Dank der guten Wetteraussichten fuhr ich am Abend des 16. August 2020 wieder raus zu meinem angestammten Beobachtungsplatz. Dort baute ich neben dem 8 Zoll Dobson auch die Fotoausrüstung auf. Ziele für die Ausrüstung waren die Dunkelhöhle im Adler, das Gebiet um den Wildentenhaufen sowie die interessante Nebelregion um Sadr. Zum Einsatz kam die im letzten Jahr zur Full Spectrum Fotografie umgebaute Canon EOS 600D mit dem Samyang 135 mm f/2.0 Objektiv auf der Astrotrac. Die Kamera stattete ich mit einem Akku-Dummy aus, der hier zum 2. mal zum Einsatz kam, so dass lästige Akkuwechsel entfielen. Nachdem ich für die Fotografie alles vorbereitet hatte und schon die ersten Aufnahmen im Kasten waren, kam gegen 22.45 Uhr dann auch mein alter Astrokumpel Horst vorbeigefahren, so dass wir noch bis 1:15 Uhr einige Standardobjekte des Sommer- und Herbsthimmels beobachteten. Darunter waren neben Jupiter und Saturn, die sich leider aufgrund des schlechten Seeings recht verwaschen zeigten, auch die Planeten Mars, Uranus und Neptun. Wenigstens war auf dem nicht ganz beleuchteten Roten Planeten ein paar Dunkelstrukturen und die Polkappe wahrnehmbar. Ich hatte einige Schwierigkeiten Uranus zu finden, denn der Horizont war ungewöhnlich aufgehellt. das SQM‑L zeigte nur 21,23 mag/sec² in Richtung des Sternbild Kleiner Bär an, was für meinen Standort recht unterdurchschnittliche Bedingungen bedeutet.
Dementsprechend bescheiden sah auch der nun deutlich schwächer gewordenen Komet C/2020 F3 (NEOWISE) aus, der im Juli seine Blicke auf sich zog und in den sozialen Medien zum Star avancierte. Dieser hatte nur noch eine Helligkeit von 7,9 mag und eine 6 Bogenminuten große aber noch gut kondensierte und kreisrunde Koma. Ein Schweif war leider nicht mehr erkennbar. Der Schweifstern stand während der Beobachtung weniger als 10 Grad hoch über dem westlichen Horizont im Sternbild Jungfrau.
Horst war vor allem vom Anblick des Ringnebels (Messier 57) in der Leier angetan. Bei 266-facher Vergrößerung zeigten sich sogar einzelne Strukturen im Ring selber. Mit einem UHC-Filter wurde auch der Nordamerikanebel (NGC 7000) im Sternbild Schwan aufs Korn genommen. Dank der zenitnahen Stellungen war vor allem die Region um den Golf von Mexiko herausragend. Auch der hellste Teil des benachbarten Pelikannebel (IC 5067) war eindeutig zu sehen. Begeisterung löste auch der Anblick des Andromedanebels (Messier 31) bei ihm aus, der im 34 mm Okular das gesamte Gesichtsfeld einnahm. Im Dreiecksnebel (Messier 33) waren ebenfalls hellere und dunklere Details erkennbar. Der Helixnebel (NGC 7293) im Sternbild Wassermann, der hellste planetarische Nebel an unserem Himmel, waren nur mit Hilfe eines O‑III-Filters eindeutig zu sehen und ohne fast unsichtbar. Hier machte der aufgehellte Horizont uns leider einen Strich durch die Rechnung. Schließlich stand dieser planetarische Nebel nur 15 Grad hoch im Süden. Insgesamt wurden in dieser Nacht 37 Objekte aufgesucht, gefunden und erfolgreich beobachtet. Darunter waren auch drei neue Objekte, die ich vorher noch nie beobachtet hatte. Von den neuen Objekten war vor allem vom planetarischen Nebel NGC 7009 in der Giraffe begeistert, der bei hoher Vergrößerung eine ovale Ringstruktur, einige Details in der Nebelhülle und seinen Zentralstern zeigte.
Kurz vor Ende der Beobachtung, gegen 3:30 Uhr, ging dann auch die schmale, abnehmende Mondsichel im Osten auf. Ein herrlicher Anblick mit dem dunklen Erdlicht bei einsetzender Morgendämmerung…