Acasta-Gneis – Ein frühes Zeugnis der Erdgeschichte

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Mei­ne neus­te Errun­gen­schaft ist ein Zeug­nis aus der Ent­ste­hungs­ge­schich­te unse­res Pla­ne­ten vor mehr als 4 Mil­li­ar­den Jah­ren, als es noch kein Leben auf der Erde gab. Die­ses Stück Acas­ta-Gneis gehört chro­no­lo­gisch gese­hen zu den ältes­ten Gestei­nen der Erde und ent­stand im Hadai­kum, dem ältes­ten Äon der Erd­ge­schich­te. Grö­ße­re Pro­ben die­ses Gesteins fin­det man zwar recht häu­fig bei Mine­ra­li­en­händ­lern, aller­dings für zum Teil recht hohen Prei­sen. Der Grund liegt dar­in, dass man nur weni­ge Kilo­gramm Acas­ta-Gneis von der Fund­stel­le aus­füh­ren darf.
Gnei­se sind Umwand­lungs­ge­stei­ne, die unter rela­tiv hohen Tem­pe­ra­tu­ren und Druck tief in der Erd­krus­te ent­stan­den sind. Dabei wird das Aus­gangs­ma­te­ri­al von vie­len Gesteins­schich­ten über­la­gert, so dass die Gestei­ne ent­we­der durch Ero­si­on oder durch Plat­ten­tek­to­nik an die Ober­flä­che geho­ben werden.

Acasta-Gneis

4,031 Mrd. Jah­re alter Acas­ta-Gneis aus dem Hadaikum

Der Acas­ta-Gneis wur­de nach dem nahe gele­ge­nen Fluss Acas­ta River im nörd­li­chen Kana­da benannt. Die mag­ma­ti­schen Gestei­ne aus dem Acas­ta-Gneis-Kom­plex gehö­ren geo­lo­gisch gese­hen zum west­li­chen Teil des Slave-Kra­tons, einem von vier alten Kon­ti­nen­tal­kern aus dem Archai­kum im Kana­di­schen Schild. Im Jahr 1984 wur­den die­se Gestei­ne auf ein Alter von 3,48 Mil­li­ar­den Jah­re datiert. Im Jahr 1989 erhielt ein For­scher­team 3,962 ± 3 Mil­li­ar­den Jah­re, bis nach­fol­gen­de For­scher­grup­pen ein Alter von mehr als 4,03 Mil­li­ar­den Jah­ren fest­stell­ten. Die ältes­ten Gestei­ne die­ses Kom­plex wur­den also im obe­ren Hadai­kum, an der Gren­ze zum Archai­kum, gebil­det.
Bis zum Jahr 2008 galt der Acas­ta-Gneis als das ältes­te erhal­te­ne Krus­ten­ge­stein der Erde. Im Jahr 2008 erga­ben Alters­da­tie­run­gen von Gestei­nen aus dem Nuv­vua­git­tuq-Grün­stein­gür­tel im nörd­li­chen Que­bec, ein Alter von 4,28 Mil­li­ar­den Jah­ren. Aller­dings ist das tat­säch­li­che Alter die­ser Gestei­ne in der Fach­welt noch immer sehr umstrit­ten. Nur Zir­ko­ne aus den Nar­ry­er-Ber­gen in West­aus­tra­li­en sind noch deut­lich älter: Die­se ent­stan­den vor mehr als 4,404 Mil­li­ar­den Jahren!

Nach der Ent­de­ckung des Acas­ta-Gnei­ses stand fest, dass in die­ser frü­hen Ära bereits ein Oze­an und eine noch nicht kra­to­ni­sier­te Fest­lands­in­sel gege­ben hat. Aus die­sen frü­hen Kra­to­nen des Hadai­kums könn­te sich im Archai­kum, vor mehr als 3 Mil­li­ar­den Jah­ren, der ers­te hypo­the­ti­sche Urkon­ti­nent Ur gebil­det haben. Es wird ange­nom­men, dass die­ser Urkon­ti­nent klei­ner als das heu­ti­ge Aus­tra­li­en gewe­sen ist.
Gegen Ende des Hadai­kums, wo auch der Acas­ta-Gneis ent­stand, fand das Gro­ße Bom­bar­de­ment (Late Hea­vy Bom­bar­de­ment) statt. In der Zeit von vor 4,1 bis 3,8 Mil­li­ar­den Jah­ren schlu­gen zahl­rei­che Meteo­ri­ten und Pla­ne­tens­i­ma­le auf der nur weni­ge 100 Mil­lio­nen Jah­ren alten Erde und dem Mond ein. Zeug­nis­se die­ses hef­ti­gen Bom­bar­de­ments sind die zahl­rei­chen Kra­ter auf der Mond­ober­flä­che, die wir heut­zu­ta­ge in jedem Tele­skop beob­ach­ten können.

Info

Fund­ort: Acas­ta River, 300 km nörd­lich von Yel­low­kni­fe, Nord­west-Ter­ri­to­ri­en, Kanada
Alter: Hadai­kum, ca. 4031 ± 3 Mil­lio­nen Jah­re (SHRIMP)

Mehr Infos zum Acas­ta-Gneis gibt es bei Wikipedia…

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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