Neues Hubble-Bild der Sombrero-Galaxie

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Im Hin­blick auf den bevor­ste­hen­den 35. Jah­res­tag des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops der NASA/ESA setzt das Pro­jekt die Fei­er­lich­kei­ten mit einem neu­en Bild der Som­bre­ro-Gala­xie fort, die auch als Mes­sier 104 bekannt ist. Die rät­sel­haf­te Som­bre­ro-Gala­xie ist ein auf­fäl­li­ges Ziel für Hub­ble und ein Favo­rit der Ama­teur­as­tro­no­men. Sie weist Merk­ma­le sowohl von Spi­ral­ga­la­xien als auch von ellip­ti­schen Gala­xien auf. Die­ses Bild ent­hält neue Ver­ar­bei­tungs­tech­ni­ken, die die ein­zig­ar­ti­ge Struk­tur die­ser Gala­xie hervorheben.

Sombrero-Galaxie
Die Som­bre­ro-Gala­xie liegt etwa 30 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fernt im Stern­bild Jung­frau und besitzt äußer­li­che Ähn­lich­kei­ten mit einem mexi­ka­ni­schen Hut. – Cre­dit: ESA/Hubble & NASA, K. Noll

Im Rah­men der Feier­lich­kei­ten zum 35-jäh­ri­gen Bestehen von des Welt­raum­te­le­skops wird eine neue Bild­se­rie ver­öf­fent­licht, in der beein­dru­cken­de Hub­ble-Zie­le, die bereits frü­her ver­öf­fent­licht wur­den, erneut gezeigt wer­den. Zunächst wur­de ein neu­es Bild von NGC 346 ver­öf­fent­licht. Das neue Bild zeigt fei­ne­re Details in der Schei­be der Gala­xie sowie mehr Ster­ne und Gala­xien im Hintergrund.

In den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten wur­den meh­re­re Hub­ble-Bil­der der Som­bre­ro-Gala­xie ver­öf­fent­licht, dar­un­ter die­ses bekann­te Hub­ble-Bild vom Okto­ber 2003. Im Novem­ber 2024 ermög­lich­te das James-Webb-Welt­raum­te­le­skop der NASA/ESA/CSA zudem eine völ­lig neue Per­spek­ti­ve auf die­se beein­dru­cken­de Galaxie.

Die Som­bre­ro-Gala­xie befin­det sich in etwa 30 Mil­lio­nen Licht­jah­ren Ent­fer­nung im Stern­bild Jung­frau und ist sofort erkenn­bar. Die sanft leuch­ten­de Aus­buch­tung und die scharf umris­se­ne Schei­be der Gala­xie ähneln der abge­run­de­ten Kro­ne und der brei­ten Krem­pe des mexi­ka­ni­schen Huts, von dem die Gala­xie ihren Namen hat, wenn man sie fast von der Sei­te betrachtet.

Obwohl die Som­bre­ro-Gala­xie voll mit Ster­nen ist, ist sie über­ra­schen­der­wei­se kei­ne Brut­stät­te der Stern­ent­ste­hung. Weni­ger als eine Son­nen­mas­se Gas wird in der ver­kno­te­ten, stau­bi­gen Schei­be der Gala­xie jedes Jahr in Ster­ne umge­wan­delt. Selbst das zen­tra­le super­mas­se­rei­che Schwar­ze Loch der Gala­xie, das mit 9 Mil­li­ar­den Son­nen­mas­sen mehr als 2000 Mal so mas­siv ist wie das zen­tra­le Schwar­ze Loch der Milch­stra­ße, ist rela­tiv ruhig.

Die Gala­xie ist zu schwach, um mit blo­ßem Auge erkannt zu wer­den, mit einem ein­fa­chen Ama­teur­te­le­skop ist sie jedoch pro­blem­los sicht­bar. Von der Erde aus gese­hen erstreckt sich die Gala­xie über eine Ent­fer­nung, die etwa einem Drit­tel des Durch­mes­sers des Voll­monds ent­spricht. Die Gala­xie ist am Him­mel zu groß, um in das schma­le Sicht­feld von Hub­ble zu pas­sen, daher ist die­ses Bild eigent­lich ein Mosa­ik aus meh­re­ren Bil­dern, die zusam­men­ge­fügt wurden.

Eines der Din­ge, die die­se Gala­xie beson­ders bemer­kens­wert machen, ist ihr Blick­win­kel, der nur sechs Grad vom Äqua­tor der Gala­xie abweicht. Von die­sem Aus­sichts­punkt aus heben sich kom­ple­xe Staub­klum­pen und ‑strän­ge vom strah­lend wei­ßen Kern und der Aus­buch­tung der Gala­xie ab und erzeu­gen einen Effekt, der dem Saturn und sei­nen Rin­gen nicht unähn­lich ist – aller­dings in einem epi­schen galak­ti­schen Ausmaß.

Gleich­zei­tig erschwert die­ser extre­me Win­kel die Erken­nung der Struk­tur der Som­bre­ro-Gala­xie. Es ist nicht klar, ob es sich um eine Spi­ral­ga­la­xie wie unse­re eige­ne Milch­stra­ße oder um eine ellip­ti­sche Gala­xie han­delt. Inter­es­san­ter­wei­se scheint die Schei­be der Gala­xie eine ziem­lich typi­sche Schei­be für eine Spi­ral­ga­la­xie zu sein, und ihre kugel­för­mi­ge Aus­buch­tung und ihr Halo schei­nen ziem­lich typisch für eine ellip­ti­sche Gala­xie zu sein – aber die Kom­bi­na­ti­on der bei­den Kom­po­nen­ten ähnelt weder einer Spi­ral- noch einer ellip­ti­schen Galaxie.

For­scher haben mit Hub­ble die Som­bre­ro-Gala­xie unter­sucht und die Men­ge an Metal­len (so nen­nen Astro­no­men Ele­men­te, die schwe­rer sind als Heli­um) in den Ster­nen im aus­ge­dehn­ten Halo der Gala­xie gemes­sen. Die­se Art der Mes­sung kann Auf­schluss über die Geschich­te einer Gala­xie geben und mög­li­cher­wei­se zei­gen, ob sie in der Ver­gan­gen­heit mit ande­ren Gala­xien ver­schmol­zen ist. Im Fall der Som­bre­ro-Gala­xie deu­ten extrem metall­rei­che Ster­ne im Halo auf eine mög­li­che Ver­schmel­zung mit einer mas­se­rei­chen Gala­xie vor meh­re­ren Mil­li­ar­den Jah­ren hin. Ein alter galak­ti­scher Zusam­men­stoß, auf den die emp­find­li­chen Mes­sun­gen von Hub­ble hin­deu­ten, könn­te das cha­rak­te­ris­ti­sche Aus­se­hen der Som­bre­ro-Gala­xie erklären.

Die­ses Bild wur­de mit Daten des Hub­ble-Beob­ach­tungs­pro­gramms Nr. 9714 erstellt (PI: K. Noll).

Hintergrundinformationen

Das Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop ist ein inter­na­tio­na­les Koope­ra­ti­ons­pro­jekt zwi­schen ESA und NASA.

Bild­nach­weis: ESA/Hubble & NASA, K. Noll

Links

Link zur ESA-Pres­se­mit­tei­lung heic2506

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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