wird zum Pla­ne­ten fast für die gesam­te Nacht. Aller­dings erreicht er erst Mit­te Juni sei­ne Oppo­si­ti­ons­stel­lung. Im Fern­rohr erkennt man ein schein­bar 18 Bogen­se­kun­den gro­ßes Scheib­chen. Sein Ring­sys­tem, wo wir zur Zeit auf die nörd­li­che Hälf­te bli­cken, ist mit 26,7 Grad nahe­zu kom­plett geöff­net. Saturns Hel­lig­keit nimmt im Lau­fe des Monats von anfangs 0,3 auf 0,1 mag leicht zu. Anfang Mai geht Saturn um 0:16 Uhr auf und erreicht um 4:16 Uhr den Meri­di­an. Ende des Monats erfolgt sein Auf­gang bereits um 22:07 Uhr und sein Meri­di­an­durch­gang um 2:11 Uhr Som­mer­zeit. Lei­der erreicht der Pla­net zum Kul­mi­na­ti­ons­zeit­punkt nur eine maxi­ma­le Höhe von 16 Grad über dem Süd­ho­ri­zont, so dass ein süd­li­cher Stand­ort von Vor­teil ist. In der Nacht vom 13. auf den 14. Mai bekommt der Ring­pla­net Besuch vom abneh­men­den Mond, der in nur 2,5 Grad nörd­li­chem Abstand an Saturn vor­bei­zie­hen wird.

Ura­nus bewegt sich recht­läu­fig durch die Fische und stand im Vor­mo­nat in Kon­junk­ti­on zur Son­ne. Lei­der kann sich der 5,9 mag hel­le Pla­net noch nicht ganz aus den hel­len Strah­len der Son­ne befrei­en und bleibt im gesam­ten Monat Mai unsicht­bar. Erst im Juni taucht Ura­nus wie­der in der Mor­gen­däm­me­rung auf.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun, recht­läu­fig im Stern­bild Was­ser­mann, taucht erst Ende Mai am Mor­gen­him­mel auf und lässt sich mit einer Hel­lig­keit von 7,9 mag nur mit opti­schen Hilfs­mit­teln erken­nen. Am 1. Mai geht Nep­tun um 4:02 Uhr Som­mer­zeit auf. Am 31. Mai erscheint der Pla­net bereits zwei Stun­den frü­her über der öst­li­chen Horizontlinie.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to kann rück­läu­fig im Stern­bild Schüt­ze am Mor­gen­him­mel auf­ge­fun­den wer­den. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 14,6 mag, ist Plu­to ein schwie­ri­ges Objekt im dich­ten Ster­nen­ge­wim­mel der Milch­stra­ße und lässt sich nur mit gro­ßen Tele­sko­pen auf­spü­ren. Zu Beginn des Monats kul­mi­niert Plu­to um 5:51 Uhr und Ende Mai bereits um 3:51 Uhr Sommerzeit.

Helle Kometen und Planetoiden

Der kurz­pe­ri­odi­sche Komet 41P/­Tuttle-Gia­co­bi­ni-Kresák wan­dert Anfang Mai rund 5 Grad west­lich an der Wega im Stern­bild Lei­er vor­bei und danach wei­ter in den öst­li­chen Bereich des Her­ku­les. Somit ist der Schweif­stern gegen Mit­ter­nacht noch opti­mal zu beob­ach­ten und steht in unse­ren Brei­ten noch sehr hoch am Him­mel. Zu Monats­be­ginn ist der Schweif­stern, mit einer Hel­lig­keit von 7 mag, in licht­star­ken Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen auf­find­bar. Bis zum Monats­en­de geht die Hel­lig­keit auf rund 8,5 mag zurück. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai läuft Tuttle-Gia­co­bi­ni-Kresák nur weni­ge Bogen­mi­nu­ten west­lich an Kap­pa Lyrae vorbei.

Der Komet C/2015 V2 (John­son) bewegt sich im Mai vom nord­west­li­chen Bereich des Her­ku­les wei­ter in den Bären­hü­ter und erreicht mit rund 7 mag Hel­lig­keit Anfang Juni sein Maxi­mum. Damit ist der Komet schon sehr leicht in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen auf­find­bar und steht zum Kul­mi­na­ti­ons­zeit­punkt, in den Stun­den nach Mit­ter­nacht, hoch an unse­rem Him­mel. Im Tele­skop zeigt sich eine 3 bis 5 Bogen­mi­nu­ten gro­ße Koma und ein kur­zer aber ziem­lich brei­ter Staub­schweif. Am 12. Juni steht der Komet schließ­lich in Son­nen­nä­he. Ab Mit­te Juni wird der Komet für unse­re Brei­ten außer Sicht gera­ten und nur noch von der Süd­halb­ku­gel der Erde aus sicht­bar sein.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres, im Stern­bild Stier, nähert sich sei­ner Kon­junk­ti­on mit der Son­ne, die er am 6. Juni auch erreicht. Des­halb bleibt der Zwerg­pla­net im gesam­ten Monat Mai unsichtbar.

(4) Ves­ta Hel­lig­keit nimmt im Lau­fe des Monats von anfangs 7,9 auf 8,1 mag ab. Der Aste­ro­id kann rück­läu­fig im Stern­bild Krebs auf­ge­fun­den wer­den und zieht sich lang­sam aus der 2. Nacht­hälf­te zurück. Am 1. Mai geht Ves­ta um 3:08 Uhr unter und am 31. Mai bereits um 1:35 Uhr Sommerzeit.

(6) Hebe zieht durch den Schwanz der Schlan­ge und wird zu Beginn des Monats wie­der hel­ler als 10 mag. Bis Ende Mai stei­gert der Aste­ro­id sei­ne Hel­lig­keit auf 9,4 mag. Am 1. Mai steht Hebe um 4:41 Uhr in ihrer höchs­ten Stel­lung im Süden. Ende Mai erreicht der Him­mels­kör­per bereits um 2:31 Uhr Som­mer­zeit den Meri­di­an. Am 30. Mai kann der 4,6 mag hel­le Stern Zeta Ser als Auf­such­hil­fe die­nen. Bei­de Him­mels­kör­per ste­hen dann nur 6 Bogen­mi­nu­ten von­ein­an­der entfernt.

(10) Hygiea zieht durch das Stern­bild Schüt­ze und wird am 26. Mai wie­der hel­ler als 10 mag. Bis zum Ende des Monats ist ihre Hel­lig­keit auf 9,8 mag ange­stie­gen. Die Auf­gangs­zei­ten des Aste­ro­iden ver­frü­hen sich von anfangs 1:45 Uhr auf 23:37 Uhr Sommerzeit.

Meteorströme

Zwi­schen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aqua­ri­den (auch Mai-Aqua­ri­den genannt) sicht­bar. Ihre maxi­ma­le Akti­vi­tät wird zwi­schen dem 5. und 6. Mai erwar­tet, wenn unter opti­ma­len Bedin­gun­gen bis zu 60 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar sind. Die­se Anzahl wird in unse­ren Brei­ten aller­dings nicht erreicht, da sich der Radi­ant vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung in Hori­zont­nä­he auf­hält und sich gegen 1:30 Uhr sogar noch unter dem Hori­zont befin­det. Die Akti­vi­tät des Stern­schnup­pen­stroms ist von Jahr zu Jahr recht varia­bel. Zuletzt kam es im Jahr 2013 zu einer deut­lich höhe­ren Akti­vi­tät mit über 100 Meteo­ren pro Stun­de. Durch den nied­ri­gen Radi­an­ten­stand, im Nord­teil des Stern­bilds Was­ser­mann, zei­gen die Stern­schnup­pen, die mit 66 km/s in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen, sehr lan­ge Leucht­spu­ren. Eine süd­li­che Posi­ti­on, z.B. auf den Kana­ri­schen Inseln oder bes­ser auf der Süd­halb­ku­gel der Erde, ist für die erfolg­rei­che Beob­ach­tung die­ses Mete­or­stroms unab­ding­bar. Die bes­te Zeit ist des­halb gegen 3 Uhr mor­gens in süd­li­che­ren Brei­ten. Der zuneh­men­den Mond wird zu Beginn die Beob­ach­tung der Eta-Aqua­ri­den stö­ren, geht aber gegen Mor­gen unter, wenn der Radi­ant auch höher steht. Der Ursprungs­kör­per der Mai-Aqua­ri­den ist kein gerin­ge­rer als der Komet 1P/Halley!

Vom 3. bis 14. Mai sind die Eta-Lyri­den sicht­bar, des­sen Radi­ant sich rund 8 Grad nord­öst­lich von Wega befin­det. Der Aus­strah­lungs­punkt der Eta-Lyri­den befin­det sich die gan­ze Nacht über dem Hori­zont und steht, beson­ders in den Stun­den nach Mit­ter­nacht, hoch an unse­rem Him­mel. Das schwach aus­ge­präg­te Maxi­mum wird in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai erwar­tet. Dann sind rund 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar, die mitt­le­re Geschwin­dig­kei­ten von 43 km/s zei­gen. Lei­der wird der zuneh­men­de Mond die Beob­ach­tung stö­ren, weil die­ser erst gegen Mor­gen unter­ge­hen wird. Als Mut­ter­kör­per der Eta-Lyri­den gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Ara­ki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vor­bei zog.

Die im gan­zen Jahr sicht­ba­ren und von der Anzahl her gerin­gen eklip­tik­na­hen Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le, kom­men aus einer Regi­on etwas öst­lich des Gegen­son­nen­punk­tes. Im Mai wan­dert die­ser vom Stern­bild Waa­ge in den Skor­pi­on und Schlan­gen­trä­ger. Sie besit­zen Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten um 30 Kilo­me­ter pro Sekun­de, so dass sie sich leicht von den übri­gen Mete­or­strö­men in die­sem Monat unterscheiden.

Der abendliche Fixsternhimmel

Der Sternhimmel im Mai 2017

Der Stern­him­mel am 15. Mai 2017 um 23:00 MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat das Stern­bild Gro­ßer Bär, der im Volks­mund auch als Gro­ßer Wagen bekannt ist, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit gera­de über­schrit­ten. Der Gro­ße Wagen wird bis zum Mor­gen­grau­en hin lang­sam wie­der in Rich­tung Nord­west­ho­ri­zont hin­ab­stei­gen. Ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Ster­ne des Wagen­kas­tens um das Fünf­fa­che, fin­den wir den Polar­stern, der exakt die Nord­rich­tung angibt und gleich­zei­tig den letz­ten Deich­selstern des Stern­bilds Klei­ner Bär mar­kiert. Der Wagen­kas­ten des Klei­nen Bären befin­det sich nun fast in sei­ner höchs­ten Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont. Der Dra­che, der sich ent­ge­gen­ge­setzt dem Uhr­zei­ger­sinn um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt, befin­det sich eben­falls hoch am Nordhimmel.
Das Stern­bild Kas­sio­peia, auch als „Him­mels W“ bekannt, durch­läuft gera­de ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on über dem Nord­punkt. Das Stern­bild Kepheus, zwi­schen Polar­stern, Dra­che und Kas­sio­peia, befin­det sich soeben in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont. Nied­rig im Nord­wes­ten kön­nen wir noch die nörd­li­chen Aus­läu­fer des Stern­bilds Per­seus erken­nen. Wei­ter west­lich fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Kapel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb von Per­seus und Fuhr­mann ste­hen die nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Giraf­fe und ein Teil des unschein­ba­ren Stern­bilds Luchs.

Im Osten

In Rich­tung Osten sind schon eini­ge typi­sche Stern­bil­der der kom­men­den Som­mer­mo­na­te auf­ge­gan­gen. Am auf­fäl­ligs­ten sind die Haupt­ster­ne Wega in der Lei­er und Deneb im Schwan, die sich bei­de über dem nord­öst­li­chen Hori­zont auf­hal­ten. Bei guter Hori­zont­sicht, dicht über dem Ost­ho­ri­zont, ent­de­cken wir auch Ata­ir im Stern­bild Adler. Die drei Ster­ne bil­den zusam­men das so genann­te Sommerdreieck.
Genau im Osten, in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont, steht ober­halb vom Stern­bild Lei­er der unschein­ba­re Her­ku­les, wo unter einem dunk­len Him­mel der Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 als dif­fu­ser Licht­fleck erkannt wer­den kann. Rechts ober­halb vom Her­ku­les fun­kelt das Halb­rund der Nörd­li­chen Kro­ne und noch wei­ter höher, der mäch­ti­ge Bären­hü­ter, mit dem hel­len und oran­ge gefärb­ten Haupt­stern Ark­tur. Bli­cken wir auf die wei­ter öst­lich lie­gen­de Sei­te des Ost­punkts, befin­det sich hoch im Nord­os­ten das Stern­bild des Dra­chen. Vom Stern­bild Her­ku­les aus­ge­hend, steht unter­halb von die­sem im Süd­os­ten der Schlan­gen­trä­ger mit der Schlan­ge. Die­se bei­den Stern­bil­der sind soeben voll­stän­dig über dem Hori­zont erschie­nen und wer­den im Lau­fe der Nacht noch wei­ter an Höhe gewinnen.

Im Süden

Der Süden wird immer noch von einem Groß­teil der Früh­lings­stern­bil­der domi­niert, in dem sich auch die rei­chen Gala­xien­fel­der des Früh­lings­him­mels befin­den. Das Stern­bild Jung­frau, mit ihrem hel­len und weiß erschei­nen­den Haupt­stern Spika, hat gera­de die höchs­te Stel­lung im Süden ein­ge­nom­men. In der Jung­frau befin­det sich zur Zeit der Rie­sen­pla­net Jupi­ter, der zur Zeit, mit Aus­nah­me von Mond und Venus, mit Abstand das hells­te Objekt am Nacht­him­mel ist. Er befin­det sich in die­sem Monat Oppo­si­ti­on zur Son­ne und ist die gesam­te Nacht beob­acht­bar. Ober­halb der Jung­frau ent­de­cken wir das Stern­bild Bären­hü­ter mit sei­nem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Wei­ter öst­lich vom Bären­hü­ter gele­gen steht die Nörd­li­che Kro­ne. West­lich vom Bären­hü­ter ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Bere­ni­ke und noch wei­ter höher die Jagd­hun­de. In mitt­le­rer Höhe im Nord­wes­ten befin­det sich der mäch­ti­ge Löwe, der sei­nen höchs­ten Punkt im Süden schon längst über­schrit­ten hat. Er wird in den kom­men­den Stun­den zum West­ho­ri­zont hin­ab­sin­ken und schließ­lich untergehen.
Vom Stern­bild Jung­frau aus­ge­hend befin­det sich unter­halb davon die schwa­chen Ster­ne der Was­ser­schlan­ge, der Becher und der Rabe, die den Meri­di­an schön längst über­schrit­ten haben. Sie berei­ten sich lang­sam aber sicher schon zum Unter­gang vor. Dicht über dem Süd­ost­ho­ri­zont erkennt man schon die Waa­ge und ein Teil des Stern­bilds Skor­pi­on. Ober­halb des Skor­pi­ons steht ein Teil des mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­gers mit dem Kopf der Schlange.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun auch die letz­ten Ster­ne des Win­ter­him­mels unter dem Hori­zont. Pro­kyon, im Stern­bild des Klei­nen Hun­des, steht wahr­schein­lich schon zu tief über dem West­ho­ri­zont, um ihn sicher erken­nen zu kön­nen. Deut­lich auf­fäl­li­ger sind die bei­den Ster­nen­ket­ten der Zwil­lin­ge, mit den bei­den Haupt­ster­nen Kas­tor und Pol­lux. Noch wei­ter in Rich­tung Nord­wes­ten, steht der Fuhr­mann mit dem hell leuch­ten­den Stern Kapella.
Eben­falls schon tief im Wes­ten kön­nen wir auch den unschein­ba­ren Krebs ent­de­cken, der sich rechts vom mäch­ti­gen Löwen erstreckt. Ober­halb vom Löwen steht der unschein­ba­ren Klei­nen Löwen und noch etwas höher das Stern­bild des Gro­ßen Bären. Der Gro­ße Bär steht noch nahe des Zenits und dem­nach in aus­ge­zeich­ne­ter Beob­ach­tungs­po­si­ti­on. Deut­lich schwie­ri­ger aus­zu­ma­chen ist der unschein­ba­re Luchs, der sich unter­halb der Vor­der­pfo­ten des Bären in mitt­le­rer Höhe befin­det und nur unter einem wirk­lich dunk­len Him­mel zu erken­nen ist. Nahe­zu par­al­lel und nied­rig über dem süd­west­li­chen Hori­zont sehen wir noch den Kopf der mäch­ti­gen Wasserschlange.

Wei­te­re, aus­führ­li­che­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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