Der aus Sabrodt (Landkreis Oder-Spree) stammende berühmte deutsche Australienforscher und Entdecker Ludwig Leichhardt, beobachtete während seiner ersten Durchquerung Australiens in der Weihnachtszeit 1844 einen Kometen, den er auch in seinem Reisetagebuch erwähnte. Lange blieb rätselhaft, welchen Kometen er da beschrieb.
Leichhardt hat viele seiner Entdeckungen nach Örtlichkeiten oder Begebenheiten benannt. Noch heute zeugt der Name „Comet River“ (damals von Leichhardt als „Comet Creek“ bezeichnet) im australischen Bundesstaat Queensland von seiner Beobachtung und Beschreibung eines Kometen, am 23. Dezember 1844 an seinem Lagerplatz in den Christmas Range.
Dezember 23. – Während der Nacht hatten wir ein schreckliches Gewitter gegen Süd mit heftigem Regen, der bis nach Mitternacht anhielt und dem ein Orkan aus Ost folgte. Wir beobachteten einen merkwürdigen Meteor von schöner bläulicher Farbe, beinahe parallel mit den Gewitterwolken schwebend.
Quelle: Ludwig Leichhardt: Die erste Durchquerung Australiens: 1844 – 1846
Nun las ich gestern in einem Artikel in der Lausitzer Rundschau (LR), dass Leichhardt – Forscher Bernd Marx aus Boblitz vermutlich weiß, welchen Kometen der deutsche Entdecker vor genau 165 Jahren beobachtet hat. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den kurzperiodischen Kometen 54P/de Vico-Swift-NEAT, der heutzutage eine Umlaufzeit von 7,3 Jahren besitzt. Ausschlaggebend war auch ein Hinweis des bekannten Astronomen, Buchautor und langjährigen Direktors der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow, Prof. Dr. Dieter B. Herrmann.
Der Komet wurde am 23. August 1844 vom Francesco de Vico in Rom entdeckt und galt nach seiner letzten Sichtung am Silvestertag des Jahres 1844 als verschollen, bis er am 21. November 1894 von Edward D. Swift in Kalifornien wiederentdeckt wurde. Nach seinem Perihel ging dieser erneut verloren bis Brian Marsden 1963, aufgrund zurückliegender Beobachtungen von 1844 und 1894, eine Bahn berechnete, die seine Wiederkehr für das Jahr 1965 vorhersagte. Am 30. Juni 1965 fand ihn schließlich Arnold Klemola aus Argentinien als 17 mag helles Objekt.
Bei seinem Umlauf um die Sonne kommt 54P/de Vico-Swift-NEAT, neben einigen anderen Kometen unseres Sonnensystems, den Planeten Jupiter recht nahe, so dass seine Bahn, durch gravitative Kräfte des Planeten, nachhaltig gestört wird. Gleichzeitig verringerte der Komet seine Staubentwicklung und damit auch seine absolute Helligkeit im letzten Jahrhundert deutlich. Die Folge war, dass der Schweifstern bei seinen anschließenden Perihelpassagen nicht mehr aufgefunden werden konnte und somit verloren ging. Seit 1995 galt er deshalb abermals als verschollen.
Am 11. Oktober 2002 wurde der Komet als 2002 T4 (P/NEAT) vom Suchprogramm für erdnahe Asteroiden NEAT gefunden und am 17. August diesen Jahres, als 19 mag helles Objekt, fotografisch wiederentdeckt. Schließlich durchlief er sein Perihel am 28. November 2009, in einer Entfernung von 2,14 AE oder 320 Millionen Kilometer von der Sonne. Mit einer maximalen Helligkeit von 16,5 mag, ist der Komet für Hobbyastronomen aber kein interessantes Objekt mehr – im Vergleich zu Leichhardts beeindruckender Sichtung im Dezember 1844. 🙂
Allerdings gab es im Dezember 1844 auch einen weiteren, weitaus eindrucksvolleren Kometen, der sogar von der Südhalbkugel aus sichtbar war: Nämlich den Großen Kometen von 1844 (C/1844 Y1, 1844 III).
Er wurde am 16. Dezember 1844 entdeckt, erreichte eine Helligkeit von ‑1,0 mag und besaß einen mehr als 10 Grad langen Schweif. Ende Dezember 1844 befand sich der Komet aber nur wenige Grad über dem südwestlichen Horizont und verschwand noch in der Abenddämmerung (Quelle: Cometography: A Catalog of Comets, Band 2, by Gary W. Kronk).
Weiterführende Links:
IAU Minor Planet Center – 54P
Kronk’s Cometography – 54P
Seiichi Yoshida’s Comet Catalog – 54P
BAA Comet Section – Periodic Comets
Ludwig Leichhardt – Naturwissenschaftlicher Verein der Niederlausitz
Ludwig Leichhardt Museum
ein schöner Komet