Der Sternhimmel im Juni 2023

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Der Lauf des Mondes

Der zuneh­men­de Mond beginnt sei­nen Lauf im Juni ent­lang der Eklip­tik im unschein­ba­ren Stern­bild Waa­ge, wo wir ihn am 1. und 2. Juni auf­fin­den kön­nen. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni wan­dert der fast vol­le Mond nörd­lich am Haupt­stern Ant­ares im Stern­bild Skor­pi­on vor­bei. Am 4. Juni wird die Voll­mond­pha­se durch­lau­fen und wir sehen ihn dort im süd­li­chen Bereich des Stern­bilds Schlan­gen­trä­ger. Nach der Voll­mond­nacht wird unser stil­ler Beglei­ter nach und nach ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Er wan­dert wei­ter in Rich­tung Osten durch die Stern­bil­der Schüt­ze und Stein­bock und kann dann am Mor­gen des 10. Juni nur 3 ½ Grad süd­lich von Saturn im Stern­bild Was­ser­mann auf­ge­fun­den wer­den. An die­sem Tag wird auch das letz­te Vier­tel erreicht. Wir sehen ihn an die­sem Mor­gen als abneh­men­den Halb­mond. Unser stil­ler Beglei­ter kann danach im Grenz­be­reich der Stern­bil­der Fische und Wal­fisch gese­hen wer­den, bis wir die abneh­men­de Mond­si­chel, in der Mor­gen­däm­me­rung des 14. Juni, in der Nähe des Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter im Stern­bild Wid­der auf­fin­den kön­nen. Der gegen­sei­ti­ge Abstand bei­der Him­mels­kör­per beträgt an die­sem Mor­gen nur 1 ½ Grad. Zum letz­ten Mal kön­nen wir die sehr dün­ne Mond­si­chel am Mor­gen des 16. Juni über dem nord­öst­li­chen Hori­zont beob­ach­ten, bis am 18. Juni die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen wird. Nur einen Abend spä­ter kön­nen wir ver­su­chen, die sehr dün­ne, zuneh­men­de Mond­si­chel, kurz nach Son­nen­un­ter­gang, über dem nord­west­li­chen Hori­zont im Stern­bild Zwil­lin­ge auf­zu­spü­ren. Einen Abend spä­ter gelingt uns das deut­lich leich­ter. Wir fin­den die Mond­si­chel an die­sem Abend eini­ge Grad west­lich des Abend­sterns Venus im Stern­bild Krebs. In der Abend­däm­me­rung des 21. Juni kommt es zu einer inter­es­san­ten Zusam­men­kunft zwi­schen der Venus und dem roten Pla­ne­ten Mars. Alle drei Gestir­ne bil­den an die­sem Abend ein nahe­zu gleich­schenk­li­ges Drei­eck über dem West­nord­west­ho­ri­zont, wobei der Abstand zum Abend­stern etwas mehr als 4 Grad betra­gen wird. Nur einen Abend spä­ter, am 22. Juni, steht die Mond­si­chel nur 4 ½ Grad von unse­rem Nach­barn Mars im Stern­bild Löwe ent­fernt. An den Fol­ge­aben­den wan­dert der zuneh­men­de Mond wei­ter durch die Stern­bil­der Löwe und Jung­frau, wobei am 26. Juni das ers­te Vier­tel erreicht wird. Am Abend des 27. Juni kön­nen wir den Erd­tra­ban­ten nur weni­ge Grad nörd­lich des Haupt­sterns Spi­ca auf­fin­den. Bis zum Monats­en­de wan­dert der zuneh­men­de Mond wei­ter ent­lang der Eklip­tik und aber­mals in die­sem Monat durch die Stern­bil­der Waa­ge und Skorpion.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur nähert sich immer mehr der Son­ne an und kommt schließ­lich am 1. Juli 2023 in obe­rer Kon­junk­ti­on mit ihr. Er bleibt von unse­ren Brei­ten aus gese­hen im gesam­ten Monat Juni unsicht­bar. Nur im Mit­tel­meer­raum und in den Tro­pen kann der flin­ke Pla­net nied­rig über dem Hori­zont in der Mor­gen­däm­me­rung auf­ge­spürt werden.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus beherrscht als auf­fäl­li­ger Abend­stern den Abend­him­mel und erreicht am 4. Juni 2023, mit 45° 24’ Abstand, ihre größ­te öst­li­che Elon­ga­ti­on zur Son­ne. Nur einen Tag vor­her ver­lässt sie das Stern­bild Zwil­lin­ge und zieht in den Krebs. Am 26. Juni tritt sie in das Stern­bild Löwe über. Am Tag der Elon­ga­ti­on ist die ‑4,4 mag hel­le Venus auch zur Hälf­te beleuch­tet. Die so genann­te Dicho­to­mie tritt ein. Im Tele­skop erscheint der Abend­stern nun als 24 Bogen­se­kun­den gro­ße Halb­ve­nus. Bis zum Monats­en­de wächst das Venus­scheib­chen auf 33 Bogen­se­kun­den an. Der Beleuch­tungs­grad nimmt wei­ter ab, so dass sie sich Ende Juni immer mehr als Sichel zei­gen wird. Bis zum Monats­en­de stei­gert sie ihre schein­ba­re Hel­lig­keit auf ‑4,7 Grö­ßen­klas­sen. Ihren größ­ten Glanz erreicht sie aber erst im Fol­ge­mo­nat. Inter­es­sant ist die Begeg­nung der Venus mit der Prae­se­pe (Mes­sier 44) im Krebs. Der Abend­stern steht am 13. des Monats direkt am nörd­li­chen Rand die­ses hel­len Stern­hau­fens. Am 21. Juni steht auch die zuneh­men­de Mond­si­chel bei Venus und Mars in der Abend­däm­me­rung über dem west­li­chen Hori­zont. Die Unter­gän­ge des Abend­sterns ver­frü­hen sich von anfangs 0:41 Uhr auf 23:27 Uhr Som­mer­zeit. Lei­der nimmt auch die Hori­zont­hö­he unse­res Nach­bar­pla­ne­ten im Lau­fe des Juni immer wei­ter ab. Ende Juni steht sie zum Ende der bür­ger­li­chen Däm­me­rung nur noch 12 ½ Grad hoch im Wes­ten. Erst Mit­te August erreicht die Venus ihre Kon­junk­ti­on zu unse­rem Zentralgestirn.

Unser roter Nach­bar Mars kann bei Ein­bruch der Dun­kel­heit noch am Abend­him­mel im Stern­bild Krebs gese­hen wer­den. Am 20. Juni ver­lässt er den Krebs und zieht in den Löwen. Er ver­schwin­det im Lau­fe des Monats aber immer mehr in der hel­len Abend­däm­me­rung und wird dann schließ­lich unsicht­bar. Mars ist auch im Tele­skop kein attrak­ti­ves Objekt mehr, denn sein schein­ba­rer Durch­mes­ser beträgt Ende des Monats nur noch 4,3 Bogen­se­kun­den. Auch mit sehr hoher Ver­grö­ße­rung erkennt man kaum noch Details auf sei­nem Pla­ne­ten­scheib­chen. Sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit geht wei­ter leicht zurück und beträgt Ende des Monats 1,7 Grö­ßen­klas­sen. Inter­es­sant ist der Vor­bei­zug an der Prae­se­pe (Krip­pe) am 2. des Monats. Der Rote Pla­net zieht nur weni­ge Bogen­mi­nu­ten nörd­lich vom Hau­fen­zen­trum durch den Stern­hau­fen. Der Abend­stern Venus ist dem Roten Pla­ne­ten dicht auf den Fer­sen und nähert sich im Juni auch immer wei­ter dem Pla­ne­ten an, ohne ihn tat­säch­lich zu errei­chen. Am 1. Juni geht Mars um 1:01 Uhr im Wes­ten unter. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich sei­ne Unter­gän­ge auf 23:39 Uhr Som­mer­zeit. Am 22. Juni steht die zuneh­men­de Mond­si­chel in der Nähe unse­res Nach­bar­pla­ne­ten. Am 29. Juni kann die Venus, nur 3 ½ Grad west­lich des Roten Pla­ne­ten, beob­ach­tet werden.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter ist ein Pla­net für den Mor­gen­him­mel und wan­dert recht­läu­fig durch das Stern­bild Wid­der. Im Lau­fe des Juni wird der ‑2,2 mag hel­le Pla­net immer bes­ser sicht­bar. Geht Jupi­ter zu Beginn des Monats erst um 3:29 Uhr auf, erfolgt sein Auf­gang am Monats­en­de bereits um 1:47 Uhr Som­mer­zeit. Inter­es­sant ist die Zusam­men­kunft mit der abneh­men­den Mond­si­chel am Mor­gen des 14. Juni. Bei­de Gestir­ne ste­hen nur 1 ½ Grad von­ein­an­der ent­fernt. Bis zum Son­nen­auf­gang ver­rin­gert sich ihr gegen­sei­ti­ger Abstand auf 0,8 Grad!

Der Ring­pla­net Saturn, im Stern­bild Was­ser­mann, wird zu einem Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Im Lau­fe des Juni stei­gert der Pla­net sei­ne Hel­lig­keit von 0,9 auf 0,7 Grö­ßen­klas­sen. Am 18. Juni wird Saturn sta­tio­när und beginnt sei­ne dies­jäh­ri­ge Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Er wan­dert dann rück­läu­fig durch das Stern­bild. Am 1. Juni geht Saturn um 1:55 Uhr Som­mer­zeit im Osten auf. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf Mit­ter­nacht. Ende Juni steht er zu Beginn der Mor­gen­däm­me­rung bereits 20 Grad hoch im Süd­os­ten. Am 10. Juni steht der abneh­men­de Mond in der Nähe von Saturn.

Ura­nus, recht­läu­fig im Stern­bild Wid­der, stand im Mai in Kon­junk­ti­on mit der Son­ne. Er kann sich noch nicht aus den Strah­len unse­res Zen­tral­ge­stirns befrei­en und bleibt auch noch im Juni am Mor­gen­him­mel unsichtbar.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun wan­dert recht­läu­fig durch die Fische und ver­steckt sich nach wie vor in der Mor­gen­däm­me­rung, obwohl er zum Monats­en­de hin bereits vor Mit­ter­nacht auf­ge­hen wird. Auf­grund sei­ner schein­ba­ren Hel­lig­keit von 7,9 mag, wird die­ser näm­lich von der immer zei­ti­ger ein­set­zen­den Mor­gen­däm­me­rung über­strahlt wer­den, wenn er genü­gend hoch am Him­mel steht. Nep­tun bleibt somit unsicht­bar. Erst zum Monats­wech­sel kann man ver­su­chen, den Pla­ne­ten mit Hil­fe eines Tele­skops zu Beginn der nau­ti­schen Däm­me­rung aufzuspüren.

Der ehe­ma­li­ge Pla­net und jetzt Zwerg­pla­net (134340) Plu­to bewegt sich recht­läu­fig durch den Stein­bock und steht kurz vor sei­ner Oppo­si­ti­on, die er im nächs­ten Monat errei­chen wird. Zwei Stun­den nach sei­nem Auf­gang kann man einen Beob­ach­tungs­ver­such wagen, was am bes­ten im letz­ten Monats­drit­tel gelin­gen wird. Sei­ne Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von 0:43 Uhr Som­mer­zeit auf zwei Stun­den. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 14,4 Grö­ßen­klas­sen benö­tigt man für sei­ne Sich­tung aller­dings grö­ße­re Teleskope.

Helle Kometen und Planetoiden

Der kurz­pe­ri­odi­sche Komet 237P/LINEAR kann um Mit­ter­nacht her­um im öst­li­chen Teil des Stern­bilds Adler auf­ge­fun­den wer­den. Im Lau­fe des Monats zieht der Schweif­stern lang­sam wei­ter in Rich­tung Nord. Mit einer Hel­lig­keit um 12 Grö­ßen­klas­sen ist der Komet ein Objekt für grö­ße­re Teleskope.

Der Komet C/2020 V2 (ZTF) wird Ende Juni wie­der am Mor­gen­him­mel sicht­bar. Er zieht durch das Stern­bild Wid­der in Rich­tung Süden und kann kurz vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung beob­ach­tet wer­den. Mit einer Hel­lig­keit von rund 10 Grö­ßen­klas­sen kann der Schweif­stern in klei­ne­ren bis mitt­le­ren Tele­sko­pen gesich­tet werden.

Der erst Anfang März ent­deck­te Komet C/2023 E1 (ATLAS) ist zur Zeit hel­ler als erwar­tet und könn­te im Juli die 10. Grö­ßen­klas­se über­schrei­ten. Sei­ne Koma ist aus­ge­dehnt und sehr dif­fus, so dass ein dunk­ler und kla­rer Him­mel nötig ist, um den Kome­ten in mitt­le­ren Tele­sko­pen zu fin­den. Im Lau­fe des Monats nimmt die schein­ba­re Hel­lig­keit des Schweif­stern von 11,5 auf 10,0 Grö­ßen­klas­sen zu. Der Komet ist zir­kum­po­lar und opti­mal in Rich­tung Nor­den beob­acht­bar. Er wan­dert im Juni durch die Stern­bil­der Dra­che und Klei­ner Bär.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres zieht recht­läu­fig durch das Stern­bild Jung­frau und soll­te bereits kurz nach dem Ein­dun­keln beob­ach­tet wer­den. Die schein­ba­re Hel­lig­keit von Ceres nimmt wei­ter ab von anfangs 8,1 auf 8,5 mag. Am 1. Juni geht der Zwerg­pla­net um 3:38 Uhr Som­mer­zeit unter. Am 30. Juni erfolgt sein Unter­gang bereits zwei Stun­den früher.

Der Aste­ro­id mit der Num­mer (11) Par­then­ope steht am 6. Juni 2023 im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und erreicht eine Hel­lig­keit von 9,5 mag. Zu Monats­be­ginn ist der Him­mels­kör­per noch 9,6 mag hell. Bis zum Monats­en­de sinkt ihre schein­ba­re Hel­lig­keit wie­der unter die 10. Grö­ßen­klas­se. Sei­ne Meri­di­an­durch­gän­ge ver­la­gert der Aste­ro­id in die Zeit vor Mit­ter­nacht. Am 1. Juni steht Par­then­ope um 1:33 Uhr im Süden und am 30. Juni bereits um 23:08 Uhr Sommerzeit.

(15) Euno­mia wan­dert durch den Schüt­zen und stei­gert ihre Hel­lig­keit von 9,8 auf 9,0 Grö­ßen­klas­sen. Auf­grund ihrer süd­li­chen Dekli­na­ti­on von ‑25° ist sie in den hel­len Juni­näch­ten nicht leicht zu fin­den. Am bes­ten beob­ach­tet man den Aste­ro­iden vor Beginn der Mor­gen­däm­me­rung und in der Stun­de vor ihrer Kul­mi­na­ti­on, die am 1. Juni um 4:05 und am 30. Juni bereits um 1:51 Uhr Som­mer­zeit statt­fin­den wird. Am 7. Juli 2023 steht Euno­mia schließ­lich in Oppo­si­ti­on zur Sonne.

(20) Mas­sa­lia wan­dert eben­falls durch den Schlan­gen­trä­ger und steht am 16. Juni 2023 der Son­ne genau gegen­über. Lei­der erreicht sie zum Oppo­si­ti­ons­zeit­punkt nur eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 10,0 mag. Bei güns­ti­gen Oppo­si­tio­nen ist der Him­mels­kör­per rund 1,5 mag hel­ler. Am 1. Juni steht Mas­sa­lia um 2:22 Uhr im Süden. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich ihre Meri­di­an­durch­gangs­zei­ten auf 23:54 Uhr Som­mer­zeit. Am 1. Juni wan­dert der Aste­ro­id in nur 10 Bogen­mi­nu­ten Abstand am 8,2 mag hel­len offe­nen Stern­hau­fen NGC 6469 vor­bei. Am 6. Juni kann der 6,2 mag hel­le Stern SAO 185465 als Auf­such­hil­fe die­nen. Der gegen­sei­ti­ge Abstand beträgt nur 2 Bogenminuten.

Meteorströme

Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Her­cu­li­den aktiv. Sie gehen auf den Kome­ten 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann zurück und erzeu­gen ledig­lich 2 Meteo­re pro Stun­de. Die Geschwin­dig­keit der Teil­chen beträgt dabei nur 15 Kilo­me­ter pro Sekun­de und ist dem­zu­fol­ge recht lang­sam. Das Maxi­mum der Tau-Her­ku­li­den wird dann am 3. Juni erwar­tet. Lei­der stört in die­sem Jahr der fast vol­le Mond die Beob­ach­tung die­ses Mete­or­stroms. Der Radi­ant steht in unse­ren Brei­ten und zum Maxi­mums­zeit­punkt fast im Zenit. Eine erhöh­te Akti­vi­tät ist erst im Jahr 2049 zu erwar­ten, wenn der Ursprungs­kör­per der Meteo­ro­iden wie­der in Son­nen­nä­he kommt.

Seit 1966 wer­den zwi­schen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyri­den beob­ach­tet. Ihr Akti­vi­täts­ma­xi­mum erreicht der Mete­or­strom am 16. Juni und dem­zu­fol­ge nur 2 Tage vor Neu­mond. Gewöhn­lich wer­den kaum mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de regis­triert, die mit einer Geschwin­dig­keit von 31 Kilo­me­tern pro Sekun­de in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen. Im Jahr 1996 kam es zu einer deut­lich höhe­ren Rate. Der Radi­ant befin­det sich im Stern­bild Lei­er, nur weni­ge Grad vom Haupt­stern Wega ent­fernt. Er steht dem­zu­fol­ge im Juni sehr hoch am Him­mel. Ein Ursprungs­kör­per für die Juni-Lyri­den ist nicht bekannt.

Die Juni-Boot­i­den sind vom 22. Juni bis zum 2. Juli aktiv und stam­men vom kurz­pe­ri­odi­schen Kome­ten 7P/­Pons-Winne­cke ab. Das Maxi­mum fin­det in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni gegen 0:00 Uhr Som­mer­zeit statt. In der ers­ten Nacht­hälf­te wird der Mond die Beob­ach­tung stö­ren. Der Radi­ant befin­det sich an der Posi­ti­on RA 224° und Dec +48°, im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Bären­hü­ter. Dem­zu­fol­ge steht der Radi­ant am Abend mit rund 70 Grad sehr hoch am Him­mel. Die Zeni­tra­te ist varia­bel und zum Teil so gering, dass sie kaum auf­fällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Am bes­ten beob­ach­tet man in Süd­deutsch­land bzw. von Süd­eu­ro­pa aus. Die Näch­te dort sind noch deut­lich dunk­ler als im Nor­den der Repu­blik, wo die Wei­ßen Näch­te stö­ren. Eine Beob­ach­tung lohnt sich auf jeden Fall, weil der Strom in ver­schie­de­nen Jah­ren mehr oder weni­ger star­ke Akti­vi­täts­aus­brü­che zeig­te. Für die­ses Jahr sind aber kei­ne Vor­her­sa­gen einer höhe­ren Akti­vi­tät bekannt. So stieg im Jahr 1998 die Zeni­tra­te für kur­ze Zeit auf 100 Meteo­re pro Stun­de und im Jahr 2004 auf 50 Meteo­re pro Stun­de an. Wei­te­re Aus­brü­che gab es in den Jah­ren 1916 und 1927. Die Teil­chen der Juni-Boot­i­den erzeu­gen mit 18 km/s extrem lang­sa­me Spu­ren. Somit las­sen sich die Stern­schnup­pen die­ses Stroms sehr gut von spo­ra­di­schen Meteo­ren unterscheiden.

Die eklip­ti­ka­len Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le sind im gesam­ten Monat Juni aktiv und kom­men in die­sem Monat aus Rich­tung des Stern­bilds Schüt­ze. Auf­grund der gerin­gen Höhe des Aus­strah­lungs­punk­tes über dem Hori­zont, der am Him­mel eine unge­fäh­re Aus­deh­nung von 10 bis 20 Grad besitzt, sind im Durch­schnitt nur zwei bis drei Meteo­re pro Stun­de zu erwar­ten. Die Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten der Teil­chen lie­gen um 30 km/s und sind des­halb sehr langsam.

Der abendliche Fixsternhimmel

Sternhimmel
Der Stern­him­mel am 15. Juni 2023 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat die bekann­te Figur des Gro­ßen Wagens, der zum Stern­bild des Gro­ßen Bären gehört, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit schon längst über­schrit­ten und steigt nun wie­der lang­sam zum Nord­west­ho­ri­zont her­ab. Um den Polar­stern und damit die Nord­rich­tung auf­zu­fin­den, ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che. Der Polar­stern ist der letz­te Deich­selstern des Klei­nen Bären, des­sen Wagen­kas­ten sich jetzt genau auf 12 Uhr Posi­ti­on und somit in sei­ner höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont befin­det. Direkt rechts ober­halb des Klei­nen Bären gele­gen erkennt man den Dra­chen, der sich um den Klei­nen Bären win­det. Der rau­ten­för­mi­ge Kopf des Dra­chen wird in der nächs­ten Stun­de eben­falls den Zenit errei­chen. In mitt­le­rer Höhe im Nord­os­ten, unter­halb von Klei­ner Bär und Dra­che, ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, das an die Form eines Haus­da­ches erin­nert. Dar­un­ter steht die Kas­sio­peia, die die Form des Buch­sta­bens „W“ besitzt und dem­zu­fol­ge im Volks­mund auch als „Himmels‑W“ bezeich­net wird. Sie hat ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on schon längst über­schrit­ten. Dage­gen hat das Stern­bild Per­seus gera­de sei­ne nied­rigs­te Stel­lung erreicht und befin­det sich nun genau über dem Nord­ho­ri­zont in sei­ner unte­ren Kul­mi­na­ti­on. Dar­über steht das unschein­ba­re Stern­bild der Giraf­fe. Eben­falls in Hori­zont­nä­he, west­lich vom Per­seus, fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb des Fuhr­manns und unter­halb von Kopf und den Vor­der­pfo­ten des Gro­ßen Bären steht noch das aus deut­lich schwä­che­ren Ster­nen bestehen­de unschein­ba­re Stern­bild des Luchs.

Im Osten

Die öst­li­che Him­mels­ge­gend wird jetzt vom impo­san­ten Som­mer­drei­eck domi­niert, das sich nun in hal­ber Höhe über dem Hori­zont befin­det. Es wird durch die drei hel­len Ster­ne Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Genau zwi­schen Adler und Schwan befin­den sich die klei­nen unschein­ba­ren Stern­bil­der Del­fin, Pfeil und Füchs­chen. Das Band unse­rer Hei­mat­ga­la­xie, die Milch­stra­ße, ver­läuft mit­ten durch das Som­mer­drei­eck hin­durch von links oben kom­mend, zum süd­öst­li­chen Hori­zont her­ab. Unter einem dunk­len und trans­pa­ren­ten Land­him­mel, sowie bei guter Hori­zont­sicht im Süd­os­ten, soll­te man auch schon die hel­le Schild­wol­ke im Stern­bild Schild erken­nen kön­nen, die neben dem hel­len Milch­stra­ßen­zen­trum der auf­fäl­ligs­te Teil unse­rer Hei­mat­ga­la­xie ist. Ober­halb des Som­mer­drei­ecks sehen wir das Stern­bild Her­ku­les und einen Teil des Dra­chen, mit sei­nem mar­kan­ten rau­ten­för­mi­gen Kopf. Im Stern­bild Her­ku­les kön­nen wir schon sehr gut den Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 beob­ach­ten, der als unschar­fer Licht­fleck bereits unter einem dunk­len Him­mel mit dem blo­ßen Auge zu erken­nen ist. Er befin­det sich etwas unter­halb vom rech­ten obe­ren Kas­ten­stern des Her­ku­les. Im Nord­os­ten gehen zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit schon die ers­ten Ster­ne des Herbst­stern­bilds Pega­sus auf. Dar­über erkennt man das unschein­ba­re und nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild der Eidech­se. Noch wei­ter höher im Nord­os­ten befin­det sich das Stern­bild Kepheus.

Im Süden

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Süden hat das Stern­bild Bären­hü­ter, mit sei­nem auf­fäl­lig hell und oran­ge erschei­nen­den Haupt­stern Ark­tur, den Süd­punkt schon längst über­schrit­ten. Öst­lich davon fin­den wir das Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne, die gera­de dabei ist, den Meri­di­an zu pas­sie­ren. Noch wei­ter in Rich­tung Osten steht der Her­ku­les, der in der nächs­ten hal­ben Stun­de sei­nen höchs­ten Punkt im Süden ein­neh­men wird. Unter­halb des Stern­bilds Nörd­li­che Kro­ne sehen wir den Kopf der Schlan­ge, die vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger im Süd­os­ten getra­gen wird. Unter­halb der Schlan­ge geht gera­de das Stern­bild Waa­ge durch den Meri­di­an. Links neben der Waa­ge erken­nen wir den nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem röt­lich fun­keln­den Haupt­stern Ant­ares. Halb­hoch im Süd­wes­ten befin­den sich noch die rei­chen Gala­xien­jagd­grün­de des Stern­bilds Jung­frau, mit dem hel­len und weiß­lich leuch­ten­den Haupt­stern Spi­ca. Ober­halb der Jung­frau steht außer­dem noch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Berenike.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun lang­sam aber sicher die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der. Der mäch­ti­ge Löwe nähert sich jetzt immer wei­ter dem West­ho­ri­zont. Auch der unschein­ba­re Krebs, west­lich des Löwen­kop­fes gele­gen, ist schon im Hori­zont­dunst ver­schwun­den. Dort sehen wir den hel­len Abend­stern Venus und etwas wei­ter öst­lich den deut­lich schwä­cher leuch­ten­den Pla­ne­ten Mars. Dicht über dem Nord­west­ho­ri­zont fun­keln noch die bei­den hel­len Haupt­ster­ne Kas­tor und Pol­lux in den Zwil­lin­gen mun­ter vor sich hin. Hoch im Süd­wes­ten steht der Bären­hü­ter, mit dem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Das Stern­bild Gro­ßer Bär befin­det sich eben­falls noch in güns­ti­ger Beob­ach­tungs­po­si­ti­on hoch im Wes­ten. Unter­halb der Wagen­deich­sel des Bären ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und dar­un­ter das nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Unter­halb des Haars der Bere­ni­ke befin­det sich die Jung­frau, mit der weiß­lich leuch­ten­den Spi­ca. Dicht über dem Süd­west­ho­ri­zont ver­schwin­den soeben die bei­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Rabe und Becher unter dem Horizont.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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