Nachdem ich den Kometen 103P/Hartley 2 schon während des 11. Herzberger Teleskoptreffens als 9,5 mag helles Objekt sichten konnte, hatte ich in der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober 2010 – währen der Eröffnungsfeier der Elsterland-Sternwarte in Jeßnigk – abermals die Gelegenheit, einen Blick auf den Schweifstern zu werfen. Glücklicherweise verschwand pünktlich am Samstagabend die schon seit mehreren Tagen recht zähe Zirrus-Bewölkung. Durch den böigen Ostwind, gab es die ganze Nacht auch keinerlei Tau. Mein SQM‑L maß durchgängig 21,33 bis 21,40 mag/arcsec². Die Sommermilchstraße spannte sich reich strukturiert über dem Jeßnigker Nachthimmel.
Zuerst spürte ich den Kometen mit einem 20x70 Fernglas eines Mitbeobachters auf. Hartley 2 zeigte sich rund 3 Grad südöstlich des berühmten Doppelsternhaufens h & Chi Persei (NGC 869/NGC 884), als recht großes, diffuses und rundes Wölkchen. In meinem 8 Zoll Dobson und 71facher Vergrößerung präsentierte sich der Komet als recht auffälliges Objekt. Die grünlichen Koma schätzte ich auf >20 Bogenminuten Ausdehnung und die Helligkeit um 6,2 Größenklassen. Das Zentrum der Koma zeigte eine deutlich hellere und leicht längliche Kondensation. Bei indirektem Sehen war die äußere Koma sogar noch etwas größer und lief diffus in den Hintergrund über. Einen Schweifansatz konnte ich nicht entdecken.
Da das Licht aus dem Kulturhaus, wo ja immer noch die Party im Gange war, massiv störte, suchte ich mir auf der nördlichen Wiese eine dunklere Ecke. Versuchsweise wollte ich den Kometen mit feststehender Kamera aufnehmen. Zu diesem Zweck montierte ich die Canon EOS 1000D auf das Fotostativ und nahm 30 Bilder á 10 Sekunden Belichtungszeit mit Blende f/2,8 und ISO-1600 auf. Verwendung fand hier das 50 mm EF f/1.8 II-Objektiv, ebenfalls von Canon. Ich hatte aber Schwierigkeiten, das Objektiv manuell scharf zu stellen. Von der Haptik des Fokussierrings her, ist das Objektiv nicht gerade ideal. Gestackt wurde die Aufnahmeserie anschließend mit Fitswork. Der Komet ist hier als kleines rundes und grünliches Gebilde in der Nähe des Doppelsternhaufens erkennbar. Auf dem Bild selber sind noch einige weitere Deep-Sky-Objekte, darunter Stock 2, nördlich von h & Chi Per, und sogar schwach die beiden Emissionsnebel IC 1805 und IC 1848 sichtbar.
Naturgemäß darf eine Skizze bei hellen Kometen nicht fehlen, und so brachte ich anschließend den Kometen zu Papier. Ich hoffe, dass sie mir halbwegs gelungen ist. Die schnelle Eigenbewegung von Hartley 2 gegenüber dem Sternhintergrund war innerhalb von 45 Minuten, als die Zeichnung am Dobson entstand, schon recht auffällig.
Von diesem Erfolg motiviert, fuhr ich am Montagabend raus zu meinem Beobachtungsort nach Radensdorf. Schon auf der Fahrt dorthin zeigte sich leichter Bodennebel, der sich im Laufe der Zeit noch verstärkte. Auch scheint es so, dass in Neu Zauche, einige Kilometer östlich meines Standorts, neue Straßenlaternen mit gleißend hellen Quecksilberdampflampen in Betrieb genommen wurden. Denn in dieser Richtung zeigte sich eine recht störende Lichterglocke. Es bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft der Lichtkegel, bei geringerer Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre, störend bemerkbar macht. Kurz nach dem Aufbau und Einnorden der LXD55-Montierung nahm jedenfalls der Nebel deutlich zu, so dass nur noch die Zenitregion frei war. So konnte ich nur 10 nachgeführte Bilder á 60 Sekunden Belichtungszeit, mit 200 mm Brennweite, Blende f/5.6 und ISO-800 aufnehmen. Als Objektiv verwendete ich diesmal das Sigma 55–200/4–5.6 DC. Danach hatte es einfach keinen Sinn mehr, weitere Aufnahmeserien mit anderen Kameraeinstellungen zu machen. Mittlerweile verblassten auch die letzten Sterne über mir, so dass ich nun völlig in der Nebelsuppe stand. Bei besseren Witterungsbedingungen – und vor allem längerer Belichtungszeit – wäre sicherlich deutlich mehr drin gewesen.
Übrigens konnte ich den Kometen gestern Abend gegen 22:30 Uhr auch mit bloßem Auge zum ersten Mal sichten. Der Komet zeigte sich als schwacher aber ausgedehnter Lichtfleck ungefähr 6° nördlich von Lambda Per. Obwohl ich anfangs nicht genau wusste, wo sich der Komet im Sternbild Perseus momentan befand, konnte ich mit meinem 7x50 Fernglas die Sichtung bestätigen. Die Helligkeit von Hartley 2 schätzte ich auf 5,5 mag (fst: 6,4 mag) und seinen Durchmesser auf knapp 30′.