C/2009 R1 McNaught – Heller Komet am Sommerhimmel

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Ab Mit­te Mai bis Ende Juni könn­te es für Stern­freun­de und Kome­ten­be­ob­ach­ter sehr span­nend wer­den: In die­ser Zeit wird der Komet C/2009 R1 McN­aught für uns Mit­tel­eu­ro­pä­er in gerin­ger Höhe von Ost nach West über dem Nord­him­mel zie­hen und im letz­ten Juni­drit­tel – vor­aus­ge­setzt der Schweif­stern behält sei­ne der­zei­ti­ge Hel­lig­keits­ent­wick­lung bei – eine respek­ta­ble Hel­lig­keit von mehr als 3 Magni­tu­den errei­chen und dann sogar für das blo­ße Auge sicht­bar wer­den. Trotz sei­ner Hel­lig­keit wird er im gesam­ten Sicht­bar­keits­zeit­raum lei­der kein ein­fa­ches Objekt, da er nur einen sehr gerin­gen Abstand von maxi­mal 15 bis 20 Grad zum Hori­zont errei­chen wird. Ein wei­te­rer stö­ren­der Fak­tor sind die „wei­ßen Näch­te“ um die Som­mer­son­nen­wen­de, die beson­ders im Nor­den Deutsch­lands die Beob­ach­tung des Schweif­sterns nach­hal­tig behin­dern. Auch Beob­ach­ter in Süd­deutsch­land haben Schwie­rig­kei­ten, weil sich der Komet dann näher zum Hori­zont befin­det. Des­halb wird McN­aught für unge­üb­te Beob­ach­ter wohl eher ein Kan­di­dat für den Feld­ste­cher sein. 

Scheinbare Bahn am Himmel

Schein­ba­re Bahn von C/2009 R1 McN­aught am Him­mel im Sicht­bar­keits­zeit­raum von Anfang Mai bis Ende Juni (erstellt mit Sky­Map Pro 10)

Bahn

C/2009 R1 McN­aught wur­de am 9. Sep­tem­ber 2009 von Robert H. McN­aught im Zuge einer auto­ma­ti­schen Durch­mus­te­rung mit dem 0,5 Meter Upp­sa­la Schmidt-Tele­skop am Siding-Spring-Obser­va­to­ri­um in Aus­tra­li­en ent­deckt. Der Komet zeig­te sich hier auf fünf Auf­nah­men als Objekt der 17. Grö­ßen­klas­se. Gleich­zei­tig war es McN­aughts 51. Kome­ten­ent­de­ckung. Nur einen Tag spä­ter berech­ne­te Bri­an G. Mars­den die ers­te para­bo­li­sche Bahn. Dem­nach durch­läuft der Komet am 2. Juli 2010 sein Peri­hel in nur 60,6 Mil­lio­nen Kilo­me­ter oder 0,4 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten (AE) Abstand zur Son­ne – was unge­fähr der Ent­fer­nung Mer­kur-Son­ne ent­spricht. Sei­ne Erd­nä­he wird der Komet am 15. Juni 2010 mit 169,8 Mil­lio­nen Kilo­me­ter oder 1,13 AE Abstand erreichen.
Nach sei­ner Ent­de­ckung wur­de der Komet noch auf wei­te­ren Bil­dern iden­ti­fi­ziert, die im Juli und August 2009 auf­ge­nom­men wur­den, so dass sei­ne Bahn­ele­men­te wei­ter ver­bes­sert wer­den konn­ten. Schließ­lich ergab sich ein hyper­bo­li­scher Orbit um die Son­ne, mit einer Exzen­tri­zi­tät von 1,000334 und einer Bahn­nei­gung von 77 Grad zur Eklip­tik. Somit wird sein ers­ter Besuch im inne­ren Son­nen­sys­tem wohl auch sein letz­ter sein und der Komet für immer in die Wei­ten des Welt­raums verschwinden.

Sichtbarkeit

Der Komet ist von Anfang Mai bis Mit­te August 2010 hel­ler als 10 mag. Im Mai und Juni fin­den wir den Schweif­stern am Mor­gen­him­mel vor. Aller­dings wird in die­ser Zeit sein Win­kel­ab­stand zur Son­ne immer wei­ter abneh­men, so dass McN­aught von 2 bis 3 Uhr Mit­tel­eu­ro­päi­scher Som­mer­zeit nur recht nied­rig über dem nord­öst­li­chen Hori­zont ste­hen wird. Anfang Juni wird er für Beob­ach­ter unse­rer Brei­ten sogar ein zir­kum­po­la­res Objekt und ist dann theo­re­tisch die gan­ze Nacht über sicht­bar. Anfang Juli, wenn er sei­ne größ­te Hel­lig­keit erreicht, ver­schwin­det er schließ­lich für Bewoh­ner der nörd­li­chen Hemi­sphä­re im Stern­bild Zwil­lin­ge außer Sicht.

Höhe und Azimut

Hori­zont­hö­he des Kome­ten um 2:30 Uhr MESZ (erstellt mit SAW von And­re Wulff) 

Die ers­te güns­ti­ge Sicht­bar­keits­pe­ri­ode beginnt schon ab 11. Mai am Mor­gen­him­mel, rund 2 Stun­den vor Son­nen­auf­gang. Der Komet steht dann gut 15 Grad über dem Ost­ho­ri­zont. In die­ser Zeit wird er im Stern­bild Pega­sus auch die 10. Grö­ßen­klas­se über­schrei­tet und schnell hel­ler wer­dend, sich in nord­öst­li­che Rich­tung wei­ter­be­we­gen. Bis zum 25. Mai wird auch unser Erd­tra­bant die Beob­ach­tung nicht wei­ter stö­ren, so dass McN­aught in klei­nen Tele­sko­pen auf­ge­spürt wer­den kann. Im letz­ten Monats­drit­tel durch­läuft der Komet – dann schon 8 Magni­tu­den hell und rela­tiv ein­fach in Fern­glä­sern sicht­bar – den nörd­li­chen Bereich der Fische und wird am letz­ten Tag des Monats die Gren­ze zur Andro­me­da über­schrei­ten. Aller­dings macht sich nun immer mehr der zuneh­men­de Mond stö­rend bemerkbar.
Der Schweif­stern bewegt sich Anfang Juni wei­ter durch die Andro­me­da, läuft am 5. Juni am offe­nen Stern­hau­fen NGC 752 vor­bei und begeg­net nur zwei Tage spä­ter den 2,13 mag hel­len Stern Almak (Gam­ma Andro­me­dae). Schließ­lich pas­siert er am 8. Juni die hüb­sche edge-on Gala­xie NGC 891.

Lichtkurve

Pro­gnos­ti­zier­te schein­ba­re Hel­lig­keit des Kome­ten nach aktu­el­len Beob­ach­tun­gen (erstellt mit SAW von And­re Wulff)

Eine wei­te­re güns­ti­ge Sicht­bar­keits­pe­ri­ode ohne Mond beginnt ab 10. Juni in den Stun­den nach Mit­ter­nacht. In jener Nacht wan­dert der Komet auch am offe­nen Stern­hau­fen Mes­sier 34 im Stern­bild Per­seus vor­bei. Nun über­schrei­tet der Komet wahr­schein­lich die 5. Grö­ßen­klas­se, wird zum beein­dru­cken­den Feld­ste­cher­ob­jekt und kann die gan­ze Nacht hin­durch über dem nord­öst­li­chen Hori­zont beob­ach­tet wer­den. Am 14. Juni befin­det er sich dann süd­lich des 1,8 mag hel­len Sterns Mir­fak (Alpha Pers­ei) und in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni süd­lich von Del­ta Pers­ei (3,0 mag). Zwi­schen dem 21. und 22. Juni läuft der nun rund 3,5 Grö­ßen­klas­sen hel­le Schweif­stern nörd­lich von Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann (Alpha Auri­gae, 0,0 mag) vorbei.

In der letz­ten Juni­wo­che geht die Sicht­bar­keits­pe­ri­ode von Komet C/2009 R1 McN­aught schon wie­der zu Ende, weil der zuneh­men­de Mond, die immer gerin­ge­re Hori­zont­hö­he, der wei­ter schrump­fen­de Win­kel­ab­stand zur Son­ne und die hel­len Näch­te eine wei­te­re Beob­ach­tung des Kome­ten wohl unmög­lich machen.

Um für die Beob­ach­tung des Kome­ten vor­be­rei­tet zu sein, kann ein von mir selbst gestal­te­tes Info­blatt mit Eph­eme­ri­de und Auf­such­kar­ten als PDF-Datei (2,1 MB) kos­ten­los her­un­ter­ge­la­den werden: 

Komet C/2009 R1 McN­aught – Info­blatt (2,1 MiB, 2.696 hits)

Eine tages­ak­tu­el­le Eph­eme­ri­de mit opti­ma­len Beob­ach­tungs­zei­ten gibt es hier auf mei­ner Homepage.

Quel­len und wei­ter­füh­ren­de Links:

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

4 Kommentare:

  1. Hal­lo Andre­as, Dan­ke für die­sen aus­führ­li­chen Bei­trag und ins­be­son­de­re für das Info­blatt. Hat mir sehr gehol­fen bei mei­nen Sich­tun­gen des Kome­ten am Wochen­en­de! Habe in mei­nem Blog (http://www.kosmologs.de/kosmo/blog/himmelslichter/sonnensystem/2010–06-06/komet-mcnaught-ist-sichtbar) ein Foto gepos­tet! VG, Jan

  2. Herz­li­chen Glück­wunsch Jan zur erfolgreichen
    Kometensichtung.

    Eine ers­te Sich­tung lässt sich bei mir lei­der noch auf sich war­ten, Dank diver­ser beruf­li­cher Ver­pflich­tun­gen. Aber ich hof­fe, dass ich den Kome­ten in den nächs­ten 3 Wochen noch erwi­schen wer­de. Wenn nicht, gibts die­ses Jahr noch 103P/Hartley zu bestau­nen, der dann weit­aus güns­ti­ger zu beob­ach­ten ist.

  3. Hal­lo Andreas,
    auch ich kann von einen Beob­ach­tungs­er­folg berich­ten. Nach­dem ich R1 schon Sonn­abend früh (5.6.10 1:45 Uhr, unchrist­li­che Zeit)beobachten konn­te, ist es mir vor­ges­tern noch­mal gelun­gen (auf­zu­ste­hen);-). Bei­de male war der Komet gut zu sehen lei­der ohne Struk­tu­ren und Schweif. Dafür war es jedes mal zu duns­tig am Horizont.
    Ich werd es bei der nächs­ten Wol­ken­lü­cke auf jeden Fall noch­mal ver­su­chen um end­lich wie­der einen Kome­ten mit Schweif zu sehen!
    Grü­ße aus der Südkurve
    Uwe

  4. Heu­te früh (ca. 2 Uhr) konn­te ich ihn vom Küchen­fens­ter aus eben­falls in Augen­schein neh­men. Durch den auf­ge­hell­ten Him­mel im NO war der Komet im 10x50 Fern­glas lei­der kein ein­fa­ches Objekt, aber trotz­dem direkt und ein­deu­tig als ova­ler Licht­fleck 5. bis 6. Grö­ßen­klas­se sichtbar.

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