Nachdem Wolken im Spreewald die Rückkehr des Kometen C/2023 A3 (Tschinshan-ATLAS) ab dem 12. Oktober verhindert hatten, konnte ich den Schweifstern am 15. Oktober 2024 endlich als Nr. 62 auf meiner Liste der seit 1996 beobachteten Kometen abhaken. An diesem Abend riss der Himmel überraschend auf. So konnte ich ich den Schweifstern bei guten Sichtbedingungen kurz vor 19 Uhr in Treppendorf als 1,3 mag helles Objekt leicht mit bloßem Auge sehen und fotografieren. Am auffälligsten und bemerkenswertesten war sein extrem langer Schweif. Dieser erreichte visuell eine Länge von gut 15° und auf Fotos mehr als 25°. Auch sein markanter Gegenschweif war im Bild deutlich zu erkennen. Allerdings präsentiert sich der Gegenschweif nur als Projektionseffekt, wenn die Erde zwischen Sonne und Komet steht und die Kometenbahn schneidet.
Im Fujinon 10x70 war der Schweif für das Gesichtsfeld von 5 1/2 Grad bereits zu lang. Die 10 Bogenminuten große Koma zeigte sich sternförmig, gut verdichtet und in einem dunklen orangen Ton. Interessant war, dass der Komet an diesem Abend in der Nähe des Kugelsternhaufens Messier 5 im Sternbild Kopf der Schlange stand. Der fast volle Mond störte die Beobachtung, weil er den Himmel erhellte. Das hatte aber auch den Vorteil, dass die Landschaft vom fast vollen Mond angestrahlt wurde, was seinen eigenen Reiz hatte. Da es an diesem Abend windstill und ziemlich feucht war, hatte ich sehr mit dem Tau zu kämpfen. Kurz nach 20 Uhr verschwand C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) im Dunst des Horizonts. Mit bloßem Auge war er zu diesem Zeitpunkt nur noch sehr schwer zu erkennen.
Am nächsten Abend fuhr ich mit meinem Vater, der den Kometen auch sehen wollte, abermals nach Treppendorf. Der kleine Hügel oberhalb des Dorfes war überraschenderweise schon mit 3 Leuten besetzt. Ein Urlauber aus Sachsen mit einer Nikon-Kamera und eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter warteten darauf, dass der Komet endlich am Himmel erscheint. Tsuchinshan-ATLAS tauchte kurz nach 19 Uhr aus der Dämmerung auf. Er hatte innerhalb von 24 Stunden etwa 0,7 Größenklassen an Helligkeit eingebüßt. Offenbar hatte die Vorwärtsstreuung der Staubteilchen des Kometen in den Tagen zuvor einen erheblichen Anteil an seiner Helligkeit. Als es dunkel genug war, konnte ich ihn sofort mit dem bloßen Auge erkennen.
Mein Vater hatte damit deutlich größere Schwierigkeiten und zog den Anblick durch das 10x70 Fernglas vor. Er war vom visuellen Anblick eher enttäuscht und fand Hale-Bopp 1997 und NEOWISE 2020 deutlich beeindruckender. Der Schweifstern stand zur selben Zeit etwas höher über dem Horizont als am Vortag. Allerdings empfand ich ihn nicht mehr so auffällig wie noch am Abend zuvor. Die scharfen Windböen verhinderte diesmal, dass die Optik beschlug.
Bereits am 14. Oktober konnte unser Südkurvenmitglied Stephan den Kometen von Rottweil in Baden-Württemberg aus auf den Chip seiner Kamera bannen. Er beschrieb den Kometen als beeindruckend und mit bloßem Auge gut erkennbar. Den Kopf des Kometen empfand er als extrem hell, den Schweif als weithin sichtbar und mit einer Länge von mehr als 20 Monddurchmessern als auffällig. Tsuchinshan-ATLAS präsentierte sich an diesem Abend, mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,7 Größenklassen, als deutlich helleres Objekt. Bemerkenswert fand er, dass ein Mann neben ihm mit einem modernen Samsung S22 Handy erstaunlich gute Aufnahmen des Schweifsterns machte. In den letzten Jahren sind diese kleinen Taschencomputer „erschreckend besser geworden“ [sic!], auch was die Kamera betrifft: „Da kommt man sich schon blöd vor, wenn man mit einer 2 kg schweren Kamera fotografiert“, meinte Stephan. 😀
Der Komet wird nun jeden Tag etwa eine halbe Größenklasse an Helligkeit verlieren. Vor allem für Laien, die durch die Medien wieder einmal einen falschen Eindruck vom Aussehen des Kometen bekommen haben, wird er somit schnell für das bloße Auge unsichtbar. Ein Objekt für kleine und mittelgroße Teleskope bleibt er aber noch bis in den Dezember hinein.