Weil der letzte Mittwoch Abend vom Wetter her nahezu ideal war, ließ ich Stargate Atlantis ausnahmsweise mal sausen und fuhr nur mit meiner Canon EOS 1000D DSLR bepackt raus, um mal wieder Leuchtende Nachtwolken zu fotografieren. Auch in den letzten Tagen waren sie stets auffällig am Himmel präsent, wenn das Wetter mal mitspielte. Meistens hatte ich aber keine Zeit, sie zu beobachten. Und nun wollte ich sie abermals mit der Kamera erwischen.
An unserem Beobachtungsstandort in Radensdorf angekommen bemerkte ich, dass ich irgendetwas vergessen hatte. Richtig, mein Mückenspray lag zu Hause irgendwo noch rum. Dabei ist es zur Zeit überlebenswichtig, wenn man in der Nacht beobachtet. Und so kam es wie es kommen musste: Schon nach kurzer Zeit war es einfach unerträglich. Die Mücken entwickelten sich mehr und mehr zur Plage! Ich hatte sogar Schwierigkeiten, meine Kamera an einem Stern scharf zu stellen, weil mich ständig die Mücken piesackten. So flüchtete ich zurück ins Auto und spielte mit dem Gedanken, noch einmal an die Tanke zu fahren, um mir ein bisschen Autan zu besorgen. 😀
Just in diesem Moment kam ein junger Fahrradfahrer vorbei, der interessiert mein Auto musterte und an der Fahrerseite anhielt. Er fragte mich, ob ich derjenige bin, der vor drei Jahren mit meinem Kumpel an der selben Stelle die Sterne beobachtete. Er wusste sogar noch, dass Uwe Eisenbahner sei. Na so ein Zufall, dass ausgerechnet er an diesem Abend vorbei kam. Leider hatte ich an diesem Abend mein Teleskop nicht mit, weil der Mond schon gegen 23:45 Uhr aufgehen sollte. Inzwischen kannte ich auch seinen Namen: Mathias aus dem Nachbardorf Briesensee. Er versprach mir sogleich, noch einmal wiederzukommen und Mückenspray mitzubringen.
So vertrieb ich mir die Zeit mit dem Programm Astromist und schaute nach, wann die ISS über unserem Standort erscheinen würde. Gegen 23:08 Uhr sollte sie demnach im Westen auftauchen und in einer Höhe von 76° durch das Sommerdreieck ziehen. Inzwischen erschienen auch die ersten Leuchtenden Nachtwolken im Norden.
Nach einer Zeit unerträglichen Wartens und Fluchends, wegen dieser summenden und stechenden Plagegeister, kam auch Mathias auf einem Moped angefahren zurück. Seine Freundin und eine Dose Autan hatte er mit im Gepäck. Ich erklärte den Beiden anschließend, was NLCs eigentlich sind, wie sie entstehen und warum man sie überwiegend in den heißen Sommermonaten beobachten kann. Außerdem sollte später die ISS über dem Westhorizont erscheinen, die die Beiden noch nie zu Gesicht bekommen haben. Schließlich kamen wir auch auf die Windräder am Nordhorizont zu sprechen: Er fragte mich, ob ich das Blinken und die Lichter am Mast nicht als störend empfinde, was ich zum Teil bejahen musste. Aber ich meinte daraufhin, dass wir sowieso überwiegend in südlicher, östlicher oder in westlicher Richtung beobachten, wo die WKA nicht so ins Gewicht fallen und glücklicherweise außerhalb unseres Blickfeldes sind. Er meinte daraufhin, dass die meisten Dorfbewohner ebenfalls nicht gerade begeistert von den Windrädern seien, obwohl am letzten Wochenende ein Windradfest zu Ehren dieser Dinger stattfand – wo der Investor dem Dorf sogar eine nagelneue Bank spendierte.
Ich schoss einige Bilder im RAW Format von den Wolken, mit ISO-400, Blende 4 zwischen 3 und 8 Sekunden Belichtungszeit. Inzwischen entwickelte sich auch ein nettes Gespräch über Astronomie und Raumfahrt. Seine Freundin war übrigens die Erste, die einen leuchtend hellen Punkt im Westen bemerkte. So schwenkte ich die Kamera herum, stellte die Brennweite auf 18 mm und die Belichtungszeit auf 15 Sekunden und nahm insgesamt drei Bilder während des Überfluges der ISS auf. Und tatsächlich hatte ich sie als helle Strichspur im Sternenfeld erwischt. Die Beiden waren von dem Anblick schlichtweg begeistert, bis sie im Osten in den Erdschatten eintauchte. Mit dem Erscheinen der ISS waren auch die NLCs am hellsten und so nahm ich noch einige weitere Fotos auf. Wir verabschiedeten uns anschließend und er meinte noch, falls wir das nächste Mal mit unseren Teleskopen beobachten, er auf jeden Fall gern dabei sein werde. So tauschten wir noch schnell unsere Handynummern aus…
Die Leuchtenden Nachtwolken verblassten langsam und so nahm ich noch ein Foto des Sommerdreiecks mit ISO 1600, F/3,5 und 25 Sekunden Belichtungszeit auf. Für einen Schnappschuss ist es sogar recht gut geworden, weil selbst die Sommermilchstraße recht deutlich auf dem Foto zu sehen ist. Das nächste Mal muss ich aber unbedingt eine Belichtungsreihe starten, anschließend die Bilder am Computer stacken und sogar Dunkelbilder aufnehmen, weil in den warmen Sommernächten die Fotos doch arg verrauscht sind. 🙂
Hallo Andreas,
Sind doch nette Bilder geworden.
Sei froh über die Mücken denn die fliegen nicht bei Regen. Bei uns fliegen selten Mücken, wegen–> genau Regen.
Gruß Uwe