Der helle Emissionsnebel Messier 17 (NGC 6618), im nördlichen Bereich des Sternbilds Schütze (Sagittarius), wurde im Jahr 1745 oder 1746 von dem Schweizer Astronomen Jean-Philippe Loys de Chéseaux entdeckt. Er verglich das Objekt als Strahl oder als Schweifs eines Kometen. Der französische Astronom Charles Messier fand den Nebel am 3. Juni 1764 unabhängig von Chéseaux und beschrieb ihn als spindelförmigen Lichtstreifen ohne Sterne, ähnlich wie der in der Andromeda (M 31). Der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel beobachtete M 17 am 31. Juli 1783 und beschrieb ihn als wundervollen Nebel. Sein Sohn John Herschel war wahrscheinlich der erste Beobachter, der den Nebel im Jahr 1833 zeichnete und diese Zeichnung 1836 auch veröffentlichte. Er verglich M 17 mit dem Orionnebel im gleichnamigen Sternbild. Herschel war es auch, der den Nebel seinen Namen „Omeganebel“ (Omega Nebula) gab, da er ihn an den griechischen Buchstaben „Omega“ erinnerte. Der amerikanische Amateurastronom George F. Chambers verglich im Jahr 1889 den eigenartig geformten Nebel mit einem auf dem Wasser schwimmenden Schwan und nannte ihn demzufolge „Schwanennebel“ (Swan Nebula). Messier 17 ist auch unter dem Namen „Hufeisennebel“ (Horseshoe Nebula) oder seltener als „Hummernebel“ (Hummer Nebula) bekannt.
Ein heller Emissions inmitten der südlichen Sommermilchstraße
Messier 17 ist einer der hellsten, massereichsten und am leichtesten zu beobachtenden Emissionsnebel und befindet sich inmitten der reichen Sternenfelder des Schützen. Zusammen mit dem Großen Orionnebel (M 42/M43), ist M17 der hellste galaktische Nebel, der für Beobachter in mittleren nördlichen Breitengraden aus sichtbar ist. Nur der Carinanebel (NGC 3372) am Südhimmel ist noch etwas heller. Im Gegensatz zum Orionnebel, blicken wir auf den Omeganebel in Richtung seiner Kante. Der Nebel kann mit einer Helligkeit von 6,0 mag, unter einem dunklen Landhimmel, gerade noch mit dem bloßen Auge aufgefunden werden und besitzt einen ähnlichen Reichtum an Details, wie Messier 42. M 17 nimmt ein Gebiet von 20 x 15 Bogenminuten am Himmel ein, was auf die Entfernung von 5.900 Lichtjahren gerechnet, rund 20 Lichtjahren entspricht. Mit dieser Entfernung von der Erde, befindet er sich bereits im benachbarten Sagittarius-Carina-Spiralarm unserer Milchstraße, der sehr viele helle Nebel und junge Sternhaufen enthält.
Die bereits mit kleinen Teleskopen sichtbare hellste Region in Messier 17 besitzt eine Ausdehnung von ungefähr 12 Lichtjahren. Die Masse der sichtbaren Nebelregion wird mit ungefähr 800 Sonnenmassen angegeben. Damit übertrifft M 17, in seiner Größe und Masse, den Orionnebel deutlich. Die deutlich größere Molekülwolke, in der der Nebel eingebettet ist, besitzt sogar eine Ausdehnung von rund 70 x 50 Lichtjahren und eine Masse von ca. 30.000 Sonnen. Diese Molekülwolke gehört zu den größten und aktivsten Sternentstehungsgebieten unserer Milchstraße und hat insgesamt 3 Phasen der Sternentstehung durchgemacht, die vor 2 bis 5 Millionen Jahren begann. Darüberhinaus befinden sich in den äußeren Nebelregionen mehr als tausend Sterne aktuell im Entstehungsprozess.
Ein versteckter junger Sternhaufen
Die Sternentstehungsregion wird durch die intensive UV-Strahlung von jungen und sehr heißen Sternen in seinem Zentrum zum Leuchten angeregt. Sie leuchtet auf Fotos in einem roten bis rosa Farbton. Die hellste Region des Nebels, die wie ein schwimmender Schwan geformt ist, erscheint auf Fotos rosafarben bis weiß. Dieses Phänomen ist das Resultat aus einer Mischung von Emissionslicht des heißesten Gases der Nebelregion und des interstellaren Staubes, der das Licht der hellen Sterne reflektiert. Im Inneren der HII-Region befindet sich ein junger offener Sternhaufen, der sich hinter den dichten Staubmassen des Nebels versteckt und nur im infraroten Licht erkennbar ist. Der Sternhaufen liegt direkt westlich des Schwanenhalses und nimmt eine Fläche von 5 x 5 Bogenminuten ein. Im zentralen Bereich des Sternhaufens befinden sich rund 750 Sterne. Die tatsächliche Anzahl der jungen Sternen im Haufens ist aber noch deutlich höher und wird mit 8.000 bis 10.000 angegeben. Rund 100 Sterne besitzen den frühen Spektraltyp B9 und 9 Sterne den Spektraltyp O, mit einer Oberflächentemperatur von bis zu 50.000 Kelvin. Die jungen Sterne regen mit ihrer intensiven UV-Strahlung das Gas im Nebel zum Leuchten an. Ein Teil dieser Sterne besitzen noch zirkumstellare Scheiben, während andere ihre Umgebung bereits freigeblasen haben. Die leuchtkräftigen Objekte haben Massen zwischen 5 und 20 Sonnen. Nur 5 Sterne des Sternhaufens sind heller als 14,2 mag.
Mit einem Alter von nur 1 Millionen Jahren, zählt der offenen Sternhaufen zu den jüngeren Exemplaren seiner Klasse in unserer Galaxis. Der Nebel enthält außerdem noch eine große Menge an dunklem Material, die von den verborgenen jungen Sternen erhitzt und hell im Infrarotlicht leuchtet. Man vermutet, dass auch heutzutage noch junge Sterne im Omeganebel entstehen. Dabei enthält M 17 noch genügend Materie für weitere 10.000 Sterne, ähnlich der Masse unserer Sonne.
Zwei leuchtkräftige Blaue Veränderliche
Zwei helle, blaue Hyperriesen (HD 168607 & HD 168625) sind wahrscheinlich mit M 17 assoziiert und befinden sich südöstlich der hellen Nebelregion. Der hellste von ihnen besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,25 mag. Sie gehören zur Klasse der Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen (LBV). Sie besitzen die 240.000 bzw. 220.000-fache Leuchtkraft unserer Sonne und eine Temperatur von 10.000 bis 14.000 Kelvin, sowie eine Masse von rund 60 Sonnenmassen. Um den blauen Überriesen HD 168625 wurden auch verschiedenen Nebelbögen gefunden, die fast identisch mit den Bögen des Vorläufersterns der Supernova 1987A in der Großen Magellansche Wolke sind. Man nimmt an, dass dieser Stern in näherer Zukunft in einer Supernova vom Typ II explodieren wird. Leider werden die Sterne, aufgrund Absorption des interstellaren Staubes, um bis zu 30 Größenklassen abgeschwächt. Zusätzlich kommt noch die interstellare Extinktion von 1,8 Magnituden hinzu.
In unmittelbaren Nähe zum Omeganebel befindet sich auch der Adlernebel (Messier 16), der eine etwas größere Entfernung von rund 7.000 Lichtjahren aufweist. Vermutlich gehören aber beide Nebel zu einer gigantischen Sternentstehungsregion innerhalb unserer eigenen Milchstraße. Nur 1° südlich von Messier 17 befindet sich noch der 6,9 mag helle offene Sternhaufen Messier 18, der bereits im Fernglas in rund ein Dutzend Sterne aufgelöst werden kann.
Beobachtung
Unter sehr guten Bedingungen ist Messier 17 bereits mit bloßem Auge als helle Stelle inmitten der südlichen Sommermilchstraße erkennbar. Spätestens mit einem 7x50 oder 10x50 Fernglas oder einem Sucherfernrohr erkennt man ein nebliges Band, inmitten eines reichen Sternenfeldes, der selbst bei etwas aufgehelltem Himmel sichtbar ist. Im selben Gesichtsfeld ist südlich auch der Sternhaufen M 18 sowie die Sagittarius-Sternenwolke (Messier 24) erkennbar. Mit einem 3 Zoll Refraktor und mittleren Vergrößerungen ist ein Lichtstreifen von 6 Bogenminuten Länge und 2 Bogenminuten Breite nachweisbar, der keinerlei weitere Einzelheiten zeigt und am Ende von einem gebogenen Nebelarm flankiert wird. Mit 4 bis 6 Zoll Öffnung und einem Nebelfilter ergibt sich bei 100 bis 150-facher Vergrößerung ein herrlicher Anblick: die hellste Struktur besitzt die Form eines auf dem Wasser schwimmenden Schwans, wobei feine Helligkeitsunterschiede innerhalb der hellsten Nebelmasse sichtbar sind.
Der Hals des Schwans wird von einer Dunkelwolke in nordöstlich-südwestlicher Richtung begrenzt. Die grobe Form des gesamten Nebelkomplexes erinnert auch an die Ziffer „2“, mit einem langen Balken, oder an den griechischen Buchstaben „Omega“. Die schwächeren äußeren und bogenförmige Teile des Nebels erstrecken sich in Richtung Norden und Osten und sind am besten in einem UHC-Nebelfilter sichtbar. Mit 8 bis 10 Zoll Öffnung kommen noch mehr interessante Details zum Vorschein. Man erkennt zahlreiche Hell- und Dunkelstrukturen sowie Nebelbögen, Streifen und Flecken. Nach Westen hin wird der Nebel scharf begrenzt. Nach Osten hin gehen die Nebelstrukturen sanft in den Hintergrund über. Auffällig sind vor allem die pechschwarzen Dunkelwolken westlich des Halses und eine hakenförmige Erweiterung. Auch zwei auffällige Dunkelnebel, im südlichen Bereich von M 17, sind erkennbar. Der Omeganebel zeigt mit mittleren Vergrößerungen und einem OIII-Nebelfilter feinste Details, mit chaotische Strukturen.
Messier 17 ist am besten in den Sommermonaten beobachtbar, wenn das Zentrum der Milchstraße über dem südlichen Horizont kulminiert. Von Namibia aus kann der Nebel sogar recht einfach mit dem bloßen Auge aufgefunden werden, weil er dann in der Nähe des Zenits zu finden ist. Der Nebel steht im nördlichen Teil des Sternbilds Schütze, direkt an der Grenze zu den Sternbildern Schild und Schwanz der Schlange. Um Messier 17 aufzusuchen, geht man zunächst von Gamma Scuti aus, einem Stern mit einer Helligkeit von 4,7 mag. Dieser befindet sich auf der verlängerten Verbindungslinie zwischen den beiden 3,4 mag hellen Sternen Delta und Lambda Aquilae sowie südwestlich von Alpha Sct (3,9 mag). Messier 17 steht dann knapp 2,5° südwestlich von Gamma Sct.
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Steckbrief für Messier 17
Objektname | Messier 17 |
Katalogbezeichnung | NGC 6618, OCL 44, LBN 60 |
Eigenname | Omeganebel, Omega Nebula, Schwanennebel, Swan Nebula |
Typ | Emissionsnebel + Sternhaufen, EN+OCL |
Sternbild | Schütze (Sagittarius) |
Rektaszension (J2000.0) | 18h 20m 48,0s |
Deklination (J2000.0) | -16° 11′ 00″ |
V Helligkeit | 6,0 mag |
Flächenhelligkeit | 13,0 mag |
Winkelausdehnung | 20,0′ x 15,0′ 11,0′ |
Anzahl der Sterne | 40 |
Hellster Stern | 9,3 mag |
Durchmesser | 20 Lichtjahre |
Entfernung | 5.900 Lichtjahre |
Beschreibung | Sh2-45, Omega nebula; !!!,B,eL,eiF,2 hooked; Omega nebula;Swan Nebula;many F outer loops;use filter |
Entdecker | Jean-Philippe Loys de Chéseaux, 1745/46 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 12 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 66 Millennium Star Atlas: Charts 1367–1368 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 67 Sky Atlas 2000.0: Chart 16 Uranometria 2nd Ed.: Chart 126 |