Beobachtungszeit 15. Mai 2010, 23:00 Uhr MESZ
Im Norden
Blicken wir zu unser Standardbeobachtungszeit senkrecht nach oben in den Zenit, entdecken wir den Großen Bären, der im Volksmund auch als Großer Wagen bekannt ist. Er hat seine höchste Stellung gerade überschritten und wird im Laufe der Nacht langsam wieder herabsteigen. Die beiden hinteren Kastensterne fünfmal verlängert zeigen auf den Polarstern, der gleichzeitig der Deichselstern des Kleinen Bären ist. Sein Wagenkasten befindet sich nun fast in seiner höchsten Stellung über dem Nordhorizont. Auch das Sternbild Drache, das sich rechts um den Kleinen Bären herumschlängelt, steigt jetzt immer höher. Im Gegenzug durchläuft das Himmels‑W oder Kassiopeia gerade ihre untere Kulmination. Zwischen Polarstern, Drache und Kassiopeia befindet sich der Kepheus.
Dicht über dem Nordwest-Horizont kann noch der obere Teil des Perseus erkannt werden. Weiter westlich funkelt die gelbliche Kapella im Sternbild Fuhrmann. Oberhalb dieser beiden Sternbilder steht das unscheinbare Sternbild Giraffe. Dicht über dem Nordost-Horizont sind die schwachen Sterne der Eidechse jedoch kaum zu erkennen.
Im Osten
In Richtung Osten sind schon einige typische Sternbilder des nahenden Sommers aufgegangen. Genau im Osten und in mittlerer Höhe über dem Horizont erkennt man das Sternbild Herkules. Darüber funkelt das Halbrund der Nördlichen Krone und noch weiter höher das Sternbild Bärenhüter, mit dem hellen und auffälligen Hauptstern Arktur. Links vom Herkules befindet sich das Sternbild Drache.
In Richtung Nordosten kann man schon das Sommerdreieck, gebildet aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, erkennen. Der Hauptstern des Adlers ist aber gerade erst über dem Horizont erschienen und es bedarf einer sehr guten Horizontsicht, um ihn zu entdecken. Unterhalb des Herkules im Südosten ist nun auch der Schlangenträger mit dem Kopf und Hals der Schlange schon vollständig über dem Horizont erschienen.
Im Süden
Der Süden wird immer noch von einem Großteil der Frühlingssternbilder eingenommen, in dem sich auch die reichlichen Galaxienfelder des Frühlingshimmels befinden. Zum einen ist das die Jungfrau mit der hellen und weiß erscheinenden Spika, die jetzt gerade die höchste Stellung im Süden erreicht hat. Im westlichen Teil der Jungfrau steht auch der Ringplanet Saturn. Oberhalb der Jungfrau erkennt man den Bootes, mit dem hellen Stern Arktur und das eher unscheinbare Sternbild Haar der Berenike. Südlich der Deichsel des Großen Wagens stehen noch die unscheinbaren Jagdhunde.
Unterhalb der Jungfrau hat der westliche Teil der Wasserschlange, der Becher sowie der Rabe den Meridian schon längst überschritten. Dicht über dem Südost-Horizont erkennt man die Waage und den oberen Teil des Sternbilds Skorpion.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun auch die letzten Sterne des Winterhimmels. Prokyon im Kleinen Hund steht wahrscheinlich schon zu tief über dem Horizont, um ihn sicher zu erkennen. Rechts daneben befinden sich die Zwillinge mit den beiden Sternen Kastor und Pollux. Im Nordwesten sinkt nun auch das Sternbild Fuhrmann, mit der hellen Kapella immer tiefer. Bei guter Horizontsicht erkennt man noch den Abendstern Venus. Oberhalb von Zwillinge und Fuhrmann befindet sich der unauffällige Luchs, sowie der westliche Teil des Großen Bären.
In halber Höhe im Südwesten neigt sich der Löwe langsam seinem Untergang entgegen. Rechts darunter sind die Sterne des Krebses schon etwas schwieriger auszumachen. Zwischen diesen beiden Sternbildern gibt auch unser rötlicher Nachbar Mars seine Abschiedsvorstellung. Links unterhalb des Krebs, und nahezu parallel zum Horizont, erkennen wir den Kopf und Hals der Wasserschlange.
Der Mond
Am ersten Tag des Monats steht der abnehmende Mond nur 3 Grad östlich von Antares im Skorpion. Zwei Nächte später finden wir ihn dann im Sternbild Schütze. Am 9. Mai können wir ihn nur 6,5 Grad nordwestlich von Jupiter entdecken. Zum letzten Mal können wir die abnehmende Mondsichel am 11. oder 12. Mai kurz vor Sonnenaufgang über dem Nordosthorizont auffinden. Die Neumondphase ist schließlich am 14. Mai erreicht.
Am Abend des 15. Mai sehen wir die 44 Stunden alte Mondsichel zum ersten Mal über dem nordwestlichen Horizont. Am 16. Mai steht die Sichel dann in der Nähe der hellen Venus. der Mond wandert weiter durch die Sternbilder Zwillinge und Krebs und begegnet am 20. Mai unseren roten Nachbarplaneten Mars. Am darauffolgenden Abend steht der Mond südlich von Regulus im Löwen. In der Nacht vom 22. auf den 23. Mai finden wir ihn dann 8 Grad südlich von Saturn und am 25. Mai südlich von Spika in der Jungfrau. Drei Nächte später steht der nun wieder volle Mond wieder in der Nähe von Antares im Skorpion. Zum Monatsende hin erreicht der Mond abermals den Schützen und wird zum Objekt der zweiten Nachthälfte.
Die Planeten
Merkur entfernt sich rasch rückläufig von der Sonne und wird am 11. Mai stationär. Am 26. Mai erreicht er mit 25°08′ seine größte westliche Elongation von der Sonne. Trotzdem reicht es nicht für eine Morgensichtbarkeit, da die Ekliptik am Morgenhimmel relativ flach zum Horizont verläuft und Merkur sich in südlichen Bereichen der Ekliptik aufhält. Dadurch beträgt der Höhenvorsprung zur Sonne gerade einmal 7 Grad. Am Tag der Elongation geht Merkur um 4:21 Uhr Sommerzeit auf. 36 Minuten später erfolgt schließlich der Sonnenaufgang.
Venus ist in der Dämmerung als Abendstern sichtbar und gewinnt nur langsam an Höhe, da es immer später dunkel wird. Mit ‑3,9 mag Helligkeit ist sie aber ein auffälliges Gestirn am Abendhimmel. Ihr scheinbarer Winkeldurchmesser wächst leicht auf 13 Bogensekunden an und sie zeigt sich zu 86 Prozent beleuchtet. Sie hat Ende letzten Monat das Goldene Tor der Ekliptik passiert, das aus den beiden offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden im Stier gebildet wird. Am 4. Mai läuft sie nördlich an Aldebaran im Stier vorbei und steht am 28. Mai nur eine Vollmondbreite südöstlich von Epsilon Geminorum (3,1 mag). Am 16. Mai begegnen sich Venus und die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Gegen Mittag steht der Mond ungefähr ein halbes Grad südlich unseres Nachbarplaneten. Mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops kann man versuchen, Venus am Taghimmel aufzuspüren. Bis 21 Uhr Sommerzeit hat sich der gegenseitige Abstand der beiden Himmelskörper wieder auf 4 Grad vergrößert. Am 20. Mai wechselt Venus vom Sternbild Stier in die Zwillinge. Die Untergänge der Venus verspäten sich etwas im Laufe des Monats. Am 1. Mai geht der Planet um 23:03 Uhr Sommerzeit unter und am 31. Mai kurz vor Mitternacht.
Mars beschleunigt seine Rückläufigkeit und wechselt am 12. Mai vom Sternbild Krebs kommend in den Löwen. Er wird zusehends ein Objekt für die erste Nachthälfte und steht bei Einbruch der Dunkelheit im Westen. Seine Helligkeit geht von anfangs 0,7 mag weiter zurück und beträgt Ende des Monats 1,1 mag. Sein scheinbarer Winkeldurchmesser schrumpft ebenfalls von anfangs 7,5 auf nur noch 6 Bogensekunden. Unser roter Nachbarplanet geht Anfang des Monats um 3:20 Uhr unter. Am letzten Tag des Monats erfolgt sein Untergang bereits um 1:46 Uhr Sommerzeit.
Jupiter baut nur langsam seine Morgensichtbarkeit aus und wechselt am 3. Mai vom Sternbild Wassermann in die Fische. Er bewegt sich dabei auf den Planeten Uranus zu. Seine Helligkeit steigt leicht von ‑2,1 auf ‑2,3 mag. Sein Winkeldurchmesser steigt bis zum Ende des Monats ebenfalls auf 37,5 Bogensekunden. Am 1. Mai geht Jupiter um 4:21 Uhr auf. Am 31. Mai erfolgt sein Aufgang bereits um 2:33 Uhr Sommerzeit.
Saturn ist weiterhin am Abendhimmel sichtbar und bewegt sich zunächst rückläufig durch das Sternbild Jungfrau. Am 31. Mai kommt er zum Stillstand und bewegt sich anschließend wieder rechtläufig durch das Sternbild. Damit endet auch die Oppositionsperiode. Der Öffnungswinkel seines 42 Bogenminuten großen Rings verringert sich weiterhin auf nur noch 1,7 Grad. Der Ringplanet geht im Laufe des Monats immer früher unter. Am ersten Tag des Monats sinkt er um 4:46 Uhr Sommerzeit und am letzten Tag des Monats zwei Stunden früher unter die Horizontlinie.
Uranus bewegt sich rechtläufig durch das Sternbild Fische und wird in der letzten Maiwoche tief im Osten am Morgenhimmel sichtbar. Der heranrückende Jupiter kann hier sehr gut als Aufsuchhilfe dienen. Am 31. Mai steht Uranus nur noch 1 Grad östlich des Riesenplaneten. Im Fernrohr erscheint der 5,9 mag helle Planet als 3,4 Bogensekunden großes Scheibchen. Am 25. Mai geht Uranus um 2:55 Uhr auf. Ende des Monats erfolgt sein Aufgang um 2:32 Uhr Sommerzeit.
Neptun bewegt sich weiter rechtläufig durch den Wassermann und wird Anfang Juni stationär. Leider befindet er sich am Morgenhimmel nach wie vor recht niedrig über dem südöstlichen Horizont. Gegen Monatsende kann man aber versuchen, nach dem 7,9 mag hellen und 2,5 Bogensekunden großen Planeten Ausschau zu halten. Ende des Monats geht Neptun um 1:36 Uhr Sommerzeit auf und erreicht um 6:34 Uhr seine höchste Stellung im Süden.
Der 14 mag helle Zwergplanet (134340) Pluto hält sich im nördlichen Randgebiet des Sternbilds Schütze auf. Aufgrund seiner Helligkeit ist er aber ein Objekt für größere Teleskope und kulminiert Mitte Mai gegen 4 Uhr Sommerzeit nur 20 Grad über dem Südhorizont.
Helle Kometen und Planetoiden
Komet C/2009 K5 (McNaught) ist zirkumpolar und wandert weiter in Richtung Norden durch den Kepheus. Ende des Monats erreicht er schließlich das Sternbild Giraffe. Durch seine Helligkeit ist er immer noch ein Objekt für kleinere Instrumente. Im Verlauf des Mai geht diese aber wieder etwas zurück und sollte gegen Ende des Monats nur noch 9,5 mag betragen.
Komet C/2009 R1 (McNaught) wird Anfang Juli sein Perihel durchlaufen und erreicht eine Helligkeit zwischen 4 bis 5 mag. Nach aktuellen Helligkeitsschätzungen könnte der Schweifstern sogar noch etwas heller werden. Allerdings sind die Sichtbarkeitsbedingungen über dem Nordost-Horizont recht ungünstig, da er sich nie sehr weit von der Sonne entfernen wird. Im Mai taucht er aber am Morgenhimmel auf und steigert seine Helligkeit bis auf 8 Magnituden zum Monatsende. Damit wird er zum Objekt für lichtstarke Ferngläser. Er wandert in dieser Zeit recht schnell vom Pegasus kommend durch das Sternbild Andromeda.
Der kurzperiodische Komet 10P/Tempel ist am Morgenhimmel sichtbar und wandert vom Steinbock kommend in den Wassermann. Mitte Juni wird der Komet wahrscheinlich heller als als 10 mag und ist dann in kleineren Instrumenten zu beobachten.
Die Helligkeit des kurzperiodischen Kometen 81P/Wild geht im Mai weiter zurück und sinkt dann unter die 10. Größenklasse. Er hält sich immer noch im Sternbild Jungfrau auf und ist die ganze Nacht über sichtbar.
Der Zwergplanet (1) Ceres bewegt sich rückläufig durch den Schützen und steht Mitte des kommenden Monats in Opposition zur Sonne. Die Helligkeit steigt von anfangs 8,1 auf 7,5 mag an. Ab der zweiten Monatshälfte wandert der Zwergplanet an 11 Sgr (5,0 mag) vorbei und hält auf den Lagunennebel M 8 im Schützen zu, den der Himmelskörper Ende Mai schließlich erreicht. Am 1. des Monats kulminiert Ceres um 4:49 Uhr und am 31. Mai bereits um 2:38 Uhr Sommerzeit.
(2) Pallas kommt am 4. Mai im Sternbild Nördliche Krone in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 8,7 mag. Damit ist der Kleinplanet schon in einem lichtstarken Fernglas sichtbar. Ende des Monats ist seine Helligkeit wieder auf 9,0 mag zurückgegangen. Aufgrund seiner stark elliptischen Bahn erreichte Pallas bereits am 20. April die Erdnähe. Am Oppositionstag geht Pallas um 17:23 Uhr auf, kulminiert um 1:53 im Süden und geht um 10:18 Uhr Sommerzeit wieder unter. Ende des Monats steht Pallas bereits um 23:41 Uhr im Süden.
Die immer noch recht helle (4) Vesta bewegt sich weiter rechtläufig durch den Löwen und kann in einem Fernglas oder kleinen Teleskop bei Einbruch der Dunkelheit aufgespürt werden. Die Helligkeit geht leicht von 7,3 auf 7,7 mag zurück. Im letzten Maidrittel passiert der Planetoid abermals Gamma Leonis, in einem südlichen Abstand von 1,5 Grad. Vesta versinkt am 1. Mai um 4:27 Uhr unter die Horizontlinie und am 31. Mai bereits um 2:35 Uhr Sommerzeit.
(12) Victoria kommt am 11. Mai im Sternbild Waage in Opposition zur Sonne und erreicht eine maximale Helligkeit von 9,1 mag. Ende Mai ist die Helligkeit wieder auf 9,6 mag zurückgegangen. Am Oppositionstag geht Victoria um 20:41 Uhr auf und erreicht gegen 1 Uhr ihre höchste Stellung im Süden. Schließlich versinkt der Planetoid um 5:20 Uhr wieder unter die Horizontlinie. Ende Mai erfolgt der Meridiandurchgang bereits um 23:22 Uhr Sommerzeit.
(15) Eunomia wandert durch den Schützen und wird Mitte Mai wieder heller als 10 mag. Die Helligkeit beträgt zum Ende des Monats schließlich 9,6 mag. Die beste Zeit den Planetoiden zu beobachten ist die Zeit um seine Kulmination, da sich der Eunomia weit südlich des Himmelsäquators aufhält. Anfang Mai kulminiert Eunomia demnach um 5:25 Uhr und Ende Mai bereits um 3:20 Uhr Sommerzeit.
(40) Harmonia kommt am 28. Mai im Grenzgebiet der Sternbilder Schlangenträger und Skorpion in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,6 mag. Zu Beginn des Monats ist der Planetoid nur 10,4 mag hell. Am Oppositionstag geht Harmonia um 20:37 Uhr auf, kulminiert um 1:07 Uhr und geht morgens um 5:32 Uhr Sommerzeit wieder unter.
(129) Antigone bewegt sich durch das Sternbild Schlangenträger. Die Helligkeit steigt von anfangs 10,3 bis auf 9,9 mag. Der Planetoid kulminiert am ersten Tag des Monats um 3:38 Uhr und am letzten Tag bereits um 1:23 Uhr Sommerzeit.
(532) Herculina wandert weiter durch den Löwen. Die Helligkeit des Asteroiden geht von anfangs 9,5 auf 10 mag zum Monatsende hin wieder zurück. Anfang des Monats versinkt Herculina um 7:06 Uhr unter die Horizontlinie und Ende Mai bereits um 4:40 Uhr Sommerzeit.
Meteorströme
Anfang Mai bis zum Ende des Monats sind die Eta-Aquariden sichtbar. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai erreicht der Meteorstrom sein breites Maximum. Dabei sind unter optimalen Bedingungen rund 60 Meteore pro Stunde zu erwarten. Leider steigt der Radiant bei uns erst kurz vor Beginn der Morgendämmerung über dem Horizont. Auch stört der abnehmende Mond die Beobachtung. Durch den niedrigen Radiantenstand zeigen die Meteore, die mit 65 km/s in die Erdatmosphäre eindringen, sehr lange Leuchtspuren. Eine südliche Position, z.B. in den Tropen, ist für die erfolgreiche Beobachtung dieses Stroms aber unabdingbar. Der Ursprungskörper der Mai-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley!
Vom 3. bis 12. Mai sind die Eta-Lyriden sichtbar, deren Radiant sich rund 8° nordöstlich von Wega befindet. Damit steht der Radiant die ganze Nacht über dem Horizont und nach Mitternacht hoch am Himmel. Das schwach ausgeprägte Maximum wird für den 9. Mai erwartet. Dann sind rund 3 Meteore pro Stunde sichtbar, die mit einer Geschwindigkeit von 44 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Als Mutterkörper der Eta-Lyriden gilt der Komet C/1983 H1 IRAS-Araki-Alcock, der im Mai 1983 an der Erde vorbeizog.