Die warmen und zumeist wolkenlosen Augustnächte zur Zeit sind prädestiniert für die Beobachtung von Satelliten. Nun sind die Nächte, zumindest in Norddeutschland, wieder dunkel genug, um den Sternenhimmel intensiv zu beobachten. Betrachtet man den Sternenhimmel von einem Liegestuhl aus, sieht man im Laufe der Nacht zahlreiche helle und schwächere Satelliten vorbei fliegen, die entlang ihres Orbits noch vom Sonnenlicht beschienen werden – jedenfalls bis sie in den Erdschatten eindringen und „unsichtbar“ werden. Auch die Internationale Raumstation ISS ist zur Zeit wieder von Deutschland aus als heller auffälliger Punkt sichtbar, der sich schneller als ein Flugzeug am Himmel bewegt. Sie steigt aus Richtung Westen kommend in die Zenitregion empor und verschwindet schließlich im Osten im Erdschatten.
Am Freitag, dem 7. August 2015, gelang mir ein Foto der ISS, als sie deutlicher heller als Jupiter gegen 23:10 Uhr durch das Sommerdreieck zog. Um die ISS zu sehen, kann man sich verschiedener Quellen im Internet bedienen. Zumeist benutze ich die Seite Heavensabove.com oder CallSky.com, die Satellitendurchgänge für den jeweiligen Beobachtungsort berechnen können. Auch für Handys und Tablets gibt es verschiedene Apps, die Durchgänge von künstlichen Satelliten mehr oder weniger informativ für den interessierten Beobachter aufbereiten.
Gestern Abend, am 9. August 2015 um 23:25 Uhr, gelang mir ein ganz besonderes Foto, als ich Iridium 90 aufnehmen wollte, der von meinem Standort aus einen ‑6,9 mag hellen Flare zeigen sollte. Rund 20 Minuten vorher zog noch die ISS vorbei und verschwand im Sternbild Delphin im Erdschatten. Iridium-Flares entstehen durch die Reflexion von Sonnenlicht an den ausladenden Antennen des Kommunikationssatelliten in Richtung des Beobachters. Sie dauern 5 bis 20 Sekunden und können bis zu ‑8 mag hell und demzufolge sogar am Taghimmel sichtbar werden. Dabei ist die maximale Helligkeit des Satelliten nur auf einem schmalen Band von rund zwei Kilometern Breite, parallel zur Satellitenbahn, begrenzt. Der Standort des Beobachters ist also entscheidend, um einen hellen Flare zu Gesicht zu bekommen.
10 Minuten vor dem Ereignis baute ich die Canon EOS 100D in Richtung Westen auf und wartete, bis ich den Satelliten als 5 mag helles Objekt sehen konnte. Zu diesem Zweck hatte ich mir eine Sternkarte von Heavensabove.com ausgedruckt. Als ich den schwachen Satelliten schließlich bemerkte, wartete ich bis kurz vor Beginn des Flares und drückte auf den Auslöser. Nachdem Iridium 90 wieder schwächer wurde – jedenfalls dachte ich, dass er es war – zog zufälligerweise ein weiterer Flare die Aufmerksamkeit auf sich: Dieser zeigte nur 5 Sekunden nach dem ersten Flare einen nahezu gleich hellen, zweiten Flare fast an der selben Stelle des Himmels. Leider hatte ich die Kamera auf nur 20 Sekunden eingestellt, so dass ich diese Leuchterscheinung nicht vollständig auf den Chip der Kamera bannen konnte. Offensichtlich waren auch die Helligkeitsparameter der Webseite falsch bzw. die Antennenparameter stimmten nicht exakt mit den Bahndaten überein. Denn der 1. Flare sollte ursprünglich „nur“ eine Helligkeit von ‑0,9 mag erreichen. Nichts desto trotz hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen doppelten Iridiumflare abgelichtet. 🙂 Der obere Flare auf dem Bild, der vollständig abgebildet wurde, wurde von Iridium 56 erzeugt. Der untere Flare ist der von Iridium 90.