Objekte des Monats: Die Galaxie Messier 58

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Die Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie Mes­sier 58 (NGC 4579), im Stern­bild Jung­frau (Vir­go), wur­de am 15. April 1779 von dem fran­zö­si­schen Astro­no­men Charles Mes­sier zusam­men mit den bei­den ellip­ti­schen Gala­xien Mes­sier 59 und Mes­sier 60 ent­deckt. Sie gilt als eine von vier Bal­ken­spi­ral­ga­la­xien in Mes­siers berühm­tem Kata­log. Die ande­ren sind M 91, M 95 und M 109. Mes­sier beschrieb das Objekt als sehr schwa­chen Nebel in der Jung­frau und ver­zeich­ne­te M 58 auf der­sel­ben Kar­te des Kome­ten von 1779, der nahe an den Gala­xien vor­bei­zog. Im Gegen­satz zu Mes­sier beschrieb der bri­ti­sche Astro­nom John Her­schel das Objekt 1833 als sehr hel­len und unre­gel­mä­ßi­gen run­den Nebel, mit einem hel­ler wer­den­den Zen­trum. Außer­dem war M 58 einer der 14 Spi­ral­ne­bel, die der iri­sche Astro­nom Lord Ros­se vor 1850 beschrieb.

Entfernte Messier-Balkenspirale mit ultrakompaktem Kernring

Mes­sier 58 ist eine Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie vom Typ SAB(rs)b mit schwa­cher inne­rer Ring­struk­tur, obwohl sie manch­mal auch als Zwi­schen­form zwi­schen einer nor­ma­len und einer Bal­ken­spi­ral­ga­la­xie klas­si­fi­ziert wird. Sie besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 9,6 mag und eine Flä­chen­aus­deh­nung von 5,9 x 4,7 Bogen­mi­nu­ten. Damit ist sie bereits in klei­nen Tele­sko­pen sicht­bar. Die Gala­xie gehört zum Vir­go-Gala­xien­hau­fen und liegt 62,5 Mil­lio­nen Licht­jah­re von der Erde ent­fernt. Ihr wah­rer Durch­mes­ser beträgt etwa 108.000 Licht­jah­re und ihre Mas­se mehr als 300 Mil­li­ar­den Son­nen­mas­sen. Damit ist sie in Grö­ße und Mas­se mit unse­rer Milch­stra­ße ver­gleich­bar und besitzt etwa die Hälf­te der Mas­se der Andro­me­da­ga­la­xie (Mes­sier 31). Gleich­zei­tig ist M 58 eine der hells­ten Gala­xien des Hau­fens und das am wei­tes­ten ent­fern­te Messier-Objekt.

Messier 58
Mes­sier 58 in der Jung­frau – Auf­nah­me von Harald Strauß, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Wie die ande­ren Gala­xien des Vir­go-Hau­fens weist auch M 58 eine sehr gerin­ge Stern­ent­ste­hungs­ra­te in ihrer Schei­be auf. Sie ent­hält im Ver­gleich zu ande­ren Gala­xien mit ähn­li­cher Mor­pho­lo­gie rela­tiv wenig neu­tra­les Was­ser­stoff­gas. Es wird ver­mu­tet, dass der Gas­man­gel in der Schei­be auf die Wech­sel­wir­kung mit dem hei­ßen inter­ga­lak­ti­schen Medi­um (Vir­go-Intra­clus­ter-Medi­um, ICM) des Vir­go-Gala­xien­hau­fens oder auf gra­vi­ta­ti­ve Wech­sel­wir­kun­gen mit den benach­bar­ten Gala­xien zurück­zu­füh­ren ist. Das auf­fäl­ligs­te Merk­mal von Mes­sier 58 sind zwei aus­ge­präg­te, eng gewun­de­ne Spi­ral­ar­me, die sich in einem wei­ten Bogen um den Kern win­den und an einem mar­kan­ten Bal­ken enden. Die Schei­be besitzt dün­ne Staub­bah­nen. Ihr dif­fu­ses Zen­trum ist durch meh­re­re Staub­spu­ren gekenn­zeich­net. Im Zen­trum besitzt sie einen akti­ven Kern und wird zu den LINER-Gala­xien gezählt. Sie besitzt sogar einen der hells­ten LINER-Ker­ne. In die­sem Fall scheint das Gas im Kern durch eine jün­ge­re Ver­si­on der in Sey­fert­ga­la­xien und Qua­sa­ren beob­ach­te­ten Akti­vi­tät ioni­siert zu werden.

Messier 58 Hubble
Mes­sier 58 in einer Auf­nah­me des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops – Cre­dit: NASA, ESA, STScI and D. Maoz (Tel Aviv University/Wise Observatory)

Optisch zeigt der Kern im Ver­gleich zu ande­ren Spi­ral­ga­la­xien der­zeit nur eine gerin­ge Leucht­kraft. Man ver­mu­tet dort ein super­mas­se­rei­ches Schwar­zes Loch mit 70 Mil­lio­nen Son­nen­mas­sen. Radio­emis­sio­nen wei­sen auf einen Jet hin, der von einer Akkre­ti­ons­schei­be in 0,3 Licht­jah­ren Ent­fer­nung vom akti­ven Zen­trum aus­geht. Ver­mut­lich fin­det im Zen­trum gera­de ein Star­burst statt. Mes­sier 58 gehört zu den weni­gen Gala­xien am Him­mel, die in ihrem Zen­trum meh­re­re aus­ge­präg­te Stern­ent­ste­hungs­ge­bie­te in Form eines schma­len Rings um das Zen­trum auf­wei­sen. Die­ser so genann­te Ultra-Com­pact Nuclear Ring (UCNR) hat einen Durch­mes­ser von 250 Licht­jah­ren. Die­ser Ring ist das Haupt­ge­biet der Star­burst-Akti­vi­tät in die­ser Galaxie.

Virgohaufen
Der Zen­tral­be­reich des Vir­go-Gala­xien­hau­fens im Stern­bild Jung­frau. M 58 befin­det sich im Bild unten links

In Mes­sier 58 wur­den im Lau­fe der Jah­re zwei Super­no­vae beob­ach­tet. Am 18. Janu­ar 1988 leuch­te­te eine Super­no­va vom Typ II auf (SN 1988A). Sie erreich­te eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 13,5 mag und war 40 Bogen­se­kun­den süd­lich des Kerns sicht­bar. SN 1989M leuch­te­te am 28. Juni 1989 auf und war eine Typ I Super­no­va. Sie erreich­te eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 12,2 mag. Sie wur­de 33 Bogen­se­kun­den nörd­lich und 44 Bogen­se­kun­den west­lich des Zen­trums ent­deckt. M 58 befin­det sich in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu NGC 4567 und NGC 4568, die auch als „Sia­me­si­sche Zwil­lin­ge“ bekannt sind. Dabei han­delt es sich um ein Paar wech­sel­wir­ken­der Gala­xien, die eben­falls zum Vir­go-Gala­xien­hau­fen gehö­ren. Mes­sier 58 befin­det sich nur eine hal­be Voll­mond­brei­te süd­west­lich die­ses Galaxienpaares.

Beobachtung

Mes­sier 58 ist bereits in grö­ße­ren Fern­glä­sern zu sehen und in klei­nen Tele­sko­pen sehr leicht zu iden­ti­fi­zie­ren. Sie erscheint ähn­lich hell wie die zahl­rei­chen ellip­ti­schen Gala­xien des Vir­go-Gala­xien­hau­fens. In mei­nem 16x70 Fuji­non Feld­ste­cher erkennt man einen schwa­chen, fast kreis­run­den Nebel­fleck im glei­chen Gesichts­feld wie ihre Nach­barn M 59 und M 60. In einem 2,5 bis 3‑Zoll Tele­skop ist ein leicht ellip­ti­scher Nebel von gro­ßer Flä­chen­hel­lig­keit öst­lich eines 8 mag hel­len Sterns zu erken­nen. Das Zen­trum erscheint hell und stern­för­mi­gen. Bei einer Öff­nung von 4 bis 6‑Zoll und unter guten Bedin­gun­gen mit mitt­le­rer Ver­grö­ße­rung ist ein Halo zu erken­nen, der sich von Osten nach Wes­ten erstreckt. Der Halo zeigt unre­gel­mä­ßi­ge Hel­lig­keits­kon­zen­tra­tio­nen in Form von hel­len und dunk­len Fle­cken, die wahr­schein­lich die Spi­ral­ar­me nach­zeich­nen. Die Außen­be­rei­che gehen sanft in den Hin­ter­grund über.

Messier 58
Auf­such­kar­te für Mes­sier 58 – erstellt mit SkytechX

Bei 8 bis 10-Zoll Öff­nung, guten Sicht­be­din­gun­gen und höhe­rer Ver­grö­ße­rung vor­aus­ge­setzt, soll­te die Bal­ken­struk­tur im Zen­trum bereits indi­rekt erkenn­bar sein. Die­se ver­läuft von Osten nach Wes­ten und erscheint als Ver­län­ge­rung des zen­tra­len Kerns. Ein­zel­ne Kno­ten erschei­nen an den öst­li­chen und west­li­chen Enden der Kern­re­gi­on. Bei noch grö­ße­rer Öff­nung besitzt M 58 einen fast stern­för­mi­gen Kern, der etwas ver­län­gert erscheint. Der zen­tra­le Bal­ken erscheint gespren­kelt und ist nur sche­men­haft zu erken­nen. Nach Nor­den hin erscheint die Gala­xie etwas dif­fu­ser und dunk­ler. Dort kann man einen der Spi­ral­ar­me erah­nen, der sich als schwä­che­re Halo­s­truk­tur zeigt. 

Mes­sier 58 ist am bes­ten in den Früh­lings­mo­na­ten zu beob­ach­ten, wenn das Stern­bild Jung­frau im Süden kul­mi­niert. Um die Gala­xie 2° nord­west­lich von Rho Vir­gi­nis (4,9 mag) zu fin­den, gehen wir von der Linie der Ster­ne Vin­dem­ia­trix (Epsi­lon Vir, 2,8 mag) und Denebo­la (Beta Leo, 2,1 mag) aus. Wir brin­gen Vin­dem­ia­trix ins Gesichts­feld und schwen­ken 5° nach Nord­wes­ten, bis wir auf ein Drei­eck aus Ster­nen der 6. und 7. Grö­ßen­klas­se in der Nähe von Rho Vir­gi­nis sto­ßen. Nun schwen­ken wir wie­der um 1 ½ Grad nach Nor­den. Dort befin­den sich die Gala­xien M 60 und M 59. M 58 steht von die­sen Gala­xien aus gese­hen etwas mehr als 1 ½ Grad west­lich von ihnen und 8 Bogen­mi­nu­ten öst­lich eines Sterns der 8. Grö­ßen­klas­se. Die Gala­xie soll­te bereits im Sucher als schwa­cher Licht­fleck sicht­bar sein.

Auf­such­kar­te Mes­sier 58 (64,8 KiB, 44 hits)

Steckbrief für Messier 58

Daten und Fak­ten für die Gala­xie Mes­sier 58 in der Jung­frau (Vir­go)
Objekt­na­meMes­sier 58
Kata­log­be­zeich­nungNGC 4579, UGC 7796, PGC 42168, MCG 2–32-160
TypGala­xie, SBb
Stern­bildJung­frau (Vir­go)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)12h 37m 43,7s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+11° 49′ 06″
V Hel­lig­keit9,6 mag
Flä­chen­hel­lig­keit13,1 mag
Win­kel­aus­deh­nung6,0′ x 4,8′
Posi­ti­ons­win­kel95°
Abso­lu­te Helligkeit-22,442 mag
Durch­mes­ser108.000 Licht­jah­re
Ent­fer­nung62,5 Mil­lio­nen Lichtjahre
Beschrei­bungB,L,iR,vmbM; fine com­pact spiral
Ent­de­ckerCharles Mes­sier, 1779
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 11
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 45 & D2
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 725–726 (Vol II)
Pocket Sky Atlas: Chart 45
Sky Atlas 2000: Chart 14
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 90

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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