Astronomische Bildergebnisse vom 26. HTT

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Vom 18. bis 21. Sep­tem­ber 2025 fand das 26. Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen statt. Obwohl die Sicht­be­din­gun­gen in der Nacht recht durch­wach­sen waren – zeit­wei­se zeig­te sich hohe Zir­rus­be­wöl­kung – sind auf dem Tref­fen wie­der eini­ge inter­es­san­te astro­no­mi­sche Auf­nah­men ent­stan­den. Zu die­sem Zweck hat­te ich die Astro­Trac und die Sky­wat­cher Star­ad­ven­turer ein­ge­packt. Geplant war, zwei Näch­te lang durch­zu­fo­to­gra­fie­ren. Lei­der war die Nacht von Sams­tag auf Sonn­tag in der ers­ten Nacht­hälf­te ein Rein­fall, da die hohe Bewöl­kung schon kurz nach Son­nen­un­ter­gang immer mehr zunahm. Aus die­sem Grund bau­te ich die astro­no­mi­sche Foto­aus­rüs­tung bereits am Abend voll­stän­dig ab. Zumin­dest die Nacht von Frei­tag auf Sams­tag war recht brauch­bar, wenn auch zu Beginn die Zir­rus­be­wöl­kung stör­te. Dem­entspre­chend „inter­es­sant” ist das Bild­ergeb­nis des ers­ten abge­lich­te­ten Objekts.

HTT Beobachterwiese
Nachts auf der gro­ßen Beob­ach­ter­wie­se – Auf­nah­me mit der Canon EOS 90D, 17 mm & Coking P830-Fil­ter (Blick­rich­tung Süd am 21.9.2025, 2:00 Uhr)

Zu die­sem Zweck hat­te ich mei­ne Canon EOS 600D, die ich für „Full Spek­trum Foto­gra­fie“ nut­ze, mit dem Canon EF 200 mm f/2.8L USM aus­ge­stat­tet. Seit fünf Jah­ren ist es das ers­te Mal, dass ich wie­der mit die­sem Objek­tiv foto­gra­fie­re. Davor habe ich immer das deut­lich licht­stär­ke­re und optisch etwas bes­se­re Samyang-135-mm-Objek­tiv ver­wen­det. Lei­der ist es tech­nisch bedingt nicht mög­lich, mit der Astro­Trac mehr als zwei Stun­den am Stück der Him­mels­dre­hung zu fol­gen. Die zwei­te Auf­nah­me­ka­me­ra ist die Canon EOS 1000Da, die ich bei der Star­ad­ven­turer 3,7 Stun­den lang am Stück in Betrieb hat­te. Als Objek­tiv dien­te das güns­ti­ge Canon EF‑S 24 mm f/2,8 Pan­ca­ke. Auf­grund der Bewöl­kung war es zu Beginn recht schwie­rig, Pola­ris für die Ein­ord­nung der Mon­tie­rung in der fort­ge­schrit­te­nen Däm­me­rung über­haupt zu finden.

Der Nordamerika- und Pelikannebel im Schwan

Betrach­tet man das Bild, fal­len einem sofort die auf­ge­bläh­ten Ster­ne auf. Rund die Hälf­te der Bil­der weist die­sen Makel schon in den Roh­bil­dern auf. Aller­dings kann ein leich­ter Blu­re-Effekt der Ster­ne auf astro­no­mi­schen Bil­dern auch recht anspre­chend erschei­nen. Der hells­te Stern im Bild, Deneb, springt einem regel­recht ins Auge. Trotz­dem kom­men die Struk­tu­ren im Nord­ame­ri­ka­ne­bel (NGC 7000) und im Peli­kan­ne­bel (IC 5070) schön zur Gel­tung. Die leich­te Abblen­dung auf F/4 bewirkt eine schö­ne­re Dar­stel­lung der Ster­ne im Rand­be­reich und mit ent­spre­chen­dem Blen­den­ef­fekt um hel­le Ster­ne. Lei­der habe ich etwas zu lan­ge belich­tet. Bei 100-pro­zen­ti­ger Ver­grö­ße­rung sind die Ster­ne bereits zu leich­ten Stri­chen ver­scho­ben. Die auf dem Bild abge­bil­de­te Ster­nen­ste­hungs­re­gi­on habe ich in einem sepa­ra­ten Arti­kel über die Objek­te des Monats besprochen.

Nordamerikanebel HTT
Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Canon EF 200 mm f/2.8L USM, F/4, ISO-1600, 44×150 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC

Der Herz- und Seelennebel in der Kassiopeia

An der Gren­ze zum Stern­bild Per­seus befin­den sich die bei­den Stern­ent­ste­hungs­re­gio­nen Wes­ter­hout 4 und 5, die im IC-Kata­log auch als IC 1805 bzw. IC 1848 bekannt sind. Der Herz­ne­bel (IC 1805) ent­hält einen auf­fäl­li­gen, jun­gen Stern­hau­fen namens NGC 1027. Zum Auf­nah­me­zeit­punkt waren die Sicht­be­din­gun­gen deut­lich bes­ser. Ich habe aber sehr lan­ge gebraucht, um den opti­ma­len Bild­aus­schnitt zu fin­den, da die Nebel­re­gi­on deut­lich licht­schwä­cher ist und sich schwie­ri­ger auf­fin­den lässt als die Regi­on um den Nord­ame­ri­ka­ne­bel. Dies­mal habe ich nur zwei Minu­ten belich­tet, sodass die Ster­ne run­der erschei­nen. Lei­der habe ich es ver­säumt, noch ein­mal den genau­en Fokus zu kon­trol­lie­ren, sodass die Ster­ne beim Her­ein­zoo­men leicht unscharf erschei­nen. Die Regi­on ist geprägt durch eine auf­fäl­li­ge und aus­ge­dehn­te Dun­kel­wol­ke in der Herbst­milch­stra­ße. Ihre wei­ten Aus­läu­fer erstre­cken sich nord­öst­lich des berühm­ten Dop­pel­stern­hau­fens h und Chi im Stern­bild Perseus.

Herz- und Seelennebel HTT
Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Canon EF 200 mm f/2.8L USM, F/4, ISO-1600, 50×120 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC

Die Herbstmilchstraße um den „Nördlichen Kohlensack“

Ich muss­te das Foto der Herbst­milch­stra­ße etwas beschnei­den, da die Gum­mit­au­kap­pe am 24-mm-Pan­ca­ke die Rän­der etwas vignet­tier­te. Es zeigt die Herbst­milch­stra­ße in den Stern­bil­dern Kepheus und Schwan um den „Nörd­li­chen Koh­len­sack“, der auch als Le Gen­ti­le 3 bekannt ist. Selt­sa­mer­wei­se ist die­ser Dun­kel­ne­bel mit blo­ßem Auge deut­lich auf­fäl­li­ger als der „Cyg­nus Rift” in der Nähe von Deneb. Die­se Regi­on im Stern­bild Schwan ist offi­zi­ell als „Nörd­li­cher Koh­len­sack” bekannt. Die zahl­rei­chen röt­lich erschei­nen­den Stern­ent­ste­hungs­re­gio­nen kom­men auf dem Foto sehr schön zur Geltung.

Milchstraße HTT
Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 1000Da, Canon EF‑S 24 mm f/2.8 STM Pan­ca­ke, F/4, ISO-800, 32×420 Sek., Sky­wat­cher Star Adven­turer, APP & Ado­be Pho­to­shop CC

Beson­ders auf­fäl­lig in die­sem Bild sind der Gam­ma-Cyg­ni-Nebel (IC 1318) und die Nord­ame­ri­ka­ne­bel­re­gi­on (NGC 7000/IC 5070) im Stern­bild Schwan. Wei­te­re bekann­te Objek­te im Schwan sind der Zir­rus­ne­bel (NGC 6960/NGC 6992/NGC 6995), ein Super­no­va-Über­rest, sowie Shar­pless 119 (Sh 2–119) und die lang­ge­zo­ge­ne Dun­kel­wol­ke Bar­nard 168, an deren Spit­ze sich der Kokon­ne­bel (IC 5146) befin­det. Im Stern­bild Kepheus fal­len vor allem die HII-Regi­on IC 1396 in der Nähe des röt­lich erschei­nen­den Gra­nat­sterns (My Cep­hei), Shar­pless 129 (Sh2-129), Bar­nard 169–71 sowie wei­te­re Was­ser­stoff­ne­bel des Shar­pless-Kata­logs auf.

Stimmungsbilder

Auf dem HTT sind natür­lich auch die­ses Mal wie­der eini­ge Stim­mungs­bil­der ent­stan­den, vor allem in der zwei­ten Nacht­hälf­te. Über­rascht war ich vor allem von der Astro­taug­lich­keit mei­nes Goog­le Pixel 9 Pro. Auf ein sta­bi­les Sta­tiv mon­tiert, nimmt das Smart­phone ein 4‑minütiges Video auf. Anschlie­ßend wird das Video auto­ma­tisch in Ein­zel­bil­der zer­legt und dar­aus ein stim­mungs­vol­les Sum­men­bild erstellt. Da hat Goog­le mei­ner Mei­nung nach gegen­über Apple ein­deu­tig die Nase vorn. 😀

Nachts auf der Foto­gra­fen­wie­se – Auf­nah­me mit der Canon EOS 6D & Irix 15 mm (Blick­rich­tung Süd­ost am 20.9.2025, 2:55 Uhr)

Ins­ge­samt hat­te ich vier Kame­ras für astro­no­mi­sche Zwe­cke auf dem Platz. Die Canon EOS 6D war dies­mal mit dem Irix 15 mm f/2.5 Weit­win­kel aus­ge­stat­tet. Damit gelan­gen mir inter­es­san­te Weit­win­kel­auf­nah­men der ein­sa­men Zelt­stadt in der Nacht mit 25 Sekun­den Belich­tungs­zeit, ISO 3200 und Blen­de 2,5. Wei­te­re Stim­mungs­auf­nah­men ent­stan­den mit der Canon EOS 90D, dem Canon EF‑S 17–50 mm f/2,8 IS USM und einem Cokin-P830-Fil­ter. Durch die Fil­ter­wir­kung wer­den die hel­len Ster­ne der Stern­bil­der auf­ge­bläht, sodass die ein­zel­nen Stern­bil­der deut­lich bes­ser zur Gel­tung kom­men. Bei ISO 3200, 15 Sekun­den und Blen­de 2,8 ent­stan­den über­ra­schend rausch­ar­me Bilder.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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