Am Südhimmel kann man viele interessante Deep-Sky Objekte beobachten, von denen einige auch von der Nordhalbkugel der Erde aus sichtbar sind. Die Sternbilder, in der sich die Bulge unserer Milchstraße befindet, kann man von mitteleuropäischen Breiten aus nur in geringer Höhe am Südhorizont entlang kriechen sehen. Einige Milchstraßenteile sind dagegen überhaupt nicht sichtbar. Ein südlicher Standort ist deshalb von Vorteil, um die besonders hellen Gebiete der Galaxis zu beobachten. In der zweiten Nacht auf Tivoli, vom 27. auf den 28. Mai 2014, hielt ich meine Kamera in den westlichen Teil der Milchstraße sowie in den Bereich um das Zentrum der Galaxis.
Das erste Bild, das ich aufnahm, zeigt den Gum-Nebel Supernova Überrest, auch als Gum 12 bekannt. Dieser riesige Nebelkomplex befindet sich in den südlichen Sternbildern Segel (Vela) und Hinterdeck (Puppis). Mit mehr als 40 Grad Ausdehnung, ist der Gum Nebel der größte bekannte Nebel an unserem Himmel. Die Entfernung beläuft sich auf 450 bis 1.500 Lichtjahre. Vermutlich ist im Zentrum des Nebels, vor rund einer Millionen Jahren, eine Supernova explodiert, dessen Überreste sich bis heute sehr weit ausgedehnt haben. Leider ist der Vela-Supernova-Überrest, als violettes Filament etwas rechts vom Bildzentrum gelegen, nicht sehr deutlich auf dem Foto erkennbar. Hier wäre eine größere Brennweite und längere Belichtungszeiten von Vorteil. Der Supernovarest ist mit einem Alter von 10.000 Jahren deutlich jünger als der Gum-Nebel-Komplex. Unglücklicherweise befand sich dieser Teil der Milchstraße, bei Einbruch der Nacht, schon ziemlich niedrig im Südwesten, so dass ich die Aufnahmeserie beim 11. Bild unterbrechen musste, weil schon Horizontobjekte ins Gesichtsfeld der Kamera hinein ragten.
Nachdem das 1. Bild des südlichen Kreuzes am Vorabend nicht besonders gut gelungen war – ich habe den Fokus nicht genau genug getroffen – bin ich diesmal recht zufrieden mit dem Ergebnis. Die Farben der Sterne kommen auf dem Foto wunderbar zur Geltung. Für dieses Bild habe ich einen Diffuser vom Typ Cokin P820 verwendet, den ich vor das Objektiv klemmte. Auf dem Foto sind neben dem bekannten Kohlensack, der auch in Uwes 10x50 Fujinon Fernglas reichlich Strukturen wie auf dem Bild zeigte, weitere Deep-Sky-Objekte erkennbar. In der rechten oberen Ecke steht zum Beispiel der große Kugelsternhaufen Omega Centauri sowie die relative große und helle Spiralgalaxie NGC 4945 – innerhalb des Dreiecks aus bläulich erscheinenden Sternen gelegen. Westlich des Kreuzes ist die H‑II-Region IC 2944/2948 bei Lambda Centauri sichtbar – auch als Running Chicken Nebula bekannt. Etwas unterhalb des Kreuz des Südens steht ein weiterer auffälliger und lang gezogener Dunkelnebel: Dieser wird als Dark Doodad Nebel bezeichnet und steht im Nachbarsternbild Fliege (Musca).
Beim letzten Bild verwendete ich ebenfalls den Diffuser. Es zeigt das Sternbild Schütze (Sagittarius), das die markante Form einer Teekanne besitzt und südlich jenen Bereich der Milchstraße markiert, indem sich das Zentrum der Galaxis befindet. Das Zentrum liegt dabei etwas oberhalb der hellen Sagittarius-Sternwolke und ist von Dunkelwolken verdeckt. Die große, ausgedehnte Dunkelwolke im oberen Teil des Bildes trägt die Bezeichnung Pfeifennebel, der selbst mit bloßem Auge sehr leicht gesehen werden kann. Innerhalb der Milchstraße, entlang der Dunkelwolken, sind noch weitere Deep-Sky-Objekte erkennbar. Die bekanntesten Objekte sind der Lagunen- und Trifidnebel (M 8 & M 20) sowie der Omega- und Adlernebel (M 17 & M 16). Der große Wasserstoffnebel am rechten Rand des Bildes trägt die Bezeichnung Sharpless 13 und Sharpless 22. In diesem Himmelsabschnitt befinden sich auch die beiden offenen Sternhaufen M 6 (Schmetterlingshaufen) und M 7 (Ptolemy’s Haufen).
Alle drei Bilder wurden mit der Canon EOS 1000Da und dem Canon EF 40 mm f/2.8 STM Objektiv bei ISO-1600 und f/3.5 aufgenommen. Die Gesamtbelichtungszeit beim 1. Bild beläuft sich auf 77 Minuten und bei den beiden anderen Bildern auf jeweils 112 Minuten.