Nachdem man schon dachte, dass in diesem Jahr die NLC-Saison ausfällt, zeigte sich endlich am Morgen des 20. Juni 2017 ein großes Display über dem Horizont. Auch am nächsten Abend war zumindest ein kleineres Feld sichtbar, dass sich die gesamte Nacht über hielt und gegen Morgen noch mal auftrumpfen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Sichtungen von Leuchtenden Nachtwolken (im englischen „noctilucent clouds“ genannt) in der laufenden Saison eher selten und unauffällig, obwohl auf dem OSWIN Atmosphärenradar des Leibniz-Instituts für Atmosphärenphysik (IAP) in Kühlungsborn stärkere Echos bis in den frühen Abend hinein zeigten. Das war früher oft ein Hinweis, dass man mit NLC in dieser Nacht rechnen konnte. Allerdings nicht in diesem Jahr.
Unusual warm temperatures in the mesopause have wiped out noctilucent clouds in 2017: https://t.co/O1LFMqh4He pic.twitter.com/8h39VpC9Rm
— Jan Hattenbach (@JanHattenbach) 20. Juni 2017
Kurz nach Sonnenuntergang am Abend des 19. Juni waren noch keinerlei NLC zu sehen. Auch das Radar des IAP blieb am Vorabend eher unauffällig, so dass ich mich gegen 2:30 Uhr für das Bett fertig machen wollte. Bei einem kurzen Blick aus dem Badezimmerfenster sah ich dann niedrig über dem Horizont in Richtung Nordosten einen verdächtigen weißen Schimmer. Deshalb schaute ich kurz ins AKM-Forum rein um zu überprüfen, ob eine Sichtung diesbezüglich schon gepostet wurde, was aber nicht der Fall war. Innerhalb von 5 Minuten hatte ich meine Canon EOS 6D und das Stativ beisammen und befand mich auf den Weg nach Treppendorf, wo ich einen freien Blick Richtung Norden hatte. Und tatsächlich zeigte sich dort ein ziemlich helles und ausgedehntes Display. Zu diesem Zeitpunkt ging auch die Venus und die Mondsichel auf, so dass sich neben den NLC ein schönes Motiv in der immer weiter fortschreitenden Morgendämmerung ergab. Der Höhepunkt der Ausdehnung des Feldes war gegen 3:15 Uhr Sommerzeit mit mehr 90 Grad in Längsausdehnung erreicht. Die Höhe der NLC schätzte ich auf rund 15–20 Grad und war somit deutlich über dem Stern Capella im Sternbild Fuhrmann.
Noch am Morgen bearbeitete ich ein Fotos und stellte dieses im AKM-Forum, im Astrotreff, auf Twitter sowie in der NLC-Gruppe auf Facebook online. Übrigens war das NLC-Feld selbst von Süddeutschland, Österreich und Norditalien aus sichtbar!
Die NLC-Saison hat also endlich begonnen und auch in den Wochen nach der Sommersonnenwende ist mit Leuchtenden Nachtwolken zu rechnen. Der beste Anlaufpunkt, um Leuchtende Nachtwolken selbst einmal zu beobachten, ist das Forum des Arbeitskreises Meteore e.V. sowie die Webcams des IAP.
Weiterführende Links:
Eisiges Licht in heißer Juni-Nacht
Leuchtende Nachtwolken