IFA 2010 – Alles 3D oder was?

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IFA 2010Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag fuhr ich bei strah­len­dem Wet­ter zur IFA nach Ber­lin, die sich in die­sem Jahr voll auf die 3D-Tech­no­lo­gie – als ein­zi­ge wirk­lich neue Inno­va­ti­on – ein­ge­stimmt hat. Aller­dings emp­fand ich die­sen schlich­ten Over­kill an Drei­di­men­sio­na­li­tät nach der zwei­ten Hal­le doch recht ner­vig und spä­tes­tens nach der drit­ten mehr als auf­dring­lich. Hier wäre weni­ger deut­lich mehr gewe­sen. Und 15 Euro für eine Tages­kar­te sind doch schon recht hap­pig. Da bin ich mal gespannt, wie viel man im nächs­ten Jahr für ein IFA-Ticket berap­pen muss.
Um so mehr knau­sern neu­er­dings die Aus­stel­ler. Selbst die obli­ga­to­ri­schen Behält­nis­se für die kaum vor­han­de­nen Kata­lo­ge und Wer­be­ge­schen­ke gab es nur ver­ein­zelt. Frü­her wur­de einem das Zeug gleich mas­sen­wei­se hin­ter­her­ge­schmis­sen. Salopp gesagt, die IFA hat deut­lich an Attrak­ti­vi­tät ver­lo­ren. Wo frü­her ein Aus­stel­ler mit einer neu­en Tech­no­lo­gie auf­war­ten konn­te, bie­ten im Jah­re 2010 gleich ein Dut­zend Her­stel­ler nahe­zu das glei­che Pro­dukt an. Da waren die kaum besuch­ten fern­öst­li­chen Stän­de weit­aus abwechslungsreicher. 

Eines steht jeden­falls fest, dass ich mich mit der neu­en 3D-Tech­no­lo­gie und vor allem mit die­sen blö­den 3D-Bril­len über­haupt nicht anfreun­den kann, da ich schon beim Gucken leich­te Kopf­schmer­zen bekom­me. Nahe­zu jeder namen­haf­te Her­stel­ler hat­te so einen Fern­se­her im Ange­bot. Und um in den Genuss der 3D-Tech­nik zu gelan­gen, muss man wie­der Geld inves­tie­ren, obwohl die gan­ze Sache noch nicht aus­ge­reift ist und man womög­lich erst vor kur­zem einen Full-HD-Fern­se­her gekauft hat. Als damals zum ers­ten Mal das hoch­auf­lö­sen­de Fern­se­hen auf der IFA vor­ge­stellt wur­de, fand ich das wirk­lich toll. Mei­ner Mei­nung nach macht 3D nur auf einer Kino­lein­wand wirk­lich Sinn. Erwäh­nens­wert sind in die­sem Zusam­men­hang natür­lich auch die ers­ten und noch sau teu­ren 3D-Camcorder.

Weit­aus inno­va­ti­ver und beach­tens­wer­ter emp­fand ich dann aber doch die 3D-Tech­no­lo­gie ohne Bril­le sowie die Wei­ter­ent­wick­lung der OLED-Tech­no­lo­gie bei Flach­bild­schir­men. Auch der eine Vor­trag bei Sony, den ich besuch­te, wie Hob­by­fil­mer den eige­nen Film vom Bild­auf­bau her inter­es­san­ter gestal­ten kön­nen, ist fern­ab der Wer­be­ver­an­stal­tun­gen mal im posi­ti­ven Sin­ne erwäh­nens­wert. In Zukunft hät­te ich bit­te mehr von die­ser Art von Veranstaltung.

Eher unin­ter­es­sant waren dann die gan­zen Hal­len vol­ler Haus­halts­tech­nik wie Wasch­ma­schi­nen, Geschirr­spü­ler, Elek­tro­her­de und diver­ser ande­rer Din­ge für den all­ge­mei­nen Küchen­be­darf. Ich wer­de mir auch sicher­lich kei­nen Kühl­schrank zule­gen, der eigen­hän­dig im Inter­net bestellt. Wenigs­tens konn­te man hier wie­der kos­ten­los Kaf­fee bekom­men. Am neus­ten Lap­top mit 3D-Bild­schirm spa­zier­te ich eben­falls des­in­ter­es­siert vor­bei. Brau­che ich nicht, wenn ich nur im Inter­net sur­fen möch­te. Deut­lich mehr Inter­es­se zeig­te ich dann am Stand der e‑Book-Rea­der. Wahr­schein­lich wer­de ich mir irgend­wann auch mal so ein Ding besor­gen. Oder soll ich gleich mein Geld in ein klei­nes Tablet-PC investieren?

Den neu­en 3D Spie­len ste­he ich eben­falls eher skep­tisch gegen­über. In der Sony-Hal­le gab es gleich eine gan­ze Bat­te­rie an Fahr­si­mu­la­to­ren. Aber das gucken ohne das spe­zi­el­le Zube­hör auf der Nase macht bei sol­chen Spie­len ein­fach kei­nen Spaß. Auf jeden Fall inter­es­sant ist die­ser neue „Wii“-Controller für die Play­sta­ti­on 3. Im Gegen­zug zum Nin­ten­do-Klas­si­ker emp­fand mein Bru­der die Steue­rung aber schon etwas gewöhnungsbedürftig.

Auf­merk­sam machen muss­te ich noch mei­nen Bru­der auf einen Man­ga-Stand im Ver­bin­dungs­kor­ri­dor zwi­schen zwei Hal­len. Es ent­wi­ckel­te sich ein net­tes Gespräch mit der jun­gen Zeich­ne­rin, die vor 10 Jah­ren ange­fan­gen hat, eigen­hän­dig Man­gas zu zeich­nen und nun jetzt kei­nen Job bekommt, weil in Deutsch­land die Ver­la­ge nur auf „Mäd­chen­man­gas“ ste­hen. Neben einer win­zi­gen Hal­le mit elek­tro­ni­schem Spiel­zeug und der Maus am ARD-Stand, hat­te die Mes­se für Kin­der aber kaum etwas zu bieten.

Auf ein Foto mit der Papp-Lena in den hei­li­gen Hal­len der ARD ver­zich­te­ten wir dann eben­falls. Hier wäre uns die ech­te Lena lie­ber gewe­sen. Die Lena aus Pap­pe war dann auch eher ein Laden­hü­ter. Ansons­ten konn­te man wie­der diver­sen Pro­duk­tio­nen wie z.B. das „ARD-Buf­fet“ über die Schul­ter schau­en oder Auto­gram­me von Mode­ra­to­ren und Schau­spie­lern ergat­tern. Deut­lich ver­misst habe ich dann aber den schon über die Jah­re lieb gewon­ne­nen GEZ-Stand. Wo waren denn unse­re Freun­de, die Gebüh­ren­ein­trei­ber, die unbe­darf­te Jugend­li­che mit „Preis­aus­schrei­ben“ ködern wol­len? Und die Pri­va­ten Sen­der, außer N24 und n‑tv, las­sen sich auf der Mes­se wohl über­haupt nicht mehr blicken.

Als wir wie­der drau­ßen waren wir froh, als wir am Ein­gang zum Mes­se­ge­län­de einen Coca Cola Stand sahen, wo an die Besu­cher kos­ten­los Cola aus­ge­ge­ben wur­de. Die Dosen wur­den aber noch vor der S‑Bahn Sta­ti­on wie­der ein­ge­sam­melt. Auf dem Weg dort­hin wur­den wir noch schnell von einer Dame beläs­tigt, die eine Umfra­ge mach­te. Dabei konn­ten wir uns doch schon in den Hal­len geschickt aus der Affä­re zie­hen und mach­ten sowie­so einen gro­ßen Bogen um die­je­ni­gen Leu­te, mit Tablet-PCs in den Händen.

Trotz alle­dem haben wir natür­lich vor, die Mes­se im nächs­ten Jahr wie­der zu besuchen…

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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