Wenn man verzweifelt ist, greift man nach jedem Strohhalm. Und nach der Wetterpleite mit Lulin in der vergangenen Woche, beobachtet man sogar bei schlechten Bedingungen und zu ungünstiger Zeit. Manchmal kann das Hobby Astronomie echt frustrierend sein. 🙁
Ich legte mich also am Dienstagabend auf die Lauer, weil der Wetterbericht ausnahmsweise mal eine Besserung von der sonst so dichten Wolkensuppe versprochen hatte. Es sollte abends aufklaren. Und so war es anfangs auch, als sich gegen 18.00 Uhr nur noch wenige Wolken zeigten. Allerdings versprach die Vorhersage von Meteoblue für die frühen Morgenstunden des 4. März nichts Gutes. Von Südosten her sollten neue Wolken hinzukommen und mir wieder mal einen Strich durch die Rechnung machen. Der Zeitpunkt für die Beobachtung war ebenfalls mehr als ungünstig, weil der zunehmende Mond erst gegen 2:30 Uhr untergehen sollte. Aber ich war trotzdem noch optimistisch.
Ich versuchte gegen 20:00 Uhr Lulin mit dem Fernglas aufzuspüren, nachdem ich meinen Kram ins Auto gepackt hatte. Aber der Mond störte die Beobachtung ziemlich stark, so dass ich nur einen matten und ausgedehnten Fleck wahrnehmen konnte. Also hieß es erst mal abwarten und so vertrieb ich mir die Zeit mit den DVDs der 2. Staffel Battlestar Galactica – weil ich erst gegen 1:00 Uhr zu unserem Beobachtungsort fahren wollte. Ein kurzer Blick zum Himmel um Mitternacht trübte meine Stimmung etwas: Es zeigten sich zunehmend Wolkenfelder. Auch schien es so, dass sich etwas Hochnebel gebildet hatte. Sollte Murphy, wie immer bei astronomischen Großereignissen, schon wieder siegen?
Egal, ich fuhr trotzdem raus und als ich ankam, war der Himmel zu 80% dicht. Ich hatte aber noch etwas Zeit, bevor der Mond unterm Horizont verschwinden würde und so nutzte ich eine Wolkenloch um den Kometen mit dem 10x50 Fernglas zu beobachten. Durch den Hochnebel war der Anblick eher enttäuschend. Kein Vergleich mit meiner erst Sichtung am vergangenen Freitag. Es war leider nur ein matter, ziemlich großer und ovaler Fleck sichtbar. Ich war schon drauf und dran wieder nach Hause zu fahren, als sich die Bedingungen von Osten her etwas besserten. Trotzdem war, bis in einer Höhe von 30 bis 40 Grad, der Himmel eingetrübt. Der Mond versteckte sich hinter Wolken und Dunst. Nur in Zenitnähe war es zeitweise etwas besser. Deshalb baute ich gegen 1:45 Uhr doch noch meinen Lidl auf.
Auch mit dem Teleskop war der Anblick enttäuschend und keinesfalls besser wie im Fernglas. Die 5,6 mag helle und visuell rund 15 Bogenminuten große Koma war groß und ausgedehnt. Die innere Koma war etwas heller, der false nucleus sternartig. Nur ansatzweise war im Okular der ca. 1° lange und spitz zulaufende Schweif erkennbar. Indirektes Sehen war erforderlich und als sich die Sichtbedingungen für wenige Minuten verbesserten, konnte der Schweif zumindest erahnt werden. Während der Beobachtung konnte ich seine große Eigenbewegung am Himmel gut nachvollziehen. Trotzdem verschlechterten sich die Bedingungen für den Kometen zusehends, obwohl das Mondlicht gegen halb drei Uhr morgens nicht mehr störte. Er neigte sich immer tiefer dem Westhorizont entgegen und verblasste langsam in der Hochnebelsuppe. So baute ich um 2:45 Uhr wieder ab, weil es eher schlechter als besser wurde. Langsam gewannen auch die Wolken mitsamt dem Nebel die Oberhand.
C/2007 N3 Lulin wird erst in 49,5 Millionen Jahren wiederkommen. Wenigstens habe ich ihn mal durchs Teleskop gesehen und es ist sogar – jedenfalls mehr schlecht als recht – eine Zeichnung entstanden. Jetzt wird der Mond zusehends die Beobachtung stören und erst im letzten hätte Märzdrittel hat man wieder die Chance, ihn zu beobachten. Tja, wenn das Wetter diesmal ein Einsehen mit mir hat. Seine Helligkeit wird dann aber schon unter 7,5 mag abgefallen sein.