Nach einem Jahr Pause kam ich in diesem Jahr wieder in den Genuss einer Urlaubsreise. Die Fahrt ging von Lübben aus nach Bernau am Chiemsee, wo ich 11. August 1999, vor fast genau 12 Jahren, zu den wenigen glücklichen Beobachtern in Deutschland gehörte, die die totale Sonnenfinsternis ohne Wolken beobachten konnten. Seit dieser Zeit hat sich viel verändert. So ist der Bernauer Sportplatz, wo wir die Finsternis beobachteten, mittlerweile weiträumig eingezäunt. Wo früher in Richtung Chiemsee Felder und Wiesen das Landschaftsbild prägten, sind inzwischen neue Eigenheime entstanden. Auch unser Feriendomizil, der „Farbinger Hof“ in Bernau, wurde in dieser Zeit mit weiteren Zimmereinheiten und Freizeitmöglichkeiten erweitert.
Leider hatte ich in dieser Zeit nicht die Gelegenheit, meinem Hobby Astronomie zu frönen. Der zunehmende Mond und vor allem der meist gegen Abend bewölkte Himmel, machten Beobachtungen meist unmöglich. Meine neue Canon DSLR musste hier übrigens ihren ersten echten Dauereinsatz bestehen. Die Bilder sind, wie man sieht, überaus gelungen.
Wendelstein
Am ersten Tag fuhren wir rauf zum Wendelstein, der laut Aussage der Ortsansässigen zu den schönsten Bergen der Voralpen gehört und durch seine recht exponierte Lage einen weiten 360° Rundumblick ins Voralpenland und in Richtung Alpen bietet. Zu erreichen ist der Gipfel mit der Zahnradbahn von Brannenburg bzw. mit der Seilbahn von Osterhofen aus. Nach 15 Minuten Fahrt erreicht man die Bergstation. Im Gegensatz zu vielen anderen Alpengipfeln, hat der Wendelstein einige Attraktionen mehr zu bieten. So hat man hier die Möglichkeit, das Wendelstein-Observatorium und die Wetterwarte des DWD, die weit sichtbare Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks, einen Geopark, mit der Wendelsteinkapelle die höchst gelegen Kirche Deutschlands und die Wendelsteinhöhle zu besichtigen.
Um den Ausblick auf 1838 Metern Seehöhe genießen zu können, ging es nach unserer Ankunft über einen weniger anstrengenden Serpentinenweg hoch zum Gipfel. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit, die Sternwarte zu besichtigen, da zur Zeit leider keine öffentlichen Führungen angeboten werden. Das frühere 80 cm Teleskop soll noch in diesem Jahr durch ein 2 Meter Teleskop ersetzt werden. Aus diesem Grund ist die Sternwarte auch für den normalen Besucherverkehr gesperrt.
Nachdem es an der Talstation noch dicht bewölkt war und zu Beginn noch etwas regnete, verbesserten sich das Wetter aus südwestlicher Richtung zusehends. Später präsentierte sich der bayerische Himmel stahlblau mit einigen wenigen Haufenwolken und einer überaus guten Weitsicht. Kein Wunder also, dass wir uns über eine Stunde auf dem Gipfel aufhielten, um den Rumdumblick zu genießen. Danach benutzten wir den auch geologisch interessanten Panoramaweg, um wieder in Richtung Bergstation abzusteigen. Auf dem Weg dorthin informierten zahlreiche Tafeln von den Überresten mariner Bewohner aus der oberen Trias vor rund 230 Mio. Jahren, aus dem das Gestein der Gipfelregion besteht und das durch den Zusammenstoß der Afrikanischen mit der Eurasischen Platte gefaltet und emporgehoben wurde.
Danach stattete ich der höchst gelegenen Schauhöhle Deutschlands, der Wendelsteinhöhle, einen kleinen Besuch ab. Ihr Eingang befindet sich auf 1711 Metern Seehöhe. In der Höhle waren hier und da noch einige Eisreste vorhanden. Die Wendelsteinhöhle ist stark zerklüftet, mit engen Gängen, die für die Besucher aber gut ausgeleuchtet sind. Zurück ging es mit der Seilbahn und von da aus mit dem Linienbus zum Parkplatz.
Siegsdorf, Ruhpolding und ein Unwetter
Nachdem wir am zweiten Tag eine kleine Shoppingtour in Prien und Rosenheim unternahmen, inklusive Besuchs des Städtischen Museums in Rosenheim, ging es am nächsten Tag ins Naturkunde- und Mammut-Museum nach Siegsdorf. Das kleine Museum ist direkt in der Ortsmitte gelegen und gehört für mich zu den schönsten dieser Art. Hier wird auf 650 m² Ausstellungsfläche die 250 Mio. Jahre alte Entwicklungsgeschichte Südostbayerns mit dem Chiemgau auf anschauliche Weise vermittelt. Zu den Highlights gehören sicherlich die wunderschönen Dioramen, zahlreiche Fossilien und Mineralien, ein tropisches Meerwasseraquarium, das Siegsdorfer Mammut sowie ein Gletschermodell des Chiemgaus vor 15.000 Jahren. Auch konnte ich nicht widerstehen, hier einige recht preisgünstige Fossilien käuflich zu erwerben. Nach dem Besuch des Naturkundemuseums fuhren wir noch ins nahe gelegen Ruhpolding zum 1645 Meter hohen Rauschberg. Von hier oben hat man einen weiten Blick ins Umland in Richtung Chiemsee und in die Bayerischen und Tiroler Berge. Zurück ging es wieder recht beengt mit der Rauschbergbahn zur Talstation.
Gegen Abend kamen wir noch in den Genuss eines Unwetters mit Gewitter, starken Sturmböen und Starkregen. Obwohl zur Zeit des Unwetters die Sonne in Richtung Westen noch recht hoch am Himmel stand, war der wolkenverhangene Himmel nahezu rabenschwarz. Nach dem Unwetter sah man einen Sonnenuntergang und einen Dämmerungshimmel, wie ich es selten erlebt habe: Die Berge in Richtung Osten und die Wolken wurden in ein eigentümliches Licht aus orange-roten bis ockerfarbigen Tönen getaucht. Wunderschön und in Worten kaum zu beschreiben!
Wimbach- und Seisenbergklamm
Wenn man schon in den Alpen ist, darf ein Besuch der zahlreichen Klamm in dieser Region nicht fehlen. Deshalb war am vierten Tag zuerst die Wimbachklamm in Ramsau bei Berchtesgaden ein lohnenswertes Ziel. Von der Ausdehnung her gehört diese Klamm zu den kürzesten die wir je besuchten. Denn schon nach knapp 200 Metern befindet man sich wieder am Ausgang. Für die nächste Klamm fuhren wir direkt rein nach Österreich nach Weißbach bei Lofer im Salzburger Land. Schon im Jahre 2006 befanden wir uns dieser Gegend, konnten die Seisenbergklamm aufgrund Zeitmangels aber nicht besichtigen. Im Vergleich zur ersten Klamm ist diese abwechslungsreicher und mit mehr als 600 Metern Ausdehnung auch bedeutend länger. Besonders das letzte Stück, die so genannte Dunkelklamm, ist auch geologisch sehr interessant, mit zahlreichen, durch die Erosion des Wasser geschaffene, überhängenden Wänden aus Kalkstein. Für Kinder ist die Besichtung dieses Naturdenkmals ebenfalls ein Erlebnis: An verschiedenen Punkten vermittelt der „Klammgeist“ Wissenswertes über Natur und Umwelt.
Berchtesgaden
Bei bestem Wetter fuhren wir am fünften Tag direkt nach Berchtesgaden an den Königssee. Diesmal unternahmen wir allerdings keine Fahrt mit dem Boot, da wir die Route von unserem Aufenthalt 2006 schon kannten. So ging es mit der Seilbahn auf den 1874 Meter hohen Jenner. Zahlreiche Touristen befanden sich schon auf dem Berg, so dass auch der 20 minütige Wanderweg zum Gipfelkreuz recht überlaufen war. Wenigstens wurde man hier nicht wie sonst üblich, in die Kabine der Seilbahn hineingefercht. Die Jennerbahn besteht nämlich aus recht langsam fahrenden Zweierkabinen. So konnte man während der Fahrt ungestört auch mal einen Blick auf die Landschaft riskieren. Auf dem Gipfel angekommen, bietet sich eine sehr gute Rundumsicht mit Blick auf die östliche Wand des Watzmann, dem 1200 Meter tiefer gelegenen Königssee sowie auf Schönau und Berchtesgaden. Diekt am Königssee ist offenbar Massentourismus angesagt und offenkundig ein wichtiges Ziel für jeden japanischen und amerikanischen Tourist der die Alpen besucht. An der Promenade kann man in den zahlreichen Läden die verschiedensten ortstypischen Andenken käuflich erwerben. Gewundert habe ich mich aber über die recht astronomischen Preise bei den hier zahlreich anzutreffenden Mineralien- und Fossilienhändlern. So mussten einige recht hübsche Exemplare leider vor Ort bleiben.
Der letzte Tag
Nachdem wir am Vormittag abermals einen kurzen Abstecher in die Kreisstadt Rosenheim unternahmen, ging es am letzten Tag unseres Urlaubs direkt an den Chiemsee, mit einer etwas längeren Wanderung. Der drittgrößte See Deutschlands ist nach 5 Kilometern Fußmarsch von unserem Hotel aus gut zu erreichen. Wir besichtigten die Promenade und hoben uns eine Bootsfahrt zu den beiden Inseln für einen späteren Besuch auf. Nach einem kurzen Zwischenhalt in Bernau, überraschte uns auf dem Rückweg zum Hotel ein Gewitter, so dass wir unter Dachvorsprüngen Schutz suchen mussten und deshalb ziemlich durchgeweicht wurden.