Messier 9 (NGC 6333) ist ein kugelförmiger Sternhaufen im äquatornahen Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus). Er wurde am 28. Mai 1764 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt. Neben den Kugelsternhaufen M 10, M 12 und M 14 im selben Sternbild, ist er eine der ersten Entdeckungen Charles Messiers. M 9 ist davon auch der kleinste Haufen dieses Quartetts. Messier beschrieb ihn als 3 Bogenminuten großen, runden und schwachen Nebel ohne Stern, im rechten Bein des Sternbilds Ophiuchus, zwischen den Sternen Eta und Rho Ophiuchi. Der deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel konnte den Kugelsternhaufen im Jahr 1784 mit seinem 20 Fuß großen Reflektor als erster Beobachter in einzelne Sterne auflösen. Er beschrieb ihn als sternenreichen und dichten Haufen. Gleichzeitig verglich er ihn als Miniaturausgabe des Kugelsternhaufens Messier 53 im Haar der Berenike. Der irische Astronom Lord Rosse sah am Südrand des Haufens eine dunkle Trennlinie.
Ein Kugelsternhaufen der galaktischen Bulge
Messier 9 ist einer der Kugelsternhaufen der galaktischen Bulge, die dem Zentrum unseres Milchstraßensystems am nächsten liegen. Unsere Sonne befindet sich rund 26.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt. Der Sternhaufen besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,4 mag und einen scheinbaren Durchmesser von 12 Bogenminuten. Auf die Entfernung von 25.800 Lichtjahren gerechnet entspricht das einen wahren Durchmesser von rund 90 Lichtjahren. Visuell erscheint M 9 aber etwas kleiner und mit seiner Konzentrationsklasse von VIII in Richtung Zentrum gleichmäßig komprimiert. Seine Leuchtkraft beträgt das 120.000-fache die der Sonne. Die Anzahl seiner Sterne wird auf 250.000 geschätzt.
Der Kugelsternhaufen steht mit 5.500 Lichtjahren Abstand sehr nahe am galaktischen Zentrum. Aufgrund dieser Nähe ist der Sternhaufen, aufgrund gravitativer Kräfte unseres Milchstraßensystems, sichtbar elliptisch verformt. Die hellsten Sterne in Messier 9 erreichen eine scheinbare Helligkeit von 13,5 mag und sind bereits in mittelgroßen Fernrohren sichtbar. Die meisten Mitgliedssterne sind aber deutlich lichtschwächer. Im Laufe der Geschichte wurden in dem Kugelsternhaufen 24 veränderliche Sterne gefunden, wobei 21 von ihnen zum Typ RR Lyrae gehören. Diese Pulsationsveränderlichen sind wichtige Marker für die Entfernungsbestimmung im Universum. Überraschenderweise wurden bisher keine Blauen Nachzügler oder SX Phoenicis-Variablen in dem Sternhaufen entdeckt. Von den fünf hellen Messier-Kugelsternhaufen (M 9, M 10, M 12, M 14 und M 107) im Sternbild Schlangenträger ist er der südlichste. Sein Alter wird auf rund 12 Milliarden Jahre geschätzt. Der Sternhaufen bewegt sich mit einer sehr hohen Geschwindigkeit von 224 km/s von uns weg.
Das Sternenlicht des Haufens wird im Norden und Süden durch die angrenzende Dunkelwolke Barnard 64 begrenzt. Diese Wolke aus interstellarer Materie überdeckt ihn teilweise. Dadurch wird M 9 um ungefähr eine Größenklasse abgeschwächt. Eine weitere Dunkelwolke (Barnard 259) befindet sich nur 1° südöstlich von Messier 9. Die Dunkelwolken scheinen Teil eines größeren Komplexes interstellarer Materie in der Milchstraße zu sein. Nur 1,3 Grad nordöstlich von Messier 9 befindet sich ein weiterer kugelförmiger Sternhaufen. Der 8,3 mag helle NGC 6356 erscheint bei geringer Vergrößerung im selben Gesichtsfeld. Er ist wie M 9 ebenfalls hell und zum Zentrum hin relativ stark konzentriert. Dieser liegt allerdings mit mehr als 50.000 Lichtjahren Entfernung deutlich im Hintergrund. Ein weiterer kleiner Kugelhaufen, NGC 6342, steht ebenfalls nur 1,3 Grad südlich von Messier 9. Beide Sternhaufen sind bereits mit Hilfe eines 80 mm Teleskop als kleine runde Nebel sichtbar.
Beobachtung
Unter guten Sichtbedingungen, aufgrund seiner relativ großen Helligkeit, erscheint Messier 9 im 10x50 Feldstecher bereits als stark verdichteter runder Nebelfleck. Im 16x70 Fujinon erscheint er deutlich heller und leichter sichtbar. Im 2 bis 3 Zoll Refraktor und mittleren Vergrößerungen bemerkt man einen hellen und gut 3 Bogenminuten großen runden Nebel, mit einem sternartigen Kernbereich. Auch mit sehr hoher Vergrößerung ist der Sternhaufen nicht auflösbar. Ab 4 bis 6 Zoll Öffnung sind unter sehr guten Bedingungen und bei indirektem Sehen in den Randbereichen bereits einzelne Sterne zu erahnen. Mit dieser Teleskopöffnung bemerkt man bereits seine leicht ovale Form in nordöstlicher bis südwestlicher Richtung. Auffällig ist auch, dass der Haufen stark zum Zentrum hin konzentriert zu sein scheint. Man erkennt einen dichten, leicht gemottelten Kern, der von einem kleineren, schwachen und granulierten Halo umgeben ist. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung und höheren Vergrößerungen über 130-fach erscheinen auch immer mehr Einzelsterne in den äußeren Regionen des Haufens. Das Zentrum bleibt allerdings nach wie vor diffus. Erst mit noch größeren Instrumenten, jenseits der 12 Zoll, wird nun auch das Kerngebiet des Kugelsternhaufens vollständig in seine Einzelsterne aufgelöst. Direkt südlich von M 9 steht noch ein hübsches Sternenpaar der 10. Größenklasse.
Der Kugelsternhaufen ist ein typisches Objekt des späten Frühlings- und Sommerhimmel. Er steigt von unseren Breiten aus gesehen nur geringfügig über den Horizont. Das Objekt befindet sich im südlichen Teil des Schlangenträgers, ungefähr in der Mitte zwischen dem 2,4 mag hellen Stern Sabik (Eta Oph) und Xi Ophiuchi (4,4 mag). Um Messier 9 am Himmel aufzufinden, gehen wir von Eta Oph aus, der gleichzeitig der zweithellste Stern des Schlangenträgers ist. Nur 2 ½ Grad südöstlich dieses Sterns befindet sich ein Stern der 6. Größenklasse. Der Kugelhaufen liegt ungefähr 1° südlich dieses Sterns und sollte schon im Sucherfernrohr als rundlicher Nebelfleck leicht erkennbar sein.
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Steckbrief für Messier 9
Objektname | Messier 9 |
Katalogbezeichnung | NGC 6333, GCL 60, ESO 587-SC5 |
Typ | Kugelsternhaufen, VIII |
Sternbild | Schlangenträger (Ophiuchus) |
Rektaszension (J2000.0) | 17h 19m 11,8s |
Deklination (J2000.0) | -18° 30′ 57″ |
V Helligkeit | 7,8 mag |
Flächenhelligkeit | 11,0 mag |
Winkelausdehnung | 12,0′ |
Durchmesser | 90 Lichtjahre |
Entfernung | 25.800 Lichtjahre |
Beschreibung | B,L,R,eCM,rrr; Dark neb B64 prominent to west |
Entdecker | Charles Messier, 1764 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 12 & 18 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 67 Millennium Star Atlas: Charts 1371–1372 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 56 Sky Atlas 2000: Chart 15 Uranometria 2nd Ed.: Chart 146 |
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