Messier 64 (NGC 4826) ist eine Spiralgalaxie im nördlichen Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices) und wurde am 23. März 1779 von dem britischen Astronomen Edward Pigott entdeckt. Er veröffentlichte seine Entdeckung aber erst zwei Jahre später. Am 4. April desselben Jahres entdeckte auch der deutsche Astronom Johann Elert Bode die Galaxie unabhängig von Pigott und beschrieb sie als kleinen nebelhaften Stern. Der französische Astronom Charles Messier nahm das Objekt am 1. März 1780 als Nummer 64 in seine berühmte Nebelliste auf. Er beschrieb sie nur als schwachen, nebligen Fleck. Aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes wird M 64 auch als „Blackye-Galaxie“ (Black Eye Galaxy) bezeichnet. Der Eigenname geht auf Wilhelm Herschels Beschreibung der Galaxie zurück, nachdem er sie dem britischen Physiker Charles Blagden gezeigt hatte. Herschel fiel bei seiner Beobachtungen am 13. Februar 1787 ein dunkler Fleck nördlich des Kerns auf. Bladgen verglich das Objekt mit einem „dunklen Auge“. Im angelsächsischen Sprachraum sind auch noch folgende Namen wie „Sleeping Beauty Galaxy“ (Dornröschengalaxie) bzw. „Evil Eye Galaxy“ für M 64 geläufig.
Die Galaxie mit dem „Schwarzen Auge“
Unter Amateurastronomen ist Messier 64 aufgrund ihres Aussehends und ihrer Helligkeit ein beliebtes Fernrohrobjekt. Sie zählt zu den 12 hellsten Galaxien des Himmels. Die Blackeye Galaxie ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,5 mag und einer Ausdehnung von 10,0 x 5,4 Bogenminuten bereits in lichtstarken Ferngläsern erkennbar. Sie steht 24 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen wahren Durchmesser von ungefähr 70.000 Lichtjahren. In ihr vereinen sich schätzungsweise 100 Milliarden Sterne. Damit ist die Galaxie, die morphologisch als SAab Spirale beschrieben wird, deutlich kleiner als unser eigenes Milchstraßensystem. Sie ist aber das größte Mitglied einer kleineren, recht isoliert stehenden Gruppe von Galaxien, zu der auch NGC 4789A, 7,4° östlich der Blackeye Galaxie, gehört. Früher nahm man an, dass M 64 weiträumig, zusammen mit M 94 und einigen weiteren Galaxien in diesem Gebiet, zur Canes-Venatici-I-Galaxiengruppe zu zählen ist.
Schon in kleinen bis mittlere Teleskope zeigt M 64 eine große ovale Dunkelwolke nördlich des hellen Kerngebiets. Diese Dunkelwolke besitzt eine Ausdehnung von ungefähr 8.000 Lichtjahren. Die Dunkelwolke entstand wahrscheinlich durch eine Verschmelzung zwischen der Blackeye Galaxie und einer sehr staubreichen Galaxie vor rund 1 Milliarde Jahren. Das interstellare Gas in der Dunkelwolke rotiert entgegengesetzt zum interstellaren Gas in den äußeren Regionen der Scheibe, die ungefähr die gleiche Masse haben. Dadurch entsteht am Rand, zwischen der inneren und äußeren Scheibe, Reibung, wobei das Gas Drehimpuls verliert und ins Zentrum stürzt. Die interstellare Materie wird dadurch komprimiert, so dass es zu intensiver Sternentstehung kommt. Das Ergebnis sind junge, heiße, blaue Sterne, die sich in massereichen Sternhaufen konzentrieren und von rot leuchtenden ionisierten Wasserstoffgas umgeben sind. Die Sternentstehungsregionen werden zum Galaxienkern hin immer zahlreicher. Dieser Prozess wird noch eine weitere Milliarde Jahre andauern, bis der Starburst in M 64 zum Erliegen kommt. Die Galaxienscheibe ist 60° zu unserer Sichtlinie geneigt, so dass sich der nördliche Bereich des staubigen Wolkenkomplex etwas besser von der hellen Scheibe abhebt. Ferner besitzt die Scheibe eine sehr eng gewundenen Spiralstruktur.
Messier 64 wird zur Klasse der Seyfert-II-Galaxien gezählt, die schmale Emissionslinien im Spektrum zeigen. Die Zentralregion emittiert schwache Radioemissionen. Einige Autoren sehen M 64 als Übergangsfall zu LINER-Objekten. Das Kerngebiet selber ist eine Quelle weicher Röntgenstrahlung. Dort vermutet man eine innere Scheibe aus molekularem Gas, mit einem Durchmesser von 4.600 Lichtjahren sowie ein supermassereiches Schwarzes Loch. Der Kern wird durch die rotierende Scheibe nicht nennenswert angetrieben. Allerdings gibt es Hinweise auf einen kürzlich erfolgten großen Massenzustrom in Richtung Zentrum. In M 64 wurden bisher noch keine einzige Supernovae beobachtet.
Beobachtung
Messier 64 erscheint unter einem dunklen Landhimmel bereits im 10x50 Feldstecher als unscharfes Nebelsternchen und gilt als äußerst lohnendes Teleskopobjekt. Im 3 Zoll Teleskop erscheint die Galaxie recht hell und oval, mit einem leichten Helligkeitsanstieg zur Mitte. Ab 4 bis 5 Zoll Öffnung und mittleren bis hohen Vergrößerungen erscheint nördlich des von der Scheibe abgegrenzten, länglichen und recht hellen Kerngebiets ansatzweise und mit indirektem Sehen ein dunkler länglicher Fleck. Der Halo selber erscheint unregelmäßig hell. Die Scheibe in der Nähe des Kerns erscheint eher glatt und milchig. Knapp 4 Bogenminuten nordöstlich der Galaxie befindet sich ein auffälliger Stern der 11. Größenklasse. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung ist die 2:1 elongierte und in OSO-WNW ausgerichtete Scheibe immer noch recht diffus. Die Staubregion tritt vor allem bei höherer Vergrößerung nun deutlicher hervor. Der Kern selber erscheint sternförmig und sehr hell. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung gehört die Blackeye Galaxie zu den schönsten Objekten des nördlichen Sternhimmels. Der Halo ist recht groß, der Kern scharf und gut kondensiert. Die zentrale Dunkelwolke windet sich nun bogenförmig um den sternförmigen Kern herum. Das dunkle Auge ist ausgedehnt und auf Anhieb zu erkennen. Vor allem mit hoher Vergrößerungen um 200-fach sticht das „Schwarze Auge“ noch deutlicher hervor. Die Zentralregion wird von einem großen und hauchdünnen Nebel umgeben, der diffus in den Hintergrund übergeht.
Messier 64 ist am besten in den Frühlingsnächten zu beobachten, wenn das Sternbild Coma Berenices hoch im Süden kulminiert. Um die Blackeye Galaxie aufzufinden, gehen wir zuerst von Arcturus (Alpha Boo, ‑0,05 mag) aus. Nun schwenken wir ungefähr 20° in Richtung Westen, bis wir auf Diadem (Alpha Com, 4,3 mag) treffen. Im Sucher schwenken wir nun weitere 4° in Richtung Nordwesten, bis der enge Doppelstern 35 Comae Berenices (4,89 mag) ins Gesichtsfeld gelangt. Die Blackeye Galaxie steht ungefähr 1° nordöstlich dieses Sterns, auf einer gedachten Linie zwischen 35 Com und dem 5,5 mag hellen Stern 40 Com.
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Steckbrief für Messier 64
Objektname | Messier 64 |
Katalogbezeichnung | NGC 4826, UGC 8062, PGC 44182, MCG 4–31‑1 |
Eigenname | Blackeye Galaxie, Black Eye Galaxy, Sleeping Beauty Galaxy, Evil Eye Galaxy |
Typ | Galaxie, Sab |
Sternbild | Jungfrau (Virgo) |
Rektaszension (J2000.0) | 12h 56m 43,8s |
Deklination (J2000.0) | +21° 40′ 59″ |
V Helligkeit | 8,5 mag |
Flächenhelligkeit | 12,7 mag |
Winkelausdehnung | 10,0′ x 5,4′ |
Positionswinkel | 115° |
Absolute Helligkeit | -20,664mag |
Durchmesser | 70.000 Lichtjahre |
Entfernung | 24 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | !vB,vL,vmE120,bM,SBN; Blackeye Galaxy;dark marking nr center |
Entdecker | Edward Pigott, 1779 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 5 & 11 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 33 & 45 Millennium Star Atlas: Charts 675–676 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 45 Sky Atlas 2000: Chart 7 Uranometria 2nd Ed.: Chart 71 |