Am 7. Januar 2020 entdeckte das Zwicky Transient Facility (ZTF) eine neue und relativ helle Supernova in der 68 Millionen Lichtjahren entfernten Spiralgalaxie Messier 100 im Sternbild Haar der Berenike (Coma). Sie befindet sich an der Position R.A. = 12h22m54s.925, Decl. = +15°49′25″.05 und somit knapp 6 Bogensekunden nordöstlich des Galaxienzentrums. Bei der Entdeckung hatte die Supernova vom Typ Ic eine scheinbare Helligkeit von 17 Größenklassen. Momentan soll SN2020oi 13,2 mag hell sein und wäre damit in Teleskopen von 10 bis 12 Zoll Öffnung visuell erreichbar (Quelle: Rochesterastronomy.org).
Die Spiralgalaxie Messier 100 (NGC 4321), im südlichen Bereich des Sternbilds Haar der Berenike, wurde am 15. März 1781 von dem französischen Astronomen Pierre Méchain entdeckt. Charles Messier nahm das Objekt nach seiner eigenen Beobachtung am 13. April 1781 in seinen berühmten Nebelkatalog auf, kurz bevor er die dritte und letzte Ausgabe fertigstellte. M 100 ist eine so genannte Starburstgalaxie, dessen Sternentstehung überwiegend innerhalb eines Rings eng gewundener Spiralarme nahe des Kerns stattfindet.
Die Galaxie ist ebenfalls ein Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens und befindet sich im äußersten nördlichen Teil dieser großen Ansammlung von Galaxien. Sie besitzt einen Ausdehnung von 7,5 x 6,1 Bogenminuten am Himmel und eine scheinbare Helligkeit von 9,3 mag, so dass sie bereits in kleinen Teleskopen beobachtet werden kann. Mit einem wahren Durchmesser von 170.000 Lichtjahren, hat sie ungefähr die Ausdehnung unserer eigenen Milchstraße. Bisher wurden in dieser Galaxie fünf Supernovae beobachtet! Bei der aktuellen Supernova SN2020io handelt es sich um eine so genannte Stripped-Envelope Supernova mit Kernkollaps, bei der weder Heliumlinien noch Wasserstofflinien spektral nachgewiesen wurden.
Messier 100 war mein Objekt des Monats für Mai 2019 und ist aktuell am Morgenhimmel in Richtung Osten beobachtbar. Auf meiner Homepage kann auch eine Aufsuchkarte heruntergeladen werden.
Weiterführende Links: Entdeckungsmeldung des ZTF | Thread im CloudyNights-Forum | Foto von M 100 mit SN2020oi auf Flickr
Edit am 20. Januar 2020: Klaus Wenzel meldete heute auf der NAA-Astroliste, dass es eine weitere Supernova mit der Bezeichnung SN2020ue vom Typ Ia zur Zeit ebenfalls im Virgo-Galaxienhaufen sichtbar ist. Diese wurde am 12. Januar 2020 von dem japanischen Amateurastronomen Koichi Itagaki in der 9,5 mag hellen elliptischen Galaxie NGC 4636 entdeckt. Das Objekt ist zur Zeit mit einer Helligkeit von 12,4 mag sogar noch knapp eine Größenklasse heller und befindet befindet sich 1,7 Bogenminuten südwestlich des Kerns der Galaxie an der Position R.A. = 12h42m46s.780, Decl. = +02°39′34″.20. Damit wäre sie bereits in Teleskopen ab 6 Zoll Öffnung visuell beobachtbar. Im Gegensatz zu SN2020io in Messier 100, explodierte hier ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem.
Hallo Andreas,
deinen Artikel habe ich zum Anlass genommen, mir die beiden Supernovae letzte Nach mal visuell anzuschauen. Sie könnten auch beobachtungstechnisch unterschiedlicher nicht sein.
Sn2020ue in NGC 4636 ist ein wirklich einfaches Objekt im 400mm-Newton und sicher auch in kleineren Teleskopen. Sie ist der derzeit hellste Stern im Halo der Galaxie und liegt weit genug vom Galaxienkern entfernt. Man sieht sie praktisch sofort bei mittlerer Vergrößerung (130x in meinem Fall).
Sn2020oi in M100 ist dagegen eine echte Herausforderung, weil sie am Rand des sehr hellen Galaxienkerns liegt. Ich konnte sie bei 365x nur blickweise erkennen und bin mir nur deshalb sicher, dass ich sie mir nicht eingebildet habe, weil ich die Position erst nachher mit der Karte abgeglichen habe: Sie liegt tatsächlich am NO-Rand des Galaxienkerns. Ich hatte gutes Seeing gestern, bei normalen Bedingungen (= typischen mitteleuropäischem Waberhimmel) halte ich sie für kleinere Teleskop nahezu unmöglich.
cs,
Jan
Glückwunsch zur erfolgreichen Beobachtung. Dank des immer schlechten Wetters hier hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt.