Allen Wetterprognosen zum Trotz konnte auch beim diesjährigen Herzberger Teleskoptreffen, welches vom 9. bis 12. September 2010 in Jeßnigk (Elbe-Elster-Kreis) ausgetragen wurde, in jeder Nacht außerirdisches Licht eingefangen werden. Viele weit gereiste Gäste, darunter auch einige ausländische Besucher, ließen sich vom Wetterbericht nicht abschrecken und nutzten die Gelegenheit, den dunklen Sternhimmel Südbrandenburgs zu genießen.
Wie im letzten Jahr reisten einige Gäste schon am Mittwoch an. Am Donnerstag, dem offiziellen Beginn des Treffens, wurde vom Wetterbericht für die Nacht Regen angesagt. Allerdings riss der Himmel kurzzeitig auf, so dass Erstbesucher schon an diesem Abend einen ersten Eindruck von der Qualität des Himmels bekamen. Der Freitag war dann weitestgehend freundlich und heiter. Nur am frühen Nachmittag gab es einen kurzen Regenschauer, der aber bewirkte, dass der mitunter recht scharfe Westwind deutlich nachließ. Die Nacht von Freitag auf Samstag war sehr feucht, so dass der Föhn mitunter das wichtigste Utensil bei der nächtlichen Beobachtung war, um den lästigen Tau von den Optiken zu entfernen. Ab und zu zogen einige Wolkenfelder durch, so dass die Beobachtung kurzzeitig unterbrochen werden mussten. Viele Besucher nutzten aber diesen Umstand, sich im rot illuminierten H‑Alpha-Biergarten mit frisch gezapften Bier oder frischen Steaks vom Grill zu stärken. Der gesamte Samstag war dann vom Wetter her der beste Tag des HTT. Nur vereinzelte Wolken trübten den Himmel, so dass man in Ruhe die Sonne im Weiß- oder im H‑Alpha-Licht beobachten konnte. Die letzte Beobachtungsnacht von Samstag auf Sonntag war nahezu optimal, mit deutlich weniger Taubildung. Auch besserte sich die Durchsicht zusehends, so dass kurz vor Mitternacht die Sommermilchstraße als helles und strukturiertes Band quer über den Himmel lag. Mein SQM‑L zeigte in beiden Nächten einen für Jeßnigk recht durchschnittlichen Wert von 21,33 bis 21,40 mag pro Quadratbogensekunden an.
Aber auch sonst hatte der Himmel astronomisch eine Menge zu bieten: Neben dem recht niedrigen Durchgang der ISS, dem Schattenwurf von Io und Ganymed auf den Riesenplanten Jupiter in der Nacht von Freitag auf Samstag, einem hellen Boliden durch den Großen Bären und weitere Meteore gegen Morgen, konnte sogar der Planet Uranus in unmittelbarer Nähe des Jupiter aufgefunden werden. Am Samstagmittag befand sich die Venus nur 1 Grad nördlich der Mondsichel, was von einigen Sternfreunden auch mit unbewaffneten Auge beobachtet werden konnte. Auf der Sonnenscheibe entstand ein kleiner Fleck und gegen Abend hatte sich der Mond wieder 4 Grad von der Venus entfernt, bis beide Gestirne kurz nach Sonnenuntergang im Südwesten verschwanden. Eine leichte Zirrusbewölkung bewirkte dann einen farbenfrohen Sonnenuntergang und es konnten sogar zwei Nebensonnen beobachtet werden. Gegen Morgen zeigte sich für die Aufgebliebenen der Zodiakallichtkegel quer über dem Osthorizont.
Das Rahmenprogramm des diesjährigen HTT war wieder breit gefächert, so dass auch jenseits der praktischen Beobachtung keine Langeweile aufkam: Obwohl die Elsterland-Sternwarte noch nicht ganz fertig gestellt ist, nutzen viele Gäste die Gelegenheit für eine erste Besichtigung des Instrumentariums. Am Samstagmorgen wurden dann auch die letzten Langschläfer durch die musikalische Untermalung des Orchesters der Bergarbeiter Plessa aus den Zelten gelockt. Uwe Pilz moderierte in der Nacht seinen schon zur Tradition gewordenen HTT-Skyguide und half anderen Sternfreunden bei der korrekten Justage ihrer Newtonteleskope. Zahlreiche Besucher konnten während der Astrotechnik und Vereinsmesse bei diversen Astrohändler oder bei anderen Sternfreunden ein Schnäppchen ergattern und sich bei Wolfgang Lille über die neuste Sonnenbeobachtungstechnik informieren. Wie im letzten Jahr wurden auch wieder einige Workshops angeboten. So konnte man zum Beispiel bei einem Spiegelschleifkurs oder bei der Vermessung von Astrooptiken mitwirken, oder man bearbeitete die in der Nacht zuvor gewonnenen Bilder. Leider verpasste ich diesmal alle Vorträge, da diese oft verspätet anfingen. Auch wurde bei der Prämierung der interessantesten Selbstbauten auf die Präsentation dieser Projekte verzichtet, was ich persönlich als Nachteil empfand.
Der 42 Zoll Riesendobson von Dr. Erhard Hänßgen war auch in diesem Jahr wieder der Star des HTT. In der Nacht bildeten sich mitunter sehr lange Schlangen, so dass die Wartezeit zu Stoßzeiten oft mehr als eine halbe Stunde betrug. Diese Art von Unannehmlichkeit war spätestens beim Blick auf den Zirrusnebel im Schwan, auf die gewundenen Spiralarme der Whirlpoolgalaxie oder auf den reich strukturierten Orionnebel wieder vergessen. Ansonsten konnte natürlich auch durch viele andere Optiken geschaut oder mit Gleichgesinnten von Herzenslust gefachsimpelt werden.
Während des Treffens wurde das AstroTeam Elbe-Elster von zahlreichen freiwilligen Helfern unterstützt, was von der Veranstaltungsleitung dankbar aufgenommen wurde. Denn ohne die Hilfe engagierter Gäste, wäre ein solch reibungsloser Ablauf des Teleskoptreffens wohl kaum möglich gewesen. Einen besonderen Dank gilt auch den Jeßnigkern, die während des Treffens ihre Fenster verdunkelten und auch das letzte Licht in den Gärten löschten, so dass kein Weißlicht den Beobachtungsgenuss der Sternfreunde trübte.
Im nächsten Jahr findet das 12. Herzberger Teleskoptreffen vom 29. September bis 3. Oktober 2011 22. September bis 25. September 2011 statt. Durch den Feiertag am Montag haben die Sternfreunde sogar noch einen Tag länger Zeit, den Sternhimmel im Land der Schwarzen Elster zu genießen. Mehr zum 11. HTT gibt es demnächst in einem gesonderten Beitrag auf meiner Homepage.
Was lange währt, wird endlich gut: Mein „etwas längerer Artikel“ zum diesjährigen HTT ist nun online.
Erste Eindrücke vom 11. Herzberger Teleskoptreffen gibt es jetzt auch auf der HTT-Homepage zu sehen.
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