(4) Vesta könnte in ihrer diesjährigen Oppositionsperiode für das bloße Auge sichtbar werden. Vorausgesetzt natürlich, dass es die Bedingungen am Beobachtungsort zulassen und eine dunkle, mondlose und transparente Nacht vorherrscht. Auch wenn man nicht mit einem dunklen Himmel gesegnet ist, wird Vesta zumindest in jedem kleineren Fernglas ein auffälliges Objekt. Die scheinbare Bahn des Himmelskörpers verläuft dabei in der westlichen Hälfte des Sternbilds Löwe, das Mitte Februar gegen Mitternacht seine höchste Stellung im Süden erreicht. Vesta wird zur Opposition, in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 2010, rund 6,1 mag hell werden. Zwei Jahre zuvor, im Mai und Juni 2007, erreichte der Asteroid sogar 5,4 mag Helligkeit!
Vesta ist mit 530 km Durchmesser, nach (1) Ceres und (2) Pallas, das drittgrößte Objekt im Asteroidengürtel, der sich zwischen den Planeten Mars und Jupiter befindet. Entdeckt wurde der Asteroid am 29. März 1807 vom deutschen Amateurastronomen Heinrich Olbers (1758 – 1840) an der Sternwarte Lilienthal bei Bremen, der zuvor schon den Asteroiden Pallas entdeckt hat. Er erwähnte die Entdeckung in einem Brief an Johann H. Schröter am 31. März des gleichen Jahres. Olbers übertrug das Recht der Benennung aber auf den Mathematiker Carl Friedrich Gauß, der entscheidende Beiträge zur Bahnbestimmung von Himmelskörpern geleistet hat. Gauß benannte den Asteroiden schließlich nach der römischen Göttin von Heim und Herd.
Die Form von Vesta entspricht der einer Kartoffel, mit einem Durchmesser von 580 x 560 x 460 Kilometer. Durch ihre unregelmäßige Gestalt wurde Vesta nicht als Zwergplanet klassifiziert. Die Masse des Asteroiden beträgt 2,71 x 10^20 kg, die mittlere Dichte 3,7 g/cm³ und die Rotationsperiode 5,342 Stunden. Der Himmelskörper besitzt im Vergleich zu anderen Asteroiden des Hauptgürtels eine helle Oberfläche mit einem Albedo von 0,423, was einem Rückstrahlungsvermögen von rund 42% entspricht. Gleichzeitig bewegt sich der Asteroid entlang des inneren Randes des Planetoidengürtels und kommt deshalb – bei günstigen Oppositionen – der Erde bis auf 1,14 Astronomische Einheiten (1 AE = 149,6 Mio. km) nahe. Im Gegensatz dazu besitzt der Zwergplanet Ceres zwar annähernd die doppelte Größe von Vesta, ist aber weitaus dunkler und reflektiert nur 9% des eintreffenden Sonnenlichts – gepaart mit einer größeren Bahnhalbachse von 2,77 AE (Vesta 2,36 AE). So ist es auch kein Wunder, dass Vesta der hellste Asteroid am Nachthimmel ist.
Radarmessungen mit Radioteleskopen und Fotos des Hubble Weltraumteleskops (HST) offenbaren einen großen Krater in der Nähe des Südpols, der einen Durchmesser von 460 km besitzt und somit 80% der Größe des Asteroiden erreicht. Vor rund einer Milliarde Jahre hat hier ein gewaltiger Einschlag eines massereichen Körpers ein Teil der Kruste weggesprengt, so dass heute noch zahlreiche Meteoriten auf die Erde niedergehen. Sie bilden eine eigene seltene Untergruppe der Achondrite (Howardit‑, Eukrit‑, Diogenit-Gruppe), besitzen ein ähnliches Spektrum wie Vesta und stammen deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit von diesem.
Vesta steht nach wie vor im Mittelpunkt der Forschung und soll im August 2011 von der NASA Raumsonde Dawn (gestartet am 27. September 2007) besucht werden. Die Sonde soll in eine Umlaufbahn um den Himmelskörper einschwenken und den Asteroiden neun Monate lang näher untersuchen. Danach fliegt die Raumsonde, die durch ein Ionentriebwerk angetrieben wird, weiter zum Zwergplaneten Ceres.
Am 16. Februar 2010 ist Vesta besonders leicht aufzufinden, wenn sie nur 12 Bogenminuten südlich vom 2,3 mag hellen Doppelsterns Gamma Leonis steht. Deshalb kann dieser Stern sehr gut als Aufsuchhilfe dienen. Vesta wandert dann in nordwestlicher Richtung weiter und steht am 18. Februar nur 20 Bogenminuten westlich dieses Sterns. Mit Hilfe eines Fernglases kann dann Nacht für Nacht die Wanderung des Himmelskörpers vor dem Sternenhintergrund verfolgt werden, besonders mit Gamma Leonis als Bezugspunkt.
Hat man Vesta im Fernglas aufgespürt kann man anschließend versuchen, ihn auch mit bloßem Auge zu sichten. Vom 16. bis 18. Februar ist es aufgrund der Nähe zu Gamma Leonis noch recht schwierig. Danach hat man aber bis zum 22. Februar Zeit, bis sich der zunehmende Mond störend bemerkbar macht. Auch fotografisch lohnt es sich, die Eigenbewegung von Vesta zu verfolgen, entweder mit feststehender analoger bzw. digitaler Kamera oder direkt durch ein Teleskop.
Planetoid (4) Vesta – Infoblatt 2010 (579,4 KiB, 1.527 hits)
Danke für den Beitrag und insbesondere für das Infoblatt! Habe heute ebenfalls zum Thema gebloggt… Dann bleibt nur zu hoffen, dass wir auch was zu sehen kriegen – momentan bin ich da eher pessimistisch!
Kein Problem. Zur Zeit stehe ich ebenfalls ziemlich auf dem Schlauch was meine astronomischen Aktivitäten angeht, Dank des immer schlechten Wetters.