Die Galaxie Messier 105 (NGC 3379), im Sternbild Löwe (Leo), wurde am 24. März 1781 von dem französischen Astronomen Pierre Méchain aufgefunden und beschrieben. Vier Tage vorher hat er auch die beiden Galaxien Messier 95 und Messier 96, im selben Sternbild, entdeckt. Alle drei von Méchain aufgefundenen Galaxien gehört zu den wenigen Objekten, die erst in neuerer Zeit – nämlich im Jahr 1947 von der kanadischen Astronomin Helen Sawyer Hogg – nachträglich zum Messier-Katalog hinzugefügt wurden. Denn aus unbekannten Gründen, war diese Galaxie nicht in Charles Messiers endgültig veröffentlichter Katalogversion enthalten. Hogg fand eine Beschreibung des Objekts in einem Brief von Méchain an Johann Bernoulli vom 6. Mai 1783. Obwohl der ähnlich helle Nachbar, NGC 3384, sich unmittelbar nordöstlich von M 105 befindet, wurde dieses Objekt erst am 11. März 1784 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel aufgefunden und beschrieben. Herschel beschrieb Messier 105 als sehr hellen, ziemlich großen und zur Mitte hin plötzlich heller werdenden, gesprenkelten Nebel.
Das hellste Mitglied der Leo‑I Galaxiengruppe
Messier 105 ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,5 mag die hellste Galaxie der 38 Millionen Lichtjahre entfernten Leo‑I Galaxiengruppe (auch als M96-Galaxiengruppe bekannt). Neben den beiden Balkenspiralen Messier 95 und Messier 96, gehören noch 21 weitere Galaxien zu diesem kleinen Galaxienhaufen, ähnlich unserer Lokalen Gruppe. Mit einer scheinbaren Ausdehnung von 5,3 x 4,8 Bogenminuten, beträgt M 105 wahrer Durchmesser rund 60.000 Lichtjahre und die Gesamtmasse ungefähr 100 Milliarden Sonnen, was ungefähr ein Drittel der Größe unseres eigenen Milchstraßensystems entspricht. Die lineare Entfernung von M 105 zur Hauptgalaxie M 96 beträgt ungefähr 400.000 Lichtjahre und ihre Entfernung zur Erde 36,6 Millionen Lichtjahre.
M 105 ist ein nahezu kreisrunder und typischer Vertreter der elliptische Galaxien (Hubble-Typ E1), mit einem aktiven Galaxienkern, vom LINER-Typ, in dem ein supermassereiches Schwarzes Loch von ungefähr 140 bis 200 Millionen Sonnenmassen vermutet wird. Im Gegenzug besitzt das supermassive Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße nur eine Masse von 4 Millionen Sonnen. Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops zeigen eine ringförmige Struktur um das zentrale Schwarze Loch, die sich in rascher Rotation um das Zentrum befindet. Beobachtungen von Riesensternen im Halo der Galaxie deuten darauf hin, dass es zwei Sternpopulationen gibt: eine dominante metallreiche und eine schwächere metallarme. Ferner wurde auch einige junge Sterne und Sternhaufen nachgewiesen, was darauf, hindeutet, dass in einigen elliptischen Galaxien nach wie vor noch neue Sterne entstehen können. Allerdings erfolgt dieser Prozess in M 105 nur sehr langsam: nur alle 10.000 Jahre wird ein neuer Stern geboren. Gleichzeitig ist M 105 die größte elliptische Galaxie des Messier-Katalogs, die nicht zum Virgo-Galaxienhaufen gehört.
Aufgrund ihrer Eigenschaften, wird die Galaxie als photometrisches Standardobjekt für die Dichteverteilung in Galaxien verwendet und gehört zu den am besten untersuchten elliptischen Galaxien. Neuere Untersuchungen mit dem Multiple Mirror Teleskop und dem Hubble-Weltraumteleskop zeigen allerdings, dass es sich bei Messier 105 vermutlich eher um eine linsenförmige S0-Galaxie handelt, auf die wir nahezu frontal blicken. Dabei ist die Scheibe 90° zu unserer Sichtlinie geneigt. Sie enthält eine relativ geringe Anzahl an Kugelsternhaufen. In einer Studie aus dem Jahr 2003 wurden nur 133 Kugelsternhaufen in Messier 105 gezählt. Neben den Kugelhaufen, wurden in M 105 auch über 100 planetarische Nebel entdeckt.
Der helle Begleiter NGC 3384
Die 9,9 mag helle Nachbargalaxie von M 105, NGC 3384 (auch als NGC 3371 bezeichnet), ist eine 5,5 x 2,5 Bogenminuten große elliptische Galaxie vom Hubble-Typ E7 und ebenfalls Mitglied der Leo‑I Galaxiengruppe. Nach neusten Forschungsergebnissen wird sie als linsenförmige Balkengalaxie klassifiziert. Sie ist ein echter, physischer Begleiter von Messier 105 und besitzt einen wahren Durchmesser von 55.000 Lichtjahren. Sie enthält, wie ihr größerer Nachbar, vor allem sehr alte Sterne der Population II. Mehr als 80% der Sterne in NGC 3384 gehören zu dieser Population. Auch in dieser Galaxie existiert im Zentrum ein supermassereiches Schwarzes Loch, mit einer Masse von 16 Millionen Sonnenmassen. Beide Galaxien sind durch einen riesigen Ring aus neutralem Wasserstoffgas, mit einem Radius von 650.000 Lichtjahren und einer Masse von 1,8 Milliarden Sonnenmassen, umgeben. Auch in diesem Ring wurde Sternentstehung nachgewiesen. Räumlich gesehen befindet sich NGC 3384 etwas näher zur Erde als Messier 105.
Eine weitere Galaxie befindet sich in unmittelbarer Nähe zu M 105 und NGC 3384. Die 11,8 mag helle Spiralgalaxie NGC 3389 befindet sich nur 11 Bogenminuten südöstlich von M 105. Mit einer Entfernung von 54 Millionen Lichtjahren, steht sie somit weit im Hintergrund der Leo‑1 Galaxiengruppe. Sie ist Mitglied einer eigenen Gruppe von Galaxien, die als NGC 3338-Gruppe bekannt ist.
Beobachtung
Unter sehr guten Bedingungen erscheinen die beiden Galaxien in einem 10x50 Fernglas als schwache rundliche Nebel. Deutlich besser sind beide Objekte in meinem 16x70 Fujinon Feldstecher zu sehen, zusammen mit M 95 und M 96. Mit einem Refraktor von 3 bis 4 Zoll Öffnung und mittlerer Vergrößerung, ist M 105 die Auffälligere der beiden Galaxie. Sie erscheint unter einer leicht ovalen Form. NGC 3384 erscheint dabei etwas kleiner und kompakter. Auf Fotos entpuppt sich NGC 3384 als deutlich elliptische Galaxie. Im Teleskop ist visuell nur der helle und runde Kernbereich erkennbar. Auch M 105 besitzt einen hellen und runden Kern, der mit etwas größerer Öffnung deutlich stellar erscheint. Der Kernbereich der Galaxie ist von einem diffusen Halo umgeben. Beide Galaxienscheiben besitzen einen starken Helligkeitsanstieg zur Mitte und zeigen selbst mit deutlich größerer Teleskopöffnung keinerlei Details.
Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung steht einige Bogenminuten südöstlich des Duos die Spiralgalaxie NGC 3389. Sie erscheint aber deutlich lichtschwächer und diffuser. Unter sehr guten Bedingungen ist diese Galaxie bereits mit 4 Zoll Öffnung indirekt wahrnehmbar. Alle drei Welteninseln bilden ein kompaktes Dreieck und sind bei niedrigen bis mittleren Vergrößerung im selben Gesichtsfeld zu sehen.
Messier 105 und NGC 3384 sind typische Objekte für den Winter- und Frühlingshimmel und stehen rund 50 Bogenminuten nördlich von Messier 96. Sie erscheinen mit M 96 zusammen in einem ca. 1° großen Gesichtsfeld. Messier 105 befinden sich mittig unterhalb der Verbindungslinie zwischen Regulus (Alpha Leo, 1,4 mag) und Theta Leo (3,3 mag). Um die Galaxien aufzufinden, schwenken wir das Teleskop, vom Hauptstern Regulus, ausgehend ungefähr 7° nach Südosten, zum 3,8 mag hellen Stern Rho Leo. Danach bewegt man das Teleskop weitere 4° in Richtung Nordosten, bis man 53 Leo erreicht, einen Stern der 5. Größenklasse. Messier 96 befindet sich 0,8° und Messier 105 ca. 2° nördlich dieses Sterns.
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Steckbrief für Messier 105 & NGC 3384
Objektname | Messier 105 NGC 3384 |
Katalogbezeichnung | NGC 3379, UGC 5902, PGC 32256 NGC 3371, UGC 5911, PGC 32292 |
Typ | Galaxie, E1 Galaxie, E/SB0 |
Sternbild | Löwe (Leo) |
Rektaszension (J2000.0) | 10h 47m 49,5s 10h 48m 16,7s |
Deklination (J2000.0) | +12° 34′ 52″ +12° 37′ 43″ |
V Helligkeit | 9,5 mag 9,9 mag |
Flächenhelligkeit | 12,8 mag 12,6 mag |
Winkelausdehnung | 5,3′ x 4,8′ 5,4′ x 2,7′ |
Positionswinkel | 60° 53° |
Absolute Helligkeit | -20,407 mag ‑19,418 mag |
Durchmesser | 60.000 Lichtjahre 55.000 Lichtjahre |
Entfernung | 36,6 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | vB,cL,R,psbM,r; H I 17;P w NGC 3384 @ 7.2′;NGC 3389 @ 10.0′;PA108;Leo Group vB,L,R,psmbM,2nd of 3; H I 18;Leo group;in triple group w NGC 3379 and NGC 3389 |
Entdecker | Pierre Méchain, 1781 Friedrich Wilhelm Herschel , 1784 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 10 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 46 Millennium Star Atlas: Charts 729–730 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 34 Sky Atlas 2000: Chart 13 Uranometria 2nd Ed.: Chart 92 |