Kaum zu glauben, dass ich nicht einmal in diesem Jahr an meinen angestammten Platz in Radensdorf beobachtet habe. Mitunter fehlte mir einfach die Zeit, meinem Hobby nachzugehen. Oft lag es aber auch schlicht und ergreifend am Wetter. Also nutzte ich das gute Wetter am letzten Tag im September und fuhr mit meinem 8 Zoll Dobson raus zum Beobachten. Leider sollte es – eigentlich typisch für den Herbst – eine sehr feuchte Nacht werden. Schon auf der Fahrt zum Beobachtungsort zeigte sich leichter Bodennebel.
In Radensdorf angekommen kollimiere ich erstmal meinen Dobson und nehme gleich zum Warmwerden den Kugelsternhaufen M 13 aufs Korn. M 13 lohnt sich eigentlich immer, selbst bei nicht ganz optimalen Bedingungen. In dieser Nacht steht M 13 besonders ruhig im Okular des 9 mm SWM. Auch die Nachbargalaxie NGC 6207 ist schon sehr einfach zu erkennen.
Bevor der Große Bär immer tiefer in Richtung Horizont hinabsinkt, schwenke ich auf die Deichsel des Großen Wagens und stelle M 101 mit der Supernova SN 2011fe ein. Davor stolpere ich noch über die Whirlpoolgalaxie M 51, die allerdings zu diesem Zeitpunkt, aufgrund ihrer niedrigen Höhe über dem Horizont, keinen schönen Anblick mehr bietet. Die Supernova in M 101 ist jedenfalls immer noch deutlich als blauweißes Sternchen im südlichen Spiralarm der Galaxie sichtbar. Auch scheint sie von der Helligkeit her – rund eine Woche nach dem HTT – wieder etwas schwächer geworden zu sein. Deutlich schwieriger zu erkenne sind die beiden Lichtbögen, die die Spiralarme der Galaxie andeuten.
Zwischendurch krame ich meinen Fön heraus und befreie das Okular und den Sucher vom lästigen Tau.
Bevor auch das Sternbild Herkules immer tiefer sinkt, nehme ich mir vor, den knapp 6 mag hellen Kometen C/2009 P1 Garradd einzustellen und zur Abwechslung mal eine Zeichnung anzufertigen. Leider habe ich etwas Schwierigkeiten, den Kometen ohne Go-To aufzufinden. Kein Wunder, ist mein Sucher schon wieder beschlagen. Bei genauerem Hinsehen, ist der Schweifstern im Sucher aber schon recht deutlich sichtbar. Im Okular erscheint die leicht ovale Koma recht hell, mit einem deutlich spitz zulaufenden und eher diffusen Schweifansatz. Das helle Zentrum ist eher flächig. Unmittelbar südlich des Kern erkennt man noch eine Art „eingebetteten“ Stern. Während meiner Zeichnung, die ungefähr eine Dreiviertelstunde dauert, bemerkt man schon die langsame Bewegung des Kometen gegenüber dem Sternenhintergrund.
Als nächstes schwenke ich auf den Ringnebel M 57 in der Leier. Mit hoher Vergrößerung ergibt sich der beste Anblick. Schon ohne Filter ist der ovale Ring nicht gleichmäßig hell. Da ich schon in der Gegend bin, krame ich noch schnell meinen HTT-Skyguide heraus und schwenke den Dobson in Richtung der 13 mag hellen Galaxie NGC 6700. Hier muss man schon genau hinschauen, um die Galaxie inmitten einer hübschen Gruppe gleichheller Sterne indirekt als ovalen Lichtfleck zu identifizieren. Trotz ihrer scheinbaren Helligkeit ist sie noch recht flächenhell. M 56, ebenfalls in der Leier gelegen, ist ein weitere Kugelsternhaufen. Er ist mit hoher Vergrößerung zum Teil schon in Einzelsterne aufgelöst. Allerdings ist das kein Vergleich mit dem Paradeobjekt M 13. Der sich ebenfalls in der Nähe befindliche Planetarische Nebel NGC 6765 bleibt mir trotz OIII-Filters leider verborgen. Allerdings kann es natürlich sein, dass ich die Gegend, wo sich das Objekt befindet, nicht ganz getroffen habe. Denn mittlerweile ist wieder mein Okular und der Sucher zugetaut.
Zwischendurch messe ich die Helligkeit des Himmelshintergrunds in Richtung des Sternbilds Kleiner Bär. Mein SQM‑L zeigt „nur“ 21,17 mag pro Quadratbogensekunden an. Unter besseren Bedingungen ist hier deutlich mehr zu holen.
Nun schubse ich den Dobson in Richtung Andromeda. Mein Ziel ist aber nicht M 31 (noch nicht) sondern NGC 891. Die Galaxie, die wir genau von der Kante sehen, ist heute relativ schwer zu erkennen aber wenigstens immer noch direkt sichtbar. In weitaus besseren Nächten sticht die Galaxie, auch mit 8 Zoll Öffnung, deutlich hervor. Wenigstens ist ihr markantes Staubband andeutungsweise zu erkennen. Ich wechsel auf das Weitwinkelokular und stelle den Andromedanebel M 31 ein. Auch diese Galaxie habe ich in anderen Nächten besser und vor allem deutlich größer in Erinnerung. Trotzdem ist es ein hübscher Anblick. Bevor ich M 33 einstelle, suche ich noch den hellsten Kugelsternhaufen des Andromedanebels mit der Bezeichnung Mayall II auf. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, ihn auch gesehen zu haben, denn ungefähr 1,5 Grad südwestlich der Galaxie sehe ich ab und zu ein unscharfes Sternchen aufblitzen. Laut meiner Sternkarte auf meinem Palm müsste ich mich genau an der Position des extragalaktischen Kugelsternhaufens befinden.
Bevor ich mir meine Dunkeladaption mit dem hellen Ding im Osten ruiniere, beobachte ich noch schnell M 33. Obwohl sich die Galaxie sehr hoch am Himmel befindet, habe ich doch einige Schwierigkeiten, ihre hellste HII-Region zu entdecken. Wenigstens sind andeutungsweise die Spiralarme erkennbar. Als Abschluss nehme ich den Riesenplaneten Jupiter aufs Korn, der sich nun schon deutlich höher über dem Horizont befindet. Nebel hat auch den Vorteil, dass die Luft deutlich ruhiger und weniger turbulent ist. Bei sehr gutem Seeing erkenne ich zahlreiche Strukturen in den Wolkenbändern des Planeten. Mit einem Rot und Gelbfilter stechen diese besonders deutlich heraus.
Meine Armbanduhr zeigt inzwischen 23:30 Uhr an. Nach etwas über 2 Stunden wird es langsam Zeit einzupacken. Auch bin ich schon wegen dem Tau leicht genervt. Warum müssen Herbstnächte eigentlich immer so feucht sein? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich inmitten des Spreewalds befinde, wo Nebel in kalten Oktobernächten eher die Regel als die Ausnahme ist. Nach 15 Minuten ist das Teleskop mitsamt der Ausrüstung wieder im Auto verstaut. Nach weiteren 15 Minuten treffe ich schließlich zu Hause ein.
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