Manchmal passt das Timing einfach nicht. Oder man lebt einfach am falschen Ort, nämlich dort, wo das Wetter in der Regel immer schlecht ist. Manchmal wünsche ich mir für Deutschland etwas von dem Wetter, das wir im Mai/Juni 2014 in Namibia erlebt hatten. Gestern Abend war es dann wieder so weit. Ein Teil unserer Südkurve, jene die ihre Zelte in Südbrandenburg aufgeschlagen haben, trafen sich am 13. Januar 2015 bei überaus angenehmen Temperaturen in Torstens Garten, um den Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) zu beobachten. Den ganzen Tag strahlte die Sonne von einem nahezu wolkenlosen blauen Himmel. Und obwohl wir wussten, dass es sich später am Abend zuziehen sollte, waren wir noch guter Hoffnung, wenigstens eine Stunde den Sternhimmel zu beobachten. Ich traf kurz nach Sonnenuntergang in Finsterwalde ein und baute schon mal die Kamera und meine Astrotrac auf. Leider war es noch zu hell, um die Montierung einzunorden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sah ich die Wolkenbank im Westen, die stetig näher kam. Also noch schnell zwei Fotos mit der Canon EOS 600D geschossen, bevor Venus und Merkur von den Wolken verdeckt wurden.
Zu diesem Zeitpunkt traf auch Mario und kurz darauf Uwe ein. Der Himmel war da schon komplett mit Wolken bedeckt. Ich gab aber die Hoffnung noch nicht auf und bereitete in den Sturmböen mein kleines Lidl-Fernrohr zur Beobachtung vor. Dann plötzlich zeigte sich eine schmale Wolkenlücke am Westhorizont, die auch schnell näher kam. Nun war auch Polaris sichtbar, so dass ich die Astrotrac auf den Himmelspol einstellen konnte. Ich nahm mein neues 8x42 Fujifilm-Fernglas und fand den Kometen sofort etwas südöstlich von 5 Tauri. Im Fernglas sah man eine ziemlich große und gut kondensierte Koma mit kleinem Schweifansatz. Lovejoys Helligkeit schätzte ich auf 4,1 mag – Lovejoy war auch sehr leicht mit bloßem Auge erkennbar. Damit ich Lovejoy wenigstens einmal durch ein großes Fernrohr beobachten kann, ging ich zu Torsten 16-Zöller, der den Kometen auch schon im Okular hatte. Wow, wirklich beeindruckend die Größe und Helligkeit der Koma mit diesem Gerät. Lovejoys Kernbereich wirkte sternförmig und nur einige Bogenminuten neben dem hellen Kerngebiet, noch inmitten der riesigen, hellen und nahezu kreisrunden Koma gelegen, war ein Stern ungefähr gleicher Helligkeit sichtbar. Auch meinte ich, einige Strahlen im Schweif wahrnehmen zu können. In Torstens Apo, der einen größeres Gesichtsfeld als der 16-Zoll-Dobson besaß, war der Kometen ebenfalls schön anzusehen. Der ca. 1,5° lange Schweif kam hier sogar noch etwas besser heraus. Auch in Uwe 10x50 Fujinon Feldstecher, war die Größe und Helligkeit der Koma beeindruckend.
Im Westen näherte sich schon die zweite Wolkenfront und so lief ich zu meiner EOS 600D und belichtete erstmal 30 Sekunden mit f/3,5 und 35 mm Brennweite, damit ich wenigstens ein Foto vom Kometen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht das Objektiv der Canon EOS 1000Da scharf gestellt. Aber zu spät: Als ich mit dem Fokussieren endlich fertig war, bedeckte schon ein Ausläufer der Wolkenfront den Kometen. Ich beobachtete noch schnell den Orionnebel mit dem 70/700 mm Fraunhofer – auch Torstens Tochter konnte noch schnell einen Blick auf den Nebel werfen – bis auch dieser von den herannahenden Wolken verdeckt wurde.
Leider zeigte sich anschließend den ganzen Abend kein einziger Stern mehr, so dass wir gegen 21.00 Uhr unsere Ausrüstung wieder zusammenpackten. Hoffentlich haben wir in diesem Winter noch weitere Gelegenheiten, C/2014 Q2 (Lovejoy) etwas intensiver zu beobachten. Bei der nächsten günstigen Gelegenheit werden ich auch wieder versuchen, den Kometen mit der Astrotrac und der Canon EOS 1000Da aufzunehmen.