Objekte des Monats: Der offene Sternhaufen Messier 25

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Der offe­ne Stern­hau­fen Mes­sier 25 (IC 4725), im süd­li­chen Stern­bild Schüt­ze (Sagit­ta­ri­us), wur­de etwa um das Jahr 1745/46 von dem Schwei­zer Astro­no­men Phil­ip­pe Loys de Ché­seaux beschrie­ben. Am 20. Juni 1764 ent­deck­te der fran­zö­si­sche Astro­no­me Charles Mes­sier den Stern­hau­fen unab­hän­gig neu. Er nahm ihn in sei­ne Lis­te nebel­haf­ter Objek­te auf, um Ver­wechs­lun­gen mit Kome­ten zu ver­mei­den. Mes­sier beschrieb ihn als Hau­fen klei­ner Ster­ne ohne Nebel. Obwohl der Stern­hau­fen bereits mit einem Opern­glas auf­ge­löst wer­den kann, hat der bri­ti­sche Astro­nom John Her­schel ihn aus unbe­kann­ten Grün­den nicht in sei­nen Gene­ral­ka­ta­log der Stern­hau­fen und Nebel auf­ge­nom­men. Aus die­sem Grund trägt er auch kei­ne NGC-Num­mer. Fer­ner wur­de der Stern­hau­fen im Jahr 1777 von Johann Elert Bode, 1783 von Fried­rich Wil­helm Her­schel, 1836 von Admi­ral Smith und 1859 von Rever­end Tho­mas Wil­liam Webb beob­ach­tet und beschrie­ben. Schließ­lich wur­de er im Jahr 1866 von dem deut­schen Astro­no­men Johann Fried­rich Juli­us Schmidt und 1896 von dem Ame­ri­ka­ner Solon Irving Bai­ley unab­hän­gig wie­der­ent­deckt. Der Stern­hau­fen wur­de dann im Jahr 1908 von dem dänisch-iri­schen Astro­no­men John Lou­is Emil Drey­er, basie­rend auf foto­gra­fi­schen Beob­ach­tun­gen und unter Ver­wen­dung einer von Bai­ley ermit­tel­ten Posi­ti­on, in den zwei­ten Index-Kata­log aufgenommen.

Ein heller offener Sternhaufen mit einem klassischen Cepheiden

Mes­sier 25 ist ein locke­rer, gro­ßer Stern­hau­fen und der fünft­hells­te offe­ne Hau­fen im Stern­bild Schüt­ze. Er befin­det sich west­lich des von Dun­kel­wol­ken ver­deck­ten Zen­trums unse­rer Gala­xis, zwi­schen dem Ori­on-Cyg­nus-Arm und dem Cari­na-Sagit­ta­ri­us-Arm, knapp 150 Licht­jah­re unter­halb der galak­ti­schen Ebe­ne. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 4,6 Grö­ßen­klas­sen kann der Stern­hau­fen bereits mit dem blo­ßen Auge auf­ge­fun­den wer­den. Die inter­stel­la­re Absorp­ti­on beträgt in die­ser Him­mels­rich­tung 1,62 mag. Somit wür­de uns M 25 noch viel hel­ler erschei­nen, wenn sein Ster­nen­licht nicht vom kos­mi­schen Staub getrübt und gerö­tet wür­de. Der schein­ba­re Durch­mes­ser des Hau­fens beträgt 27 Bogen­se­kun­den und ent­spricht damit unge­fähr dem schein­ba­ren Durch­mes­ser unse­res Voll­mon­des am Him­mel. Sei­ne Ent­fer­nung wird zumeist mit 2.020 Licht­jah­ren ange­ge­ben, was einem Durch­mes­ser von knapp 17 Licht­jah­ren entspricht.

Messier 25
Mes­sier 25 im Schüt­zen – Auf­nah­me von Bern­hard Hubl, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Mit einem Alter von 68 bis 95 Mil­lio­nen Jah­ren ist der Stern­hau­fen deut­lich jün­ger als die Ple­ja­den (Mes­sier 45). Er ent­hält rund 2.000 Son­nen­mas­sen. 24% sei­ner Mas­se ent­fal­len auf inter­stel­la­re Mate­rie. Die Anzahl aller bekann­ten Mit­glie­der wird mit 601 ange­ge­ben. Der ver­än­der­li­che Stern U Sagit­ta­rii ist Mit­glied des Stern­hau­fens und befin­det sich nahe des­sen Zen­trum. Er ist ein Del­ta-Cep­hei-Ver­än­der­li­cher, des­sen Hel­lig­keit zwi­schen 6,3 und 7,1 mag schwankt. Sei­ne Peri­ode beträgt 6,779 Tage. Er wur­de im Jahr 1956 von dem ame­ri­ka­ni­schen Astro­no­men J. B. Irwin ent­deckt. Sei­ne Zuge­hö­rig­keit zum Stern­hau­fen wur­de durch Radi­al­ge­schwin­dig­keits­mes­sun­gen von M. W. Feast bestä­tigt. Gleich­zei­tig ist er ein Dop­pel­stern, des­sen zwei­te Kom­po­nen­te eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 9,6 Grö­ßen­klas­sen auf­weist und 66,5 Bogen­se­kun­den vom Haupt­stern ent­fernt ist. Die Ent­fer­nung zwi­schen den bei­den Ster­nen wird auf 40.000 Astro­no­mi­sche Ein­hei­ten geschätzt. Der schwä­che­re Stern wird wie­der­um von einem engen Beglei­ter umkreist. Das Auf­tre­ten eines Cep­hei­den steht im Ein­klang mit der Tat­sa­che, dass es sich nicht um einen sehr jun­gen Stern­hau­fen han­deln kann. Übri­gens sind Cep­hei­den sehr sel­ten in offe­nen Stern­hau­fen anzu­tref­fen. Ledig­lich acht wei­te­re Stern­hau­fen mit Cep­hei­den-Ver­än­der­li­chen sind bekannt, wobei NGC 7790 im Stern­bild Kas­sio­peia den Rekord hält.

Ein wei­te­rer ver­än­der­li­cher Stern in M 25 ist vom Typ Gam­ma Cas­sio­peiae (V3508 Sgr). Es han­delt sich um einen erup­ti­ven Ver­än­der­li­chen, des­sen Hel­lig­keit unre­gel­mä­ßig zwi­schen 7,7 mag und 8,0 mag schwankt. Ins­ge­samt ent­hält M 25 ca. 86 Ster­ne der Grö­ßen­klas­se hel­ler als 12, wobei zwei G‑Riesen eben­falls zum Stern­hau­fen gehö­ren. Die bei­den auf­fäl­li­gen M‑Riesen, die bereits in Fern­glä­sern erkenn­bar sind, gehö­ren jedoch nicht zu M 25, son­dern ste­hen nur zufäl­lig auf der­sel­ben Sicht­li­nie. Der Hau­fen ent­hält auch meh­re­re blaue Nach­züg­ler­ster­ne (Blue Stragg­lers). Man nimmt an, dass die­se gro­ßen blau­en Ster­ne durch den Aus­tausch von Mas­se in einem Dop­pel­stern­sys­tem ent­stan­den sind. Sechs die­ser Ster­ne in M 25 sind vom Typ Be. Das ist ein wei­te­rer Hin­weis dar­auf, dass der Hau­fen nicht sehr jung sein kann. Neue­re For­schungs­er­geb­nis­se deu­ten dar­auf hin, dass M 25 gemein­sam mit NGC 6716 und Col­lin­der 394 ent­stan­den ist und mit die­sen einen drei­tei­li­gen Stern­hau­fen bil­den könn­te. Eini­ge Grad west­lich befin­det sich die klei­ne Sagit­ta­ri­us­wol­ke (M 24) und der mit M 25 ver­gleich­ba­re Stern­hau­fen Mes­sier 23.

Beobachtung

Mes­sier 25 ist unter einem dunk­len Land­him­mel mit dem blo­ßen Auge als schwa­cher, ver­schwom­me­ner Licht­fleck inmit­ten der süd­li­chen Milch­stra­ße zu sehen. Lei­der erreicht der offe­ne Stern­hau­fen von unse­ren Brei­ten aus gese­hen nur eine gerin­ge Höhe über dem Süd­ho­ri­zont. In einem 10x50 Feld­ste­cher ist der Stern­hau­fen in 15 bis 20 Ster­ne der 7. bis 10. Grö­ßen­klas­se auf­ge­löst. Mit einem 3 bis 4‑Zoll Refrak­tor ist der Stern­hau­fen schon recht auf­fäl­lig und bie­tet einen wun­der­ba­ren Anblick. Es zei­gen sich rund 30 Ein­zel­ster­ne als eine locker defi­nier­te und unre­gel­mä­ßi­ge Grup­pe aus wei­ßen Ster­nen. Die meis­ten hel­le­ren Ster­ne kon­zen­trie­ren sich in Ost-West-Rich­tung. Im Zen­trum befin­det sich eine dich­te­re Grup­pe. Zwei gebo­ge­ne Ster­nen­ket­ten zie­hen sich öst­lich und west­lich durch den zen­tra­len Teil des Haufens.

Sagittarius
Das Stern­bild Schüt­ze mit zahl­rei­chen Deep-Sky-Objek­ten der süd­li­chen Milchstraße

Mit einer Öff­nung von 5 bis 6‑Zoll sind die Far­ben der ein­zel­nen Ster­ne deut­lich bes­ser erkenn­bar. Beson­ders auf­fäl­lig ist die gel­be Far­be von U Sgr öst­lich des Zen­trums. Auf­fäl­lig ist auch das Drei­eck aus tief­gel­ben Ster­nen nörd­lich des Cep­hei­den-Ver­än­der­li­chen. Der Hau­fen erscheint nun all­ge­mein hel­ler und grö­ßer als der nahe­ge­le­ge­ne Mes­sier 23. Mit Fern­roh­ren von 8 bis 10-Zoll Öff­nung und höhe­rer Ver­grö­ße­rung ver­liert sich lang­sam der Hau­fen­cha­rak­ter. Aus die­sem Grund beob­ach­tet man M 25 am bes­ten in einem Weit­win­kel­oku­lar. Bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung sind in M 25 nun rund 60 Mit­glie­der unter­schied­li­cher Far­be zu erken­nen. Sie kon­zen­trie­ren sich auf ein Gebiet am Him­mel von der schein­ba­ren Grö­ße des Voll­mon­des. Auf­fäl­lig ist ein aus­ge­dehn­tes, läng­li­ches Gebiet mit schwä­che­rer Stern­kon­zen­tra­ti­on im nörd­li­chen Teil des Hau­fens. Der zen­tra­le Teil des Stern­hau­fens ist ein schö­nes Feld mit hel­len und mäßig hel­len Ster­nen. Im Zen­tral­be­reich befin­det sich eine hüb­sche Grup­pe aus sie­ben Ster­nen, die in einem Halb­kreis ange­ord­net sind.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 25 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 25 ist am bes­ten in süd­li­chen und äqua­tor­na­hen Gegen­den der Erde, zum Bei­spiel in Nami­bia, zu beob­ach­ten. Von Mit­tel­eu­ro­pa aus sind die Som­mer­mo­na­te die bes­te Zeit, da dann das Stern­bild Schüt­ze, das von zahl­rei­chen Stern­hau­fen und Nebeln geseg­net ist, über dem Süd­ho­ri­zont kul­mi­niert. Der Stern­hau­fen befin­det sich 3 ½ Grad öst­lich der Klei­nen Sagit­ta­ri­us­wol­ke (Mes­sier 24) sowie knapp 6 ½ Grad nörd­lich und etwas öst­lich des Tee­kan­nen-Aste­ris­mus des Schüt­zen. Um M 25 zu fin­den, ver­bin­den wir die Stre­cke zwi­schen Kaus Borea­lis (Lamb­da Sgr, 2,8 mag) und Gam­ma Scu­ti (4,7 mag). Der Stern­hau­fen befin­det sich unge­fähr auf der Hälf­te die­ser Stre­cke und ein Grad west­lich der Ver­bin­dungs­li­nie zwi­schen die­sen bei­den Sternen.

Auf­such­kar­te Mes­sier 25 (75,2 KiB, 38 hits)

Steckbrief für Messier 25

Daten und Fak­ten für den offe­nen Stern­hau­fen Mes­sier 25 im Schüt­zen (Sagit­ta­ri­us)
Objekt­na­meMes­sier 25
Kata­log­be­zeich­nungIC 4725, Collinder382, Melot­te 204, Raab 131, OCL 38, ESO 591-SC6
Typoffe­ner Stern­hau­fen, I 2 p 
Stern­bildSchüt­zen (Sagit­ta­ri­us)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)18h 31m 46,7s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)-19° 06′ 54″
V Hel­lig­keit4,6 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung29,0′
Anzahl der Sterne30
Hells­ter Stern6,7 mag
Durch­mes­ser17 Licht­jah­re
Ent­fer­nung2.020 Licht­jah­re
Beschrei­bungCl,pC; Con­ta­ins U Sgr;Stars mags 6…10
Ent­de­ckerPhil­ip­pe Loys de Ché­seaux, 1745/46
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 12 & 18
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 66
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1367–1368 (Vol III)
Pocket Sky Atlas: Chart 67
Sky Atlas 2000: Chart 22
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 145

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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