Der Kugelsternhaufen Messier 2 (NGC 7089), im Sternbild Wassermann (Aquarius), wurde am 11. September 1746 von dem in Italien geborenen französischen Astronomen Jean-Dominique Maraldi entdeckt und als „nebligen Stern“ beschrieben. Er beobachte in jener Nacht zusammen mit Jacques Cassini, dem Sohn des legendären italienischen Astronomen Giovanni Cassini, als die beiden den im gleichen Jahr entdeckten Kometen Chéseaux beobachteten. Maraldi hielt das Objekt erst für den Kometen. Der französische Astronom Charles Messier entdeckte und katalogisierte den Sternhaufen unabhängig von Maraldi ganze 14 Jahre später, nämlich am 11. September 1760. Er beschrieb ihn als 4 Bogenminuten großen Nebel ohne Stern, mit einem runden leuchtenden Zentrum, ähnlich M 22 im Schützen. Der Sternhaufen war nach dem Krebsnebel Messier 1 das zweite von ihm als kometenhaft katalogisierte Objekt. Der deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel war wahrscheinlich der erste Beobachter, der den Kugelsternhaufen im Jahr 1783 in einzelne Sterne auflösen konnte.
Ein heller und großer Kugelsternhaufen des galaktischen Halos
Messier 2 gilt als einer der reichhaltigsten und kompaktesten Kugelsternhaufen an unserem Himmel. Er zählt mit seinem Durchmesser von 175 Lichtjahren und über 150.000 Mitgliedssternen zu den größten Kugelsternhaufen unseres Milchstraßensystems. Der Gezeiteneinfluss von M 2 ist sogar noch deutlich größer und beträgt etwa 233 Lichtjahre. Der Sternhaufen befindet sich 40.850 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er erscheint dem Beobachter deutlich elliptisch und sehr kompakt (Konzentrationsklasse II). Mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,3 mag und einen scheinbaren Durchmesser von 16 Bogenminuten, kann der Sternhaufen bereits sehr einfach in Ferngläsern und kleinen Teleskopen aufgespürt werden. In seinem Zentrum, das eine Ausdehnung von ungefähr 11 Lichtjahren besitzt, ist ungefähr die Hälfte der Gesamtmasse des Kugelhaufens konzentriert. Mit einem Alter von 12,5 Milliarden Jahren gehört das Objekt, zusammen mit Messier 3 in den Jagdhunden und Messier 5 in der Schlange, zu den ältesten kugelförmigen Sternhaufen unserer Galaxis. Im Vergleich zur Sonne, vereinen die Sterne in M 2 nur 2 % schwerere Elemente als Wasserstoff und Helium. Das macht die Existenz erdähnlicher Planeten im Haufen recht unwahrscheinlich.
Die hellsten Mitgliedssterne im Haufen sind rote und gelbe Riesen, die eine absolute Helligkeit von ‑3 Größenklassen und scheinbare Helligkeiten von 13,1 mag besitzen. Dagegen weisen die Sterne auf dem horizontalen Ast im Herzsprung-Russell-Diagramm (HRD) Helligkeiten von nur 16,1 Magnituden auf. Die meisten der 21 bekannten veränderlichen Sterne sind Haufenveränderliche vom Typ RR Lyrae. Diese besitzen typische Perioden von weniger als einem Tag. RR-Lyrae-Sterne sind ähnlich wie die Cepheiden wichtige Standardkerzen für die Entfernungsbestimmung. Im Gegensatz zu Cepheiden, sind RR-Lyrae-Sterne alte, relativ masse- und metallarme Sterne. Außerdem enthält der Haufen noch 3 klassische Cepheiden der 13. Größenklasse und einen veränderlichen Stern vom RV-Tauri-Typ. Dieser Stern, der im nordöstlichen Randbereich von Messier 2 zu finden ist, wurde bereits im Jahr 1897 von dem französischen Astronomen Chevremont entdeckt. Seine Helligkeit schwankt zwischen 12,5 und 14. Größenklasse innerhalb von 69,09 Tagen. Er steht ca. 2 Bogenminuten östlich des Zentrums.
Messier 2 besitzt die höchste Raumgeschwindigkeit aller bekannte galaktischen Kugelsternhaufen. Er umläuft das galaktische Zentrum auf einer sehr exzentrischen Bahn. Diese führt ihn in der nächsten Milliarde Jahre, mit 150.000 Lichtjahren Abstand, bis in die Außenbereiche des galaktischen Halo. Zur Zeit befindet sich M 2 direkt unterhalb des Südpols unserer Galaxis. Jüngste Daten der Raumsonde Gaia haben zur Entdeckung eines ausgedehnten, etwa 45° langen und 300 Lichtjahre breiten Gezeitenstroms geführt. Dieser steht wahrscheinlich mit Messier 2 in direkter Verbindung. Möglicherweise wurde der Kugelhaufen, durch die gravitativen Einflüsse der Großen Magellanschen Wolke, einer irregulären Satellitengalaxie unserer Milchstraße am Südhimmel, gestört. Ferner gehört M 2 zur Gaia-Sausage-Enceladus Zwerggalaxie, den vermuteten Überrest einer mit der Milchstraße in der Vergangenheit verschmolzenen Satellitengalaxie.
Beobachtung
Messier 2 sollte unter extrem guten Beobachtungsbedingungen, zum Beispiel von Namibia aus, bereits mit dem bloßen Auge sichtbar sein. Spätestens in jedem 8x42 Fernglas und vor allem mit einem 10x50 Feldstecher erkennt man ein rundliches Nebelbällchen, mit einem breiten, flächigen Zentrum. Unter Zuhilfenahme eines 80 mm Refraktors kann man gut Messiers Beschreibung des Sternhaufens nachvollziehen. Bei mittleren Vergrößerungen erkennt man einen diffusen Halo und eine deutliche Helligkeitszunahme zur Mitte, den hellen Kern und seine leicht in Nord-Süd-Richtung elliptische Form. Einzelsterne sind mit dieser Öffnung allerdings noch nicht auszumachen. Ein Vordergrundstern der 10. Größenklasse befindet sich nur 4,5 Bogenminuten nordöstlich des Zentrums. Mit Öffnungen von 4 bis 6 Zoll ist der Haufen immer noch nicht aufgelöst. Denn die Sterne sind im direkten Vergleich mit dem Herkuleshaufen (Messier 13) durchweg deutlich lichtschwächer. Einige helle Sterne blitzen vor allem ab 100-facher Vergrößerung ab und zu in den Randbereichen hervor. Diese sind aber aufgrund des nebeligen Hintergrunds vieler unaufgelöster Sterne nicht gerade einfach zu erkennen. Umso deutlicher ist jetzt die Helligkeitskonzentration zur Mitte und die ovale Form des Kugelsternhaufens erkennbar. Mit Hilfe eines 8 bis 10 Zoll Zoll Newtons und hoher Vergrößerung, bis zur Millimeterzahl der Teleskopöffnung, entfaltet der Sternhaufen seine gesamte Pracht. Messier 2 ist nun teilweise bis in das Zentrum in Einzelsterne aufgelöst. Mit noch größerer Öffnung von 12 bis 14 Zoll ist auch eine Art dunkle Linie erkennbar, die sich von Norden in Richtung Osten erstreckt. Man erkennt sehr viele Sterne, die über die gesamte Fläche verstreut sind.
Der Kugelsternhaufen ist ein lohnendes Objekt des Spätsommers und Herbsthimmels. Er befindet sich 11° südsüdwestlich von Enif (Epsilon Peg, 2,4 mag) direkt auf dem Himmelsäquator. Um den Sternhaufen aufzufinden, betrachten wir den nordwestlichen Bereich des Sternbilds Wassermann. Messier 2 steht nur 4 ½ Grad nördlich von Sadalsuud (Beta Aqr, 2,9 mag) und auf derselben Deklination wie Sadalmelik (Alpha Aqr, 3,0 mag). Zusammen bilden die beiden Sterne und der Kugelsternhaufen ein großes rechtwinkliges Dreieck. Von Beta Aquarii ausgehend befindet sich knapp 2° nordöstlich von diesem ein lang gezogenes Dreieck aus Sternen der 6. Größenklasse. An der nördlichen Spitze dieses Dreiecks entdecken wir einen hübschen Doppelstern, den wir nun in die Suchermitte einstellen. Anschließend schwenken wir das Teleskop ungefähr 2° in Richtung Norden. Nun sollte M 2 als nebliges Objekt im Sucherfeld auftauchen.