Ein Besuch im Museum für Naturkunde in Berlin

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BrachiosaurusBereits zum 4. Mal besuch­te ich das Natur­kun­de­mu­se­um in Ber­lin, zuletzt am 23. Juli 2010. Beson­ders nach den umfang­rei­chen Umbau- und Reno­vie­rungs­ar­bei­ten und nach der Wie­der­eröff­nung im Jah­re 2007, war ich schon seit län­ge­rem gespannt, wie sich das Muse­um heut­zu­ta­ge prä­sen­tiert. Mit mehr als 30 Mil­lio­nen Objek­ten auf einer Flä­che von 6.600 m², ist es das größ­te Natur­kun­de­mu­se­um Deutsch­lands und gehört zu den fünf größ­ten der Welt. Auch für astro­no­misch inter­es­sier­te Besu­cher bie­tet das Muse­um sehr viel.

Mein Besuch hat sich nach all den Jah­ren wirk­lich gelohnt, denn das Muse­um hat end­lich sein mit­un­ter recht muf­fi­ges Ambi­en­te abge­legt und zeigt sich nun deut­lich moder­ni­siert in einem ganz neu­en Gewand. Zahl­rei­che mul­ti­me­dia­le Inhal­te wur­den in Form inter­ak­ti­ver Schau­ta­feln, Moni­to­ren, Ani­ma­tio­nen und Pro­jek­tio­nen instal­liert. Seit Mit­te Novem­ber 2006 wird auch der im 2. Welt­krieg zer­stör­te Ost­flü­gel des Gebäu­des wie­der auf­ge­baut und soll noch in die­sem Jahr eröff­net wer­den. Die Ein­tritts­prei­se sind mode­rat, schwan­ken aber je nach Gastausstellung. 

Museum für Naturkunde BerlinDas im Sti­le der fran­zö­si­schen Renais­sance und des Barock errich­te­te Gebäu­de in der Inva­li­den­stra­ße ist sehr ein­fach zu errei­chen. Am bes­ten fährt man vom Bahn­hof Fried­richs­stra­ße mit der U6 bis zur Hal­te­stel­le „Natur­kun­de­mu­se­um“. Danach sind es nur noch 2 Minu­ten Fuß­marsch, bis man vor den Ein­gangs­to­ren des Gebäu­des steht. Das Muse­um war an die­sem Tag ziem­lich voll (es sind schließ­lich Feri­en) und ist nach wie vor nicht kli­ma­ti­siert, so dass in eini­gen Aus­stel­lungs­räu­men – nach den hohen som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren der ver­gan­ge­nen Wochen – eine uner­träg­li­che Hit­ze und vor allem schlech­te Luft herrsch­te. Am erträg­lichs­ten war es dann noch im gro­ßen Licht­saal gleich hin­ter der Ein­gangs­hal­le, Wohn­ort für das größ­te frei­ste­hen­de Dino­saue­rier­ske­lett der Welt. Das Ske­lett des Bra­chi­o­sau­rus ist wirk­lich beein­dru­ckend und das zen­tra­le Ele­ment der Aus­stel­lung „Sau­ri­er­welt“ aus dem Ober­ju­ra. Es wur­de im Jahr 2005 neu auf­ge­baut und ist seit der Wie­der­eröff­nung des Muse­ums mit durch­streck­ten Vor­der­bei­nen und einem vom Boden ange­ho­be­nen Schwanz zu sehen. Neben die­sem mäch­ti­gen Sau­ro­po­den des Jura, ent­deckt man noch wei­te­re Dino­sau­ri­er, dar­un­ter Allosau­rus, Elaphro­sau­rus, Dic­raeo­sau­rus, Diplo­do­cus, Dys­a­lo­to­sau­rus und Ken­tro­sau­rus, sowie ver­schie­de­ne ande­re Fos­si­li­en, über­wie­gend aus dem Soln­ho­fe­ner Plat­ten­kalk. Dar­un­ter ist auch der gut erhal­te­ne Über­rest des berühm­ten Urvo­gels Archaeo­pte­ryx.

Der gro­ße Dino­sau­ri­er-Saal wird von bei­den Sei­ten durch die Mine­ra­li­en- und Fos­si­li­en­aus­stel­lung flan­kiert. Beson­ders fas­zi­niert war ich hier von den mehr 2 Mil­li­ar­den Jah­re alten Stroma­to­li­then aus dem Prä­kam­bri­um und von den zahl­rei­chen und beson­ders detail­rei­chen pflanz­li­chen Fos­si­li­en aus der Zeit des Kar­bons. Die mine­ra­lo­gi­sche Samm­lung ent­hält 1077 Mine­ra­li­en­ar­ten, dar­un­ter sind auch sehr sel­te­ne und wert­vol­le Exemplare.

Dicraeosaurus

Der Nächs­te Saal ist dem „Sys­tem Erde“ gewid­met. Wem der geo­lo­gi­sche Auf­bau der Erde, Plat­ten­tek­to­nik, Vul­ka­nis­mus oder Meteo­ri­ten­ein­schlä­ge inter­es­sie­ren, ist hier bes­tens auf­ge­ho­ben. Neben­an betritt man dann unser Son­nen­sys­tem. Hier kann man sich über alle acht Pla­ne­ten, die sogar als Modell dar­ge­stellt sind, und über die Geschich­te des Son­nen­sys­tems infor­mie­ren. Zeug­nis von der 4,6 Mil­li­ar­den Jah­re alten Geschich­te geben auch die zahl­rei­chen Stein- und Eisen­me­teo­ri­te, die neu­er­dings ent­lang der Trep­pe ange­ord­net sind. Hier wird auch ein Film zur Ent­ste­hung des Son­nen­sys­tems gezeigt und auf eine run­de Lein­wand an der Decke pro­ji­ziert, den sich der geneig­te Besu­cher auf beque­me Art und Wei­se anse­hen kann.

Ein wei­te­res High­light des Muse­ums ist sicher­lich die neue Aus­stel­lung „Evo­lu­ti­on in Akti­on“. Begeis­tert war ich hier von der zwölf Meter lan­gen und 4 Meter hohen „Bio­di­ver­si­täts­wand“, wo der Besu­cher ein­deu­tig mehr Zeit inves­tie­ren muss, um die kom­plet­te Viel­falt der in die­sem Schau­kas­ten aus­ge­stell­ten Tier­ar­ten zu erfas­sen. Aber auch die ande­ren Aus­stel­lun­gen, die die hei­mi­sche und exo­ti­sche Tier­welt und die Mensch­wer­dung zum The­ma haben, dür­fen bei einer Rund­tour durch das Muse­um nicht feh­len. Ein Hin­gu­cker sind vor allem die auf­wän­dig gestal­te­ten Tier­di­ora­men. Beson­ders inter­es­sant emp­fand ich dann noch die (am 25. Juli lei­der schon zu Ende gegan­ge­ne) Wan­der­aus­stel­lung mit dem Titel „Para­si­ten – Life Under­co­ver“ – Gru­sel­fak­tor natür­lich inklusive.

Ein klein wenig ent­täuscht war ich dann aber doch vom Muse­ums­la­den in der Ein­gangs­hal­le. Neben ziem­lich saf­ti­ger Prei­se wird hier über­wie­gend Andenken für ein jün­ge­res Publi­kum ange­bo­ten. Den obli­ga­to­ri­schen Ansteck­pin, Fos­si­li­en oder Mine­ra­li­en such­te ich hier ver­ge­bens. Für die­je­ni­gen, die das in den Aus­stel­lun­gen dar­ge­bo­te­ne wei­ter ver­tie­fen möch­ten, ist aber die recht umfang­rei­che Lite­ra­tur­samm­lung empfehlenswert.

Ein Besuch des Natur­kun­de­mu­se­ums ist auf jeden Fall ein tol­les Erleb­nis, auch für die gan­ze Fami­lie, vor allem aber bei schlech­tem Wet­ter. Man soll­te aber sehr viel Zeit mit­brin­gen, um auch die zahl­rei­chen Tafeln und mul­ti­me­dia­len Inhal­te inten­siv stu­die­ren zu können.

Das Ber­li­ner Natur­kun­de­mu­se­um ist Diens­tag bis Frei­tag von 9.30 bis 18. Uhr geöff­net. An Sams­ta­gen, Sonn- und Fei­er­ta­gen öff­net das Muse­um von 10.00 bis 18.00 Uhr. Letz­ter Ein­lass ist stets 30 Minu­ten vor Schließ­zeit. Mon­tags bleibt das Muse­um geschlossen.

Anschrift

Muse­um für Naturkunde
Leib­niz-Insti­tut für Evo­lu­ti­ons- und Biodiversitätsforschung
an der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Berlin
Inva­li­den­stra­ße 43
10115 Berlin

Tele­fon: +49 (0)30 2093–8591
Fax: +49 (0)30 2093–8561
E‑Mail: info@mfn-berlin.de
Inter­net: http://www.naturkundemuseum-berlin.de

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Ein Kommentar:

  1. Ich war noch nie in so einem Muse­um, ich glau­be ich muss es unbe­dingt nachholen.

    Was mir nach zwei Absät­zen auf­ge­fal­len ist: Abso­lut klas­se geschrieben!

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